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Der galaktische Krieg

von Günter Meise

Wir schreiben das Jahr 2045 nach unserer Zeitrechnung, auf der Erde geht alles seinen gewohnten Gang. Die Menschen führen aus weltanschaulichen, religiösen, sowie politischen Gründen ständig Kriege untereinander, mit dem Ziel sich gegenseitig auszurotten. Intoleranz, sowie Ignoranz beherrschen ihr Dasein.

Sie zerstören ihren Lebensraum und beuten ihre natürlichen Ressourcen aus, ohne Rücksichtnahme auf spätere Generationen. Das Gefälle zwischen Arm und Reich klafft immer extremer auseinander.

Die in einigen Staaten vorhandenen Sozialsysteme kollabieren in zunehmenden Maß. Es ist ein Tanz auf dem Vulkan. Hungersnöte und Epidemien geißeln die Menschheit. Die daraus resultierenden Flüchtlingsströme überfordern die Menschen in den Empfängerländern. Drastisch steigende Temperaturen, sowie Wetterkathasstropen, wie Orkane, Überschwemmungen, sowie das Abschmelzen der Pole und ein besorgniserregendes Ansteigen des Meeresspiegels, weisen immer signifikanter auf einen Klimawandel hin, ausgelöst durch den Menschen selbst.

Peter Stromberg, Lyriker und Romanschriftsteller wurde vor zehn Jahren für sein Gesamtwerk mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Schon seit geraumer Zeit lebte er zurückgezogen auf einem Bergbauernhof in Münstertal im Schwarzwald. In unregelmäßigen Abständen traf er sich dort mit Prof. Werner Naumann Physiker und Lehrstuhlinhaber an der Universität in Freiburg. Dr. Naumann galt weltweit als einer der führenden Forscher im Bereich der Quantenphysik. Peter Stromberg und Dr. Naumann saßen auf der Terrasse seines Hauses und ließen es sich wohlergehen.

Die beiden nippten an ihrem Obstler, bis Dr. Naumann sinnierend fragte: “Hältst du es für möglich das außerirdische Lebewesen oder Zeitreisende die Erde schon einmal besucht haben?“

Peter Stromberg antwortete nachdenklich aber bestimmt: „Dessen bin ich mir sehr sicher, zumindest wissen sie dass es uns gibt. Einstein hat einmal gesagt, so ist es überliefert: Für uns Physiker sind Vergangenheit und Zukunft nur eine Illusion. Einstein zufolge ist die Zeit eine Konstruktion des Bewusstseins, die das Gehirn in die Lage versetzt die Welt zu deuten.

Er äußerte sich dahingehend, indem er meinte, ohne die Erleuchtung des Bewusstseins wäre das Universum nichts als ein Abfallhaufen.“

Dr. Naumann entgegnete: „Einsteins Ideen, die er vor mehr als hundert Jahren veröffentlichte mündeten in der Speziellen sowie der Allgemeinen Relativitätstheorie. Das war revolutionär, und ihre Schlussfolgerungen stehen bis heute in der Debatte.“

Wie du weißt, äußerte Peter Stromberg: „Postuliert die Spezielle Relativitätstheorie den Grundsatz, dass die Lichtgeschwindigkeit für alle Beobachter gleich ist, unabhängig davon wie sie sich relativ zueinander bewegen.

Somit ist die Lichtgeschwindigkeit- rund 300.000 km pro Sek. im Vakuum- die absolute Grenzgeschwindigkeit im Universum. Das ist soweit unstrittig, aber es gilt nur für den relativistischen Raum.“

Dr. Naumann trank einen kleinen Schluck von dem vorzüglichen Obstler und äußerte sich über die Lippen fahrend: „Ich stimme dir zu Peter, es ist schon schwer genug mit der Relativitätstheorie umzugehen, aber in der Tat in einem relativistischen Universum wären wohl keine Kontakte zu außerirdischen Lebensformen möglich, jedenfalls nicht in überschaubaren Zeiträumen. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Zeitdilatation, die bei annähender Lichtgeschwindigkeit auftritt. Die Zeit dehnt sich und läuft langsamer ab. Für Raumfahrer die in solch einem phantastischen Raumschiff unterwegs wären, würde die Zeitlangsamer vergehen als bei den auf der Erde zurückgeblieben Menschen.

Präzise ausgedrückt heißt das: Wenn ein Raumschiff sich mit hoher Geschwindigkeit fortbewegt, fällt dem Astronauten an seiner Bord Uhr keine Veränderung auf. Aber relativ zu der Zeit auf seiner Heimatwelt ist der Zeitablauf an Bord wesentlich verlangsamt. Und im Gegensatz zu seinem auf der Erde zurückgebliebenen Zwillingsbruder altert er auch entsprechend langsamer. Könnte er Messungen vornehmen, würde der Raumfahrer dagegen erstaunliche relativistische Veränderungen beobachten: Das Raumschiff hätte einen Massezuwachs erfahren, wäre dabei aber kürzer geworden.

