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CHRISTINE UND CHRISTOPH

Alma und Albert träumen den Traum aller Eltern. Bei der Geburt ihrer Zwillinge Christine und Christoph geben sie einander ein Versprechen. Ihre oberste Priorität soll es fortan sein, ihren Kindern eine glänzende Zukunft zu ermöglichen.

Alma gibt ihren Beruf als Sekretärin auf, um sich als Hausfrau überwiegend den Kindern zu widmen. Das ist möglich, weil Albert als Techniker in einem Industriebetrieb in leitender Funktion tätig ist und entsprechend gut verdient.

Das hat allerdings den Nachteil, dass seine Zeit mit den Kindern knapp bemessen ist. Umso konsequenter planen Albert und Alma die Zeit zu viert. Da es mit Albert wenig Quantität gibt, ist umso mehr Qualität miteinander angesagt. Sie setzen auf gemeinsame Aktivität. Zum Geburtstag der Zwillinge gibt es keine Geschenke, sondern einen besonderen Abenteuerausflug, den sie sich wünschen und mit zunehmendem Alter auch selbst planen dürfen. Im Alltag sind es vor allem Brettspiele, die die vierköpfige Familie mit Leidenschaft erfüllen. Außerdem bemühen sich Alma und Albert um freundschaftliche Bande zu anderen Eltern mit gleichaltrigen Kindern. Abwechselnd nehmen die Eltern die befreundeten Kinder mit zu Ausflügen, sodass Christine und Christoph auch in einer Freundesgruppe von vier bis acht Kindern gut eingebettet und oft unterwegs sind.

Bereits in jungen Jahren zeigt sich, dass Christine ein besonderes Bewegungstalent besitzt und auch vom Drang nach Bewegung beherrscht wird. Christoph hingegen hat Alberts Affinität zu technischen Dingen mitbekommen. Dementsprechend basteln und werken Vater und Sohn viel gemeinsam. Im Garten bauen sie eine Holzhütte, in die sich Christine und Christoph fortan gerne zum Lesen zurückziehen, wenn sie mal Ruhe brauchen.

Im Jahr 2007, mitten in der Volksschulzeit der Zwillinge, präsentiert der damalige Chef des Elektronikkonzerns Apple Steve Jobs das erste iPhone. Zu diesem Zeitpunkt sind Christine und Christoph noch weitgehend unbeeinflusst von digitalen Medien. Obwohl Albert überaus technikaffin ist, verläuft ihre Kindheit weitgehend analog. Albert erlaubt es den Zwillingen nicht, seinen Computer für Spiele zu benutzen. Auch Fernsehen gibt es kaum, einfach weil es den Kindern angesichts der vielfältigen spannenden Aktivitäten unattraktiv erscheint.

Die technische Revolution nimmt ihren Lauf. Binnen weniger Jahre hält das Smartphone Einzug in die meisten Haushalte in den Industrienationen. Im Alter von 12 Jahren bekommen auch Christine und Christoph ein eigenes Smartphone. Während die bewegungsorientierte Christine nach wie vor überall herumturnt und im Smartphone allenfalls ein Hilfsmittel zur Koordination ihrer Aktivitäten sieht, nutzt der technikaffine Christoph das Smartphone zum Spielen. Das bleibt den Eltern allerdings verborgen, weil Christoph sich mit seinem digitalen Spielzeug in sein Zimmer zurückzieht, wo er online mit Freunden spielt.

Christine bemerkt als Erste, dass mit ihrem Bruder eine Veränderung vor sich geht. Früher sind sie am Nachmittag nach Erledigung der Hausaufgaben gemeinsam losgezogen. Nun bleibt Christoph immer öfter daheim. Sie ärgert sich über ihn, weil nichts mehr mit ihm anzufangen ist. Aber verpetzen möchte sie ihn nicht.

Dass Christine neuerdings ohne ihren Bruder hinausgeht, bemerkt auch Alma. Aber in der ersten Zeit führt sie das einfach auf frühpubertäre Entwicklungen von Mädchen und Bub zurück und denkt sich nichts Böses dabei.

