Читать книгу Aurelia aurita - Gerald Schneider - Страница 8
ОглавлениеVorwort
Im ehemaligen Kieler Institut für Meereskunde, das mittlerweile in die Großforschungseinrichtung „Geomar“ der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren aufgegangen ist, fanden zwischen 1978 und 1995 intensive Forschungen zur Biologie und zur ökologischen Bedeutung der Ohrenqualle Aurelia aurita (Linnaeus 1758) in der Kieler Bucht statt. Die Ergebnisse wurden zwischen 1980 und 1998 in diversen Fachzeitschriften veröffentlicht.
Der Nachteil jener artikelgesteuerten Publikationsweise ist jedoch, dass das breite Wissen über die Quallen verstreut und „zerstückelt“ vorliegt und schwer zu übersehen ist. Es ist daher sinnvoll, die Hauptresultate in einer umfassenden Betrachtung zusammenzuführen. Dies hätte bereits vor 20 Jahren erfolgen sollen, allerdings verlaufen Lebenslinien nicht immer wie gewünscht, und so musste die Publikation aus persönlichen Gründen unterbleiben.
Wenn ich dennoch jetzt das „Werk“ angehe, so erhebt sich die Frage: Lohnt sich das? Lohnt es sich, wissenschaftliche Resultate, deren Kern mehr als ein Viertel Jahrhundert zurück liegt in einer Gesamtdarstellung heute noch zusammenführen zu wollen? Ist es nicht überholt?
Für die Sinnhaftigkeit eines solchen Unternehmens sprechen einige Gründe.
Zunächst ist zu bedenken, dass nach meinen Recherchen und Kenntnissen eine so intensive Untersuchung zur ökologischen Bedeutung der Quallen im Planktonsystem der Kieler Bucht seither nicht mehr stattgefunden hat. Insofern würde ich für uns immer noch reklamieren, dass wir ein Grundlagenwerk zum Thema geschaffen haben, dass bisher nicht durch neuere Untersuchungen suspendiert ist. Wer sich heute also mit dem Thema beschäftigen möchte, muss auf die Artikel zurückgreifen – oder findet in diesem Büchlein die notwendigen Erstinformationen.
Hinzu kommt, dass möglicherweise sich einige Zusammenhänge verändert haben könnten. Das kann aber nur erkannt werden, wenn die Situation von „damals“ bekannt ist. Eine zusammenfassende Darstellung macht daher auch unter dem Aspekt sich ggf. wandelnder Ökosysteme Sinn.
Außerdem war der Autor über die Zitierungshäufigkeit der Arbeiten überrascht. Die Arbeiten, die ich als alleiniger Autor oder als Koautor (mit) zu verantworten hatte, wurden bisher (Stand August 2020) immerhin 827 Mal zitiert. Das ist einerseits sicher keine „astronomische“ Zahl, die eine besondere Behandlung des Themas verdient. Wichtiger aber als die absolute Zahl ist andererseits die Konstanz der Zitierungen: Seit 2004 wurden die Arbeiten pro Jahr 20 – 44 Mal zitiert. Durchgängig. Für 2020 liegen bereits jetzt schon wieder 17 Zitierungen vor. Daraus schließe ich auf ein konstantes Interesse an den Arbeiten und den Themen. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die letzte Publikation bereits 22 Jahre zurück liegt. Offensichtlich haben wir den Kolleginnen und Kollegen auch nach diesem langen Zeitraum noch etwas zu sagen.
Letztendlich spiegeln die Ergebnisse auch ein Stück Institutsgeschichte wider. Damals wurde die Dynamik des Pelagials der Kieler Bucht, sowie die Pelagial – Benthos – Kopplung über diverse Diplom-, Doktor- und Habilitationsarbeiten, sowie im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 95 der Christian-Albrechts-Universität erforscht.
Die Rolle der Quallen war dabei zunächst zurückgestellt, rückte dann aber als notwendige Ergänzung der anderen Arbeiten in einer späteren Phase in den Blick. Die hier vorgelegte Zusammenstellung erinnert somit auch an die damaligen Forscher wie z. B. Heino Möller, Michael Kerstan, Thomas Heeger und Gerda Behrends.
Sie zeigt aber auch, wie wir uns damals das Planktonsystem der Kieler Bucht vorstellten, wie wir vorgingen und welches unsere leitenden Thesen waren. Heute wissen wir mehr – so soll es in der Wissenschaft ja auch sein. Aber alles Wissen fußt auf Vorwissen und insofern ist dieses Büchlein auch ein Stück Wissenschaftsgeschichte. Aus diesem Grunde habe ich neuere Aspekte, z. B. zum Microbial Loop, zur Rolle gelöster organischer Kohlenstoffverbindungen etc. nur mit Vorsicht angedeutet.
Alle genannten Gründe lassen das nachfolgende Werk sinnhaft erscheinen und es geht hier darum, ein möglichst homogenes Bild der Biologie und zur ökologischen Rolle im Pelagial der Kieler Bucht vorzulegen. Für Kommentare oder Nachfragen gebe ich gerne meine Mailadresse bekannt: nordlichter54@web.de
Kiel, im August 2020
Der Autor