Читать книгу Hilf dir selbst, dann hilfst du Gott - Gabriele Merz - Страница 5
Kapitel 1
ОглавлениеIch wache auf. Traumfetzen verkleben mein Gehirn.
Als ich so langsam zu mir komme, fällt mir schlagartig alles wieder ein.
O mein Gott! Im wahrsten Sinne des Wortes.
Bitte lass es einen Traum sein, alles andere ist unzumutbar.
Ich seufze und stöhne und drehe mich schwer im Bett herum.
Zum Glück sind Ferien und meine Kinder lassen mich ausschlafen.
Maximilian, mein 10jähriger Sohn, ist zwar ein Frühaufsteher, aber er ist gnädig und spielt morgens erst noch ein wenig in seinem Zimmer. Mein 15jähriger Sohn Simon ist selber eine Nachteule und kommt in den Ferien und am Wochenende auch nicht vor Mittag aus dem Bett.
Wir sind da schon ein eingespieltes Team, und ich erwehre mich inneren Vorwürfen, dass ich, egal ob Schulzeit oder Freizeit, morgens wie eine Granate aus den Federn schießen und gut gelaunt, mit einem Liedchen auf den Lippen, Rührei, Speck, Smiley-Pfannkuchen und frisch gepressten Orangensaft servieren muss.
Natürlich, als liebende Mutter müsste mir das wohl ungeahnte Freuden bereiten, aber da in direkter Nachbarschaft zu meiner imaginären perfekten Mom mein innerer Schweinehund wohnt, kann man sich das Ergebnis wohl an fünf Fingern abzählen.
Also drehe ich mich in meinem Feng-Shui-Bett auf den Rücken und starre auf den fünf Meter hohen Giebel über mir, als ob dort die Lösung all meiner Probleme in den nächsten paar Minuten sichtbar werden würde. Wird sie natürlich nicht, und mir bleibt nichts anderes übrig, als mich selber damit zu befassen.
Ich spüre, wie die wirren Gedanken in meinem Kopf Tau ziehen, und werfe mir ein paar Globuli ein.
Maximilian kommt ins Zimmer und erzählt mir, dass er schon mindestens 13 Millionen Bananen gefrühstückt hat und deswegen jetzt ruhig ein bisschen Rad fahren gehen kann.
Ich bin froh drum, schwöre mir innerlich hoch und heilig, ihm morgen ein opulentes Frühstück zu kredenzen und rapple mich mühsam aus den Kissen hoch.
Nach einer eher nachlässigen Morgentoilette schmeiße ich den Rechner an und checke meine Mails.
Oh, eine gute Nachricht, die von der Online-Beratung haben geantwortet und brauchen von den angeforderten Unterlagen nur noch irgendeinen Wisch, worauf sie meine Steuernummer erkennen können.
Gut, sollen sie haben.
Ich scanne einen Bescheid von 2004 ein, weil ich auf die Schnelle in meinem Schreibtischchaos nichts Aktuelleres finde und hoffe, dass sie damit auch zufrieden sind. So wie ich das verstehe, haben sie an den anderen Unterlagen, die ich auf drei Mails verteilt geschickt habe, nichts auszusetzen. Das wäre natürlich top, denn somit würde endlich mal wieder die Kasse klingeln. Und diesen Ton vermisst mein Ohr schon lange.
Nachdem also das erledigt ist, habe ich nur noch 9 Stunden bis zu meinem nächsten Gespräch mit Gott.
Ich sollte es meinen Freundinnen erzählen, weil ich ihnen immer alles erzähle.
Ich rufe bei Eleonora an, meiner besten Freundin seit der 7. Klasse, aber sie ist nicht zu Hause.
Kein Wunder, es sind Ferien und sie hat 3 Kinder. Marco ist 15, Annabell ist 11 und Rudi ist 5 Jahre alt. Außerdem ist sie eine äußerst umtriebige Mom, die auch ständig versucht, ihren Kids etwas Aufregendes zu bieten. Wie alle neuzeitlichen Eltern, die wir mehr Alleinunterhalter und Chauffeure sind als sonst irgendetwas. Wir hetzen vom Fußballtraining zur Gitarrenstunde, von dort zum Reitunterricht, kommen anschließend zu spät zur Theaterprobe, um dann von unseren Kindern wegen mangelndem Zeitmanagement angemault zu werden, während wir selber schon gar nicht mehr wissen, wann wir das letzte Mal Gelegenheit hatten, ein gutes Buch zu lesen.
