Der große Obelisk - Gedanken und Erfahrungen beim Lesen und beim Reisen

Der große Obelisk - Gedanken und Erfahrungen beim Lesen und beim Reisen
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Sieben Wochen war Gertrud Fussenegger in der ewigen Stadt und fasst diese Erlebnisse in zwei Essays zusammen. Eindrucksvoll und sprachgewandt beschreibt sie die Vorgeschichte Roms – zwischen Mythos und Legende – und verbindet ihre facettenreichen Beobachtungen und Gedanken zu einem poetischen aber auch poetologischen Werk. Fusseneggers Essays gestalten sich als anschauliche und klare Reiseberichte, und nehmen zugleich ihre Leser mit auf eine erzählerische Zeitreise in die Vergangenheit. Feinsinnig und ausdruckstark – und stets umgeben von dem Zauber, der dieser Stadt innewohnt.-

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Gertrud Fussenegger. Der große Obelisk - Gedanken und Erfahrungen beim Lesen und beim Reisen

Der große Obelisk. Gedanken und Erfahrungen beim Lesen und beim Reisen

Der große Obelisk

Drei Häuser in Oberösterreich

1

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3

Alles war anders in Jeruschalaim

Wind und Wolken über Apulien

Im Revier der Wölfin

Sag mir, was ist gut? 1

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4

5

6

7

Über Der große Obelisk - Gedanken und Erfahrungen beim Lesen und beim Reisen

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Gertrud Fussenegger

SAGA Egmont

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Die Geschichte beginnt wie so viele historische Anekdoten im Raum historischer Kategorien: der Obelisk als Beute der Macht, als Zeichen der Macht, die Jahrhunderte überdauernd. Dann tritt eine neue Macht auf den Plan, die des Papstes, die den Obelisk neuen Zwecken zuführen will. Der päpstliche Befehl, die technische Vorbereitung, der Vorgang der Übertragung … das alles sind Berichte, die vielleicht ganz interessant klingen, die vielleicht unseren historischen Sinn ansprechen, die unter Umständen sogar malerisch-romantische Szenerien vor unser inneres Auge zaubern. Poetisch sind sie nicht. Zwar: wenn wir von dem befohlenen Schweigen hören, von dem verbotenen Raum, da siedeln sich in uns möglicherweise schon unterschwellige Ahnungen an, daß der Vorgang nicht so ohne weiteres ablaufen wird. Doch es sind eben nur Ahnungen; schließlich tritt die Stockung ein. Sie setzt ein deutliches Moment der Spannung. Trotzdem! Poetisch ist sie noch nicht. Erst in dem Augenblick, wo aus der anonymen Menge, aus der gesichtslosen Masse plötzlich einer, ein einziger hervorspringt und unter Einsatz seines Lebens das rettende Wort ruft, hier erst erfolgt der Umschwung, der Sprung hinüber in eine andere Zone, in die Erweisung des Poetischen. Denn, nicht wahr?, in diesem Augenblick ist dieser Mensch, dieser eine – eben noch gar nicht sichtbar Gewesene, er ist größer, wichtiger als der Architekt, der das Unternehmen leitet, als alle seine Helfer, größer als die Zuschauer auf der Kardinalstribüne, größer als der Papst und, ich möchte beinahe sagen, größer sogar als der Obelisk, dieses stumme, mit geheimen Mächten geladene Symbolum. Vor dem nüchtern-sachlichen Wissen dessen, der Bescheid weiß, vor seinem Mut, seiner Mannhaftigkeit verblaßt auch der Obelisk für einen Augenblick und gibt den Blick frei auf den Menschen in dessen voller sachbezogener Vernünftigkeit.

Hier haben wir die zarte Überraschung, die sinnvolle Sinnesverkehrung, den erheiternden Effekt der antithetischen Position. Der Namenlose wird zum Retter, der Niemand zur Schlüsselfigur. Er bringt in das Schauspiel mechanischer Kräfte einen neuen Gesichtspunkt ein, er ändert die Physik des Vorgangs, und die Überraschung, die seine Figur auslöst, gehört zu den Überraschungen, die das Poetische mit sich führt.

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