Bis dahin hatten sich Alma und Albert aus den schulischen Belangen ihrer Kinder weitgehend herausgehalten und es der Eigenverantwortung ihrer Kinder überlassen, etwaige Probleme zu lösen. Dementsprechend hatten sie Christophs Motivationstief in Englisch kaum beachtet. Nun beginnen seine schulischen Leistungen in mehreren Fächern deutlich abzufallen. Sogar in Mathematik ruht er sich allzu lange auf seinen früheren Erfolgen aus. Ein Lehrerwechsel bringt ihn auch in diesem Fach unter Druck.

Nun macht sich Alma zunehmend Sorgen. Sie bietet ihre Hilfe an, weil sie ganz gut Englisch kann. Außerdem ist sie dahinter, dass Christoph auch in den anderen Fächern seine Hausaufgaben erledigt. Weil sie dazu immer wieder in Christophs Zimmer schaut, bemerkt sie, dass er praktisch dauernd am Handy spielt. Mehrmals pro Nachmittag muss Alma ihn mahnen, er solle das Handy weglegen und endlich seine Hausaufgaben erledigen. Anfangs tut sie es noch mit einem Augenzwinkern. Aber bald bemerkt sie, dass der frühpubertäre Sohnemann sich ihr widersetzt.

Sie bespricht Christophs Verhalten mit Albert. Der meint, es sei ganz normal, dass Kinder ihre Eltern in dieser Phase ihrer Entwicklung als Reibebaum benutzen. Aber er versteht auch, dass das für Alma unangenehm ist. Daher verspricht er, sich dieses Problems anzunehmen.

Albert führt mit Christoph ein ernstes Gespräch und installiert auf dem Smartphone eine Begrenzung der Nutzungsdauer. Christoph soll seine Aufmerksamkeit wieder auf jene Dinge richten, die er zu erledigen hat. Das führt dazu, dass Christoph an den Nachmittagen wieder mit Christine loszieht. Auf den ersten Blick scheint alles zu laufen wie früher. Was die Eltern allerdings nicht wissen: Christoph und Christine gehen getrennte Wege. Christoph geht zu einem Freund, der nicht nur ein Smartphone, sondern auch einen Computer zum Spielen zur Verfügung hat.

Seine Leistungen in der Schule verschlechtern sich weiter. In der 3. Klasse Gymnasium spitzt sich der Konflikt zu. Christoph hat längst herausgefunden, wie er die Begrenzung der Nutzungsdauer auf seinem Handy umgehen kann. Er zeigt klare Anzeichen von Abhängigkeitsverhalten und ist rationalen Argumenten kaum noch zugänglich. Umso strenger müssen Alma und Albert agieren. Im Nachhinein bezeichnen sie diese Phase als Qual. Der schwelende und ständig ausbrechende Konflikt stört das einst so harmonische Zusammenleben empfindlich. In langen abendlichen Gesprächen überlegen sie, welche erzieherische Strategie sie anwenden sollen. Sie bemühen sich darum, trotz des Konflikts nicht den geringsten Zweifel an ihrer Zuneigung zu Christoph aufkommen zu lassen. Sie wollen einen verständnisvollen Weg der Grenzsetzung gehen, aber auch gute Alternativen für die Freizeit entwickeln.

Albert gelingt es am leichtesten, Christoph vom dauernden Spielen am Smartphone wegzubringen, wenn er mit ihm ihren gemeinsamen Lieblingsbeschäftigungen nachgeht: Mountainbiken und Restaurieren von Möbelstücken. Beim Handwerken findet Christoph sichtlich Erfüllung und Radtouren mit Papa sind ohnedies das Schönste für ihn. Allerdings ist Alberts Freizeit nach wie vor knapp bemessen.

Daher versuchen sie auch andere Methoden, etwa Deals: eine Zusatz-Lernstunde in Englisch oder Deutsch für eine Stunde Spiel an Alberts Computer. Außerdem schenken sie Christoph einen Elektronik-Baukasten, um ihn vom Bildschirm wegzubringen. Trotzdem bleibt die Lage auch in der 4. Klasse angespannt.

Da Christophs Probleme in der Schule anhalten, suchen Alma und Albert nach einer Alternative. Während Christine im Gymnasium bleibt, wechselt Christoph im darauffolgenden Schuljahr in eine Höhere Technische Lehranstalt. Der Schulwechsel wirkt. Christoph fühlt sich nun in der für ihn passenden Schule viel wohler. Seine Leistungen stabilisieren sich.