Wir sind Sklaven einer Kindheit, in der sich niemand für uns Zeit nahm, und nun geben wir uns ganz dem Bestreben hin, es an unseren Kindern besser zu machen. Nur holen wir uns dadurch weder die fehlende Aufmerksamkeit unserer Eltern wieder, noch die wohlverdiente Achtung unserer Sprösslinge, die unseren Einsatz leider als viel zu selbstverständlich erachten.
Als nächstes versuche ich meine andere Freundin Anne zu erreichen. Sie ist zu Hause.
Anne ist gerade in die ehemalige Wohnung meiner Großeltern, die über der meines Vaters liegt, eingezogen.
Wir haben die Wohnung frisch renovieren lassen, und nun ist sie ein Schmuckstück.
Anne ist im 9. Monat schwanger und hat auch schon einen 12jährigen Sohn.
Wir waren alle im letzten Jahr mit meinem Vater und meinem Bruder in Sardinien, und Anne und mein Vater haben sich blendend verstanden. So entstand dann die Idee der Quasi-Wohngemeinschaft. Sie wohnen natürlich beide in eigenen Wohnungen, aber im selben Haus.
Mich würden keine zehn Pferde in diese Bude kriegen, nachdem ja auch die Erbschleicher direkt daneben wohnen und das komplette Grundstück für sich okkupiert haben. Ich müsste ihnen jeden Tag vor die Tür kotzen, und das will ich meinem Magen nicht zumuten.
Sie klingt müde, als sie sich meldet.
Ich frage: „Na, wie läuft’s?“
Erschöpft antwortet sie: “Passt schon soweit.“
Wir leben in Bayern, da kann „passt schon“ so ziemlich alles bedeuten.
Sie fragt: „Und bei dir?“
Ich überlege, ob meine neuesten Nachrichten vielleicht vorzeitige Wehen auslösen können, und sage vorsichtig: „Ich hatte gestern interessanten Besuch.“
„Oh, bitte“, ruft sie, „keine schmutzigen Details, während mein Liebesleben brach liegt!“
„Nein, nicht was du schon wieder denkst“, rümpfe ich empört die Nase. „Ich hatte Besuch von Gott“, falle ich mit der Tür ins Haus.
Die Antwort ist schallendes Gelächter.
„Gott, muss der Typ gut gewesen sein“, kichert sie ins Telefon.
Ich rolle mit den Augen und erkläre genervt: „Nein, ich meine den Echten.“
Stille. Sie ist ja von mir einiges gewöhnt, aber das geht wohl eindeutig zu weit. „Darüber macht man keine Witze“, kommt es spröde von der anderen Seite.
Anne ist ziemlich gläubig, was sie von mir wohl eher nicht denkt. Sie hält mich mehr für so eine liebenswert abgedrehte Esoterik-Verrückte, die an Engel und Karma glaubt, was aber nichts mit wahrer und echter Religion zu tun hat. Deswegen kann ich ihr die Zweifel nicht übel nehmen.
„Ich mache keine Witze“, beteuere ich. „Er war hier, weil er meine Hilfe braucht.“
In dem Moment merke ich selber, wie daneben sich das anhören muss.
„Okay“, kommt es gedehnt vom anderen Ende der Leitung. „Welche Pilze hast du heute Morgen gefrühstückt?“
Mir wird klar, dass es schwerer ist, als ich anfangs geglaubt habe.
„Nein, ich bin völlig nüchtern und habe auch keinerlei Drogen zu mir genommen“, antworte ich und versuche so seriös wie möglich zu klingen.