Da die Auswirkungen von Beschleunigung und Gravitation äquivalent sind, kann Zeitdilatation also sowohl durch Beschleunigung als durch Gravitation ausgelöst werden. Anders gesagt: Bei großer Beschleunigung oder in einem starken Gravitationsfeld tritt eine Zeitdehnung ein, die Zeit läuft langsamer ab.

Durch die Gravitation, also durch die Krümmung der Raum Zeit, wird ein Lichtstrahl abgelenkt beziehungsweise gekrümmt.

Falls die Einsteinische Theorie uneingeschränkt gültig bleibt, bedeutet dies, dass sich der Menschheitstraum vom Flug zu den Sternen auch in fernster Zukunft nur in einem sehr bescheidenem Maße wird realisieren lassen. Denn selbst wenn eines Tages Antriebssysteme zur Verfügung stehen würden mit denen sich relativistische Geschwindigkeiten erreichen ließen, würde die begrenzte Lebensspanne des Menschen doch dafür sorgen, dass sich unsere Ausflüge in den Kosmos auf die unmittelbare Umgebung unseres Sonnensystems beschränken müssten.“

Peter Stromberg schenkte nach und entgegnete: „Ein besonderes Phänomen sind die überall im Universum ungleichmäßig verteilten Schwarzen Löcher. Meinen Berechnungen zu Folge dreht sich ein Schwarzes Loch von ungefähr zehn Sonnenmassen und einem Durchmesser von sechzig Kilometer etwa tausendmal pro Sekunde um die eigene Achse.“

Bedingt durch die Zentrifugalkraft entstünde dann ein Loch im Loch. Dieses Loch hätte einen Durchmesser von sechshundert Metern. Es wäre die Öffnung zu einer zeitlosen Passage in eine andere Region unseres Universums, oder zu einem anderen Universum.

Alle Dinge die in diesen Tunnel eintauchen, bewegen sich vorwärts im Raum und rückwärts in der Zeit. Die Gravitation im Schwarzen Loch dehnt die Zeit nicht nur bis zum Stillstand, sondern veranlasst sie sogar rückwärts zu laufen. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass weit fortgeschrittene Zivilisationen Schwarze Löcher als Abkürzungen benutzen, um in Null Zeit riesige Entfernungen im Universum und zu anderen Universen zurückzulegen.

Hochentwickelte Zivilisationen könnten dann mit der entsprechenden Technologie ausgestattet die Raumzeitstruktur mit sogenannten Wurmlöchern versehen, um sie dann als Zeitmaschinen zu nutzen. Theoretisch könnten sie dann sowohl vorwärts, sowie rückwärts in der Zeit reisen.“

Dunkelheit war inzwischen hereingebrochen.

Die Herren schauten in die sternenklare Nacht, auf Sonnen deren Licht teilweise schon Millionen Jahre unterwegs war, bevor es sie jetzt erreichte. Die beiden tranken noch einen Badischen Wein, danach begaben sie sich zur Ruhe.

Dr. Naumann musste am nächsten Tag früh losfahren, denn er reiste zu einem Physiker Kongress nach Stockholm.

Am nächsten Abend saß Peter Stromberg auf seiner Terrasse und schaute versonnen in den klaren Nachthimmel. Da erinnerte er sich an ein mysteriöses Ereignis vor ungefähr dreißig Jahren. Er hatte damals den zehnjährigen Sohn seiner Freundin vom Bahnhof abgeholt- er kam aus seinem Internat zum Wochenendurlaub nach Hause-.

Es war gegen 22.00 Uhr die Nacht war ähnlich klar wie heute, als sie bei dem Abbiegen von der Hauptstraße auf einen unbefestigten Weg, eine seltsame Erscheinung hatten.

Quasi aus dem Nichts tauchte plötzlich dieses eigenartige hell leuchtende Objekt auf, es flog dicht über den Baumwipfeln, gewann an Höhe, und blieb über einem Spielplatz in ungefähr dreihundert Metern Höhe minutenlang stehen, oder waren es möglicherweise nur Sekunden? Wie gebannt starrten sie auf das violett, rot, grün, schillernde Lichtobjekt. Was war das? War es ein Ufo, eine Halluzination, oder handelte es sich um Laserlicht?

Nach kurzer Zeit gewann das Objekt an Höhe und verschwand ohne jedes Geräusch spurlos zwischen zwei Quellwolken.

Diese Dinge gingen Peter Stromberg gerade durch den Kopf, da glaubte er oberhalb der bewaldeten Berggipfel eine ähnliche Erscheinung wahrzunehmen. Als er noch einmal, sich vergewissernd in den Nachthimmel schaute bemerkte er nichts mehr dergleichen.

