Читать книгу Friedrich Schiller – Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie + Die Braut von Messina - Friedrich von Schiller, Friedrich Schiller - Страница 5
Vorwort
ОглавлениеMit dem dem Drama vorangestellten Text „Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie“ wollte Schiller einen Leitfaden an die Hand geben, wie laut seiner Theorie der Chor zur Vollendung des Dramas mit in das Geschehen eingebunden werden muss.
Um es aber nicht bei der reinen Dramen- bzw. Chortheorie zu belassen, entwarf Schiller die tatsächliche Umsetzung seiner Gedanken und Vorstellungen gleich mit.
In der „Braut von Messina“ zeigt Schiller sein idealtypisches Verständnis von der Verwendung des Chors als dramatisches Mittel der Verstärkung von Illusion und somit der Wirkung der Tragödie auf das Publikum.
Jedoch gibt es auch einige kritische Stimmen zu der Verwendung des Chors durch Schiller. So sah zum Beispiel Schillers Freund Wilhelm von Humboldt gleich zwei Aspekte für eher hinderlich für die Erzielung der gewünschten Wirkung. Die Nähe des Chors zu den handelnden Personen führt nicht zu einer unabhängigen Erhöhung der Geschehnisse, sondern unterbricht die Reflexion durch die fehlende Distanz. Darüber hinaus werden nach Humboldts Ansicht die Möglichkeiten des zweigeteilten Chors in den jüngeren und den älteren Teil nicht voll ausgeschöpft. Als reine Repräsentanten der Menschheit müsste ihr Beitrag mehr sein als die Summe der beiden Teile.
Hier sei an dieser Stelle auf den Briefwechsel zwischen Humboldt und Schiller (z.B. herausgegeben von Siegfried Seidel) verwiesen.
Neben seinen weiteren ästhetischen und dramentheoretischen Schriften nimmt Schillers Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie durch die unmittelbare Umsetzung in Die Braut von Messina eine besondere Stellung ein und ist nicht zuletzt dadurch eine immer noch im Schulunterricht häufig eingesetzte Lektüre, die aber über den schulischen Rahmen hinaus auch einem weiteren Leserkreis einen tiefen Einblick in die theoretischen Vorstellungen und das dramatische Schaffen Schillers bieten.
Der Text wurde behutsam der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst, was zum einen der Authentizität des Stückes keinen Abbruch tut, zum anderen aber einige verstörende, lesehemmende Eigentümlichkeiten auflöst.
Manfred Müller, Februar 2016