Читать книгу Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad - Gampe Theodor - Страница 16

Touren ab Dresden.

Оглавление

Inhaltsverzeichnis

1. Dresden-Pirna (17 km, Bahn). Berggiesshübel (15 km, Sekundärbahn). Nollendorf (15 km). Kulm (6 km). Teplitz (11 km, auch Bahn).

Nach Pirna benutzt man am Besten Eisenbahn oder Dampfschiff. Die Fahrt zeigt rechts die letzten Ausläufer des Erzgebirges, links den villenbedeckten Höhenzug, an dessen Fuss Loschwitz-Wachwitz-Pillnitz liegen. Die Dampfschifffahrt ist landschaftlich weit dankbarer.

Pirna. Gasthöfe: Schwarzer Adler. Forsthaus. Schwan am Markt. Sächs. Hof. Goldner Stern am Bahnhof. Beliebte Rest.: Stadtrest. und Dampfschiffwartehalle an der Elbe. Grundig und Rathskeller am Markt. Schlossrest. am Sonnenstein mit umfassender Aussicht auf das Elbthal gegen Dresden. Café Schilling an der Promenade.

Pirna liegt 114 m hoch an der Elbe. Unfern der Stadt rainen Erz- und Sandsteingebirge. 12 000 Einw.

Geschichtliches. Die sehr alte Stadt gehörte im frühesten Mittelalter zur böhmischen Krone. 1249 fiel sie als ein Heirathsgut der böhm. Königstochter Agnes an Heinrich den Erlauchten, Markgrafen von Meissen. Aus dem ehemaligen Dominikanerkloster zu Pirna ging der berüchtigte Ablasskrämer Tetzel hervor, auch lebte hier der für die Sächs. Geschichte so wichtige Paul Lindner, bekannt als der »Pirnaische Mönch.« Im 30jährigen Krieg stürmte Banner die Stadt und überliess sie der Beutegier seiner wilden Soldateska. Friedrich II. befahl im 7jährigen Krieg die Schleifung der Stadtwälle. 1811 errichtete man im prächtig gelegenen, mit altdeutschen Erkern versehenen Schloss eine Heilanstalt für Geisteskranke, die hygienisch einen guten Ruf geniesst und gegenwärtig etwa 500 Insassen zählt. Napoleon I. liess 1813 die Unglücklichen herausjagen und befestigte den Sonnenstein.

Die goth. Hauptkirche, 1546 vollendet, schmücken Deckengemälde und Glasmalereien. Zwölf Pfeiler tragen die Decke mit ihren Gewölbrippen von beachtenswerther Mannigfaltigkeit. Schönes Masswerk in den Fenstern. Die neugothische kath. Kirche enthält ein gutes Altarbild. In den Promenaden steht das Ottodenkmal mit Medaillonportrait, dem Sänger Julius Otto gewidmet.

Spaziergänge. 1. Ueber die Elbbrücke. (Unter dem ersten Brückenpfeiler merkwürdiges Echo.) Man geht in der Regel durch das am rechten Ufer liegende Copitz und auf das Bergrestaurant »Zur schönen Aussicht,« das seinen Namen in vollem Maasse rechtfertigt (1 km). 2. Nach der schon genannten Schlossschenke dicht über der Stadt. 3. Nach dem Kohlberg, 202 m hoch, Entfernung 2 km, Gartenrest. mit herrlichen Blicken auf den Borsberg, den langen Höhenzug gegen Dresden und auf die dörferbedeckte Elbniederung. Um den Kohlberg kämpften 1813 Russen, Preussen und Oestreicher gegen Vandamme, und diese Kämpfe bildeten das Vorspiel zur Schlacht bei Kulm.

Nach Berggiesshübel führt Sekundärbahn an der Gottleuba entlang. Zu Fuss geht man nicht die Strasse, sondern am Schiesshaus vorüber die sogenannte Viehleithe, ein schattiger Promenadenweg bis Rottwerndorf (5 km). Gefälliges Schlösschen vom Kurfürst Vater August erbaut. Grosser Gasthof. Bahnhof. Das Dorf ist der Centralpunkt der sog. Cottaer Sandsteinbrüche, welche den härtesten und feinkörnigsten Sandstein im Elbsandsteingebiet liefern und der zu den meisten Skulpturen in Dresden verwendet wurde. Von Rottwerndorf geht man entweder mit der Bahn parallel im Thale fort am Langhennersdorfer Wasserfall vorüber nach Berggiesshübel (9 km) oder über den Cottaer Spitzberg (6½ km). Der erstere Weg bietet anmuthige Thalbilder und die imposante Felsgrotte des Wasserfalls, der nach Gewittern einen fesselnden, bei trockner Zeit jedoch einen mehr kläglichen Eindruck hervorbringt. Nach dem Cottaer Spitzberg folgen wir einen Wegweiser in der Nähe des Rottwerndorfer Bahnhofs, der nach Cotta hinaufweist. Wir lassen das Dorf rechts und gehen bei drei uralten Kreuzen vorüber direct auf den Basaltgipfel des Berges, 387 m. Die Aussicht ist für die geringe Mühe lohnend; sie umfasst viele Tafelberge der Sächs. Schweiz und die Basaltkuppen des Erzgebirges: Sattelberg, Geising, Luchberg, Wilisch. Unter dem Gipfel Basaltbruch. Von hier erreicht man auf Feldwegen leicht die sichtbare Pirna-Berggiesshübler Strasse.

Berggiesshübel. Zum Sächs. Haus. Zum gold. Stern. Freundliches Bergstädtchen im anmuthigen Thalzug der Gottleuba. 1600 Einw. 294 m. Das Johann-Georgenbad ist eines der ältesten Bäder Sachsens. Beliebte Sommerfrische. Schon Gellert und Rabener suchten hier Erholung. Um die touristische Aufschliessung der Gegend machte sich Gewerbschuldirector Clauss aus Dresden besonders verdient. Hinter dem Bad Anlagen. In der Umgebung viele sehr lohnende Spaziergänge. Hervorzuheben sind der Poetengang gegen Gottleuba hin mit Bänken und einer Inschrift von Th. Hell, welche sich auf den Aufenthalt Rabeners und Gellerts bezieht. Sodann sind zu nennen der sog. Napoleonstein, welchen der Eroberer während der Kämpfe in jener Gegend zu wiederholten Malen erstieg und Gersdorf mit künstlicher Ruine. Die Wege sind durch Wegweiser markirt, auch viele der Echos.

