Читать книгу Jetzt bin ich anders - Friederike Kipp - Страница 6
Kapitel
ОглавлениеWenige Wochen später saß ich mit meinen Mädels vor unserer Platte und wir passten gemeinsam auf unsere kleinen Geschwister auf. Diese spielten vergnügt im Sand oder an der Schaukel. Zasou sah mich an und fragte: „So, meine Süße, was ging da mit Aslan?“,
„Gar nichts…“, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen.
„Dafür habt ihr sehr, sehr, sehr eng getanzt. Der hätte dich doch am Liebsten gleich auf der Tanzfläche ausgezogen“, fügte Paula hinzu. „Nein, da ist nichts gelaufen!“, beteuerte
ich. „Und warum hat man dann euch beide auf der Straße am nächsten Morgen zusammen gesehen?“, fragte Zasou neugierig. „Ich hab´ Brötchen geholt und da haben wir uns getroffen…“, wich ich aus. „Ach so, na dann!“, antwortete Paula. Wir mussten alle lachen.
Es war so schön mit meinen Mädels draußen zu sitzen.
„OH MEIN GOTT!“, schrie Cira auf und deutete auf einen Schwarzen BMW.
„Oh, ja, das Auto ist geil, kennt jemand den Wagen?“, fragte ich in die Runde. Keiner kannte den Wagen, der auf uns zukam. Der Bass dröhnte laut aus dem Auto, während es immer näher kam. Direkt vor uns blieb der BMW stehen und die Flügeltüren gingen auf. Aus dem Wagen stiegen Aslan und noch drei weitere Kerle.
„Hi, Chicas!“, rief einer der Typen.
Wir mussten grinsen. „Heute Bock auf Party? Dann würde ich sagen wir treffen uns alle bei Liam…“, lud ein andrer ein. „Das wird cool!“, riefen wir. Aslan kam auf mich zu, seine Blicke hätte mich am Liebsten ausgezogen, gleich, jetzt und hier... „Seit wann hast du so ein Auto?“, platzte es aus mir heraus.
„Seit heute, hab den Wagen heute erst fertigbekommen. Wenn du willst, kann ich dich abholen“, fragte er stolz und freundlich zugleich.
„Klar, gerne!“, antwortete ich total fröhlich.
„Dann würd ich sagen, heute um sieben hol´ ich dich ab!“, beschloss er.
„Klar, gerne!“, antwortete ich nur. Er grinste breit, ich musste sein Lächeln erwidern. Was hatte er bloß mit mir gemacht? Was zum Henker war bloß los mit mir? Ich musterte ihn mal wieder sehr eindringlich – warum nur zum Teufel? – ich hatte doch Danny. „Aslan!“, quiekte Maja und kam auf ihn zugerannt. Er nahm sie hoch und verwuschelte ihre goldenen Locken. „Hey, das ist unfair!“, quiekte sie wieder. „Wieso?“, fragte er breit lächelnd. „Meine Haare!“, erwiderte sie ihm gespielt böse, doch er grinste nur und ließ sie runter.
„Bis nachher!“, lachte er und stieg wieder in seinen Wagen, die anderen Kerle folgten ihm und sie fuhren davon.
„Wenn der nicht auf dich abfährt, dann will ich von heute an niemals mehr fluchen, verdammt!“, lachte Cira. „Ich glaube, ihr vergesst einen wichtigen Punkt, Ich LIEBE Danny!“, protestierte ich. „Wenn du das Liebe nennst!“, gab Zasou von sich. Wenige Stunden später gingen wir alle in unsere Wohnungen zurück. Ich machte uns etwas zu essen und brachte Maja ins Bett. „Du, Lilly, wo gehst du heute Abend hin?“, fragte sie kindlich neugierig.
„Ich gehe mit Zasou, Cira und Paula weg!“, antwortete ich fröhlich.
„Viel Spaß!“, wünschte sie mir.
„Danke, Mäuschen!“, hauchte ich und gab ihr einen Gute-Nacht-Kuss.
Mit einem Klicken erlosch das Licht in Majas Zimmer. Nun konnte ich ins Bad gehen um mich fertig zu machen. Nur mit einem Handtuch um meinen Körper stand ich vor dem Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen könnte…
Nun gut, meine Wahl fiel auf die schwarzen Skinny-Jeans in Kombination mit einem roten Top, was am Ausschnitt mit Spitze bestickt war. Nun stand ich wieder im Bad, vor dem
Spiegel, mit dem Eyeliner in der Hand, als es an unserer Tür polterte. Entnervt legte ich den schwarzen Stift beiseite und ging zur Tür. Noch bevor ich diese öffnete, hörte ich Dannys Stimme schon. „Das darf doch wohl nicht wahr sein…“, stöhnte ich entnervt und öffnete ihm die Tür. Wankend stand er vor mir und war unfähig noch einen Schritt zu machen, ohne Hilfe. Womit hatte ich bloß so jemanden wie ihn verdient?!, schoss es mir durch den
Kopf. Mir blieb nichts anderes über als dass ich ihn zum Sofa hievte und ihn dort ablegte. Zur Vorsicht stellte ich ihm sogar noch einen Eimer daneben. Meine Augen blickten zur Uhr und ich erschrak. Es war schon kurz vor sieben und ich war immer noch nicht fertig, verdammt.
