Читать книгу Rauhnächte. Kompakt-Ratgeber - Gerhard Merz - Страница 7
ОглавлениеTräume in den Rauhnächten
Während dieser von zahlreichen Geheimnissen umwisperten heiligen Nächte, in denen die Zeit stillzustehen scheint, wurde neben viel geliebten Orakeln, Frage- und Schicksalsspielen großer Wert auf Träume und Traumerlebnisse gelegt. Sie waren kostenlos und bedurften keinerlei Gerätschaften oder großer Vorbereitungen. Und konnten von jedem ausgeführt werden. Da in diesen Nächten das über das normale Jahr verborgene und verschlossene Tor zur Anderswelt weit offen stand, waren die Kontakte und Berührungen in diese Welt jenseits unserer normalen Wirklichkeit sehr intensiv und bedeutungsvoll. Was sich auch auf die Träume auswirkte, die viele Male Ausblicke in zukünftige Geschehen gestatteten.
Still waren die Menschen in den zwölf Schicksalstagen. Alle häuslichen und landwirtschaftlichen Arbeiten, die nicht unbedingt notwendig waren, ruhten.
In diesen dunklen Winter- und Frostnächten ging man früh schlafen, um der beißenden Kälte zu entgehen sowie auch der allnächtlich mit tollem Lärm und Getöse durch die Lüfte tobenden, von Odin, dem Wilden Jäger, und Frau Holle angeführten Wilden Jagd.
Nachdem Tür und Tor verriegelt waren, zog man sich gern in die Schlafkammern zurück, wohl auch in der Hoffnung, im nächtlichen Träumen dem zukünftigen Geliebten oder Ehemann zu begegnen oder eine Botschaft von ihm zu erhalten.
TAGE ZUR TRAUMDEUTUNG
INFO
Sehr beliebt zur Traumdeutung und für die Zukunftsbefragung waren der Thomastag (siehe Seite 49 ff.), der Heilige Abend, Silvester und Neujahr sowie die Nacht vom 5. Januar auf den Dreikönigstag. Gerade diese Nächte waren zur Zukunftsschau besonders geeignet, da die Energie der Zwölften sehr stark zu spüren war.
Oder war es die Symbolkraft der Heiligen, der tiefe Glauben und die feste Zuversicht der Menschen, dass ihnen der himmlische Beistand gewiss sein wird? Jedenfalls waren an diesen Rauhnächten und Lostagen die Träume besonders intensiv und aufschlussreich.
Nach den althergebrachten und viel bewährten Traditionen stand jeder Traum für ein besonderes Ereignis im neuen Jahr, in den kommenden Monaten. Danach galten Träume vor Mitternacht der ersten Monatshälfte: also im Januar bis zum 15. Januar. Träume nach Mitternacht wurden für die zweite Monatshälfte bestimmt.
Das waren allgemeine Regeln. Jeder Mensch musste für sich herausfinden, welche Zeit für ihn die richtige war. So gab es Menschen, die träumten am Thomastag oder in der Silvesternacht überhaupt nicht oder konnten sich nicht an das Nachtgeschehen erinnern; andere wiederum erlebten ganze Episoden und aufschlussreiche Szenen.
Da man in der damaligen Zeit keine technisch hergestellten Filme kannte, nahmen die Träumer die gesehenen Erlebnisse und Bilder als für sie bestimmte Weisungen und Botschaften der ihnen wohlgeneigten Götter auf. Die besonderen feinstofflichen Schwingungen dieser geheimnisvollen Nächte des Rauhwinters förderten das Traumerleben und erleichterten das Deuten von Ereignissen und erfahrenen Erlebnissen.
Denn im Schlaf ist die Seele frei von der Behinderung des Körpers und seinen Begrenzungen. Die unsterbliche Seele weiß, was ihr im vergangenen Leben geschah, sie kann unbewusst Verbindung zu anderen Seelen aufnehmen, um einige Ideen ihrer eigenen Zukunft aufzuspüren. Sie weiß, was geschehen ist und – was noch geschehen wird.
Zukünftigem begegnen
Das Träumen in den Rauhnächten kann Raum und Zeit überwinden und zukünftiges Geschehen offenbaren. Viele Träumer haben erstaunt festgestellt, dass sie in manchen ihrer Träume Personen und Ereignisse erblickten, die ihnen in den nächsten Monaten des neuen Jahres tatsächlich begegneten. Sie haben erlebt, wie sehr sich ihre Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen im neuen Jahr bewahrheiteten, wie sich ihnen neue Dimensionen öffneten und sie in der Lage waren, bisher Verborgenes zu erkennen. Es gibt auch mündliche Berichte, die besagen, wie verschwundene Dinge auf einmal wieder auftauchten und viele bislang unterdrückte Wahrheiten ans Licht kamen. Natürlich wurde auch zu anderen Zeiten geträumt, allerdings haben die Träume und nächtlichen Reflexionen der heiligen Nächte – allen Erfahrungen nach – eine ganz andere Qualität und Intensität. Träume sind Botschaften. Mal kommen sie aus der Vergangenheit, dann wieder aus der Zukunft. Oder sie spiegeln wider, was uns insgeheim bewegt.