Ich starte einen neuen Anlauf: „Im Ernst. Gestern kam Gott zu mir und erklärte mir, dass er am Ende ist und meine Hilfe braucht. Er will ab jetzt jeden Tag zur selben Zeit wiederkommen und Gespräche mit mir führen. Wir helfen uns sozusagen gegenseitig, weil er meint, dass es ihm auch hilft, wenn es mir und überhaupt allen Menschen besser geht. Und darum wollen wir nun in so einer Art therapeutischen Sitzungen ergründen, warum es uns beiden so schlecht geht.“
Ich hole tief Luft und warte gespannt auf ihre Antwort.
„Aha. Kann ich vielleicht auch an eurem romantischen Tête-a-tête teilnehmen, weil es mir grad auch nicht so besonders geht“, so ihr trockener Kommentar.
Wieder verdrehe ich die Augen und erkläre: „Ich mein’ das völlig ernst. Ich weiß ja auch nicht, wie mir gerade geschieht, und ich habe ihm auch gesagt, dass er sehr wahrscheinlich bei mir an der falschen Adresse ist, aber er lässt sich nicht abwimmeln und will das Ganze irgendwie mit mir wieder grade biegen. Weiß der Himmel wieso!“
„Sag mal, schlägt dir vielleicht die Einsamkeit aufs Gemüt?“ will sie mitfühlend wissen.
Ich schnaufe empört in den Hörer.
Gut, ich hab mich die letzte Zeit ziemlich zurückgezogen, weil ich noch am Ende meiner zweiten Ehe zu knabbern habe und irgendwie noch nicht so richtig bereit für eine neue Beziehung bin, obwohl ich mich hin und wieder mit anderen Männern treffe. Bisher war aber noch keiner dabei, der mein verletztes Herz hätte höher schlagen lassen.
„Nein, um Himmels Willen“, versichere ich lautstark, „jetzt hör mir doch mal zu! Ich mache keine Witze! Bitte glaub mir, gestern war Gott bei mir! Ganz ehrlich!“
„Okay, dann erzähl mal“, sagt sie ruhig.
Zu ruhig, sie glaubt mir immer noch nicht.
„Ich hab doch schon alles gesagt. Heute Abend um 21 Uhr kommt er wieder und wir unterhalten uns weiter. Wir arbeiten ab jetzt zusammen. Wir versuchen, die Menschheit zu retten, weil er uns keine Chance mehr gibt, weil er am Ende ist und weil er meint, dass wir nicht mehr an ihn glauben, und dass alles, was er je getan hat, komplett für die Katz war.“
„Kann ich verstehen“, murmelt sie.
„Du glaubst mir also?“ frage ich hoffnungsvoll.
„Nein, natürlich nicht, aber ich könnte es verstehen, wenn es so wäre.“
„Na toll“, brummle ich. „Willst du vielleicht herkommen und dich davon überzeugen“, frage ich mit neuer Energie. „Ich brauche jemanden, mit dem ich über das Ganze reden kann, also wäre es mir lieb, wenn du dich davon überzeugen würdest, dass ich keinen Schwachsinn rede. Aber vielleicht sollte ich ihn erst mal fragen, ob es in Ordnung ist, wenn noch jemand dabei ist“, überlege ich.
„Ja klar, frag ihn mal. Ich will ja auch nicht stören bei euren menschheitsverändernden Gesprächen.“
Natürlich ist mir klar, dass sie mich kein bisschen ernst nimmt, aber ich sage: „Gut, ich frage ihn. Und jetzt muss ich Schluss machen, weil ich muss mich noch auf heute Abend vorbereiten.“
„Ja sicher musst du das“, kommt es beruhigend von der anderen Seite, so wie man mit einem kleinen Kind oder einer völlig Bekloppten spricht.
Ich weiß, dass ich so nicht weiter komme und verabschiede mich freundlich und höflich, mit dem gedanklichen Vorsatz, auf jeden Fall Gott zu fragen, ob auch meine Freundinnen an diesen Gesprächen teilhaben dürfen.
Ich gehe nach unten, wo mir meine olfaktorische Wahrnehmung Signale gibt, dass das Katzenklo dringend gesäubert werden muss.
Seufzend mache ich mich an diese mir verhasste Aufgabe, schnappe mir einen blauen Müllbeutel und mache mich ans Ausschaufeln.
