Читать книгу Das Skelett im Abflussrohr - Georg Christian Braun - Страница 7
Kapitel 1
ОглавлениеHauptkommissar Waldschütz freute sich auf einen ruhigen Arbeitstag. Seit zwei Tagen hatte sich der Andrang an Todesfällen auf seinem Schreibtisch spürbar entspannt. „Karin, was meinst du, wie lange es noch so ruhig laufen wird?“ Kommissarin Degelmann zuckte mit den Achseln: „Wenn du schon so fragst, wird es nichts mehr mit der ruhigen Restwoche.“ Sie sollte schon nach zehn Sekunden Recht behalten: „Jochen, pack die Jacke, wir fahren nach Bad Cannstatt. Skelettierte Leiche im Abfluss.“ Allein diese wenigen Worte ließen Waldschütz das Gesicht verziehen.
„Hatte mir vorgenommen, heute gediegen Mittag zu essen. Wird wohl nichts“, lamentierte Waldschütz. Degelmann dachte nur an den vor ihr liegenden Fall. Sie saß auf dem Beifahrersitz und telefonierte mit den Streifenbeamten, welche bereits am Fundort erste Ermittlungen aufgenommen hatten. „Sperrt das Gebiet ab, Gaffer können wir nicht gebrauchen.“ Jochen Waldschütz hob den rechten Daumen, Zeichen, dass er mit der Maßnahme Degelmann einverstanden war. Er brauchte Ruhe, am besten Geräuschlosigkeit, die aber niemals gewährleistet wurde.
Das Blaulicht ließ die Polizisten durch den Stau fräsen. Sie hatten freie Fahrt und nahmen sich diese. Schließlich wartete eine skelettierte Leiche, dass sich jemand um sie kümmerte. „Woher weiß man eigentlich, dass wir zuständig sind?“ Fragte Waldschütz die Kollegin.
„Du weißt doch, der Präsident will, dass wir die ungeklärten Todesfälle übernehmen. Die Kollegen sind mit anderen Arbeiten überlastet, wir finden immer noch freie Kapazitäten.“
„Du vielleicht, ich sicher nicht. Mir reichen die Toten, deren Todesursache unnatürlich gewesen war.“
„Seh es doch so: Auch du kannst Abwechslung gebrauchen.“ Degelmann schaffte nicht, dass sich die Laune des Hauptkommissars aufhellte, er stierte auf den gestauten Straßenverkehr und drängelte nach vorne.
„Mach Platz“, brüllte er und meinte einen vor ihm kriechenden Fahrer, der den Weg versperrte und die Wut von Waldschütz hochkochen ließ.
„Jochen, der Tote rennt uns nicht weg. Zumal ein Skelett.“ Darüber musste Waldschütz grinsen. „Hast Recht. Sollen wir erst noch eine Vesperpause machen?“ „Übertreib nicht, wir sind im Dienst.“ Schade, dachte Waldschütz, liebend gerne würde er den knurrenden Magen beruhigen, daraus wurde nichts.
Die Kriminalbeamten hatten den Fundort erreicht, nach dem Abstellen des Wagens setzte jeder der beiden die stillschweigende Absprache um. Degelmann suchte die Streifenkollegen auf, Waldschütz sammelte seine Eindrücke und versuchte sich ein Bild zu machen. Eines, das diesmal zu einer schwierigen Aufgabe, möglicherweise zu einem Zerrbild verkommen könnte.
„Weiß man schon, wer der Tote ist?“, schaute er einen Streifenkollegen an.
„Noch nicht.“
Dann wird der Job zu einer delikaten Angelegenheit, zu einem Abenteuer im Dschungel der ungeklärten Todesfälle vergangener Jahre. Und er musste eng mit Dr. Helmut Schwarz zusammenarbeiten, dem Gerichtsmediziner, dem Waldschütz schon oft auf die Nerven gegangen war. Routinemäßig ließ er im Gedächtnis die Namen aller Zahnärzte weit und breit kursieren, Waldschütz ahnte, dass er nur über die die Identität des Toten herausfinden würde. Wenn nicht ...
„Ich lass mal die DNA überprüfen“, sagte Karin Degelmann.
„Ich bin sicher, dass der Tote nicht freiwillig ins Rohr geklettert ist. Also: Wo kam er zu Tode?“