In den Rauhnächten achtete man besonders auf die Träume, Symbole und Personen, die man durch das besonders nachhaltige Traum(er)leben erfuhr.
Das Hauptaugenmerk richtete sich dabei auf die Erforschung des zukünftigen Ehegatten und Geliebten, aber auch auf den Beruf, auf das Leben und Sterben, das Bleiben oder Weiterziehen. Denn Träume sind die ehrlichsten und aufrichtigsten seelischen Äußerungen des Menschen. Sie begleiten uns von der Geburt bis zum Tode – sie sind eine Wirklichkeit aus einer anderen Welt, aus der Anderswelt.
Anlegen eines Traumtagebuches
Für die Menschen und Träumenden unserer Tage empfiehlt sich das Anlegen eines Traumtagebuches. Erstens vergisst man nicht, was man träumte, zweitens kann man immer wieder nachschlagen, wenn ein gleicher oder ähnlicher Traum auftaucht, man kann nachlesen, in welcher Zeit das Traumgeschehen erlebt und erfahren wurde, und welche äußeren Umstände zu dieser oder jener Erfahrung geführt hatten.
»Träume sind verschlüsselte Botschaften aus dem Unterbewusstsein«, sagte Sigmund Freud. Die inneren Bilder, die in unseren Träumen auftauchen, sind das archetypische, über Jahrtausende im Menschen gewachsene Wissen. Darum lohnt es sich auf jeden Fall, ein Traumtagebuch anzulegen und über die eigenen Träume genau Buch zu führen.
Am besten geht man so vor: Legen Sie Notizbuch und Bleistift neben das Bett, um den Traum gleich nach dem Aufwachen so exakt wie möglich zu notieren und später vielleicht Einzelheiten und Interpretationen hinzuzufügen. Wichtig sind Symbole, die in unseren Träumen erscheinen, um eine konkrete Situation näher zu beleuchten. Um uns zu ermahnen oder anzuregen, um uns etwas zu vermitteln oder um uns aufmerksam zu machen. Traumsymbole bedeuten jedoch nicht für jeden Menschen dasselbe, darum muss man sich an sie herantasten und sich fragen: Welche Gefühle hatte ich in meinem Traum? Mit welcher Situation oder Gestalt kann ich mich identifizieren?
Wie man Träume bewusst steuern kann
Träume sind der Spiegel unserer Seele und ein wichtiger Wegweiser bei Entscheidungen. Deshalb sollten wir unseren Träumen viel Aufmerksamkeit und Beachtung schenken. Es gibt eine besondere Technik, die man erlernen kann, um seine Träume zu »steuern« und darin Regie zu führen. Es ist das »luzide« Träumen. Es bedarf allerdings einiger Übung und viel Geduld für das »luzide« Träumen, den Umgang mit dem »Klar- und Wachtraum«. Wer das beherrscht, kann bald völlige Kontrolle über das Traumgeschehen ausüben, kann Regie in seinen eigenen Träumen führen.
Tagtraumtraining
Suchen Sie einen leicht abgedunkelten Raum auf, in dem Sie sich wohlfühlen. Sie sollten das Traumtraining nur dann durchführen, wenn Sie innerlich nicht gestresst, abgespannt oder erregt sind. Setzen Sie sich in einen hochlehnigen Sessel, legen Sie sich auf eine Couch oder in Ihr Bett. Lockern Sie unbedingt enge Hosengürtel und Krawattenknoten, eben alles, was ein- oder beengt. Wenn Sie liegen, nehmen Sie die Rückenlage ein, schließen Sie die Augen, und atmen Sie fünf Minuten, am besten in gleichbleibendem Rhythmus, ein und aus. Das hilft, die Nerven und den Organismus zu »neutralisieren« und eine allgemeine Ruhetönung zu erreichen. Kein Gedanke wird mehr zugelassen. Sollten neue Gedanken während der Ruhephase auftauchen, beachten Sie sie nicht. Dadurch lösen sie sich von selbst auf, und Sie können sich immer tiefer fallen lassen.
Ist die luzide Phase eingetreten (das bemerken Sie, wenn Sie keinerlei Umweltgeräusche mehr wahrnehmen), lassen Sie die Traumbilder vor Ihrem inneren Auge Revue passieren.
Deutung einiger häufiger Traumbilder
Für die Deutung von Traumbildern, Traumsymbolen oder Bilderfahrungen gibt es kein Patentrezept. Jeder Traum ist anders, jedem Traum liegt ein anderes Erfahrungsleben zugrunde, jede Seele hat ihre eigenen Bilder, Farben und Empfindungen. Die wichtigsten Traumsymbole, die in den Träumen eines jeden Menschen einmal vorkommen oder schon geträumt wurden, sind folgende:
Wald
Ein geheimnisvoller Ort, in dem viele harmlose und gefährliche Wesen leben. Wer sich im Wald verirrt, sucht auch im Leben seinen Weg. Wer seinen Weg ohne Weiteres findet, kommt auch im Leben voran. In Träumen warnt der Wald vor Gefahren, vor familiären oder persönlichen Problemen, vor falschen Freunden. Ein vom Sonnenlicht durchfluteter Wald verheißt neue Kräfte, Segen und Erfolg.
