Читать книгу My Little Pony - Trixie und der Wahnsinnstrick - G.M. Berrow - Страница 5
Kapitel 1
Ein eindrucksvoller Auftritt
ОглавлениеDas blaue Einhorn legte den Kopf in den Nacken, um einen Blick auf die Spitze des höchsten Schlossturms zu erhaschen. Dabei fiel ihm der hohe, spitze Zaubererhut herunter und landete auf dem glänzenden Boden. „Mist!“, grummelte es, angelte mit dem Huf danach und drückte die breite violette Krempe wieder auf seine hellblaue Mähne.
„Halloooo?“ Noch einmal klopfte Trixie mit dem Huf an die Tür. Langsam wurde sie ungeduldig. Es kostete sie all ihre Willenskraft, nicht einfach in einer glitzernden Rauchwolke zu verschwinden und drinnen wieder aufzutauchen. Sie hielt sich an die Regeln. Twilight Sparkle liebte Regeln. Also würde sie erst mal klopfen. Dann würde man sie für einen längeren Aufenthalt im Schloss der Freundschaft willkommen heißen.
Niemand wusste, dass sie kam. Normalerweise stellte sie ihren Wagen in der Nähe des Schlosses ab und kampierte im Freien. Aber diesmal wollte Trixie zur Abwechslung mal etwas mehr Komfort genießen und genug Platz haben, um ihre Hufe auszustrecken. Schließlich war das Schloss riesengroß, bei Celestia!
In Wahrheit war Trixie nicht immer gut mit Twilight ausgekommen. Nach allem, was zwischen den rivalisierenden Magierinnen geschehen war, wollten die beiden sich immer noch gegenseitig beeindrucken und gleichzeitig herausfordern. Selbst wenn eine von ihnen jetzt eine „Prinzessin“ war. Trixie konnte immer noch nicht verstehen, dass Twilight diese Ehre zuteil geworden war, obwohl sie doch wirklich beide gleich viel Talent und Ausstrahlung hatten.
Doch letztendlich hatten Trixie und Twilight Sparkle etwas wirklich Besonderes gemeinsam, nämlich ihre Freundschaft zu Starlight Glimmer. Trixie würde das niemals offen zugeben, aber es hatte sich großartig angefühlt, die Rivalitäten zu begraben. Außerdem, dachte Trixie, hatte Prinzessin Celestia ja noch jede Menge Zeit, auch sie noch zur Prinzessin zu ernennen. In Equestria waren schon seltsamere Dinge geschehen: Prinzessin Luna war auf den Mond verbannt worden, Discord hatte sich zum Freund der Ponys entwickelt und eine ganze Horde von Wechselponys hatte gelernt, in Freundschaft miteinander zu leben.
Möglich war also alles.
Trixie hatte gerade damit begonnen, sich ihre prächtige Krönungsfeier auszumalen, als die schwere Tür aufschwang. Eine vertraute magische Aura tanzte um ihre Kanten. Trixie wurde munter. Dieses Leuchten würde sie überall erkennen! Es war genau das Pony, das sie sehen wollte: ihre neue beste Freundin und unverhoffte Vertraute, Starlight Glimmer. Beim Anblick ihres freundlichen Gesichts seufzte Trixie erleichtert.
„Trixie!“, strahlte Starlight. „Ich wusste gar nicht, dass du nach Ponyville kommst!“ Sie hob den Huf und machte eine einladende Bewegung ins geräumige Innere der Residenz. „Komm rein und iss ein Stück Apfelkuchen mit. Du hast mich ja schon ewig nicht mehr besucht.“ Starlight wirkte ungewohnt fröhlich für jemanden, der eigentlich eher sarkastisch und rebellisch war. „Es gibt sicher jede Menge zu erzählen seit unserer unvergesslichen Reise zum Wechselpony-Nest, als wir Equestria vor dem sicheren Verderben bewahrt haben“, scherzte Starlight. „Diesmal gehen wir es aber ein bisschen entspannter an, oder?“
„Der aufmerksamen und argwöhnischen Trixie entgeht nicht, dass du unerträglich gute Laune hast.“ Trixie kniff leicht die Augen zusammen. „Warum das?“
Starlight grinste. „Kann ich mal kurz Dampf ablassen?“ Von einer Sekunde auf die andere sah sie finster drein.