Schnell verschwand ich noch einmal im Bad um mich fertig zu schminken und meine Haare irgendwie fertig zu machen. Im Endeffekt ließ ich sie offen und hoffte, dass diese einigermaßen lagen. Schnell noch in die Schuhe reingeschlüpft und fertig war ich. Nun verschwand ich auch aus der Wohnung und ging in den halbdunklen Flur hinaus.
Hoffentlich hatte mich niemand von den Nachbarn gesehen…, dachte ich nur und drückte unsere alte Haustür auf. Vor dem Block wartete schon ein schwarzer BMW, aus dem ein
leiser Bass ertönte. Ich ging zu dem Auto und klopfte gegen die Beifahrerseite, die Scheibe ging nach unten und Aslan begutachtete mich.
„Was für eine Schönheit hat sich denn hier verirrt?“, fragte er frech grinsend.
„Oh Mann, ich glaube, du bist nicht ganz da, oder?“, fragte ich skeptisch.
„Doch vollkommen. Geh lieber etwas von der Tür weg“, antwortete er.
Ich ging etwas weg, die Flügeltüren öffneten sich und ich stieg ein.
„Du riechst sehr gut, ist das ein neues Parfüm?“, fragte er fasziniert.
„Ja, danke…“, antwortete ich und lächelte ihn leicht an.
Aslan erwiderte das Lächeln auf eine schelmische Art und Weise, seine Hand streifte meinen Oberschenkel. Ich sah ihn etwas skeptisch an, er grinste einfach nur zurück. Der Wagen beschleunigte schnell und wir fuhren mit 100 km/h über die Straßen. Es fühlte sich so gut an, nur fliegen musste schöner sein… Wir fuhren an den Blöcken, den Einfamilienhäusern und den Villen vorbei.
„Wo wohnt Liam?“, fragte ich interessiert.
„Am See…“, antwortet er ganz beiläufig.
„Okay…“, hauchte ich und musste mein Staunen unterdrücken, bis wir zum See einbogen… „Du hast mich verarscht. Ihr meintet den Club am See…“, stellte ich fest und kam mir auch gleichzeitig so ungeheuer dumm vor. „Gut kombiniert, Watson!“ lobte Aslan mich und parkte sein Auto. Ich sah ihn an und musterte ihn neugierig - heute hatte er ein schwarzes, etwas engeres Muskelshirt an und dazu passend eine schwarze Jeans. Er hatte etwas von einem Model an sich, jedoch auch etwas Geheimnisvolles, Gefährliches und etwas Faszinierendes. Er musterte mich und grinste, ein leicht animalisches Knurren war zu vernehmen. Ich zog eine Augenbraue nach oben, sein Gesicht kam näher und näher. Bis er seine weichen Lippen auf meine presste. Im ersten Moment wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte, doch dann lösten sich meine Lippen von seinen und ich sah errötend weg.
Aslan nahm mein Kinn und drehte meinen Kopf in seine Richtung. „Lilly, was ist los?“, fragte er verwundert. „Aslan, nein!“, brüllte ich fast. „Sorry“, antwortete er ruhig.
„Schon okay…“, antwortete ich und wurde noch röter. Schnell versuchte ich, irgendwohin zu schauen, nur nicht zu ihm. Auch wenn das gerade aussichtslos war. Aslan schien es auch unangenehm zu sein, denn er ließ mein Kinn los und schaute umher wie ein kleines Kind auf der Suche nach etwas Interessantem.
„Hey, schau mal, da steht Phils Wagen“, durchbrach Aslan die unangenehme Stille.
„Wir können ja hingehen…“, schlug ich vor.
„Klar!“, antwortete er und zusammen stiegen wir aus. Mit schnellen Schritten ging ich auf das Auto zu, Aslan legte mir einen Arm um den Körper während meine Beine mich
schnell zum anderen Wagen brachten. Ich klopfte fest an Phils Scheibe, welche sich langsam nach unten schob und die Musik schallte uns entgegen.
„Hi, ihr Beiden…“, rief Phil und stieg aus dem Auto.
Er umarmte mich freundlich und begrüßte Aslan mit einem brüderlichen Handschlag.
„Na, mit wem bist du da?“, fragte ich ihn amüsiert.
„Ich hab Zasou mitgenommen, sie ist kurz im Wald verschwunden für „kleine Mädchen“ halt“, antwortete er belustigt. „Ach so…“, antwortete ich.
„Aber Lilly, für wen hast du dich so hübsch gemacht?“, bewunderte Phil mein Outfit.
„Ach, naja, für keinen…“, antwortete ich lächelnd.
„Lilly, Schatz, du siehst so toll aus!“, quietschte Zasou.
„Danke, Maus. Du aber auch. Woher hast du den Rock und das Oberteil?“, staunte ich. „Selbst genäht!“, protzte sie. „Wow, du bist heute die sündhafte Schokolade!“,grinste ich.
„Danke, aber du bist das Chili mit der Skinny-Jeans und dem Top, Alter, damit bist du
chilischarf!“, lachte sie. Wir beide mussten anfangen lauthals zu lachen und konnten auch nicht so schnell wieder damit aufhören. „Könntet ihr aufhören euch mit Essen zu vergleichen?“, protestierte Phil.