In dem neuen Umfeld kann Christoph mit seinem handwerklichen Geschick punkten. Altersgemäß entwickelt das Herumschrauben an Mopeds eine besondere Faszination. Albert erkennt die Chance und kauft ein altes Motorrad, das Christoph zerlegen und reparieren darf. Damit reduziert sich Christophs Handyspielverhalten drastisch. Stattdessen verwendet er es, um sich bezüglich Motoren schlau zu machen. Zunehmend sind es Elektromotoren, die ihn faszinieren. Diese neue umweltfreundlichere Technologie macht gerade eine rasante Entwicklung durch. Elektromotoren werden von Jahr zu Jahr kleiner und kraftvoller. Christoph entdeckt, was er alles mit seinem Elektrobaukasten anstellen kann. Für ein Schulprojekt will er einen E-Scooter basteln und wünscht sich besondere Bauteile. Die sind zwar teuer, aber Albert weiß, dass dieses Geld gut investiert ist.

Ab dem 18. Lebensjahr verbringt Christoph keine einzige Stunde mehr mit Handy- und Computerspielen. Zu Beginn seines Studiums ist Christoph bereits ein Experte für Elektromotoren. Bald werden die Professoren auf ihn aufmerksam und er darf bei Forschungsprojekten mitarbeiten, obwohl er noch keinen Abschluss hat. An den Wochenenden arbeitet er ehrenamtlich gemeinsam mit seinem alten Freundeskreis bei der Rettung. Zur Überbrückung der Bereitschaftszeiten nimmt er dorthin immer Brettspiele mit.

Christine entwickelt sich anders. Sie ist vorzugsweise draußen in der Natur. Daheim ist sie eher auf Alma fokussiert und spielt gerne mit der Katze. Mutter und Tochter bauen im Garten Gemüse an. Christine ist ungewöhnlich neugierig und vielseitig begabt. Sie spielt mehrere Instrumente. Auch in der Pubertät bleibt sie eine sehr gute Schülerin. Neben Sport ist Englisch ihr Lieblingsfach. Ihrem Zwillingsbruder diese Liebe zu vermitteln versucht sie allerdings gar nicht erst. Sie ist zu sehr mit ihren ersten Wettkampferfahrungen beschäftigt. Das tägliche Training und der sportliche Wettstreit nehmen abseits der Schule einen immer größeren Teil ihrer Zeit ein.

In den Ferien besucht sie Trainingscamps und kann oft nicht verstehen, warum die anderen Jugendlichen dort auch Spaß haben wollen und sich aus ihrer Sicht zu wenig auf ihre sportliche Leistungsentwicklung konzentrieren. Sie selbst ist ganz auf ihre Leistungssteigerung fokussiert und wird deshalb von einigen anderen Jugendlichen gemieden oder gar als Spielverderberin bezeichnet. Diese Erfahrungen führen dazu, dass sich Christine noch weiter von manchen Mannschaftskolleginnen zurückzieht und sich mit einem kleinen Kreis umgibt, der sich ebenfalls voll auf konsequente Leistungsentwicklung konzentriert. In diesem Kreis verstärkt sich bei ihr die Tendenz, sich mit den anderen zu vergleichen. Wenn andere besser sind als sie, lässt ihr das keine Ruhe.

Ihr Ehrgeiz, die Beste sein zu wollen, nimmt problematische Züge an. Alma erkennt das und bringt Christine dazu, sportpsychologische Unterstützung und Begleitung in Anspruch zu nehmen. Wie in fast jedem Sport kann übersteigertes Konkurrieren und selbstauferlegter Leistungsdruck zu gesundheitlichen Gefahren und mentalen Blockaden führen. Dabei geht es nicht um Doping. Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich hier aus Gründen der Anonymisierung keine Details nenne. Christines Ehrgeiz gerät in Konflikt mit ihrem starken Gefühl für Fairness, das sie von ihrem Elternhaus mitbekommen hat. Dieser innere Konflikt fordert die erfolgsverwöhnte Christine in ihrer Persönlichkeits- und Leistungsentwicklung. So findet Christine den Weg in meine Praxis.