Baum
Der Baum gilt in allen Kulturen als ein Symbol des Lebens. Der Traum vom Baum ist eine der beglückendsten und schönsten Erfahrungen. Bäume stehen für kraftvolles Leben, für Fruchtbarkeit, für alles, was wächst.
Viele Legenden, Geschichten und Mythen ranken sich um die Bäume. Liebenden verheißt dieses Traumbild eine positive Begegnung mit der geliebten Person. Ein alter dürrer Baum zeigt an, dass man ein hohes Alter in Gesundheit und Zufriedenheit erreichen wird. Wird im Traum ein Baum gefällt, muss sich der Träumende auf eine entbehrungsreiche Zeit gefasst machen. Bäume zu pflanzen, ist ein gutes Zeichen, es symbolisiert die Verbundenheit mit der Natur, mit der sich immer erneuernden, unerschöpflichen Kraft des Lebens.
Haus
Das Haus im Traum ist der menschliche Körper, ist der Träumende selbst. Das Dach oder der Speicher stellen Bereiche dar, worin alte Erinnerungen verborgen sind, oder Dinge, die man gern verborgen halten möchte. Der Arbeitsraum ist analog dem Arbeitsleben des Menschen zu sehen, wo er seiner Tätigkeit nachgeht, um (über) leben zu können. Das Wohnzimmer ist der Ort der Ruhe und der Besinnung, aber auch der gastlichen Geselligkeit, wo alle schönen Erinnerungen und freudige Ereignisse ihren Niederschlag finden und fanden. Das Schlafzimmer ist der Bereich der Sexualität, der intimen Zweisamkeit. In der Küche wird der Mensch gestärkt, hier bekommt er die Energie, um sein Leben zu meistern. Der Keller ist der dunkle, geheimnisvolle Bereich des Unterbewussten.
Wasser/Wasserfall
Wasser ist fast immer ein Symbol der Geburt. Es deutet auf Erfolge, auf Gewinne und sprudelnde Ideen hin. Im Traum stellt es die psychische Energie dar, welche den Träumer beseelt und der er auf Schritt und Tritt auf seiner Wanderung durchs Leben begegnen kann. Jedes Gewässer ist ein geheimes Reservoir, angefüllt mit Energie und Stärke, dessen sich der Träumer nur bedienen muss. Die Stärke und Intensität der Energie ist wie der Zustand des Wassers: Erscheint es trübe, ist die Kraft gering. Ist es schwarz, gibt es unklare Verhältnisse, undurchsichtige Beziehungen oder Geschäfte. Jetzt muss der Träumende langsamer treten, um die verloren gegangenen Potenziale wieder erneuern zu können.
Schnee
Wo es Schnee gibt, ist es kalt. Eine logische Folgerung. So ist es aber auch im Traumgeschehen. Es ist kalt, wo sich das weiße Tuch ausbreitet, also kalt in der Seele. Es fehlt die Wärme, die das Leben zwischen Menschen so erträglich macht. Das sollte den Träumenden zum Nachdenken anregen. Wahrscheinlich weiß er auch, woran es mangelt. Aber eine falsche Scham hält ihn zurück.
Dabei kann er nur gewinnen, wenn es ihm gelingt, sich anderen Menschen gegenüber mehr zu öffnen und ihnen entgegen zu kommen. Mit ein wenig Mühe wird sich die Erstarrung lösen und die Wärme wird den ihr gebührenden Platz einnehmen.
Eis
Eis im Traum, eine Eisfläche oder ein vereister See stellt eine Warnung dar, persönliche Beziehungen zu Menschen nicht »einfrieren« und zu Eis erstarren zu lassen. Manchmal ist es aber auch schon fast zu spät, wenn sich dieses Traumbild in Erinnerung bringt. Deshalb muss der Träumer auf seine individuelle Weise erspüren, wie er diesen Zustand bei seinen Mitmenschen verhindert und gar nicht erst auftauchen lässt. Denn das Symbol Eis wird vom Unterbewusstsein manchmal lange vorher »gesendet«, bevor eine Beziehung zu erstarren beginnt.
Tod
Träumt man vom Tod, ist das nicht das Lebensende. Es ist ein Wandlungssymbol, denn es wird etwas Neues kommen, für das etwas stirbt. Es ist ein starkes Symbol, das einen ganz neuen positiven Lebensweg aufzeigt. Oder auf das Ende einer Beziehung hinweist.
Das sind nur einige Symbole, die als Beispiel dienen sollen. Die Signale aus dem Unterbewusstsein, dem Reich der Träume und dem Tor zu unserer Seele, sind nicht für jeden Menschen gleich. Es gibt Unterschiede in der Wahrnehmung. Die meisten Träume sind individuell. Bestimmte Motive wiederholen sich zwar, aber jeder muss seine »nächtlichen Traumfilme« letztendlich zu deuten lernen. Wichtig zu wissen, ist, dass Träume vorbereiten, warnen oder den Weg weisen können.