„Wieso? Stört es dich etwa?“, fragte Zasou provozierend.
„Ja, denn ihr Beiden werdet dem eh nicht gerecht, denn ihr seid viel besser!“, antwortete Phil grinsend. „Oh, wie süß von dir!“, antwortet Zasou und lächelte ihn breit an, mit ihren hübsch geschminkten Lippen. Phil zog sie nur zu sich ran und küsste sie leidenschaftlich. Man sah ihnen das Jahr nicht an, das sie schon zusammen waren. Langsam kamen auch schon andere Gäste und die Musik wurde lauter. „Wo bleiben nur die Anderen?“, fragte ich ihn unruhig. „Liam, Cira, Lena und Jojo haben sich verfahren!“, antwortete Aslan feixend.
„Ach so…“, antwortete ich lachend und schon etwas ruhiger. „Und Paula und Marc kommen dort!“, sagte Zasou und zeigte auf ein Auto, das gerade den Weg an uns vorbeifuhr. Wir brauchten auch nicht mehr allzu lange warten, bis die anderen auch ankamen und wir uns ins Getümmel stürzen konnten. Das Erste, was anstand an dem Abend, war anstoßen auf eine gemütliche Party. Zasou zog mich zur Seite und fragte mich: „Was hast du Danny gesagt?“.
Ich verdrehte die Augen und antwortete: „Der war schon voll…“. Entsetzt sah sie mich an und sagte: „Oh mein Gott!“, „Ja…“, antwortete ich ärgerlich. „Hey, ihr zwei Süßen, lasst uns tanzen!“, schlug Aslan vor und zog mich zu sich heran. Aus den Boxen schallte ein Rhythmus der uns allen in die Knochen fuhr. Der ganze Club geriet in Bewegung, niemand blieb sitzen. Meine Hüften wirbelten vor Aslan hin und her, passend zum Beat der Musik. Phil und Zasou grinsten nur schelmisch, während sie selbst sehr eng zusammen tanzten. „Aslan, vergiss nicht, Lilly ist vergeben…“, erinnerte Phil ihn grinsend.
„Ich weiß…“, antwortete er und sein Griff wurde enger um meine Hüften. Sanfte Küsse schlichen sich über meinen Hals und Nacken, die Gänsehaut raste meinen Körper entlang und überflutete meinen gesamten Körper. Ich atmete tief ein und aus und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Dieser Typ war einfach nur der Hammer und unwiderstehlich. Ich konnte nicht anders als die Tanzfläche zu verlassen und kurz zu verschnaufen. Dabei warf ich auch schnell einen Blick auf mein Handy - es war schon um eins. Wie schnell doch die Zeit verflog wenn man Spaß hatte. Auf einmal sah ich Zasou mit einem Typen. Sie diskutierten erst heftig, bis er die Hand erhob und Zasou schlug. Geschockt starrte ich in ihre Richtung und quetschte mich durch die Menschenmassen um zu ihr zu gelangen.
„Zasou, alles okay!?“, platze es aus mir heraus.
„Ich denke schon…“, beschwichtigte sie mich. „Du Schlampe, fahr zur Hölle!“,
brüllte er und holte wieder aus. „Wenn du sie schlägst, schwöre ich dir, wirst du nicht mehr aufstehen!“, drohte ich dem grimmigen Kerl. Dieser starrte mir in die Augen und ich erkannte ihn. Es war Aaron, der beste Kumpel von Danny und Ex-Freund von Zasou. Er war genauso wie Danny, ein versoffener Idiot.
„Lilly, was machst du hier? Danny ist wohl auch da?“, fragte er neugierig mit einem bösen Unterton. „Nein, er ist daheim…“, antwortete ich trotzig. „Gut zu wissen, dass du dich mit Schlampen abgibst!“, höhnte er. „Sie ist keine Schlampe, du verdammtes Arschloch!“, brüllte ich in sein Gesicht. Auf einmal traf mich etwas und mein Gesicht fühlte sich taub an. Aslan und Phil kamen aus der Menge geprescht.
„Tu´ das nochmal, und ich brech´ dir die Knochen!“, drohte eine tiefe Stimme.
Aslan zog mich in seine Arme und Phil zog Zasou in seine Arme. Aaron kam auf uns zu, Aslan und Phil stellten sich vor uns. Aaron lachte und prügelte auf Aslan und Phil ein. Beide wehrten sich wie Tiger und schützten uns mit aller Kraft. Auf einmal zerbrach eine Flasche und Aaron fuchtelte mit dem abgebrochenen Flaschenhals herum… Alle traten geschockt einen Schritt zurück. Aslan und Phil brüllten aus Leibeskräften nach Hilfe. Zasou und ich wurden bleich im Gesicht. Was passiert nun? Sticht er wirklich zu? Hoffentlich verfehlt er die Beiden, schoss es durch meinen Kopf. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam die Security und überwältigte ihn. Ich war noch nie so froh die Security zu sehen wie an diesem Abend. „Alles okay Leute, ihr könnt weiterfeiern!“, beruhigte einer der Sicherheitsbeamten die Leute und die Boxen dröhnten wieder. Aslan und Phil mussten erstmal eine Aussage machen damit sie nicht aus dem Club flogen. Ich sah Zasou in der Zeit an und fragte leise: „Seit wann verfolgt er dich wieder?“. Sie sah mich ängstlich an und flüsterte: „Seit drei Wochen wieder. Ich will eine Bannmeile erwirken gegen ihn. Meine Sorge gilt nicht nur mir, sondern auch Phil und dir…“. Ich nickte und nahm sie in den Arm, Aaron hatte sie so lange schon terrorisiert.
