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Kapitel 2

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Pittel der Zipfel 1

Abenteuer in der Traumwelt

Unsere Geschichte spielt sich in einem menschenleeren Haus ab.

Heute, nach dem Mittagessen, ist die Menschenfamilie in den Urlaub gefahren. Nur wenn keine Menschen im Haus sind, kann ein Zipfel, von der Fee, erweckt werden.

Alle diese Zipfel leben im Zipfelland. Das ist ihr richtiges Zuhause, wenn sie lebendig geworden sind. Seht doch einmal nach, ob ihr bei euch ein Kissen findet, dem ein Zipfel fehlt.

Vielleicht ist auch ein ganzes Kissen fort?

In der Wohnstube, in einer Ecke, auf einem alten Sessel, lag ein komisches Kissen. Es war rund und besaß nur einen einzigen Zipfel. Das Kissen besaß eine leuchtend rote Farbe, also war auch dieser Zipfel leuchtend rot. Oh je, da gab es manchmal die buntesten Zipfel, wie ihr euch denken könnt. Es gab auch schwarze Zipfel, ja und die waren auch meistens nicht so ganz nett, wie alle anderen. Sie ärgerten sich darüber, weil sie keine richtige Farbe besaßen.

Die kleine Julia, sie ist die Tochter des Hauses, nähte also das Kissen zusammen mit ihrer Mutter. Julia hatte fast alles allein gemacht und war deswegen ganz stolz auf dieses einzipfelige Kissen, das aus Satin-Stoff gefertigt war.

Die alte Uhr im Wohnzimmer schlug gerade 12 Uhr Mitternacht.

Da geschah es!

Ein leuchtender Kranz legte sich um den Zipfel des roten Kissens und drehte sich sehr schnell mit einem leisen Pfeifton. Man sollte jetzt meinen, dass ein Kissen einfach kaputt sein würde, was aber hier nicht stimmte. Wenn ein Zipfel sich abgedreht hatte, schloss sich die offene Stelle, indem der Stoff sich dort zusammenzog und das Kissen wieder heilen ließ. Julia ihr Kissen verlor jetzt den Zipfel und wurde ganz rund.

Unser Zipfel nun, bekam Augen und einen Mund. Eine Nase, das wissen wir ja bereits, besaß ein Zipfel nicht. Den Mund brauchten sie nur zum sprechen, weil Zipfel auch nicht aßen. Menschen müssen das tun. Menschen haben Hunger und brauchen Nahrung um am Leben zu bleiben. Besonders kleine Kinder brauchen Essen, weil sie ja noch groß und stark werden wollen. Na ja, Menschen sind ja auch keine Traumgestalten.

Der rote Zipfel war nicht sehr groß. 13 cm war er nur lang und rieb sich müde seine Augen. Er wusste gar nicht was dass alles sollte.

Er rieb sich schon wieder, mit den kleinen spitzen Ärmchen, die keine richtigen Hände besaßen, die Augen. Wo war er nur?

Und, was war er denn?

Die dunkle Stube machte ihm Angst. So viele Schatten waren da. Manche reichten bis zum Himmel. Er meinte natürlich, bis zur Stubendecke und meinte mit dem Schatten, den Stubenschrank. Von irgendwoher vernahm er leise Pfeifen, das ihn zu rufen schien. Ja, das Pfeifen galt ihm. Das wusste der kleine Zipfel sofort. Er machte sich ängstlich auf. Zipfel brauchten das Schweben nicht erst erlernen. Sie konnten es von Anfang an, so wie Fische gleich schwimmen konnten, oder Äffchen gleich herum kletterten.

Jetzt, schnell, schnell, vorbei an diesen riesigen Schatten, dort hin, da kam der Pfeifton her, aber… er schwebte gegen einen harten Gegenstand. Bauz! Hier kam er nicht weiter. Er war gefangen.

Das Zipfelchen bekam noch mehr Angst.

Noch einmal drehte sich der Zipfel schnell um die eigene Achse und stieß auf einen Gegenstand.

„Aber, aber, nicht so schnell, kleiner Zipfel“, sprach eine nette Kinderstimme zu ihm. Eine Hand fing ihn auf, denn fast wäre er auf den Fußboden gefallen.

„Ich hab Angst! Ich hab Angst“, zeterte das Zipfelchen in der Hand der wunderschönen Fee. Sah sie doch aus wie ein junges Mädchen, nicht viel größer als Julia, die 10 Jahre alt war.