Drei Jahre lang arbeitet sie motiviert und konsequent an den für sie wichtigen mentalen Themen. In dieser Phase ist ihr besonders Alma eine wesentliche Stütze. Aus der Krise geht Christine gestärkt hervor. Nur ein Jahr nach Schulabschluss schafft sie es an die Spitze in ihrem Sport. Sie wird österreichische Meisterin in der allgemeinen Klasse. Aufgrund ihrer Jugend hat sie noch viele Jahre vor sich, in denen sie sich auch international profilieren kann.

FALLANALYSE

Wegen ihrer engagierten Eltern finden die Zwillinge Christine und Christoph überdurchschnittlich gute Ausgangsund Umweltbedingungen vor. Die weitgehend analoge Kindheit liefert für ihre geistige und körperliche Entwicklung die besten Voraussetzungen. Von Beginn an konsequent setzen die Eltern Alma und Albert entlang der jeweiligen Begabungen die Ankerpunkte für die Motivation der Zwillinge. Das ist ein bedeutender Startvorteil auf dem Weg zur neuen Elite.

Einen weiteren bedeutenden Startvorteil bieten Stabilität und Geborgenheit. Auf das Wort und die Zuneigung von Alma und Albert können sich die Zwillinge zu jeder Zeit trotz aller Schwierigkeiten und Streitereien unbedingt verlassen. Diese starke Bindung zu den Eltern gibt beiden in ihrer jeweiligen Krise Halt.

Zudem haben Christine und Christoph einen funktionierenden Freundeskreis und gehen acht Jahre lang in dieselbe Klasse. Sie sind nie in Gefahr, zu Außenseitern zu werden. Auch die Eltern ihrer Freunde widmen sich ihnen. Sie haben somit ein vergleichsweise förderliches privates Umfeld, in dem gröbere Konflikte bis zur Pubertät die Ausnahme sind.

Vor Krisen sind die Kinder und Jugendlichen in unserer immer schnelllebigeren Gesellschaft niemals gefeit. Gerade der neue Trend zur übermäßigen Behütung der Kinder durch Helikopter-Eltern macht die Kinder weniger selbständig und weniger krisenresistent.

Auch in diesem Punkt machen Alma und Albert vieles richtig. Sie fördern die Eigenständigkeit der Zwillinge von klein auf und schalten sich erst in Probleme ein, wenn offensichtlich ist, dass die Kinder alleine überfordert sind.

Das Durchstehen ihrer jeweiligen Krisen verleiht den Zwillingen Stabilität und Resilienz. Krisen sind nicht nur Gefahr und Chance. Krisen sind auch Reifungsprozesse.

Am Beispiel von Christine zeigt sich die Schattenseite anhaltenden Erfolges. Irgendwann kommt auch für die begabtesten und erfolgsverwöhntesten Jugendlichen der Moment, wo der nächste Erfolg nicht mehr mit dem gewohnt hohen Einsatz und auch nicht mit einem grenzwertigen, noch höheren Einsatz zu erreichen ist. Dieser Bruch in der Erfolgsgeschichte wird zur Bewährungsprobe. Für so manche besonders Begabte wird dieses späte erste Scheitern zum Trauma und führt zur Resignation.

Die neue Elite rekrutiert sich gerade in einer vergleichsweise behüteten Generation aus jenen jungen Menschen, die Krisen durchgemacht haben und dadurch resilient geworden sind. Die Zwillinge haben beide ihre persönliche Feuertaufe hinter sich gebracht. Auf dieser Basis werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eventuelle zukünftige Persönlichkeitskrisen bewältigen und als Elite bestehen.

Ein weiteres Kriterium für die neue Elite ist Innovation. Das ist bei Christoph offensichtlich. Seine Spezialisierung im Bereich einer zukunftsträchtigen Technologie macht ihn bereits zu einem gefragten jungen Mann, dem eine Karriere ähnlich der seines Vaters als Spitzenverdiener in der Industrie offensteht, sofern er sich nicht für eine Karriere an der Universität entscheidet. Die innovativen Köpfe bilden nicht nur die Spitze, sie nehmen auch Einfluss darauf, wohin sich die Spitze bewegt. Damit prägen sie unser aller Zukunft.