Er glaubte seine Phantasie sei mit ihm durchgegangen, verspürte auch eine gewisse Müdigkeit, schloss die Terrassentür und begab sich in sein Schlafzimmer. Dort angelangt hatte er plötzlich das Gefühl er sei nicht mehr allein im Raum.

Vor ihm schwebte ein kristallisch leuchtendes Etwas, dass sich zu einer Frauengestalt von anmutiger Schönheit formte. Wie paralysiert starrte Peter Stromberg auf die vor ihm stehende Person. Sie war geschätzt ,Anfang Dreißig, ihr brünettes Haar reichte bis zu ihren Schultern, ihre Augen schimmerten Grün, sie besaß wohlgeformte Brüste, eine schmale Taille, lange Beine, und sagte mit wohlklingender Stimme freundlich : „Hallo!“ Peter Stromberg sah fasziniert, erstaunt, neugierig, und erschreckt zugleich auf seinen Gast und murmelte: „Wer sind sie?“

Er bat seinen Gast in sein Arbeitszimmer, bot ihr einen Platz in einem seiner Sessel an, die um einen runden Eichenholztisch platziert waren. Er holte einen gute Flasche Badischen Weißweinaus einem Schrank, stellte die Flasche und zwei Gläser auf den Tisch, und fragte seinen Gast ob er einschenken dürfe, was dieser bejahte. Neugierig eher beiläufig fragte er: „Wo kommen sie her?“ „Nennen sie mich Laura, ich habe eine weite Reise hinter mir.“ entgegnete die Dame.

Die beiden nippten an ihrem Glas Wein und Laura fuhr fort: „Um es direkt zu sagen, ich komme aus der über zwei Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie Andromeda.

Es gibt in unserem Universum über hundert Milliarden Galaxien. Kleinere, wie die Milchstraße, Minigalaxien mit einem Durchmesser von nur tausend Lichtjahren, und große wie zum Beispiel meine Heimatgalaxie.

Unsere und auch ihre Galaxie gehören zur Galaktischen Union, in der sich sieben Milliarden Galaxien unseres Universums zusammengeschlossen haben. In diesem Galaxienverbund befinden sich hochentwickelte Zivilisationen, weniger weit entwickelte, sowie primitive Lebensformen, die erst am Beginn ihrer Evolution stehen. Das hängt auch vom Alter der jeweiligen Planeten und ihrer Sonnensysteme ab. Auf fast allen Planeten herrschen unterschiedliche Lebensformen. Viele Zivilisationen haben sich im Laufe ihrer Evolution selbst vernichtet, sowie die Lebensmöglichkeiten auf ihrem Planeten zerstört.

Mein Heimatplanet liegt ungefähr in der Mitte der Andromeda Galaxie. Unsere Sonne, sowie unser Planet-wir nennen ihn Yeti- sind von ihrer Größe fast identisch mit ihrer Sonne und der Erde. Allerdings ist unser Sonnensystem etwa eine Milliarde Jahre älter als das ihrige.“

Peter Stromberg hatte es die Sprache verschlagen, er konnte nicht glauben was er sah und hörte. War das ganze möglicherweise nur eine Halluzination? War er verrückt geworden? Er hob sein Glas in die Höhe, prostete seinem Gegenüber zu, und leerte daraufhin sein Glas in einem Zug. Peter Stromberg stellte sein Glas zurück auf den Tisch, und fragte verunsichert: „Aber wie haben sie diese unvorstellbare Entfernung denn überbrückt?“

Laura entgegnete, vorsichtig ihr Glas absetzend: „Unsere Zivilisation ist ungefähr fünfhundert Millionen Jahre älter als die der Erdbewohner. Wir haben Technologien entwickelt, die es uns ermöglichen in relativ kurzer Zeit zu jedem Punkt des Universums zu gelangen.“

Peter Stromberg sah vor sich eine wunderschöne Frau, und fragte zweifelnd: „Wie kann das sein? Sie sehen so aus wie eine Erdenfrau?“

„Wir sind in der Lage uns äußerlich den Verhältnissen der jeweiligen Planeten anzupassen.“ entgegnete Laura diplomatisch, ohne ins Detail zu gehen.

„Aber warum haben sie gerade mich als Gesprächspartner ausgewählt?“ fragte Peter Stromberg erstaunt.

„Da muss ich etwas weiter ausholen.“ meinte Laura, „es gibt so eine Art Dogma in unserer Gesetzgebung und das besagt: Wir greifen in die Evolution sich entwickelnder Planeten niemals direkt ein, dass ist nur in absoluten Ausnahmefällen möglich. Erst wenn Planeten ein Evolutionsstadium erreicht haben um mit uns in etwa auf Augenhöhe zu kommunizieren, treten wir in einen Dialog mit ihnen ein.

