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5. 1. Ehe – 1. Job
ОглавлениеStudent, wie stolz das klingt. War auch stolz, nur die Weiber, oder besser gesagt, ein Weib und alles was damit im Zusammenhang stand, hat im Juni 1961 für meine selbst beantragte Exmatrikulation den Grundstein gelegt. Natürlich trifft nicht das Mädchen die Schuld, sondern mich allein, das ist klar wie Kloßbrühe, nur wahrhaben wollt’ ich´s damals nicht.
Was weiß man schon vom Leben, wenn man mit 21 heiratet, man weiß nicht mal wo man steht!
Ehe- und Familienpflichten, Kind in Auftrag gegeben, Geldbeschaffung stand im Vordergrund, Studium fand nur noch manchmal statt. Aussteigen war schon programmiert.
Im Januar 1961 kam Sohnemann zur Welt. Alles war neu und gar nicht mehr studentisch.
Heute gehört das, glaub’ ich, wohl zur Normalität, daß Studentinnen Kinder bekommen und das geht kurioserweise gut, auch das Studium führt am Ende zum Erfolg. Die Jungen sind halt viel wendiger als wir Alten, Konservativen.
Episode zwischendurch:
Am 12. August 1961, ein Sonnabend, kamen Heidi, auch schon geschwängert und R. K. zu Besuch nach Dresden, in unsere Einliegerwohnung für 32,- DDR-M auf dem Obergraben. Wir sprachen über Gott und die Welt und wie jämmerlich die DDR doch irgendwann zugrunde gehen wird. Es dauerte allerdings noch schlappe 28 Jahre.
Seit Januar 1961 hatten ca. 66.000 Bürger die Republik gen Westen verlassen – ausbluten war angesagt.
Wir, wenn wir schon diesem Trend der Zeit folgen wollen, dann müssen wir es bald tun, sagte der ehemalige Student Bock. Es liegt was in der Luft, so schien es mir.
Daß es nicht mal 12 Stunden dauern sollte, bis die Luft in Berlin stacheldrahthaltig und später auch bleihaltig wurde, lag außerhalb meiner Erkenntnisfähigkeit.
Am 14. August 1961, früh um 6 Uhr 45 ging ich dann in meinen neuen Job. Job sagte man damals natürlich nicht so eklig englisch, „auf Arbeit“ in den VEB Funkwerk Dresden, früher Radio Mende, und damit nahm das wahre Leben, mein erstes Leben, seinen Anfang.
Im nachhinein möchte ich sagen, es war ein schönes Leben, mein erstes, ein erfülltes. Vor allem wegen meines Traumjobs, der am 1. Februar 1966 begann. Später mehr dazu.
Auch das Zweite war schön, war anders, war kapitalistisch, hatten wir doch viel mehr Geld und viel mehr Probleme, als im ersten – nun dauert dieses auch schon wieder 24 Jahre, das 2. Leben.
Wann und wo begann es eigentlich. Ich glaube am 18. Oktober 1989 an der Goldenen Pforte des Dresdner Rathauses unter dem Fenster von OB Wolfgang Berghofer, als ich mit den Massen schrie „Wir sind das Volk!“ Wie dumm waren wir eigentlich damals.
Wir sind nie das Volk gewesen und werden es auch niemals sein, egal wie sich das gerade amtierende gesellschaftliche System auch nennen mag. Das ist eine der schmerzlichen Erkenntnisse meines zweiten Lebens.