In der Nähe der Stadt baut man ein vorzügliches Eisenerz ab, das sich besonders zur Herstellung von Gussstahl eignet und weithin verfrachtet wird. Leider ist das grosse Eisenwerk am Berghang zum Erliegen gekommen.

Anmerkung. Dankbar ist auch die Tour am Bach (3 km) auf nach Gottleuba. 338 m. 1200 Einw. Schön im Thal gelegenes sauberes Städtchen. Grosse Waldungen in der Nähe. Sommerfrische. Goth. Kirche mit beachtenswertem Portal. Die sogenannte Ueberraschung gewährt prächtige Thalblicke. Am Schiesshaus-Wegweiser nach dem Augustusberg mit Umschauthurm (2 km). Schöne Aussicht auf das Gebirge und die Elbniederung. Entweder geht man vom Städtchen aus hinauf auf die Hauptstrasse nach Peterswalde oder im Thalzug fort, bis ein Wegweiser hinauf nach Oelsen zeigt (Erbgericht) und von hier auf den Sattelberg (10 km). Der 721 m hohe Basaltberg gewährt gegen Böhmen nur beschränkte Aussicht, dafür liegt ein grosser Theil der Sächs. Schweiz, des östl. Erzgebirgs und der Elbniederung mit Dresden und den Prinzenschlössern frei vor dem Beschauer. Nollendorf (über Schönwald) ist von hier 6 km entfernt.

Bei Berggiesshübel verlässt die Strasse das Gottleubathal, gewinnt aussichtsreiche Höhen und überschreitet bei Hellendorf die Grenze. Im Hellendorfer Gasthof nächtigte Vandamme vom 28. zum 29. August 1813 – in der Nacht vor den Kulmer Schlachttagen. Das erste böhmische Dorf ist Peterswalde, 2500 Einw. Zum Felsenkeller. Das Dorf ist fast 5 km lang. Um die Peterswalder Höhen kämpften Russen und Franzosen sehr hartnäckig. Die Russen stürmten von Jungferndorf her, wurden aber, zu ihrem Glück, darf man hier sagen, von den Franzosen zurückgeschlagen. In verhängnissvollem Siegesjubel verfolgte Vandamme die Russen bis über den Kamm des Gebirgs hinab. Der preuss. General von Kleist hatte in der Nacht zum 30. August mit seinen Truppen rechts des Nollendorfer Passes in Fürstenwalde gelagert und zog, als er den Kanonendonner in der Tiefe des Teplitzer Thalkessels vernahm, in Eilmarsch über die Höhen gegen Nollendorf und schnitt damit den Franzosen den Rückzug ab, die sich bei Kulm erfolglos mit den Russen und den hinzugekommenen Oesterreichern herumschlugen. Kleist griff sie im Rücken an und entschied damit das Schicksal des Vandamme'schen Corps. Sein Kriegsherr ehrte ihn mit dem Namen Kleist von Nollendorf.

Die Nollendorfer Höhe gehört zu den besten Aussichtspunkten des Erzgebirgs. Ueberraschend sind die Blicke auf das bizarre Mittelgebirge mit dem Millischauer. In der Tiefe bei Kulm sind sämmtliche Schlachtdenkmäler sichtbar. Im fernen Hintergrund gegen Osten taucht der Isarkamm auf mit dem Jeschken. Ferner sehen wir den Tannenberg, Kaltenberg, Rosenberg, den nahen Schneeberg, die Tyssaer Wände und viele Höhen des Elbsandsteingebirges. Aussig mit dem Schreckenstein im Hintergrund und viele Basaltkegel dieser Gegend schliessen malerisch das Bild ab. Gegen West und Südwest ist der Punkt beschränkter.

Die Strasse führt nun in starken Windungen hinab nach dem böhm. Kessel. Tellnitz ist Station der Dux-Bodenbacher Bahn. Kulm ist ein Pfarrdorf am Kapellenberg (Horkaberg). Hier entschied sich die Schlacht, die schon am Kohlberg bei Pirna begonnen. Das franz. Corps ward aufgerieben und Vandamme selbst mit 11 000 Mann gefangen genommen. Unter der Kriegsbeute befanden sich 82 Geschütze. Das Preussische Denkmal steht rechts der Strasse unweit des Posthauses in Arbesau; es ist eine 10 m hohe Spitzsäule mit der Inschrift: Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vaterland. Sie ruhen in Frieden. Das Oestr. Denkmal steht links der Strasse, es ist dem gefallenen östr. General Collorado-Mannsfeld gewidmet, der am 17. Sept. 1813 die Franzosen bei Arbesau zum zweiten Male schlug. Die 30 m hohe eiserne Pyramide trägt Brustbild und Wappen des Generals. Bekrönt wird dasselbe vom öster. Doppeladler. Am Fuss der böhm. Löwe. Das Russische Denkmal, das prunkvollste, steht hinter Kulm bei Pristen, unfern der Stelle, wo General von Ostermann verwundet wurde. Die 5 m hohe Victoria ist eine Nachbildung der griech. Antike zu Brescia. Die Errichtung ordnete Kaiser Franz I. an. Die Einweihung geschah jedoch erst am 28. Sept. 1835 in Gegenwart des Kaisers Nicolaus von Russland, des Kaisers Ferdinand von Oestreich und des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preussen.

Eine gerade Strasse führt uns über Sobochleben nach Turn (zur Ritterburg, Turner Bier) mit vielbesuchten fürstl. Clary'schen Park. Uralte Baumgruppen mit überraschenden Lichtungen, welche fesselnde Landschaftsbilder im Hintergrund zeigen. Auf dem Platz an der Försterei öfter Concerte von Teplitzer Kapellen. Im erhöhten Strohtempel herrliche Ausblicke auf den Teplitzer Thalkessel.

Teplitz (Teplice-Warmbach). Stadt London. Posthotel. König von Preussen. Altes Rathhaus. Schwarzes Ross. Kronprinz Rudolph. Adler. Lamm (billig). Blauer Stern. Am Weg nach Schönau: Haus Oestreich. Neptun. Rest.: Kursalon am Stephansplatz. Gartensalon im Schlosspark. Drei Rosen. Goldnes Fassel. Schönpriessner und Leitmeritzer Bierhalle.