Kein Wunder, denn es war ein Feenmädchen, das jetzt sagte:

„Zipfel brauchen keine Angst vor mir haben. Ich bin die Fee Miri Ella. Ich wünschte mir einst, dass manche Zipfel lebendig werden dürfen. Ihr seid lustige Gesellen, die mir viel Freude bereiten.“

„Gut, “ sagte der kleine Zipfel, “ dann habe ich jetzt keine Angst mehr vor dir.“

Miri Ella streichelte den kleinen Zipfel und dachte über etwas nach.

„Wie soll ich dich nennen? Du bist ja so niedlich und so klein. Ja, ich weiß es. Dein Name soll Pittel sein. Pittel der Zipfel. Wenn dich jemand fragt wer du bist, dann sagst du einfach, ich bin Pittel der Zipfel. Verstehst du das?“

„Oh ja!“ rief der Zipfel laut.

„Ich bin Pittel der Zipfel! Und was soll ich jetzt machen?“

„Ich werde dich in meine Welt mitnehmen. Dort wirst du das Zipfelland suchen. Für die Zeit, die deine Menschfamilie Urlaub macht, darfst du im Zipfelland bleiben. Dann, wenn die kleine Julia wieder hier im Haus ist, musst du zurückkehren. Anders geht es nicht. Sonst würden viele Menschen, an ihren Kissen keine Zipfel mehr haben und die Kissen wegwerfen. Das will ich nicht.“

Miri Ella ließ Pittel los. Der kleine Zipfel schwebte vor ihrem Gesicht hin und her.

„Miri Ella, wo ist das Zipfelland?“

Die kleine Fee lächelte liebevoll, als sie sagte:

„Das sollst du selbst herausfinden. Du wirst dorthin unterwegs, viele andere Dinge sehen. Neue Dinge, die dich klug machen werden. Jetzt dreh dich! Dreh dich schnell und schneller. Schnell und schneller, schneller noch!“

Plötzlich tauchten überall bunte Lichter auf, die aussahen wie Luftballons. Sie wirbelten um den Zipfel herum und schienen fröhlich zu pfeifen. Sie pfiffen ja wirklich, hatten Gesichter und Münder. Viele von ihnen tanzten um die Zipfel herum und flüsterten mit heller Stimme:

„Willkommen Zipfel im Wunderland!

Husch! Husch! Durch das Tor!

Schnell, schnell! Durch die Farbenwand!“

Immer schneller drehte sich der Zipfel.

„Willkommen ihr Zipfel im Wunderland!

Husch! Husch! Durch das Tor!

Schnell, schnell! Durch die Farbenwand!“

Ein kleiner, grüner Luftballon kam ganz dicht an Zipfelchen heran und rief lachend:

„Wollen wir spielen im Spielzeugland? Du wirst mich treffen, auf einer Bank.“

Der rote Zipfel konnte nicht mehr antworten, weil die Luftballons plötzlich alle verschwunden waren. Zipfelchen sah sich um.

Oh! Was für ein Betrieb hier war. Da drüben schaukelte auf einem Schaukelpferd eine Puppe mit langen braunen Haaren. Und da hinten, das waren doch Spielzeugautos. Sie hatten sich auf die Hinterräder gestellt und tanzten. Einige Fahrräder, oh! Die hatten ja Arme und Beine! Sie klatschten und sangen laut dazu.

Ein alter Kreisel tanzte klimpernd an den Zipfeln vorbei.

Teddybären und Plüschhasen tanzten auch zusammen. Kleine Dreiräder rasten zwischen den großen Rädern hin und her, ohne einen Unfall zu machen. An einer anderen Ecke war eine Absperrung aufgestellt worden. Da gab es nur kleine Spielzeuge, wie Elefanten und Teddys, die nur so groß waren wie das Zipfelchen und noch viel kleinere Sachen, wie Schlüsselanhängerfiguren und kleine Glasfiguren.

Die Absperrung wurde von einem großen Teddy bewacht, damit keiner von den großen auf die kleinen trat.

Und überall rollten bunte Glaskugeln umher. Davon gab es auch kleine und große.

Zipfelchen hörte zwei miteinander sprechenden, bunten Kugeln zu.

Die eine sagte:

„Das Weihnachtsland ist viel zu klein für die ganzen Geschenke. Darum werden sie hier her gebracht und dann vom Nikolaus und dem Weihnachtsmann in ihre Säcke verstaut. Sie gehen durch das Tor zur Menschenwelt, zu den Kindern. Oh, was bin ich froh, dass ich kein Weihnachtsmann bin! Diese viele Arbeit, oh je! Oh je!“

Der rote Zipfel schwebte zu einem Schaukelpferd hinüber und setzte sich, vor eine Puppe, darauf.

Beinahe wäre Zipfelchen hinunter gefallen. Nur, weil die Puppe hinter ihm schnell zufasste und jetzt fest hielt, lachte es vor Vergnügen auf. Das machte ja solchen Spaß.