Es wurde Zeit für Maßnahmen. Das war so typisch für sie, sie sorgte sich erst um die anderen und dann um sich. Wenn ich gewusst hätte, was noch passieren würde, hätte ich sie niemals wieder aus meinen Armen gelassen… Phil und Aslan kamen zu uns und ich musterte beide.
„Ihr seht schrecklich aus, tut es doll weh?“, fragte ich leise und besorgt. Aslan sah mich leicht lächelnd an und antwortete: „Nö, jeder Kerl sollte sich mal geprügelt haben… Aber danke für das Kompliment, Kleine.“, „Bitte schön…“, antwortete ich trotzig.
Zu viert gingen wir zu unserem Tisch, der Rest sah uns geschockt an.
„Was war da los?“, fragte Paula. „Aaron ist komplett durchgedreht. Er hat mich geschlagen, beschimpft, er hat Lilly geschlagenund beschimpft und der hat die Jungs mit einer kaputten
Flasche bedroht…“, berichtete Zasou.
„Oh man, warum das?“, fragte Paula neugierig.
„Weil er es nicht versteht, dass ich jetzt schon ein Jahr mit Phil zusammen bin“, antwortete Zasou leicht genervt. Auch Phil schien leicht genervt zu sein. Warum nur? Wegen Aaron selbst oderwegen Paulas Fragen?, fragte ich mich innerlich. Ich wurde aus Phil noch nie schlau, noch nicht mal aus mir wurde ich schlau…
„Woher kennst du den Freak?“, fragte Paula wieder.
„Er ist mein Ex. Den meine Eltern ausgesucht haben… für mich…“, antwortete Zasou geduldig. „Oh man, Süße…“, antwortete Paula und tätschelte sie aufmunternd.
„So Leute, ich hab uns was zu trinken geholt!“, rief Marc in die Runde. Wir alle nahmen uns etwas vom Tablett, alle, außer Zasou. Sie verzichtete den ganzen Abend schon auf alkoholhaltige Getränke und Phil holte ihr bereitwillig das, was sie wollte. Das schien wahre Liebe zu sein… Was hätte ich dafür getan, auch mal so behandelt zu werden… doch von Danny hatte ich sowas nicht zu erwarten, ich hatte schon Glück, wenn er sich an meinen Namen erinnern konnte. Er würde niemals so sein wie vielleicht Aslan… Aber nein, ich durfte nicht immer nur an ihn denken, ich musste auch einmal daran denken, dass ich doch Danny liebte und ihn nicht verlassen konnte. Es war eine aussichtslose Situation für mich…
Die Musik schallte in den Ohren und ich nickte zum Takt. Viele von uns waren wieder auf der Tanzfläche, doch mir war gerade nicht nach tanzen zu Mute. Ich genoss es, einfach mal der Musik zu lauschen und die Menschen, die meine zweite Familie waren, zu beobachten.
Zwei starke Arme legten sich von hinten um mich herum, der Geruch eines süßlichen Parfüms durchdrang meine Nase.
„Ach, keinen Bock mehr zu tanzen?“, fragte ich interessiert.
„Naja, im Moment wollte ich mit dir die Massen beobachten“, hauchte Aslan mit seiner tiefen Stimme. „Ach so… und wieso gerade mit mir?“, fragte ich frech hinterher.
„Weil, du so allein bist, und weil dieses wunderschöne Mädchen nach Aufmerksamkeit schreit“, erwiderte er lachend. Ich musste mit dem Kopf schütteln, während ich lachte. Er tat mir gut, da er mich von meinen Gedanken ablenkte. Dieser Abend tat mir richtig gut, endlich einmal abschalten, keine Gedanken an Danny und meine Mutter verschwenden. Einfach einmal ich selber zu sein war das Schönste - das dachte ich jedenfalls… Auf einmal nahm Aslan seine Hände von mir und ging auf die Tanzfläche.
„Ach, willst nun doch tanzen?“, fragte ich grinsend.
„Jap, machst du mit?“, antwortete er grinsend mit einer Gegenfrage.
„Ich komm nach, okay?“, fragte ich lächelnd.