Teplitz zählt mit Schönau 16 000 Einw. Die Lage der Stadt im weiten Thalbecken, unfern des isolirten Teplitzer Schlossberges, gehört zu den anmuthigsten im landschaftlich reichen Böhmerland und die natürlichen Vorzüge unterstützen herrliche Parkanlagen, wohlgebaute Dorfschaften, inter. Klöster, historisch merkwürdige Stätten, schattige Wälder, viele und bequeme Verkehrsmittel und a. m., und wenn auch der industrielle Habitus der nahen Kohlenfelder den landschaftlichen Reizen nicht gerade zu Gute kommt, so beweisen doch an 20 000 Passanten jährlich, dass diese trotzdem unwiderstehlich sind. Die Badefrequenz betrug 1880 gegen 10 000 Badegäste.

Die Heilkraft der Teplitz-Schönauer Thermen gegen Gicht, Rheumatismus und Lähmung ist weltberühmt; auch nach schweren Verwundungen leisten die Quellen vorzügliche Dienste. Preussen, Oestreich und Sachsen besitzen eigene Militärbäder zu Teplitz. Der Wärmegrad der Wässer variirt zwischen 21 und 39° R.; sie enthalten Alkalien und salinische Bestandtheile, darunter kohlensaures Natron. Trinkbar sind sie ihres widerlichen Geschmackes wegen nicht, man benutzt sie zum Baden. (Im Januar 1881 entquoll der Erde eine neue Therme bei Teplitz.)

Am 13. Febr. 1879 brach über Teplitz die weltbekannte Quellenkatastrophe herein. In den 8 km entfernten Ossegger Kohlenschächten hatte man einen Porphirgang angehauen, aus welchem sich ganz plötzlich eine ungeheure Menge auf 20° R. erwärmtes Thermalwasser in die Baue ergoss und bald darauf versiegte die Teplitzer Urquelle im Stadtbad. Am 3. März fand man dieselbe in einem rasch niedergeteuften Schacht 27 m tief wieder auf, doch ist der Quell damit noch nicht gesichert und hat man neuerdings eine tiefere Ausschachtung angeordnet.

In Teplitz selbst liegen die Bäder: Fürstenbad, Herrenhausbad, Stadtbad, Judenbad, Steinbad und Stephansbad. Das Schlangenbad und das Neubad liegen auf Schönauer Gebiet. Die Hauptbadezeit ist Morgens. Nachmittags baden die ärmeren Klassen zur Hälfte der Taxen. Die Badeconcerte finden früh 6 bis 8 Uhr im Kurgarten und von 11 bis 1 Uhr im Schlosspark statt. In den Anlagen am Schlangenbad in Schönau spielt Mittwochs und Sonnabends von 5 bis 7 Uhr und Sonntags von 10 bis 11 Uhr eine Militärkapelle. Sämmtliche Concerte sind für Passanten frei. Das Badeleben culminirt von 11 bis 1 Uhr im Schlosspark; eine Tanzreunion wird Sonnabends im Gartensalon dieses Parks abgehalten.

Geschichtliches. Der Sage nach trieben am 29. Aug. 762 die Hirten des Vladiken Kostolug von Settenz Schweine in den Wald, von denen eines die heisse Urquelle aufwühlte. Zweifellos ist, dass sehr frühzeitig eine Burg an dem Heilquell entstand, welche als die Vorläuferin des jetzigen fürstl. Clary'schen Schlosses anzusehen ist. Urkundlich wird berichtet, dass die Gemahlin des Böhmerkönigs Wladislav II. ein Nonnenkloster an den warmen Quellen errichtete, welche 1278 Rudolph I. zerstörte. 1420 plünderten es die Hussiten und 1424 äscherten sie es ganz ein. Im 30jähr. Krieg litt die blühende Badestadt durch Raub und Plünderung, auch verödeten die Bäder durch Mangel an Badenden. Im 7jähr. Krieg wurde die Stadt von beiden Heeren als neutral respectirt. Nach der Schlacht bei Kulm (30. Aug. 1813) glich die Stadt einem grossen Lazareth. Als Curiosum sei mitgetheilt, dass Napoleon I. mehrfach verdriessliche Aeusserungen über den Namen »Teplitz« fallen liess, weil er ihn nicht richtig auszusprechen vermochte, er nannte die Stadt consequent Telpsich. Im Jahre 1878 fand Kaiser Wilhelm nach dem Nobiling'schen Attentat im Herrenbade zu Teplitz völlige Genesung.

An Gebäuden sind erwähnenswerth das Neue Theater von Schreiber in Dresden mit Skulpturen von Henze, die Evang. Kirche, ein romanischer und die neue Kath. Kirche in Schönau ein gothischer Ziegelrohbau. Im Clary'schen Schloss goth. Schlosskapelle.

Spaziergänge. Vor Allem sind hier Kurgarten und Schlosspark zu nennen, besonders der letztere mit seinen uralten Bäumen und seinen idyllischen Weihern ladet zu längerem Verweilen ein. Unfern des Theaters liegt der Seumepark, ein umgewandelter alter Kirchhof mit dem wohlgepflegten Grabe des »Spaziergängers nach Syrakus.« Auch die Kirchhofkapelle ist erhalten. Ein reizender Spaziergang ist der nach der Königshöhe mit einem Denkmal des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preussen, der 22 Jahre lang die Teplitzer Thermen brauchte. Die Stadt liegt hier in ihrer ganzen Ausdehnung dem Beschauer zu Füssen. In der Nähe der Königshöhe liegt auch die Schlackenburg mit Camera obscura (10 Kr. Eintritt), ein origineller Bau aus Schlacken, Ziegelstücken und Scherben. Im Belvedere Mineraliensammlung. Café Bella vista. Die ganze Königshöhe hat herrliche Anlagen und gewährt schöne Thalbilder, wie auch Fernsichten auf Erz- und Mittelgebirge. Der Mont de Ligne, ein Porphirfelsen liegt über der Stadt gegen Schönau hin. Das Restaurant nennt der Volksmund seiner Form wegen die Pfefferbüchse. Nach dem Turner-Park, 1 km. Siehe Seite 21.

Ausflüge von Teplitz.

