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Das tapfere Schneiderlein

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nach den Gebrüdern Grimm

illustriert von Anton Osintzev


An einem Sommermorgen saß ein Schneiderlein an seinem Tisch am Fenster und nähte. Da kam eine Bauersfrau die Straße herab und rief: „Gut Mus feil!“[25] Das Schneiderlein beschloss, es zu kaufen. „Das Mus soll mir Kraft und Stärke geben!“ rief das Schneiderlein. Der Geruch von dem süßen Mus stieg hinauf an die Wand, wo die Fliegen in großer Menge saßen. Sie ließen sich darauf nieder.

„Ich will es euch geben!“[26] schlug es unbarmherzig drauf. Als das Schneiderlein zählte, so lagen nicht weniger als sieben Fliegen vor ihm tot. Das Schneiderlein war sehr tapfer. Er schnitt sich einen Gürtel, nähte ihn und stickte mit großen Buchstaben darauf „sieben auf einen Streich!“

„Die ganze Welt soll es erfahren!“ dachte er. Das Schneiderlein wollte in die Welt hinaus.

Sein Weg führte ihn auf einen Berg. Dort saß ein gewaltiger Riese. Das Schneiderlein ging beherzt auf ihn zu. Er zeigte dem Riesen den Gürtel. Der Riese las „sieben auf einen Streich“, meinte das wären Menschen gewesen, die der Schneider erschlagen hätte. Der Riese kriegte ein wenig Respekt vor dem kleinen Kerl. Aber der Riese wollte ihn erst prüfen. Er nahm einen Stein und drückte ihn zusammen so stark, dass das Wasser heraus tropfte. Das Schneiderlein holte den weichen Käse und drückte ihn, dass der Saft heraus lief. Der Riese wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte es nicht glauben. Da hob der Riese einen Stein auf und warf ihn so hoch, dass man ihn mit Augen nicht sehen konnte.


„Aber der Stein fiel wieder zur Erde, ich will dir einen werfen, der soll gar nicht wieder kommen!“ sagte das Schneiderlein. Er nahm den Vogel und warf ihn in die Luft. Der Vogel flog fort und kam nicht wieder.

Der Riese war so überrascht über die Tapferkeit des Schneiders, dass er ihn in seine Höhle einlud, um die Nacht zu verbringen. Das Bett war zu groß dem Schneiderlein. Er kroch in eine Ecke. Die Riesen versuchten ihn nachts zu töten. Sie schlugen hart auf das Bett. Als die Riesen den Schneider am Morgen lebend sahen, erschraken sie und liefen fort.


Das Schneiderlein kam in den Hof eines königlichen Schlosses. Die Leute betrachteten es von allen Seiten und lasen auf dem Gürtel „sieben auf einen Streich“. Sie dachten, es war der große Kriegsheld. Der König beschloss, ihm Kriegsdienste anzubieten. Das Schneiderlein war bereit. Aber der König fürchtete, das Schneiderlein wollte sich auf den königlichen Thron setzen. Er wollte dann den Schneider loswerden.[27] Der König schickte ihn in den Wald, um zwei Riesen zu töten. Diese Riesen machten mit Rauben, Morden und Brennen großen Schaden. Wenn das Schneiderlein diese beiden Riesen tötete, so wollte der König ihm seine einzige Tochter zur Gemahlin geben und das halbe Königreich auch. Der Schneider schaffte es.


„Du musst noch eine Heldentat machen. In dem Wald läuft ein Einhorn, das musst du erst einfangen.“ sagte der König. Das tapfere Schneiderlein schaffte es auch. Der König aber wollte ihm den verheißenen Lohn noch nicht gewähren.[28] Er machte eine dritte Forderung. Der Schneider sollte ihm vor der Hochzeit erst ein Wildschwein fangen. Er schaffte es.


Jetzt musste der König sein Versprechen halten. Er übergab dem Schneiderlein seine Tochter und das halbe Königreich.

Übungen

1. Beantworte die Fragen.

A

1. Wie zeigte das Schneiderlein seine Tapferkeit?

2. Warum machte er den Gürtel?

3. Wen traf das Schneiderlein auf dem Berg?

4. Wie kriegte der Riese Respekt vor dem Schneiderlein?

5. Wie täuschte das Schneiderlein den Riesen?


B

1. Wie traf das Schneiderlein den König?

2. Was bot der König ihm an?

3. Welche Heldentaten brachte das Schneiderlein voll?

4. War der König glücklich und zufrieden?

5. Bekam das Schneiderlein den verheißenen Lohn?


2. Finde die Antonyme.

1. der Riese

2. tapfer

3. der Schaden

4. die Menge

5. schaffen

6. der Morgen

7. stark

8. der Held

9. glücklich

10. tot

A. lebend

B. die Nacht

C. schwach

D. der Mangel

E. feige

F. der Zwerg

G. scheitern

H. unglücklich

I. der Gewinn

J. der Täter


3. Bilde die Sätze aus den gegebenen Wörtern.

1. saß, Er, seinem, an, Tisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2. ein, Riese, dort, gewaltiger, saß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3. Er, ihm, den, zeigte, Gürtel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

4. war, der, überrascht, Riese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5. erschraken, fort, Sie, liefen, und . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

25

Gut Mus feil! – Продаётся хорошее варенье!

26

Ich will es euch geben! – Вот я вам задам!

27

Er wollte dann den Schneider loswerden. – Тогда он захотел избавиться от портняжки.

28

Der König aber wollte ihm den verheißenen Lohn noch nicht gewähren. – Король не хотел отдавать ему обещанную награду.

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