Aslan nickte nur und verschwand in der Masse. Lange blieb er nicht allein, die Erste schmiss sich schon an seinen Hals wie Blutegel. Was hatten wir Frauen denn davon, uns wildfremden Männern an den Hals zu werfen? Eigentlich nichts, außer einen Ruf als Schlampe und etwas mehr Sex als andere. Aber mehr auch nicht… daher brachte es uns echt wenig, zu wenig um diese „Strategie“ anzuwenden, fand ich. Einige Minuten beobachtete ich dieses Treiben, ein Mädchen tanzte ihn so nah an als wäre er ein Stück rohes Fleisch. Ich konnte es nicht mehr
ertragen zu sehen, wie sich dieses Mädchen an Aslan ranmachte und ihn antanzte. Sie wusste nicht, wie man mit ihm umzugehen hatte. Sollte er einem Mädchen nachschauen
und sabbern, dann hatte man sein Ziel erreicht. Nun betrat ich die Tanzfläche und fing an mit meiner Hüfte zu kreisen. Ein, zwei Männer am Rand musterten mich und lächelten mich an, es ließ mich eiskalt. Mein Körper bewegte sich graziös und passend zum Beat. Ein Mann legte seine Hände auf meine Hüfte und meinte, mit mir zu tanzen. Ich spielte dieses Spiel zu gerne, einen Mann zu reizen und ihm zu zeigen, dass er da nicht ran durfte. Mein Hintern bewegte sich von rechts nach links, von oben nach unten. Der Typ fing an zu schwitzen und ich wusste, lange hielt er dies nicht mehr aus. Meine Augen sahen zu Aslan, der nun wieder saß, mit dem Weib auf dem Schoß. Ein vielsagender Blick erhaschte mir seine Aufmerksamkeit, nun fing ich richtig an. Der Beat erfasste meinen kompletten Körper und ließ ihn sich bewegen, meine Hüften, mein Oberkörper bewegte sich reizend erotisch, vielversprechend und doch nicht billig. „Hey Baby, kommst du mit mir nach Hause?“, schlug der Fremde vor. Ich drehte mich um, sah ihn an und lächelte kokett.
„Nein, ich steh nicht so auf Player…“, antwortete ich und bewegte mich weiter.
Der Typ sah mich an, als würde er mich auffressen wollen. Ja, ich liebte dieses Spiel, es war immer wieder amüsant, wie sie reagierten. Meine Blicke schlichen sich wieder zu Aslan, auf dessen Schoß immer noch die Andere saß. Krampfhaft versuchte sie, ihn zu halten indem sich ihr Körper räkelte und sich dicht an ihn drückte. Fast auffordernd sah ich sie an und fing an mit Zasou zu tanzen. Aslan sah mich gebannt an, während die Andere mit allen Mitteln versuchte, wieder bei ihm zu landen. Ich schloss die Augen und ließ meine Hüften kreisen. „Süße, wir zeigen den Weibern hier, wie wir tanzen…“, sagte Zasou zu mir. Meine Lippen formten sich zu einem Lächeln. Auf einmal gingen wir ganz langsam in die Knie, unsere Oberkörper bewegten sich synchron und einladend. Ein weiterer Kerl legte seine Hände auf meine Hüften und versuchte, mit uns mitzuhalten. Jedoch ließ dieser schnell wieder los, Zasou und ich waren wie Benzin und ein Streichholz, ein Feuer, an dem man sich schnell die Finger verbrannte und ein Gemisch, was schnell explodierte… Zusammen bewegten wir uns, als würden wir in einem Käfig tanzen. Kokett, elegant, erotisch und mit Stil. Phil zog sie wieder zu sich heran, man konnte sehen, wie er sie am Liebsten verschlungen hätte, sie hatte ihr Temperament, und das lebte sie bei der richtigen Musik aus. Seine Hände drehten sie zu ihm um und griffen unter ihren Mini. Beide fingen an, ihren Körper synchron zur Musik zu bewegen, während ihr Lippen sich nicht mehr voneinander lösten. Am liebsten hätte er sie gleich hier flachgelegt. Mein Blick schlich zu Aslans Platz, doch da saß nur noch das Mädchen. Irritiert flitzten meine Augen über die Menschenmenge, zwei Hände legten sich auf meine Hüften. Ich drehte mich um und erblickte Aslan, ich lächelte ihn an und machte da weiter wo ich und Zasou aufgehört hatten. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so tanzen kannst…“, sagte er in mein Ohr.
Ich zuckte mit den Schultern und drehte ihm wieder den Rücken zu. Aus dem Augenwinkel konnte ich seinen Blick sehen, er war jagdlustig… So wie ich, war auch er ein interessierter Jäger auf der Tanzfläche.
„So, Leute, bewegt euch, wer sitzenbleibt, hat selber Schuld!“, rief der DJ und der Club fing an zu brennen. Jeder war in Bewegung, niemand konnte stillsitzen oder gar stillstehen. Aslan drückte mich gegen sich, es war eindeutig eine Einladung zur Jagd. Elegant strich mein Körper an seinem entlang. Seine Hände strichen über meine Silhouette, ich lächelte leicht. Meine Bewegungen waren eindeutig, zweideutig, ich merkte an seinem Griff, er war
sich nicht hundertprozentig sicher, was ich ihm sagen wollte mit meinen Bewegungen.
