Читать книгу Götzen-Dämmerung - Фридрих Вильгельм Ницше - Страница 2
Sprüche und Pfeile
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Müssiggang ist aller Psychologie Anfang. Wie? wäre Psychologie ein -
Laster?
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Auch der Muthigste von uns hat nur selten den Muth zu dem, was er eigentlich weiss…
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Um allein zu leben, muss man ein Thier oder ein Gott sein – sagt Aristoteles. Fehlt der dritte Fall: man muss Beides sein – Philosoph…
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"Alle Wahrheit ist einfach." – Ist das nicht zwiefach eine Lüge? -
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Ich will, ein für alle Mal, Vieles nicht wissen. – Die Weisheit zieht auch der Erkenntniss Grenzen.
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Man erholt sich in seiner wilden Natur am besten von seiner Unnatur, von seiner Geistigkeit…
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Wie? ist der Mensch nur ein Fehlgriff Gottes? Oder Gott nur ein
Fehlgriff des Menschen? -
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Aus der Kriegsschule des Lebens. – Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.
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Hilf dir selber: dann hilft dir noch Jedermann. Princip der
Nächstenliebe.
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Dass man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! dass man sie nicht hinterdrein im Stiche lässt! – Der Gewissensbiss ist unanständig.
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Kann ein Esel tragisch sein? – Dass man unter einer Last zu Grunde geht, die man weder tragen, noch abwerfen kann?.. Der Fall des Philosophen.
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Hat man sein warum? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem wie? – Der Mensch strebt nicht nach Glück; nur der Engländer thut das.
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Der Mann hat das Weib geschaffen – woraus doch? Aus einer Rippe seines
Gottes, – seines "Ideals"…
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Was? du suchst? du möchtest dich verzehnfachen, verhundertfachen? du suchst Anhänger? – Suche Nullen.
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Posthume Menschen – ich zum Beispiel – werden schlechter verstanden als zeitgemässe, aber besser gehört. Strenger: wir werden nie verstanden – und daher unsre Autorität…
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Unter Frauen. – "Die Wahrheit? Oh Sie kennen die Wahrheit nicht! Ist sie nicht ein Attentat auf alle unsre pudeurs?" -
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Das ist ein Künstler, wie ich Künstler liebe, bescheiden in seinen
Bedürfnissen: er will eigentlich nur Zweierlei, sein Brod und seine
Kunst, – panem et Circen…
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Wer seinen Willen nicht in die Dinge zu legen weiss, der legt wenigstens einen Sinn noch hinein: das heisst, er glaubt, dass ein Wille bereits darin sei (Princip des "Glaubens").
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Wie? ihr wähltet die Tugend und den gehobenen Busen und seht zugleich scheel nach den Vortheilen der Unbedenklichen? – Aber mit der Tugend verzichtet man auf "Vortheile"… (einem Antisemiten an die Hausthür.)
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Das vollkommene Weib begeht Litteratur, wie es eine kleine Sünde begeht: zum Versuch, im Vorübergehn, sich umblickend, ob es Jemand bemerkt und dass es Jemand bemerkt…
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Sich in lauter Lagen begeben, wo man keine Scheintugenden haben darf, wo man vielmehr, wie der Seiltänzer auf seinem Seile, entweder stürzt oder steht – oder davon kommt…
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"Böse Menschen haben keine Lieder." – Wie kommt es, dass die Russen
Lieder haben?
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"Deutscher Geist": seit achtzehn Jahren eine contradictio in adjecto.
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Damit, dass man nach den Anfängen sucht, wird man Krebs. Der
Historiker sieht rückwärts; endlich glaubt er auch rückwärts.
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Zufriedenheit schützt selbst vor Erkältung. Hat je sich ein Weib, das sich gut bekleidet wusste, erkältet? – Ich setze den Fall, das es kaum bekleidet war.
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Ich misstraue allen Systematikern und gehe ihnen aus dem Weg. Der
Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit.
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Man hält das Weib für tief – warum? weil man nie bei ihm auf den Grund kommt. Das Weib ist noch nicht einmal flach.
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Wenn das Weib männliche Tugenden hat, so ist es zum Davonlaufen; und wenn es keine männlichen Tugenden hat, so läuft es selbst davon.
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"Wie viel hatte ehemals das Gewissen zu beissen? welche guten Zähne hatte es? – Und heute? woran fehlt es?" – Frage eines Zahnarztes.
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Man begeht selten eine Übereilung allein. In der ersten Übereilung thut man immer zu viel. Eben darum begeht man gewöhnlich noch eine zweite – und nunmehr thut man zu wenig…
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Der getretene Wurm krümmt sich. So ist es klug. Er verringert damit die Wahrscheinlichkeit, von Neuem getreten zu werden. In der Sprache der Moral: Demuth. -
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Es giebt einen Hass auf Lüge und Verstellung aus einem reizbaren Ehrbegriff; es giebt einen ebensolchen Hass aus Feigheit, insofern die Lüge, durch ein göttliches Gebot, verboten ist. Zu feige, um zu lügen…
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Wie wenig gehört zum Glücke! Der Ton eines Dudelsacks. – Ohne Musik wäre das Leben ein Irrthum. Der Deutsche denkt sich selbst Gott liedersingend.
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On ne peut penser et écrire qu'assis (G. Flaubert). – Damit habe ich dich, Nihilist! Das Sitzfleisch ist gerade die Sünde wider den heiligen Geist. Nur die ergangenen Gedanken haben Werth.
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Es giebt Fälle, wo wir wie Pferde sind, wir Psychologen, und in Unruhe gerathen: wir sehen unsren eignen Schatten vor uns auf und niederschwanken. Der Psychologe muss von sich absehn, um überhaupt zu sehn.
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Ob wir Immoralisten der Tugend Schaden thun? – Eben so wenig, als die Anarchisten den Fürsten. Erst seitdem diese angeschossen werden, sitzen sie wieder fest auf ihrem Thron. Moral: man muss die Moral anschiessen.
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Du läufst voran? – Thust du das als Hirt? oder als Ausnahme? Ein dritter Fall wäre der Entlaufene… Erste Gewissensfrage.
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Bist du echt? oder nur ein Schauspieler? Ein Vertreter? oder das
Vertretene selbst? – Zuletzt bist du gar bloss ein nachgemachter
Schauspieler… Zweite Gewissensfrage.
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Der Enttäuschte spricht. – Ich suchte nach grossen Menschen, ich fand immer nur die Affen ihres Ideals.
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Bist du Einer, der zusieht? oder der Hand anlegt? – oder der wegsieht, bei Seite geht?.. Dritte Gewissensfrage.
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Willst du mitgehn? oder vorangehn? oder für dich gehn?.. Man muss wissen, was man will und dass man will. Vierte Gewissensfrage.
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Das waren Stufen für mich ich bin über sie hinaufgestiegen, – dazu musste ich über sie hinweg. Aber sie meinten, ich wollte mich auf ihnen zur Ruhe setzen…
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Was liegt daran, das ich Recht behalte! Ich habe zu viel Recht. – Und wer heute am besten lacht, lacht auch zuletzt.
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Formel meines Glücks: ein Ja, ein Nein, eine gerade Linie ein Ziel…