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Und jetzt? Mach´s für dich

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Irgendwie provozierend, wie mich diese blöde Kamera mit ihrem doofen Objektiv so aus dem Regal heraus anglotzt, aber da liegt sie nun mal. Und dass ich von ihr, oder eher von mir, so enttäuscht war, ließ sie anscheinend völlig kalt.

Noch immer übte sie die gleiche Faszination auf mich aus, wie ihre Uroma damals im Allgäu. So sehr ich mich auch anstrengte das dumme Ding zu ignorieren, es klappte einfach nicht.

Immer noch auf der Suche nach Verbesserung und der Chance mich gegen sekündlich 924 Konkurrenten durchzusetzen, besuchte ich also einen weiteren Fotoworkshop und kam dadurch mit der Art und Weise in Kontakt wie Markus Spingler an die Fotografie herangeht.

Da war nichts von der Jagd nach likes und hochgereckten Daumen zu spüren. Es war nicht einmal die Rede davon, die eigenen Fotos überhaupt jemandem zu zeigen.

Vielmehr lernte ich nun meine Kamera als eine Art Achtsamkeitshelferin kennen.

Der sowohl einleuchtende als auch verblüffend einfache Ansatz lautete, dass jemand, der sich mit einem Fotoapparat in der Hand auf Motivsuche begibt, dafür ein gewisses Maß an Konzentration aufbringen muss.

Nachdem hinlänglich bekannt ist, dass zumindest Männer es nicht schaffen, zwei Dinge gleichzeitig zu tun, außer vielleicht Ausruhen und Nichtstun, liegt es auf der Hand, dass der Motivsuchende also nicht gleichzeitig dem Ärger mit dem Chef oder der letzten versemmelten Mathearbeit der Kinder nachhängen kann. Selbst die angeblich so multitaskingerfahrenen Damen im Workshop haben diese Erkenntnis bestätigt.

Seitdem ist viel geschrieben und veröffentlicht worden über diese Art mit der Kamera umzugehen. Die einen nennen es „achtsame Fotografie“, die anderen bringen die Fotografie in die Nähe zur Meditation und wieder andere bedienen sich bei der Namenssuche beim Buddhismus und sprechen von der Zen-Fotografie.

Keine Frage, die Achtsamkeit boomt, und das aus gutem Grund. Die Grenzen unseres modernen Lebensstils treten immer deutlicher zutage und das Erfahrungswissen und in letzter Zeit auch verstärkt diverse Neurowissenschaftler machen uns Hoffnung, dass im achtsamen Umgang mit sich, seinen Mitmenschen und der Umwelt allgemein ein Schlüssel zur Lösung des Problems liegen könnte.

Offenbar haben wir „Westler“ da einen ziemlichen Dornröschenschlaf gehalten und müssen uns nun zur Nachhilfe im asiatischen Teil der Welt anmelden, wo solche Ideen schon länger gepflegt und kultiviert werden. Dabei gibt’s auch in unserem Kulturkreis durchaus schon sehr alte Achtsamkeitsanleitungen. Schon im Alten Testament im vierten Kapitel des Buches der Sprüche findet man den Ratschlag:

„Mehr als alles andere achte auf deine Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben.“

Und auch dass dabei ein Fotoapparat gute Dienste leisten kann, ist eigentlich bekannt. Schließlich geistert das Zitat von Henry Cartier-Bresson „Das eine Auge des Fotografen schaut weit geöffnet durch den Sucher, das andere, das geschlossene, blickt in die eigene Seele“ schon lange immer wieder durch diverse Publikationen.

Fotografieren einfach nur für mich, um abzuschalten, um Grübelkreisläufe wirksam zu unterbrechen, ohne den Druck heute besser zu sein als gestern und ohne die Frage, ob das was man tut irgendjemandem gefällt – da hätte man also wirklich auch selber drauf kommen können.

Die Wanderausstellung

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