Ich wusste, was ich wollte und das war er. Ich vergaß alles um mich herum, nur noch
er war in meinem Kopf. War es der Alkohol oder einfach nur die Tatsache, dass er mir einfach nur gut tat? Ich konnte es nicht eindeutig sagen, mein Körper schrie einfach nach seinem. Danny würde das eh nicht bekommen…, dachte ich klammheimlich, aber im nächsten Moment schalt ich mich dafür. Aslan schien sich nun sicher zu sein, seine Hände drückten mich nah zu sich heran, ich spürte seine erregten Körper. Er hatte sich für eine Aussage entschieden, die ihm sehr zu gefallen schien. Ich drehte mich um und lächelte ihn spielerisch an, heute war meine Wenigkeit sein Jagdobjekt. Seine Hände hatte er in meine hinteren Taschen der Hose gesteckt und griff zu. Er wollte meinen Körper und mich haben, als Beute, doch das bekam er nicht. Ich war nicht einfach zu bekommen, dass wusste er genauso wie ich, denn er legte sich richtig ins Zeug für mich. Langsam drehte ich mich um und lehnte an seinen Oberkörper während meine Hüfte immer noch vor seiner kreiste und ihn verrückt machte… Ich spürte alles an ihm, wir tanzten so eng wie ich es noch nie getan hatte, noch nicht mal mit Danny als alles noch toll war… Mein Körper bewegte sich elegant wie eine Schlange um seinen, er wusste nicht wie ihm geschah, ich selbst war überrascht von mir, seit wann ich mich wie eine Schlange um ihn herum bewegen konnte.
Die Blicke waren auf mich und Aslan gerichtet, das war kein Tanzen mehr, das war
Sex auf dem Parkett… Mein Körper wirbelte an ihm entlang und einige Kerle konnten sich nicht sattsehen an meinen Mädels und mir, es war so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Die Luft brannte und ich war mittendrin. Mein Körper schrie nach Sauerstoff.
Ich stahl mich von der Tanzfläche und entkam so dem „Kuschelsong“, der nun gespielt wurde. Leichtfüßig ging ich hinaus und zog meine hohen Schuhe aus. Barfuß schlich ich durch das gepflegte Gras und spürte jeden Grashalm unter meinen Füßen. Sauerstoff!, schoss es mir durch den Kopf. Ich ging weiter zum See, der nun schwarz geworden war, durch die Nacht. Es war angenehm ruhig, ein großer Kontrast zum Club, aus dem immer noch leichter Bass drang. Das Leben bestand nur aus Kontrasten, reich und arm, warm und kalt, schön und hässlich… das waren nur einige Beispiele, die mir auf Anhieb einfielen. Was hatten wir
nur mit der Welt angestellt, dass es nur das Eine oder das Andere gab und nichts mehr zwischendrin. Ich atmete tief ein und aus, jeden einzelnen Atemzug genoss ich wie
ein Gefangener seine Freiheit. Meine Ohren vernahmen einen knackenden Ast hinter mir, wie auf Kommando drehte ich mich erschrocken um. Aslan kam auf mich zu und mein Körper schaltete von Angst auf normal um. „Hi, benötigst du auch etwas Sauerstoff?“, fragte ich ironisch lächelnd. „Ja, ich bin auch einer von den Leuten, die Sauerstoff benötigen, genau wie du!“, antwortete er schnell. Ich lächelte in die Nacht hinein und traf auf seinen Blick, gebannt folgte ich seinem Blick. Aslan kam mit drei Schritten auf mich zu und stand nun ganz nah bei mir. Verwirrt blickte ich in seine leicht glänzenden Augen, sie waren durch die Dunkelheit fast schwarz. Er legte seinen Kopf schräg und kam mir immer näher… Gebannt sah ich ihn an, unfähig etwas anderes zu tun, mein Atem stockte… Aslans große Hände nahmen sanft meinen Kopf, ich starrte in seine immer näher kommenden Augen, die
sich sanft schlossen, ich tat es ihm gleich. Er presste seine Lippen auf meine und es fühlte sich so als wären wir beide auf einem anderen Stern… Eigentlich wollte ich es nur bei so einem normalen Kuss belassen, doch er schob seine Zunge zu meiner. Verunsichert erwiderte ich das Zungenspiel. Es fühlte sich nicht falsch an sondern besser als alles andere vorher. Das kalte Wasser umspülte meine und seine Füße, seine kräftigen Hände ließen meinen Kopf los und hoben meinen Körper an. Er löste sich von dem Kuss und lächelte verrucht. Ich versuchte tief ein-und auszuatmen, die erotische Spannung zwischen uns war kaum erträglich. Sein Lächeln wurde gefährlicher und auch faszinierender, ich konnte es nicht verstehen, was mich bei ihm aus der Ruhe brachte. Eines jedoch war mir klar, er wurde mir gefährlich und das schien er auch zu wissen… Seine Arme ließen mich ganz langsam wieder runter, seine Blicke zogen mich aus. Ein Kreischen durchbrach die stille der Nacht. Wir horchten auf und es ließ mir das Blut in den Adern gefrieren; Zasous Stimme brüllte durch die ruhige Nacht. So schnell mich meine Beine trugen rannte ich der Stimme entgegen, Aslan folgte mir besorgt. Was war ihr passiert?, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte Angst um sie, um meine Schwester, die beste mit Maja. Wir erreichten den Wald und die Zufahrt zum Club, ein Ring aus Menschen hatte sich gebildet und stand um etwas oder jemanden herum. Tränen der Angst rannen mein Gesicht entlang, während ich mich durch den Ring kämpfte. In dem Moment, als ich den Ring durchbrach, starb ein großer Teil meines Herzen… Zasou lag da auf dem Boden, voller Blut. Ich fiel neben ihrem zerstochenen Körper auf die Knie. Meine Finger tasteten nach ihrem Herzschlag…Umso erleichterter war ich als ich noch leichten Puls an meinen Fingern spürte. Sie muss durchhalten!, schrie es in meinem Kopf.