Nach dem Schlossberg. Reitesel 75 Kr. Entfernung 3 km. 393 m hoher Klingsteinberg mit schönen Ruinen und unvergleichlich schöner Aussicht. Die alte Veste Dobrowska hora gehörte einst dem Grafen Kinsky, der zu Eger mit Wallenstein ermordet wurde. Die Kaiserlichen stritten mit den Schweden hart um die Burg. 1655 wurde sie auf Befehl aus Wien geschleift, weil die verwilderte Soldateska von hier aus die Gegend brandschatzte. Ferdinand II. verschenkte nach Kinskys Tod Schloss mit Herrschaft an den Feldmarschall Aldringer. Durch Heirath fiel sie an die Fürstenfamilie Clary-Aldringer. In die Schlosstrümmer ist ein empfehlenswerthes Restaurant eingebaut. Die Aussicht von den Ringmauern mit den zum Theil erhaltenen Thürmen ist, wie schon erwähnt, unvergleichlich schön. Das weite, reichbebaute Teplitzer Thal, der colossale Steinwall des Erzgebirges, das reichgeformte malerische Mittelgebirge und an den Gehängen und in der Ebene Teiche, Wälder, stolze Schlösser und Klöster, tiefgrüne Thaleinschnitte geben ein herrliches Landschaftsbild, das sich im Westen bis Rothenhaus und im Osten bis zum Elbgebirge erstreckt, in welches Aussig malerisch eingebettet erscheint. Der Wirth zeigt auf Verlangen die noch erhaltenen Kerker und Kasematten. Einzelne Fensterhöhlen geben originelle Umrahmungen für schöngruppirte Landschaften.

Nach dem Wachholderberg. 3 km. Man geht die Strasse nach Bilin, bis rechts ein Stein nach dem 380 m hohen Gipfel zeigt. Die obere Bergschenke gewährt ähnliche Landschaftsbilder wie der Schlossberg nur nicht so umfassend, der Gipfel des Berges beherrscht dagegen das Bielathal vollständig, auch nimmt sich das Mittelgebirge, weil näher, noch imposanter aus.

Nach dem Millischauer. Bis Pilkau, am Fuss des Berges gelegen, 12 km. Von hier bei starker Steigung auf den Gipfel 1 Stunde. In Pilkau Reitpferde 2 fl. Tragsessel 2 fl. 50 kr. Fahrt von Teplitz bis Pilkau mit Einspänner 5, mit Zweispänner 7 fl. (Auch billige Stellwagen.) Der isolirte Klingsteinkegel, Millischauer oder Donnersberg genannt, erhebt sich 836 m über Meer, bildet die höchste Erhebung des vulkanischen Mittelgebirges und ist eine touristische Notabilität ersten Ranges. Die Rundsicht, uneingeschränkt nach allen Richtungen, zählte Humboldt, der doch so manches Gebirge durchfahren, zu den grossartigsten des Erdballs; sie umfasst so ziemlich den ganzen böhmischen Kessel mit den Einfassungsgebirgen. Rings um den Berg lagern sich die vulkanischen Kegel des Mittelgebirges und belebt wird die Landschaft durch Hunderte von Städten, Dörfern, Schlössern, Ruinen, Klöstern, aufblitzenden Seen und Flüssen. Beim Wirth sind Panoramen käuflich, die über 99 Punkte Aufschluss geben. Nachtlager auf Moosbetten 80 bis 1,50 kr. Unterkunft für circa 60 Personen. (Auch Federbetten.)

Für den Rückweg nach Teplitz empfiehlt sich der Abwechselung wegen die Tour über Kostenblatt. Im Dorf das vom Grafen Czerin 1864 in ital. Styl erbaute Schloss. 2 km vom Dorfe liegt die malerische Ruine Kostenblatt. 508 m hoch, mit Sommerrestaurant. Der Wartthurm gewährt herrliche Aussicht auf das Bielathal und Teplitz. Der Wirth verwahrt hier gefundene Alterthümer.

Von Kostenblatt über Krzmusch nach Teplitz 10 km. In Krzmusch Schloss des Grafen Ledebour mit prächtigem Park über dem engen Bielathal. Den schönsten Blick gewährt ein Kiosk auf der sogenannten Teufelsmauer.

Von Teplitz nach Dux. 8 km. Eisenbahnfahrt zu empfehlen. Die Strasse führt am Dorfe Janegg vorüber, wo das Becken der jetzt versiegten Riesenquelle mit der Riesenmühle liegt. In der Nähe sanken während der Teplitz-Ossegger Katastrophe Erdtrichter ein.

Stadt Dux. Union. Weisses Ross. Goldene Krone. 6000 Einw. Dux ist Mittelpunkt des teplitzer Braunkohlenbeckens und liefert die beste Braunkohle in Böhmen. Zuckerfabrik. Glashütte. Merkwürdig sind die überaus zahlreichen heiligen Bildwerke unter Glas in kleinen Nischen über den Hausthüren. Das Duxer Schloss gehört einem Grafen Waldstein, der einer Nebenlinie des Friedländer Geschlechts entsprossen. Man meldet sich beim Schlossverwalter. Auf dem Schlosshof ein Bassin von schwed. Kanonenmetall, das der Friedländer eroberte. Die Bibliothek zählt 24 000 Bände. Der Abenteurer Casanova verlebte hier seine letzten Lebensjahre als Bibliothekar, und diese Räume sahen seine berüchtigten Memoiren entstehen; auch gab er sich mit dem damaligen Besitzer, einem Grafen von Dux alchymistischen Experimenten hin († 1798). Die Bibliothek verwahrt auch Wallensteins Himmelsglobus. Im Familiensaal Ahnenbilder unter denen ein Portrait Wallensteins von der Hand van Dyk's. Die Rüstkammer besitzt Reliquien des grossen Feldherrn. Im physikalischen Kabinet hat auch eine Venus von Tizian und eine Marmorstatue von Fischer Aufstellung gefunden. Im Naturalienkabinet ist ein Stück Braunkohle mit eiserner Kugel, 6 m tief unter der Erdoberfläche gefunden, bemerkenswerth. Die Holzsammlung ist in Bücherform aufgespeichert. Die Rinde bildet den Rücken, das Innere enthält Blätter, Blüthen und Früchte.

Der Schlosspark ist freigegeben. Die Durchhaue zeigen im Hintergrund wie Theaterprospecte, schöne Landschaftsbilder. Beim Schlossgärtner Erfrischungen. Die Stadtkirche besitzt ein gutes Altarbild von Rainer.

Unfern von Dux an der Strasse nach Ossegg liegen die fünf, im Februar 1879 ersoffenen Kohlenschächte, an deren Entwässerung man gegenwärtig mit grosser Energie arbeitet.

Von Teplitz nach Bilin und dem Borcen. Von Teplitz bis zum Fuss des Borcen 16 km. (Eisenbahn.) Wer auf Bilin verzichtet, fährt direct bis Station Bilin-Sauerbrunnen.