„Wozu sind Freundinnen denn sonst da?“, erwiderte Trixie voller Vorfreude auf ein wenig Geläster. So kannte sie Starlight schon eher.
„Na ja, es ist nur …“, setzte Starlight an und ging voran in die Schlossküche, „die Freundschaftslektionen machen ja Spaß und so, aber manchmal kommt es mir so vor, als käme ich einfach nicht weiter.“ Sie seufzte. „Ich glaube, das ist das Problem. Es ist einfach ein bisschen frustrierend.“
Das war alles? „Oh“, sagte Trixie und versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. Es war ja nicht so, dass sie sich wünschte, es gäbe Schwierigkeiten zwischen Starlight und Twilight – Trixie wollte nur, dass Starlight sie lieber mochte. War das denn zu viel verlangt? „Klingt anstrengend.“
Das violette Einhorn aktivierte seine magischen Kräfte und öffnete den Gebäckschrank, in dem ein verführerisch duftender Apfelkuchen mit Gitterkruste stand. „Wenigstens kann ich dank Applejack jetzt endlich den perfekten Apfelkuchen backen. Kannst du dir vorstellen, dass wir den ganz ohne Magie gemacht haben, nur mit ihrem Familienrezept und guter alter Hufarbeit? Hier, probier mal!“ Starlight strahlte vor Stolz.
Die goldene Kruste glänzte, als Starlight den Kuchen vor ihren Gast stellte. Trixie nahm einen großen Bissen und antwortete mit vollem Mund: „Das verstehe ich nicht ganz – es gefällt dir tatsächlich, endlose, langweilige Sachen mit Twilight zu machen und Kuchen zu backen?“ Ein Krümelregen ging auf den Tisch nieder, während sie sprach.
„Ja, schon.“ Starlight schüttelte ihre violett-türkise Mähne. „Aber ich bin auch froh, denn als du auftauchtest, wurde mir klar, dass ich in letzter Zeit viel zu viel gearbeitet habe“, erklärte sie. „Ich muss dringend mal wieder was Verrücktes und Sinnloses anstellen, und das geht mit niemandem besser als mit dir! Was hältst du davon?“ Starlight lächelte hoffnungsvoll.
„Was Verrücktes und Sinnloses?“ Trixie zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Wozu soll das gut sein?“ Hoffentlich würde dieses Vorhaben ihre beste Freundin nicht daran hindern, ihr bei ihrer äußerst bedeutsamen magischen Mission zu helfen.
„Ich will einfach nur Spaß haben! Dafür muss es keinen speziellen Grund geben.“ Starlight lachte und fügte hinzu: „Das hat mir Pinkie Pie beigebracht.“
Trixie grunzte.
„Mann, Trixie. Wann ist aus dir denn so eine Spielverderberin geworden?“
„Ist ja gut, ist ja gut. Dann werden wir eben Spaß haben.“ Trixie verdrehte die Augen. „Aber können wir das machen, nachdem du mir bei meinem Projekt geholfen hast?“
„Klar!“ Starlight Glimmer biss ein Stück vom Kuchen ab und warf Trixie einen Seitenblick zu. „Was ist das denn für ein geheimnisvolles Projekt, das nicht warten kann?“
„Na ja, genau das ist das Problem“, gab Trixie ungeduldig zu. „Das weiß ich noch nicht genau. Aber ich weiß, dass ich eine fantastische neue Zaubernummer brauche, und zwar am besten schon gestern.“
Starlight schob sich den Rest ihres Kuchenstücks in den Mund und leckte sich die Krümel vom Huf. „Tja, beim Herumsitzen fällt uns bestimmt nichts ein.“ Sie sah sich in der geräumigen, hallenden Küche um. Twilight und Spike waren gerade gar nicht zu Hause. Starlight sprang auf und knallte die Hufe auf den Tisch. „Komm, Trixie! Wir traben ein bisschen durch Ponyville.“
„Ponyville soll ja die freundlichste Stadt in Equestria sein.“ Der leichte Anflug von Heimatstolz in Starlight Glimmers Stimme stieß Trixie sauer auf. Sie klang ja fast schon wie Twilight! Ponyville war zwar ganz okay, ein guter Ort für einen Zwischenstopp und ein oder zwei Vorstellungen auf der Durchreise, aber Trixie hatte nie ganz verstanden, warum so viel Aufhebens um diese Stadt gemacht wurde. Starlight stupste sie an. „Vielleicht entspannst du dich ein bisschen, wenn du mit ein paar Ponys redest …“