„Wir brauchen einen Arzt!“, brüllte ich aus Leibeskräften. Aslan und noch andere fuchtelten mit ihren Handys umher. Zasou packte meine Hand und flüsterte: „Tut es weh?“, „Was?“, fragte ich mit Tränen in den Augen. „Das Sterben, das ins Licht gehen…“, hauchte sie nur noch leise. „Nein, Zasou, du wirst nicht ins Licht gehen, du musst bei uns bleiben!“, befahl ich ihr.
„Ich liebe ihn!“, hauchte sie mit Tränen im Gesicht.
„Ich weiß, Phil dich doch auch!“, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen, mit immer mehr werdenden Tränen in den Augen.
„Lilly, ich sehe ein Licht, es ist so warm und schön…“, hauchte sie aufgebracht und staunend. „Zasou, nein! Bitte, du darfst nicht gehen!“, flehte ich sie an.
„Danke, Lilly, dass ich dich noch mal sehen konnte, Schwester!“, hauchte sie und zuckte am ganzen Körper. Ich schüttelte sie verzweifelt und sah ihr in die braunen, fast roten Augen.
„Lilly, nimm´ mich in den Arm!“, bat sie und ich zog sie in meine Arme.
Ich sah ihr ein letztes Mal in die Augen und der Glanz, das Leben in ihren Augen
verschwand. Meine Arme pressten sie an meinen Körper, ich schrie auf und weinte bitterlich. Die Tränen liefen wie Flüsse über mein Gesicht, ich bekam keine Luft mehr und
schluchzte laut. Zasou glitt mir aus den Händen, ich konnte nichts machen, mein Körper war wie gelähmt. Aslan kniete sich neben mich und nahm mich einfach in den Arm,
mein Körper zuckte und alles verschwamm vor mir. Ich hörte ihr Lachen, ihre Stimme, ich spürte ihre Wärme und wollte mich aus Aslans Armen kämpfen, doch er ließ mich nicht los… Phil hatte all seine Farbe im Gesicht verloren, nun hatte er die Farbe eines Blatt Papiers. Er sank auf die Knie und nahm ihre Hand.
„Schatz, du kannst aufwachen!“, flüsterte er ruhig. Sie reagierte nicht, er
küsste ihre Stirn und den Mund… Sie reagierte nicht. Phil strich ihr sanft über ihre noch warmen Wangen…. Sie reagierte nicht. „Phil, sie ist tot!“, hauchte Aslan.
„Nein, ist sie nicht!“, brüllte Phil in Aslans Gesicht, ich hatte ihn noch nie so gesehen.
Durch die Nacht kreischten die Sirenen des Krankenwagens. Die Menschenmenge machte Platz und die Sanitäter rannten zu Zasou. Sie versuchten es mit Stromschlägen, das erste
Mal, kein Herzschlag; das zweite Mal, wieder kein Herzschlag; das dritte Mal… eine zarte Welle zeichnete sich auf dem Monitor ab, sie hatte wieder Puls. Die Hoffnung stieg in mir auf, wie das Feuer in einen trockenen Baum. Mit quietschenden Reifen fuhren sie mit Zasou weg. Ich drehte mich um und sah zu Aslan und Phil.
„Einsteigen, wir fahren hin!“, befahl Aslan.
Wir drei rannten zu Aslans Auto und fuhren zu dem Krankenhaus.
Dort angekommen sprach ich die erste Schwester auf der Notaufnahme an, die ich erblickte. „Entschuldigung, wissen Sie schon etwas über Zasou Kortes?“, fragte ich nervös und ängstlich.
„War das nicht die Kleine mit etwas dunklerer Haut?“, fragte die Schwester überlegend.
„Ja, genau die…“, antwortete ich hastig.
„Sind Sie mit ihr verwandt?“, fragte sie sachlich.
„Nein…“, antwortete ich ehrlich.
„Dann kann ich Ihnen nichts sagen, tut mir Leid!“, antwortete sie wieder sachlich.
„Ich bin mit ihr verlobt!“, brüllte Phil die kleine Schwester an.
„Es tut mir sehr Leid, aber sie hat es leider nicht geschafft…“, antwortete sie mit trauriger Mine. Ich sah zwischen Phil und der Schwester hin und her.
„Wollen Sie mich verarschen?“, fragte er sauer.
„Nein, glauben Sie mir, das würde mir niemals einfallen…“, antwortete die Schwester
ruhig und vorsichtig. Phil stand da als wäre er aus Stein, sein Gesicht war weiß, aus seinen Augen traten Tränen, erst eine dann zwei… es wurden immer mehr. Er sah uns an, seine Lippen bewegten sich, doch seine Stimme versagte. Der Glanz seiner Augen zerbrach in tausend Scherben… seine Beine rannten weg, hinaus aus dem Krankenhaus. Ich sah Aslan an und trommelte mit den Fäusten gegen seinen Oberkörper. Er nahm meine geballten Hände und hielt sie ganz fest.
„Das darf nicht wahr sein!“, hauchte ich weinend.