Bilin. Weisser Löwe. Hohes Haus. Schwarzer Adler. 5000 Einw. Grosse Zuckerfabrik. Fürstl. Lobkowitz'sches Schloss mit einer Bildersammlung. Die ehemals berühmte Mineraliensammlung wurde nach Ungarn verkauft. Bilin an der Biela gehört zu den ältesten Städten Böhmens und wird schon im 11. Jahrhundert mehrfach urkundlich erwähnt.

Der Sauerbrunnen, 1 km entfernt gegen dem Borcen hin gelegen, ist ein Natronsäuerling, der mit leichtem Wein oder Milch vermischt getrunken wird und höchst erfrischend wirkt. Man gebraucht ihn besonders gegen chronische Hals- und Brustleiden und Steinbeschwerden. 600 000 Krüge kommen etwa im Jahre zur Versendung. Aus dem abgedampften Wasser gewinnt man die bekannten Biliner Bastillen. Neues fürstl. Lobkowitzsches Kurhaus.

Der Borcen, der seiner seltsamen Form wegen jedem Besucher des Teplitzer Thalkessels sofort auffällt, ist ein vielfach zerklüfteter Klingsteinkegel von 535 m Höhe. (Böhmisch Boren, sprich Borschen.) Der Aufstieg vom Sauerbrunnen aus nimmt circa 1 Stunde in Anspruch und ist nicht ohne Beschwer. Weisse Kalkstriche machen eine Führung unnöthig. (Führer 1 fl.) Die bedeutendste Klüftung ist die Michaelishöhle; vor ihrem Eingang liegt eine sehr grosse Basaltsäule. Der schmalgratige Gipfel gewährt einen herrlichen Ausblick auf den Teplitzer Thalkessel, seinen freundlichen, ziegelbedachten Ortschaften und auf die einrahmenden Gebirge. Zu Füssen liegt das Bilathal mit Bilin und Sauerbrunnen.

Der Radelstein ist 8 km von Bilin entfernt. 749 m ü. M. Kann auch zu Wagen erreicht werden. Die mächtigen Steinwälle auf dem breiten Gipfel sollen heidnischen Ursprungs sein. (Altslavische Cultusstätte.) Von der Zufluchtshütte an der Südseite beste Aussicht. Das Auge beherrscht die Eger- und Elbniederung bei Theresienstadt und das Land bis gegen Prag hin. Ferner ist der Blick überaus fesselnd auf die Berggruppen des Mittelgebirges selbst und auf das Erzgebirge.

Von Teplitz nach dem Probstauer Park. Von Teplitz 4 km, im Norden gelegen. Försterei mit Rest. Schöne Baumgruppen. Der Park gehört, wie auch der Turner, dem Fürsten Clary. Man geht dahin in der Regel über Turn und kehrt über Weisskirchlitz zurück. Bei diesem Dorf erhebt sich der Louisenfelsen. Vom Pavillon prächtige Aussicht auf das Teplitzer Thal.

Anmerkung. Die herrlichen Partien von Teplitz ins Erzgebirge liegen an Haupttouren und haben an anderen Stellen Beschreibung gefunden. Es sei daher auf das Register verwiesen. Graupen ist 7, die Geyersburg 10, Eichwald 7, Klostergrab 8 und Ossegg 9 km von Teplitz entfernt.

2. Dresden-Pirna (17 km, Bahn). Liebstadt (12 km). Börnersdorf (bis zur Kirche 4 km). Breitenau (3 km). Fürstenwalde (6 km). Voigtsdorf, Mückenthürmchen (6 km). Graupen (3 km). Mariaschein (2 km). Probstau (3 km). Teplitz (4 km).

Bis Pirna siehe Tour 1. Seite 17.

Wir berühren von Pirna aus zunächst Zehista. Hübsches Dorf. Schloss mit Park, dem Grafen Rex gehörig. Nun im anmuthigen Seydewitzthal aufwärts. Bei Nenntmannsdorf Kalkbrüche, in denen 1813 viele Franzosen während der Kämpfe mit den Russen ihren Tod fanden. Liebstadt. Gasthof zum schwarzen Kleeblatt. (Ueber dieses Gasthaus existirt ein humoristisches Gedicht von drei Schornsteinfegern, die nach demselben dem Gasthaus den Namen gegeben.) 329 m ü. M. 900 Einw. Dicht über der Stadt das malerische Schlösschen Kuckuckstein. In der Bibliothek ein Portrait Moreaus, dem Widersacher Napoleons, dem in der Schlacht bei Dresden die Beine zerschmettert wurden. Dem Hut ist die Kokarde ausgeschnitten. Napoleon soll dies selbst gethan haben als er hier während der Kämpfe 1813 um die Pässe des östl. Erzgebirges nächtigte. Die beistehenden franz. Worte, zu deutsch: »Er war ihrer unwürdig, der Verräther«, sollen gleichfalls von Napoleons Hand herrühren.

Von hier führt der Weg über etwas eintönige, oft aber auch aussichtsreiche Höhen nach Börnersdorf, Breitenau und Fürstenwalde auf den Mückenberg, der das Mückenthürmchen trägt.

Mückenthürmchen. 815 m ü. M. Gasthaus. Gute Unterkunft. Stallungen. Etwas billiger ist der nur wenige Minuten entfernte Gasthof an der Strasse nach Graupen. Die Rundschau ist grossartig und wird von vielen Kennern selbst der Aussicht von der Schneekoppe und dem Brocken vorgezogen. Thatsache ist, dass jenen Landschaftsbildern ein böhmisches Mittelgebirge fehlt, so grossartig sie auch sein mögen. Die Aussicht erstreckt sich über einen Umkreis von 600 km. Es gewährt eine ganz ausserordentliche Ueberraschung plötzlich das gebirgige nordböhm. Land mit dem Teplitzer Thalkessel und dem vulkanischen Kegeln bis zum Borcen bei Bilin auftauchen zu sehen. Links liegen das Elbsandsteingebirge, dahinter das Lausitzer Gebirge, der Isarkamm und das Riesengebirge. Rechts sehen wir den Kamm des Erzgebirges bis zum Keil- und Fichtelberg und Theile vom Karlsbader Gebirge. Von Dresden sieht man die Antonsstadt, die Prinzenschlösser und ferner den Loschwitz-Pillnitzer Höhenzug mit dem Borsberg. Gegen die norddeutsche Tiefebene ist die Aussicht nur durch die Sehkraft beschränkt.