„Entspannen?“ Trixies Lächeln ging in ein Gähnen über. „Ausgezeichneter Plan! Vielleicht schickt mir Prinzessin Luna im Traum eine Idee für meine neue Zaubershow.“ Plaudereien mit irgendwelchen Ponys waren die totale Zeitverschwendung. Trixie machte auf dem Huf kehrt und schlug den Rückweg Richtung Schloss ein. „Tschü-hüss!“
„He, warte!“, rief Starlight und schoss Trixie etwas Magie hinterher. Eine glitzernde Kugel fing sie ein und hinderte sie am Weitergehen. Trixie zog eine Schnute und klopfte mit dem Huf gegen das Kraftfeld. Gehetzt blickte sie sich um, ob jemand sie gesehen hatte. Das Letzte, was sie brauchte, waren Zeugen dafür, dass sie, die große und mächtige Trixie, nicht mal einem einfachen Schildzauber entkam! Das würde ihrem Ruf als Magierin schaden. „Lass mich sofort hier raus!“
„Ups!“, sagte Starlight. „Tut mir leid.“ Manchmal war sie einfach ein bisschen zu impulsiv beim Zaubern. Sie schoss einen Gegenzauber auf die Blase, die sofort zerplatzte. Trixie stürzte zu Boden und sah ziemlich missgelaunt aus.
Trixie tat, als ob sie gähnen musste. „Laaang-weilig.“ Sie stand auf und wischte sich mit dem Saum ihres lila Sternenmantels dien Staub vom Fell. „Genug mit dem ziellosen Herumgelaufe! Ich habe eine viel bessere Idee, wie wir unsere Zeit verbringen können, o du meine weise und großartige Assistentin Starlight!“
Starlight runzelte die Stirn. „Aber ich …“
„Pst, beste Freundin!“, unterbrach Trixie sie. „Trixie muss ein wichtigeres Ziel erreichen. Verstehst du, dieser nagelneue Zaubertrick, den wir uns ausdenken werden, muss der beste sein, den ich je vorgeführt habe, weil …“ Trixies Stimme wurde leiser, als die Nervosität wieder einsetzte. Ihre Knie wurden weich. „Weil …“
Starlight Glimmer zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch. „Weil?“
„Weil ich die erste Magierin sein werde, die seit der Wiederkehr des Mondes in die Starmane-Zauberervereinigung aufgenommen wird!“ Trixie sprudelte geradezu über vor freudiger Erwartung. „Vielleicht fragst du dich, wie ich diese unmögliche Aufgabe bewältigen werde? Die Antwort liegt auf dem Huf. Ich werde mich an ein neues Meisterstück der magischen Illusion wagen, an den kühnsten Trick, den sich in der gesamten Geschichte der Magier je ein Pony ausgedacht hat. Und du wirst mir dabei helfen. Also, wo ist mein Zimmer? Ich brauche eine Menge Platz zum Üben.“
„Dein Zimmer?“, konnte Starlight gerade noch fragen, da war Trixie schon wieder in vollem Galopp unterwegs zum Schloss. „Warte!“, schrie Starlight und rannte der unberechenbaren Magierin hinterher. „Ich helfe dir, eins auszusuchen!“ Starlight fiel die geheime magische Zimmerflucht ein, die sie neulich im Schloss entdeckt hatte. Sie hatte sich als andalusischer Verstärker entpuppt, in dem jeder Zauber verrücktspielte und einen magischen Wirbel erzeugte! Wer weiß, was passieren würde, wenn Trixie so etwas fände. „Trixie, warte!“, rief Starlight ihr hinterher.
Während Trixie durch die Eingangstore des Schlosses preschte und die Korridore entlanggaloppierte, kicherte sie in sich hinein. Was für einen Schaden konnte ein kleiner, spontaner Verschwindetrick schon anrichten? Sie hielt ihr Publikum gern in Atem und ihre beste Freundin Starlight war da keine Ausnahme. Es gehörte alles mit zur Show.