„Mama! Mama!“, sagte die Puppe aufgeregt.

Und noch einmal: „Mama! Mama!“

Zipfelchen fragte:

„Was ist Mama?“

Die Puppe sagte wieder:

„Mama! Mama!“

Dieses Mal viel leiser. Wie sollte Zipfelchen auch wissen können, das es Puppen gab, die nur Mama sagen konnten.

Hier im Spielzeugland konnten nicht alle Figuren sprechen. Was wäre das wohl gewesen, wenn jedes Spielzeug sprechen könnte in der Welt der Menschen. Spielsachen, die für die Menschenkinder gemacht worden waren, konnten nur das sprechen, wozu sie gedacht waren.

Der Teddy brummte zum Beispiel, die Puppe sagte Mama, oh ja, es gab Puppen die mehr sagen konnten. Auch das hatten die Spielzeugmacher so gewollt. Diese Spielsachen konnten ja nicht denken, wie Kinder, oder die Mama und der Papa. Spielzeug war eben nur Spielzeug. Man konnte es lieb haben und mit damit sprechen. Und manchmal, wenn man ganz genau hinhörte, dann gaben sie auch eine Antwort. Spielzeug das hier sprechen konnte, blieb für immer hier. So wollte es die Fee.

Jetzt sah der kleine rote Zipfel dort drüben eine Bank. Auf dieser Bank saß der kleine grüne Luftballon von ersten. Er winkte herüber. Zipfelchen bedankte sich bei der Puppe und schwebte davon, auf die Bank zu.

Zipfelchen setzte sich auf die Bank neben den Luftballon. Sofort redete er darauf los. Erzählte dem Zipfel vom Spielzeugland. Jetzt fragte ihn der Ballon:

„Willst du noch mehr sehen? Dann zeige ich es dir. Ich schwebe voran.“

Der Luftballon stieg hoch hinauf. Zipfelchen wollte zu ihm gelangen, aber siehe da, es kam nicht so hoch hinauf wie der Ballon.

„Warte doch Ballon! Ich kann nicht so hoch! Warte! Will mit!“

Der Ballon senkte sich herab und schwebte dich neben Zipfelchen her.

„Ich weiß das. Zipfel können nicht sehr hoch schweben. Dafür können sie sehr weit hüpfen und auch hoch hinaus hüpfen. Hüpf mir doch nach.“

„Wohin willst du?“

Der Ballon gab keine Antwort. Er schwebte einfach weiter.

Zipfelchen dachte nach. Hüpfen? Was war denn Hüpfen? Ach so!

Es probierte es erstmal auf der Stelle aus. Die Spitze des unteren Zipfels konnte es zusammen stauchen und jedes Mal wenn es dann hoch sprang, konnte es höher hinaus.

Hui! Das machte ja richtigen Spaß! Hui! Hui! Hui!

„He! Aus dem Weg ihr Spielsachen! Ich komme! Hui! Hui! Hui!“

Das ging eine Weile gut. Doch dann sprang Zipfelchen genau auf den Kopf eines Plüschhasen. Sofort fielen beide hin. Der Plüschhase stand geschwind wieder auf und sagte, ganz außer Atem:

„Hast du mich aber erschreckt! Du musst aufpassen, wo du lang hüpfst.“

Mehrere Plüschfiguren kamen jetzt heran und wollten sehen was sich da ereignet hatte. Auch ein Plüschkrokodil war dabei. Es drängte sich nach vorne, sprach mit knurrender Stimme:

„Ich werde dich fressen. Wollte schon immer mal einen Zipfel fressen. Ich werde dich…“

„Was denn, was denn“, sagte ein dicker Teddybär tief, beim Näherkommen.

„Du musst nicht immer kleine Leute bange machen. Schon gar keine Zipfel, die nur auf der Durchreise sind. Außerdem hast noch niemanden gefressen. Und ein kleiner Zipfeljunge darf hier ruhig spielen.“

„Aber nicht den Leuten auf den Kopf springen.“

Zipfelchen ging rasch auf den Plüschhasen zu und umarmte ihn.

„Ich verspreche es, ich passe jetzt besser auf. Es tut mir Leid, wenn ich dir Weh getan habe.“

Der Plüschhase war ganz gerührt.

„Du hast mich nur erschreckt, weiter nichts. Es ist schon gut“, sagte der Hase und strich dem Zipfelchen über den Zipfelkopf.

Der Teddybär lachte tief und alle anderen Plüschtiere auch.

Nur das Krokodil zog griesgrämig von dannen.

„Nun hüpf weiter kleiner Zipfel. Schnell in dein Zipfelland, ehe es dunkel wird.“

Pittel der Zipfel 1

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