Bei der Kapelle zu St. Wolfgang betreten wir die Teplitzer Strasse und gelangen hinab nach Graupen. Der Fall bis zu dieser Stadt beträgt 497 m, wir sind also nachzu 5 Dresdner Schlossthürme abwärts gestiegen.

Graupen. Stadt Dresden. Kronprinz Rudolph. Wein und Bier bei Herm. Kohlschütter. Alte intr. Bergstadt, die ihren Namen von den hier abgebauten Zinngraupen entlehnte. 2500 Einw. In der Stadtkirche die heilige Stiege mit 28 Marmorstufen, die von den Gläubigen nur knieend erklommen wird. Zwei Figurengruppen »Gericht über Jesu« und das »Fegefeuer.« Die erstere ist nicht ohne Kunstwerth, die letztere wird durch rothes Glas noch schauerlicher, als sie der »Künstler« gemacht.

Die Rosenburg über der Stadt steht an der Stelle, wo sich die Veste Graupen oder Hundsstein erhob, die 1429 von den Hussiten zerstört wurde. Die alten Ruinen sind geschickt für die neueren Bauten ausgenützt. Schöne Gartenanlagen. Rosenzucht. Beliebter Ausflug der Teplitzer. Die Aussicht auf den Teplitzer Thalkessel und das Mittelgebirge ist umfassend und anmuthig.

Die Wilhelmshöhe liegt gleichfalls auf einem aussichtsreichen Felsvorsprung. Vielbesuchtes Rest. mit Fremdenbetten. Sommerfrische. Das Rest. hat seinen Namen von Friedrich Wilhelm III. König von Preussen, der hier besonders gern weilte.

Die Geyersburg liegt 3½ km gegen Osten von Graupen entfernt. Aussichtsreicher Weg am Berghang. Intr. Ruinenstätte über welche viele Sagen im Volk lebendig sind. Aussicht oben verwachsen, doch thuen sich öfter Blicke auf historische Stätten auf. 1040 schlugen hier Kaiser Heinrichs Mannen den Herzog Bretislav von Böhmen. Am 11. Febr. 1126 kämpften Lothar I. und Sobeslav I. von Böhmen gegen einander. Nach Aussig zu liegen die blutgetränkten Felder, auf denen am 14. Juni 1426 die Hussiten die Meissner schlugen. Das Schlachtfeld bedeckten 23 000 Leichname. Gegen Kulm hin sind die Denkmäler der Kulmer Schlacht sichtbar. Siehe Seite 20.

Mariaschein. 2 km von Graupen. 1240 Einw. Anker. Zum Bleileben. Grosses Jesuitenkloster mit weithin leuchtenden Dächern. 22 Patres mit über 200 Zöglingen. Grössere wissenschaftliche Sammlungen für Lehrzwecke, auf Ersuchen zugänglich. In der Klosterkirche, die zugleich berühmte Wallfahrtskirche ist, ein wunderthätiges Marienbild, zu welchem aus Schlesien und Böhmen, aber besonders aus der Sächs. und Preuss. Lausitz viele Gläubige (zahlreiche Wenden) Wallfahrten veranstalten. Zu Pfingsten, Mariageburt und an einigen Heiligentagen gleicht der Ort einem Messplatz. Im Kreuzgang viele kunstlose Wandgemälde, doch intr. durch seltsame Geschichtsauffassung. Das Mariabild ist von Thon. Man erzählt von ihm eine merkwürdige Fluchtgeschichte zwischen Graupen und Mariaschein. Ein Mädchen, von einer Schlange gebissen, soll um Hilfe gerufen haben und diese erschien in Form eines Muttergottesbildes, das eine Nonne vor den Hussiten in einer nahen Linde verborgen hatte. Die Bürger von Graupen trugen das Bild im Triumph nach ihrer Stadtkirche, aber dreimal kehrte dasselbe bei nächtlicher Weile nach der Linde zurück. Hierauf sei nun eine Kapelle erbaut worden, welche endlich dem Bild als dauernde Wohnung convenirte. Das heutige Jesuitenkloster hat das Gut Sobochleben im Besitz.

Man fährt von Graupen mit Dampf oder geht über Probstau (S. 27) und Weisskirchlitz (S. 27) nach Teplitz. Den Bahnhof Graupen-Rosenthal erreicht man von Graupen aus auf dem Ave-Mariasteig.

Teplitz siehe Seite 21.

3. Dresden-Mügeln (12 km). Dohna (3 km). Weesenstein (3 km). Glashütte (12 km). Bärenstein (8 km). Lauenstein (3 km). Mückenthürmchen (9 km). Teplitz (12 km).

Nach Mügeln mit Dampf. Von hier bis Glashütte Post oder auch billigen Stellwagen. Mügeln liegt am Einfluss der rothen Müglitz in die Elbe, deren rothgefärbte Gewässer (durch die Zinnwäschen bei Altenberg) noch lange in der Elbe sichtbar sind. Auf der Höhe über Mügeln liegt Grosssedlitz mit seinem grossen altfranz. Park. Kolossale Schnitthecken. Erotische Skulpturen. Bassins. Der Umweg dahin beträgt 2 km. Man geht dann nicht die Strasse sondern über die Höhe nach Köttewitz und trifft in Weesenstein wieder mit der Strasse zusammen.

Dohna lassen flüchtige Wanderer links oben am Thalhang liegen. 2000 Einw. Das Schiesshaus steht inmitten der alten berüchtigten Veste Dohna, von der nur noch karge Ueberreste vorhanden. 1402 lag Burggraf Jeschke von Dohna fast mit der ganzen Ritterschaft der Umgebung in hartem Zwist, bis ihn Markgraf Wilhelm von Meissen vertrieb und seine Burg einäscherte. In der Stadtkirche sehenswerter goth. Altar mit Figuren von Semper restaurirt.