Der Ammoniakgeruch sagt mir, dass es allerhöchste Zeit ist, und erinnert mich daran, wie ich früher immer den Stall meines Pferdes ausmisten musste, als ich noch jung und schlank war.
Ich war schon von klein an eine Pferdenärrin, hing mir tausend Pferdeposter an die Wand und bekniete meinen Opa, mir endlich ein eigenes Pferd zu kaufen.
Er schickte mich, schon bevor ich schulpflichtig war, in eine Reitschule. Zu der Zeit konnte ich allerdings mehr unter den Pferdebäuchen durchlaufen als mich ernsthaft auf dem Rücken derselben behaupten. Nichtsdestotrotz hatte ich Spaß und wünschte mir nichts sehnlicher als ein eigenes Pferd.
Der Wunsch wäre auch beinahe schon in verdammt jungen Jahren in Erfüllung gegangen, als mein Großvater mich, meine Großmutter und meine Eltern zur Besichtigung zweier wunderschöner Fohlen schleppte.
Eines war rot, eines war schwarz, und ich liebte sie sofort. Mit glänzenden Augen stand ich auf der unteren Koppelstange und versuchte mich für eines der beiden zu entscheiden, aber der Rest meiner Familie machte dem Vorhaben gekonnt ein Ende und all meinen Phantasien einen Strich durch die Rechnung. Sie erklärten einstimmig, dass mein Großvater ein ausgemachter alter Narr wäre, der unter komplettem Realitätsverlust leiden müsse, denn nur so könne er auf den abstrusen Gedanken verfallen, einem 6jährigen Mädchen ein Fohlen kaufen zu wollen.
Mein Großvater argumentierte, dass ich in 5 Jahren, wenn das Pferd dann größer und zugeritten wäre, alt genug sein würde, um es reiten zu können.
So dumm war der Gedanke ja auch nicht, aber er konnte abschließend niemanden davon überzeugen.
Ich zählte ja leider nicht.
Letztendlich bekam ich aber dann doch meinen Willen, als ich 13 war.
Ich kann mich an den Anlass nicht mehr genau erinnern, aber ich glaube, es war, weil ins Haus, in dem jetzt die Erbschleicher wohnen, damals ein junges Paar einzog, die sich auch ein Pferd kaufen wollten.
Sie renovierten das alte, völlig verkommene Bauernhaus, und der Mann setzte meinem Opa den Floh ins Ohr, die angrenzende Wiese als Koppel nutzbar zu machen.
Also wurden Betonpfähle gegossen - mein Großvater war ein echter Liebhaber dieser harten Baustoffverbindung -, in den Boden gerammt und lange Stangen daran befestigt.
Fertig waren drei Koppeln.
Daneben war noch Platz für eine Mist-Abladestelle und oberhalb noch genügend Wiese für einen Parcours.
So kam ich dann also zu Oleander, einem 10jährigen Traber-Wallach, der auf Rennbahnen immer wieder disqualifiziert wurde, weil er statt anständig zu traben stets in Galopp verfiel und dadurch keine Gewinne mehr erzielte.
Seine Besitzer hatten ihn zu einem Reitpferd umfunktionieren lassen und ihn dann an eine Frau auf einem Bauernhof in Niederbayern verkauft, die aber nur sehr selten auf ihm geritten war.
Als wir dort ankamen, um ihn zu besichtigen, stritt er sich gerade mit dem Hofhund um dessen Wasserschüssel.
Wenn ich nicht so versessen darauf gewesen wäre, endlich ein eigenes Pferd zu bekommen, hätte mir das schon Warnung genug sein müssen.
Andy, wie wir ihn später nannten, war eine alte Rennbahn-Schlampe und mit allen Wassern gewaschen. Beim Probereiten benahm er sich tadellos. Wahrscheinlich witterte er die Gelegenheit, endlich aus seinem tristen Bauernhofdasein zu entfliehen.
Wir bekamen ihn auch sehr günstig, mit Sattel, Zaumzeug, Pferdedecke und einer voll ausgestatteten Pferdeputzbox.
Ein Schnäppchen, sozusagen.