„Ich weiß…“, antwortete er und musste kämpfen, dass auch ihm nicht die Stimme
versagte. Meine Tränen durchnässten sein Muskelshirt, auch sein Körper zuckte zusammen unter Tränen. „WARUM??!!“, hauchte ich. Aslan nahm mich nur noch fester in seine Arme. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren, als ich von Aslan nach Hause gebracht wurde. Verzweifelt
versuchte ich, normal zu atmen als ich ausstieg. Mein Körper fühlte sich so taub an als wäre ich fremd in ihm. Jemand erfasste meine Hand, ich blieb stehen und drehte mich um doch da war niemand… Ich sah nur noch Aslan wegfahren, innerlich hatte ich Angst um ihn, dass auch ihm etwas passieren könnte. Während ich mich zurück zur Tür drehte erblickte ich Zasou. Meine Beine bewegten sich auf sie zu und meine Tränen trockneten. Ich war mir sicher, dass das alles nur ein Traum war. Vielleicht war ich ja weggetreten und ich kam nun langsam zu mir. Doch dann war sie wieder weg… ich war nun ganz allein. Der Wind streifte meinen Körper, doch es störte mich nicht. Im Gegenteil. Ich war froh darüber, denn dieser Wind wischte meine Tränen weg… Warum??, schrie es in meinem Kopf.
Langsam ging ich die Treppen hinauf in meine Wohnung. Dort angekommen fing ich an zu frieren, hier war es kalt, nicht von der Temperatur, sondern von dem, was sie ausstrahlte. Meine Beine brachten mich ins Bad, sanft prasselte das heiße Wasser auf meinen Rücken. Ich konnte es nicht glauben, ich war einfach zu dumm es zu verstehen, dass sie nicht mehr da war… Mir wurde schlecht, schnell sprang ich aus der Dusche und spuckte in die unendlichen Weiten der Toilette. Langsam richtete ich mich auf, nun war die Kälte fast unerträglich. Mit einer Handbewegung schaltete ich das Wasser der Dusche aus und zog mir etwas an. Leise schlich ich mich zu Maja ins Zimmer. Sie schlief wie ein Engel. Wie sollte ich es ihr nur sagen, wie würde man es ihrer kleinen Schwester sagen? Langsam ging ich in mein Zimmer und weinte mich in den Schlaf.
(Aus Aslans Sicht)
Ich hatte Lilly gerade abgesetzt als mir klar wurde, dass Zasou tot war. Sie war einfach nicht mehr da, wie Schnee in der Sonne, der auch einfach so verschwand. Leise Tränen rannen mir über das Gesicht. An einer roten Ampel wischte ich sie einfach weg. Ich sah die Bilder vor mir, wie sie dalag, wie Lilly sie schüttelte und versuchte, sie wachzuhalten. Ich spürte einen unbändigen Hass durch mich dringen. Meine Augen suchten nach Phil, während ich zu mir fuhr. Doch ich erblickte ihn nicht… hoffentlich tat er jetzt nichts, was er bereuen würde. Kaum war ich vor dem Haus angekommen, in dem ich wohnte, wollte ich nicht mehr dorthin. Aber ich zwang mich aus dem Auto und in meine Wohnung. Ich setzte mich vor meinen PC und versuchte, mich etwas abzulenken indem ich ein paar Bilder von einem Kunden bearbeitete. Die Bilder gelangen mir gut, doch gedanklich war ich woanders… Das konnte nicht wahr sein…, schoss es immer und immer wieder durch meinen Kopf. Ich ging alles immer und immer wieder durch in Gedanken, doch mir fiel gar nichts auf. Nicht mal eine Person… einfach nichts. Irgendwann fielen mir die Augen zu und ich schlief in meinem Büro ein. Am nächsten Morgen erwachte ich und hielt alles nur für einen Traum, bis es an meiner Tür klingelte. Ich stand auf und schlurfte zur Tür. Mein erster Blick ging durch den Spion, doch da war niemand, also ging ich zur Klingelanlage. „Ja?“, fragte ich.
„Ich bin es, Phil, kannst du bitte aufmachen?“, antwortete die Stimme an der Gegensprechanlage. Ich öffnete die Tür ohne Worte und ließ ihn rein.
„Hi, Alter!“, begrüßte ich ihn. „Hi, Alter!“, antwortete Phil.
„Kann ich dir irgendwas anbieten?“, fragte ich ruhig. „Versprich mir etwas?!“, schoss es aus ihm heraus. „Was denn?“, fragte ich verblüfft. „Pass auf Lilly auf und wenn die Bullen nach
mir Fragen, sag ihnen du hast mich seit dem Krankenhaus nicht mehr gesehen… Ok?“, sprudelte es aus ihm heraus. „Wieso? Was hast du vor?“, schoss es aus mir heraus.
„Ich will einfach nur meine Ruhe haben, ok?“, antwortete er eiskalt.
„Ok… mach ich…“, antwortete ich ruhig. „Danke, man sieht sich!“, antwortete er und ein Stück seines alten Ichs kam zum Vorschein, wenn auch nur für ein paar Sekunden. „Ok…“, nuschelte ich und reichte ihm die Hand. Er ging wieder aus dem Haus, ich schloss die Tür und setzte mich in die Küche. Auf einmal sah ich Lilly und Zasou vor mir, sie tanzten und lachten. Ich schüttelte den Kopf und keine von beiden war da.