Wir gehen im schönen Müglitzthale aufwärts nach Wesenstein. Ein Fusspfad, vom Gebirgsverein angelegt, geht auch ab Dohna über die Höhen dahin. Weigand's Gasthof dicht am Schloss mit schattigem Garten. Das merkwürdig gruppirte, malerische Schloss mit mancherlei Sehenswürdigkeiten ist Eigenthum des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen. Meldung beim Schlossverwalter. Die Gebäude sind in einer Weise übereinander gesetzt, dass sie im Innern wie ein einziger Bau von 8 Stockwerken erscheinen. In die Belletage steigt man hinab, in die Keller hinauf. Die Pferdeställe liegen im dritten Geschoss. Viele Andenken an König Johann, der hier öfter literarischen Arbeiten oblag. Ueber 800 fürstliche Portraits, darunter solche von Meisterhänden. Uralte Gewölbe aus romanischer Zeit. Folterkammer, in Sachsen einzig in ihrer Art. Schöner Schlosspark. König Albert verlebte hier zumeist seine Knabenjahre. Zum Pavillon 1 km stark bergauf. Beliebter Aussichtspunkt auf das stille Oertchen mit dem Schloss und auf das Elbthal. Näheres siehe Gampe's Weesenstein. Dresden, Bleyl und Kaemmerer.

Anmerkung. 5 km oberhalb Weesenstein liegt rechts an der Strasse der Rabenhorst, eine imposante Felspartie. Pfade führen hinauf nach Maxen. Rittergut mit Schlosspark. Am 17. Nov. 1759 trug sich hier der Finkenfang zu. General Fink wurde mit seinen 13 000 Preussen vom östr. General Daun gefangen genommen. In der Nähe Kalkbrüche. (Maxener Marmor.) Der Umweg beträgt 4 km.

Bei weiterem Vordringen im Thal berühren wir Schlottwitz. Links der Todtenstein. (An der Neumühle Achate, Amethyste, Jaspis, Hornblende.) Vor Glashütte bei der Krugmühle eine Felspartie, Wittichs Schloss genannt, wo im 15. Jahrh. ein Wegelagerer Namens Wittich gehaust haben soll.

Glashütte. Post. Stadt Dresden. 2000 Einw. In einem Seitenthale der Müglitz gelegen. Eine Glashütte war nie hier, der Name entstammt den Glaserzen (Eisenerze), die hier gefunden wurden. Glashütte ist der Sitz einer hochberühmten Uhrenindustrie. Die Uhrmacherschule zählt gegen 40 Schüler. Das Hauptverdienst fällt dem Uhrmacher Adolph Lange zu († 1875). Derselbe errang im Ausland mehrfach erste Preise und auf dessen eisern-solide Geschäftsprinzipien stützt sich die ganze Glashütter Uhrenindustrie. Auch andere inventiöse Apparate, Rechenmaschinen, Telegraphen, Instrumente etc. werden hier gebaut. Der Ort hat ein freundliches, gefälliges Aussehen. Die Kirche, 1535 erbaut, enthält vier gute Oelgemälde und einige ältere Glasmalereien.

Die gewundene Strasse führt uns zwischen herrlichen Thalgehängen aufwärts nach Bärenstein, der kleinsten Stadt Sachsens. 660 Einw. Das Schloss mit dicken runden Thürmen und hübschen Parkanlagen gehört dem Major von Lüttichau. Zwischen Bärenstein und Lauenstein kommt das Altenberger Wasser herab, das die Müglitz roth färbt.

Lauenstein. Stadt Teplitz. Gold. Löwe. 470 m. 860 Einw. Das ältere Lauensteiner Schloss liegt in Ruinen. Am neueren gefällige altdeutsche Giebel. Die Kirche besuche man um eines figurenreichen Denkmals willen, das einem Günther von Bünau gewidmet ist. Die Sandsteinarbeiten, von Lorenz Hornung in Pirna gefertigt, sind vorzüglich ausgeführt. Mehrere Hundert Figuren. Der Altaraufsatz ist gleichfalls bemerkenswerth.

Man bleibt nun entweder im Thal und geht über Gottgetreu und Müglitz zum Mückenthürmchen, oder man wählt den Weg über Löwenhain und Fürstenwalde. Weit verstreutes Gebirgsdorf mit 600 Einw. Die Kirche enthält ein altes Marienbild, zu welchem, obgleich die Kirche protestantisch ist, viele Katholiken am Feste Maria Heimsuchung wallfahrten und dort nach Beendigung des protestantischen Gottesdienstes unbehelligt ihre Gebete verrichten. Am Altar ausserdem Statuen der Heiligen Christoph, Nicolaus und Donatus.

Mückenthürmchen und weiter nach Teplitz siehe Tour 2, Seite 28.

4. Dresden-Niedersedlitz (9 km). Lockwitz (2 km). Bad Kreischa (6 km). Reinhardsgrimma (7 km). Luchau (4 km). Johnsbach bis zur Kirche (4 km). Hirschsprung (6 km). Altenberg (2 km). Geising (2 km). Fürstenau-Mückenthürmchen (7 km).

Diese Tour empfiehlt sich für Wanderer, welche freie, aussichtsreiche Höhen den Thalwanderungen an der Müglitz oder Weisseritz vorziehen. Man benutzt bis Niedersedlitz die Bahn. Lockwitz, stattliches Dorf am Eingang der Strasse in den Lockwitzgrund. Adams Gartenrest. 1460 Einw. Schloss der Familie Kap-herr.

Anmerkung. 2 km von hier gegen Wölkau zu liegt der schöne neue Sandsteinbau, der Lugthurm, inmitten hübscher Anlagen, errichtet von der Section des Gebirgsvereins der Sächs.-Böhm. Schweiz Niedersedlitz. Sommerrest. Panorama käuflich. Sehr schöne Aussicht auf das weite Elbthal, wie auf die Tafelberge der Sächs. Schweiz.

Im Thalzug aufwärts gelangen wir nach Bad Kreischa im gleichnamigen Kirchdorfe. 2000 Einw. Das Bad ist in eine Heilanstalt für Nervenleidende umgewandelt worden. Ein Gasthof ist damit verbunden. Im Süden 3½ km entfernt liegt rechts unserer Tour der basaltische Wilisch. 476 m. Ein Aussichtsthurm ist projectirt, ohne welchen der Berg touristisch werthlos bleiben würde, weil der Gipfel völlig verwachsen. Der Basaltkegel gewährte sonst eine grosse Fernsicht über das Elbthal, die Sächs. Schweiz und das Erzgebirge.

In Lungwitz Rittergut mit Park, das dem Bennemann'schen Stift für Predigerswittwen zugehört. Sodann folgt Reinhardsgrimma, 356 m. Hübsches Rococcoschloss mit Park. Strohflechterei. Luchau am Luchberg (ein spitzer Basaltkegel, 581 m hoch, der die nördliche Abdachung des östlichen Erzgebirges völlig beherrscht). Das Dorf ist schon ein echtes Gebirgsdorf. Die Strasse senkt sich nun in ein tiefes Seitenthal der Müglitz, führt wieder hinauf über das grosse Kirchdorf Johnsbach nach Hirschsprung und Altenberg.