Im Fall von Christine ist die Innovation weniger offensichtlich. Aber auch im Sport ändert sich von Generation zu Generation immer wieder so manches. Wir kennen das zum Beispiel vom Schisport. Schifahrer wie Ingemar Stenmark, Franz Klammer, Annemarie Moser-Pröll, Hermann Maier und Marcel Hirscher waren jeweils in ihrer Epoche stilprägend. An diesen Beispielen können wir uns vor Augen führen, dass jede Zeit ihre eigene Elite hervorbringt. Ein Muskelpaket wie Hermann Maier hätte gegen den eleganten Ingemar Stenmark zu seiner Zeit wohl kaum eine Chance gehabt und umgekehrt, weil die technische Entwicklung des Schigeräts jeweils ganz andere Typen und Qualitäten erfordert und hervorbringt. Jede Epoche hat andere Voraussetzungen. Jede Generation steht auch im Sport vor spezifisch neuen Herausforderungen.

Prinzipiell ist es egal, in welchem Fachbereich ein Mensch seine Begabungen entwickelt. Viele junge Frauen wählen beispielsweise den Beruf Frisörin. Auch in diesem Massenberuf mit unterdurchschnittlichen Karrierechancen gibt es eine Elite. Es in den Kreis dieser Elite zu schaffen, ist ähnlich schwierig wie im Spitzensport. Die Gabe, Frisuren je nach Kopfform, Haarfarbe und -beschaffenheit und noch vielen anderen Details bis hin zum Lebensstil der Kundschaft zu entwickeln, ist nur die Grundlage für Anerkennung im fachlichen Umfeld. Um es in den Kreis der Elite zu schaffen, müssen die besonders Talentierten Frisuren entwickeln, die stilprägend sind, die für eine Epoche und ihr Lebensgefühl stehen. Es ist letztlich diese Innovation, die sich gesellschaftlich aufgrund ihrer besonderen Qualität durchsetzt, die bestimmt, wen die anderen Friseurinnen und Frisöre sowie modebewusste Menschen kopieren und wer zur neuen Elite wird.

Das Beispiel von Christoph zeigt auch, wie wichtig die passende Schule für die Entwicklung von Begabung und intrinsischer Motivation und somit für den Weg zur neuen Elite ist. Die Wahl der Schule und des Schulzweiges ist oft die einzige Möglichkeit, Kinder davor zu bewahren, dass ihre Zeit in der Schule zur Mühsal wird und sie demotiviert. Wenn ihre Begabungen in der Schule verschüttet werden, verlieren Kinder oft Jahre, während andere Kinder an ihnen vorbeiziehen.

Auch hier haben Alma und Albert vorbildhaft gehandelt. Dass sie Christoph aus dem Gymnasium genommen haben, war kein leichter Schritt. Besonders für Eltern aus der Bildungsschicht kommt für ihre Kinder traditionellerweise nur das Gymnasium in Frage. Eltern, die mit dieser Tradition brechen, können ihren Kindern durch die Wahl der am besten passenden Schule einen großen Vorsprung auf dem Weg zur neuen Elite verschaffen.

Christoph hatte eine analoge Kindheit. Er war erst in der Pubertät mit den Gefahren konfrontiert, die von den neuen technischen Möglichkeiten ausgehen. Daher hatte er gute Voraussetzungen, um die Krise zu überwinden. Seine Eltern haben mit dem Schulwechsel klug reagiert und mit der Förderung des Herumbastelns an technischen Geräten die Rückkehr zur analogen Freizeitbeschäftigung bewirkt. Hätten sie das nicht getan, hätte Christoph ein anderes Schicksal erleiden können. Wäre er im Gymnasium geblieben, hätte er sich als demotivierter Schüler von Jahr zu Jahr bis zu irgendeinem Schulabschluss schleppen können, um danach einige Jahre mit Orientierung zu verbringen. In der Zwischenzeit wäre er womöglich noch tiefer in eine Abhängigkeit oder mögliche Sucht nach digitalen Spielen geraten. Hier zeigt sich der entscheidende Unterschied zwischen jenen Kindern, die zur neuen Elite aufsteigen, und jenen, deren Potentiale verkümmern und die im Mittelmaß steckenbleiben oder gar sozial absteigen.

Alma und Albert haben es geschafft. Die Zwillinge haben beide eine glänzende Zukunft vor sich. Christine als Spitzensportlerin mit den besten Voraussetzungen für eine Karriere nach dem Leistungssport und Christoph als gefragter Experte in einer zukunftsträchtigen Technologie. Christine und Christoph zählen zu jenen Menschen, die heute bereits die neue Elite bilden.

Die neue Elite

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