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Zimmer zu vermieten, Sex inklusive von George Bell

Es war an einem Skatabend mit drei Freunden, als sie im Morgengrauen genug von den Karten hatten, aber sich noch lange in diverse Geschichten vertieften. Gert hatte damit angefangen, eine Story von einer jungen dunkelhäutigen Schönheit zu erzählen, mit der er ein Wochenende im Bett verbracht hatte. Wie es seine Art war, gab er neben pikanten Details und einer genauen Beschreibung der Umstände, eine unwahrscheinlich klingende Beschreibung seiner sexuellen Leistungsfähigkeit zum Besten, die er geschickt glaubhaft zu machen wusste durch das scheinbar eigene Staunen über diese unerwartete Potenz.

Abgesehen von einer wirklich anschaulichen Darstellung dieser Dame war an Gerts Erzählung nicht viel Aufregendes gewesen. Sie fingen danach an, Erinnerungen an besonders prickelnde Erlebnisse auszutauschen. Bei Rolf war es eine Hotelgeschichte mit einer trinkfesten Barfrau aus Rostock, bei Jürgen eine Nacht im Schlafsack, die er mit einer Studentin in den Dünen am FKK-Strand auf Hiddensee verbracht hatte. Aber seine eigene heißeste Geschichte hatte er noch niemandem erzählt. Sie war auch kaum dafür geeignet, vor Freunden damit zu prahlen. Man hätte die Situation kennen müssen, die Umstände und wohl auch den Zustand, in dem er sich damals befunden hatte.

Nein, sie hätten wohl kaum verstanden, welche Lust ihm diese Frau bereitet hatte.

***

Er war nach dem Ende seines Studiums nach Berlin gekommen und hatte genug von sechs Jahren Untermiete bei vertrockneten Wirtinnen gehabt, die davon erzählten, dass sie bessere Tage gesehen hätten, seine Besuche kontrollierten, an die Tür klopften, wenn er seine Platten hörte und in seiner Abwesenheit in seinem Zimmer herumschnüffelten. So war er auf die Suche nach einem leer stehenden Laden gegangen, um sich endlich die erste eigene Wohnung einzurichten.

Vorher jedoch hatte er sich bei einer Zimmervermittlung am Bahnhof Friedrichstraße für vier Wochen eine Adresse nachweisen lassen, die nahe seiner Arbeitsstelle lag. Es war eine Anschrift am Prenzlauer Berg, Hinterhof, zwei Treppen. Den Nachnamen hatte er vergessen, aber der Vorname war Paula. Als er sich auf den Weg machte, hatte er die Vorstellung von düsteren Hausfluren, in denen es nass und modrig roch, im Kopf. Er ging über einen kahlen Hof; um die Mülltonnen lag verstreut braune Brikett-Asche, die der Regen zu schlammigem Brei vermischte. Die Treppe hinauf fand er neben der Tür ein blankes Messingschild mit dem Namen, der auf seinem Zettel stand. Als er klingelte, schlug drinnen ein Hund an.

Nach einer Weile sagte eine mürrische Stimme: »Wer is’n da?«

Er trug sein Anliegen vor und reichte den handgroßen Zettel durch den geöffneten Türspalt. Eine Sicherheitskette klirrte, dann öffnete sich die Tür. Im halb dunklen Flur stand eine Frau, fast einen Kopf kleiner als er, der er selbst kaum mittelgroß war, wie in seinem Personalausweis stand. Sie trug einen dunkelroten Trainingsanzug, Pantoffeln und zerrte lustlos am Reißverschluss der Jacke, unter der sie ein schwarzes Shirt zu tragen schien. Sie starrte ihn an, verzog dann den Mund zu einem schiefen Lächeln und fuhr mit einer Hand in den üppigen Schopf wirrer grauer Locken.

»Woll’n se ’n Zimma?«, fragte sie. Er nickte. Es stand ohnehin auf dem Zettel und er hatte es schon vor der Tür erklärt.

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