Altenberg. Altes Amthaus. Stadt Teplitz. Stadt Dresden. Rathskeller. 2016 Einw. Die Stadt liegt am basaltischem Geising 750 m hoch in stark bewegtem Terrain. 1458 wurde hier das Zinn fündig. Ein Köhler fand es unter seinem Meiler in geschmolzenem Zustand. Ein Denkmal unfern der grossen Binge bezeichnet den Fundort. Den Fuss des Denkmals bildet eine ganze Sammlung von Altenberger Zinnerzen. Der sog. Zinnzwitter ist ein Quarzporphir. Zinngraupen kommen seltener vor. Die jährliche Ausbeute beträgt noch immer 2200 Ctr. Zinn, 815 Ctr. Arsen, 10 Ctr. Wismuth. Die Erze streichen in mächtigen Lagern aus und müssen stockwerkartig abgebaut werden. Die Säulen, die man stehen lässt, sind jedoch nicht immer im Stand, die überhängenden Lasten zu tragen und so sind öfter Bergbrüche vorgekommen, deren grösster die schauerliche Binge dicht an der Stadt verursachte. Die Chronik erzählt, dass schon 1545 ein grosser Tagebruch stattfand, durch welchen 10 verschiedene Zechen verschüttet wurden. Darauf folgten 1578 zwei andere Zechen nach, 1624 aber, an dem für Altenberg ewig denkwürdigen 24. Januar stürzte durch einen ungeheuren Tagebruch das ganze unmittelbar vor der Stadt liegende, grosse Zinnbergwerk zusammen. Es war eine stürmische Nacht, der Schnee lag in Massen auf den unwirthlichen Gebirgen. Ruhig arbeitete der Bergmann in der Tiefe. Plötzlich, als eben die Glocke 4 Uhr schlug, krachte es wie Donner, die Erde bebte, und in einem einzigen Augenblicke stürzten mit entsetzlichem Getöse 4 Göpel mit ihren Zechen, als: Rietzschelzeche, Schellenzeche, Graupner-Zeche, Rathsschacht und noch verschiedene andere in den Abgrund. Alle Häuser der Stadt erzitterten; in den Gruben befanden sich zum Glück nur 24 Bergleute, vier davon waren todt, 19 wurden gerettet, einer jedoch gar nicht wieder aufgefunden. Wo einst ein 60 Fuss hoher Hügel gewesen, zeigt sich nun eine 120 bis 200 Fuss tiefe Binge, deren Wände aus Zechstein und Zinnzwitter bestehen. In einer der Weitungen, die hier unter der Erde geschaffen sind, könnte man den Münster zu Strassburg unterbringen. Die Höhe beträgt 160 m. Eine Cementquelle, welche eingelegtes Eisen überkupfert, entspringt in einer Tiefe von 283 m.

Altenberg ist auch Hauptort des Strohflechterbezirks, der das ganze östl. Erzgebirge umfasst. 25 000 Personen mögen mit Strohflechten beschäftigt sein, die für 6 Millionen Mark Strohgeflechte liefern. In der Hauptsache kommt Weizenstroh zur Verwendung. Die Halme werden so zerschnitten, dass die Knoten ausfallen, sodann bleicht man sie mit Schwefel und reisst sie, d. h. man zieht sie unter einem kleinen Stahlkamm hindurch, der sie in schmale Streifen theilt. Hierauf werden sie angefeuchtet, um sie mürber zu machen und das Flechten beginnt, eine Arbeit, die dem Strumpfstricken täuschend ähnlich sieht. Die Kinder beginnen schon mit 6 Jahren und überholen oft Erwachsene in ihren Tagesleistungen. Die fertigen Bündel gehen in die deutschen Strohhutfabriken oder nach England, Skandinavien und Russland.

1876 brannte die Kirche mit 30 Häusern nieder.

Der nahe Geising ist 823 m hoch und gleicht einem riesigen Heuschober. Oben ein Ahornbaum mit Wendeltreppe, doch warnt eine Tafel vor Betretung derselben, und es ist ihre Besteigung wirklich nicht ohne Gefahr. Die Aussicht auf den Kamm, auf die nördliche Abdachung des Erzgebirges und auf die Tafelberge der Sächs. Schweiz verdiente, dass man sie durch Erneuerung des Ausschaugerüstes der Touristik erhielt, gerade um Altenberg ist auch die nahe Landschaft sehr formenreich. Der Berg zählt zu den 9 grossen Basaltdurchbrüchen des Erzgebirges.

Der Kahleberg, ein langgezogener Bergrücken 3 km von Altenberg im Südwest unfern der Strasse nach Rehefeld. 901 m ü. M. Thurm mit Gradmessungsstation. Gegen Böhmen ist die Aussicht beschränkt, dafür beherrscht das Auge einen Halbkreis vom Fichtelberg bis zum Colmberg bei Oschatz und zum Riesengebirge. Aus den grossen Teichen gegen Altenberg hin geht sowohl Wasser nach den Pochwerken der Zinnwäschen und nach der Müglitz als nach der anderen Seite, wo es die rothe Weisseritz bildet. Die Aussicht gehört, wie die vom Geising, zu den lohnendsten am Nordabhang des Gebirges.

Anmerkung. Wer die in Altenberg einmal gewonnene Höhe nicht wieder aufgeben, d. h. nicht erst nach dem Städtchen Geising hinabsteigen will, geht an Georgenfeld vorüber nach Zinnwald (4½ km) und durch die grossen fürstl. Clary'schen Wälder nach dem Mückenthürmchen. (7½ km) Schöne Strasse. Bei Neugeorgenfeld, das durch böhm. Exulanten begründet wurde, liegen die Lugsteine auf einem Plateau (Knieholz), 893 m, sie werden selten besucht, doch gewährt der höhere die herrlichsten Blicke nach Böhmen hinab. Zinnwald ist halb Sächs., halb Böhm. Zum Sächs. Reiter. Auf böhm. Seite Biliner Bierhalle. (Zugleich Gasthof.) 1 km von der sogenannten Ausspannung (höchste Stelle der Strasse nach Teplitz, wo der Wald beginnt) liegt links ein umfassender Aussichtspunkt nach Böhmen. Das vielerwähnte Häuschen in Zinnwald mit der Inschrift:

Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad

Подняться наверх