Außerdem war noch eine neckische Fliegenabwehrmütze dabei, die ihm über die Ohren gezogen wurde, an deren Enden direkt über den Augen lustige Troddeln hingen, die er beim Bewegen des Kopfes hin und her schwingen konnte, um damit die Fliegen zu vertreiben.
Besagtes Mützchen war auch dann Kernstück unseres näheren Kennenlernens.
Bei unserem ersten größeren Ausritt trug Andy dieses nette Mützchen, und wir waren schon weit gekommen, in einem Licht durchfluteten Waldstück ca. 5 km von zu Hause entfernt, als mir auffiel, wie genervt mein Pferd von den herab hängenden Bommeln war.
Er tat mir ohne Ende leid, und ich dachte: „Pfeif auf die dämliche Mütze. Sieht bescheuert aus und hilft rein gar nix.“
Also stieg ich ab, nahm meinem armen leidgeprüften Gaul das doofe Ding ab und sprach die ganze Zeit leise auf ihn ein, dass er es gleich viel besser haben werde.
Nach getaner Arbeit fasste ich dann mit meiner Hand nach den hängenden Zügeln, um wieder aufzusteigen. Daraufhin steigt der Mistkerl hoch, reißt die Augen weit auf, wiehert laut, nimmt im Schweinsgalopp Reißaus und verschwindet mit aufgestelltem Schweif hinter der nächsten Wegbiegung.
Ich stehe also nun in Reitklamotten, Reithelm – meine Mutter bestand darauf –, Reitstiefeln und einem kackbraun-beige gemusterten Fliegenabwehrmützchen in der Hand im Wald und starre ungläubig meinem flüchtigen Pferd hinterher.
Nach einem einstündigen Marsch, mit Blasen an den Füßen so groß wie Marshmallows, kam ich stinksauer zu Hause an.
Die Sorge war der Wut gewichen, als ich Hals über Kopf Andy hinterher gestolpert war, um die Kurve bog und weit und breit nichts von ihm zu sehen war.
Ein Auto parkte ein Stück abseits des Weges, und ich sah mich genötigt, dort um Auskunft zu bitten, da sich der Waldweg in drei Richtungen gabelte.
Ich klopfte zaghaft an die Scheibe, und der Mann ließ sie mit weit aufgerissenen Augen herunter.
Ich lächelte verlegen und fragte: „Entschuldigen Sie, aber ist hier zufällig ein Pferd vorbeigekommen?“
Beide sahen mich weiter mit großen Augen an, nickten stumm und deuteten auf einen der abgehenden Feldwege.
Ist ihnen wohl auch noch nicht passiert, dass bei ihrem Schäferstündchen im Wald ein voll aufgezäumtes Pferd im gestreckten Galopp vorbeirauscht.
Ich bedankte mich hastig und humpelte weiter.
Wer schon einmal Reitstiefel getragen hat, weiß, warum sie Reit-Stiefel heißen, denn zum Gehen sind sie denkbar ungeeignet.
Endlich daheim angekommen, machten wir mit einer Telefonsuchaktion die ganze Gegend rebellisch und erfuhren dann schlussendlich auch, wo sich mein Göttergaul aufhielt. Wir fuhren zu dem angegebenen Bauernhof, und da stand der Dämlack und fraß in aller Seelenruhe das gute Heu vom Bauern.
Mein erster Gedanke galt dem Pferdemetzger, aber ich zwang mich zu einem süßen Lächeln und bedankte mich bei dem netten Herrn Landwirt, dass er so gut auf mein liebes Pferdchen aufgepasst hatte.
Auf dem Nachhauseritt überschüttete ich „Andy Hinterhältling“ mit nicht zu wiederholenden Kraftausdrücken.
Auf alle Fälle war ich durch dieses Erlebnis gewarnt und für seine künftigen Heimtücken gewappnet. Die da waren: den Kopf mit den Zügeln nach unten schnellen lassen, damit ich zu seiner Belustigung einen kleinen Salto Mortale schlage, wenn ich nicht aufpasse, oder mir mal flugs im Vorbeigehen das Bein an der Wand zerquetschen, wenn ich es nicht rechtzeitig hochreiße.
Er war einfach ein Goldstück.
Die Bosheit ließ ihn stolze 30 Jahre alt werden.