Читать книгу Viel, viel Leben - Gabriele - Страница 4

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Wir sind nur Gast auf Erden

und wandern ohne Ruh

mit mancherlei Beschwerden

der ew’gen Heimat zu.

Ich bin ein Gast auf Erden und

hab hier keinen Stand;

der Himmel soll mir werden,

da ist mein Vaterland.

Hier reis ich bis zum Grabe,

dort in der ew’gen Ruh

ist Gottes Gnadengabe,

die schließt all Arbeit zu.

Was ist mein ganzes Wesen,

von meiner Jugend an,

als Müh und Not gewesen?

Solang ich denken kann,

hab ich so manchen Morgen,

so manche liebe Nacht

mit Kummer und mit Sorgen

des Herzens zugebracht.

...

So will ich zwar nun treiben

mein Leben durch die Welt.

Doch denk ich nicht zu bleiben

in diesem fremden Zelt.

Ich wand’re meine Straße,

die zu der Heimat führt,

da mich ohn alle Maße

mein Vater trösten wird.

Mein Heimat ist dort droben,

da aller Engel Schar

den großen Herrscher loben,

der alles ganz und gar

in seinen Händen träget

und für und für erhält,

auch alles hebt und leget,

nach dem’s ihm wohlgefällt.

Zu dem steht mein Verlangen,

da wollt ich gerne hin;

die Welt bin ich durchgangen,

dass ich’s fast müde bin.

Je länger ich hier walle,

je wen’ger find ich Freud,

die meinem Geist gefalle;

das meist ist Herzeleid.

Die Herberg ist zu böse,

der Trübsal gar zu viel.

Ach komm, mein Gott, und löse,

mein Herz, wenn dein Herz will!

Komm, mach ein selig’s Ende

an meiner Wanderschaft,

und was mich kränkt, das wende

durch deinen Arm und Kraft.

Wo ich bisher gesessen,

ist nicht mein rechtes Haus.

Wenn mein Ziel ausgemessen,

so tret ich dann hinaus;

und was ich hier gebrauchet,

das leg ich alles ab,

und wenn ich ausgehauchet,

so scharrt man mich ins Grab.

Du aber, meine Freude,

du meines Lebens Licht,

du ziehst mich, wenn ich scheide,

hin vor dein Angesicht

ins Haus der ewigen Wonne,

da ich stets freudenvoll

gleich als die helle Sonne

nebst andern leuchten soll.

Da will ich immer wohnen

und nicht nur als ein Gast

bei denen, die mit Kronen

du ausgeschmücket hast;

da will ich herrlich singen

von deinem großen Tun

und frei von schnöden Dingen

in meinem Erbteil ruhn.

Paul Gerhardt (1607-1676)

Viel, viel Leben

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