Der wunderschöne Planet Erde im Orion System, im unteren Bereich ihrer Galaxie gehört leider noch nicht dazu. Wir beobachten das Leben auf der Erde seit langer Zeit sehr genau. Vor etwas über dreißig Jahren haben wir sie-verzeihen sie uns das bitte- in Augenschein genommen, danach sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass sie unser Ansprechpartner auf der Erde sein sollten, sofern sie es denn möchten. Ich möchte sie bitten, für eine kurze Zeit mit mir zu meinem Planeten zu reisen.“

Peter Stromberg war irritiert. Was sollte das? Was hatten sie mit ihm vor? Nach kurzem Überlegen verwarf er jedoch alle seine Bedenken, und erklärte sich bereit mit Laura auf ihren Heimatplaneten zu reisen.

Laura äußerte: Er bräuchte sich keine Sorgen zu machen, sie wären nur für eine kurze Zeit abwesend.

Er hörte noch wie Laura sagte: „Es geht jetzt los!“

Alles um ihn herum schien sich rasend schnell zu drehen, er verlor für kurze Zeit sein Bewusstsein, als er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte, befand er sich in einem Raumkreuzer der Galaktischen Union.

Laura stand neben ihm, lächelte ihm freundlich zu, und fragte mitfühlend: „Alles gut überstanden? Wir sind gleich da.“

In dem Raumschiff befanden sich ungefähr zehn Lebewesen die den Raumkreuzer navigierten. Die Astronauten waren-ca. 1,50 groß, sie hatten einen birnenförmigen unbehaarten Kopf, der in Relation zu ihrem Körper unverhältnismäßig groß wirkte. Die Lebewesen waren mit drei Augen ausgestattet, eines davon befand sich auf ihrer Stirn. Ihre Haut hatte eine weiße kalkige Farbe. In ihrem Gesicht erahnte man die Andeutung einer Nase, ein schmallippiger Mund, sowie zwei verkümmerte Ohren vervollständigten ihre Gesichtsphysiognomie. Sie waren von pyknischer Gestalt und besaßen zwei kurze Arme und Beine an deren Füßen sie Sandalen ähnliches Schuhwerk trugen. Über ihrem Körper hing ein rot leuchtender Umhang, einer Tunika gleich, die bis zu ihren Füßen reichte. Die Raumfahrer kommunizierten möglicherweise in telepathischer Form untereinander.

Das Innere des Raumkreuzers war in ein mildes grünschimmerndes Licht getaucht.

Auf einem der Monitore erschien nun ein gleißender Sternenhimmel.

Laura wies auf eine bestimmte Sonne, und äußerte: „Unser Heimatplanet umkreist diese Sonne, wir sind gleich da.“

Das Raumschiff tauchte nun in die Planetenatmosphäre ein. Das was Peter Stromberg nun zu sehen bekam war faszinierend. Der Planet wurde von einem Mond umkreist. Er war ein wenig kleiner als der Mond der Erde, hatte aber in etwa die gleiche Umlaufbahn wie dieser. Er sah Meere, Berge, sowie Flüsse die den Planeten durchzogen. Die Atmosphäre des Planeten ähnelte jener der Erde. Es handelte sich um eine Sauerstoffatmosphäre, auch die Gravitation war in etwa gleich.

Wohlbehalten landete das Raumschiff außerhalb der Stadt auf einem Raumflughafen.

Die Besatzung, Laura sowie Peter Stromberg verließen durch eine Schleuse das Raumschiff, und betraten den Boden des Planeten Yeti. Der Flughafen hatte riesige Ausmaße, er reichte weit über den Horizont hinaus, überall sah man Hangars, in denen vermutlich Raumschiffe abgestellt wurden. Die Gebäude waren kugelförmig, sowie aus undefinierbarem Material erbaut. Laura und Peter Stromberg gingen zu einem etwa zweihundert Meter hohen kuppelförmigen Gebäude-vermutlich eine Art Bahnhof- von dem aus Röhren mit einem Durchmesser von ca. hundert Metern in alle Himmelsrichtungen verlegt waren. In den gewaltigen Röhren schwebten Kabinen auf einem

Magnetfeld, die die Passagiere mit bis zu zweitausend Kilometer pro Stunde zu ihren jeweiligen Reisezielen brachten. Laura und Peter bestiegen eine Kabine, die sie in wenigen Minuten in die einhundert Kilometer entfernte Hauptstadt Sodom brachte.

Sodom war eine Stadt die sich über mehr als 200 Quadratkilometer erstreckte. Kuppelartige Gebäude mit fensterartigen Öffnungen beherrschten das Stadtbild.

Breite alleeartige Straßen durchzogen die Stadt, an denen Flugtaxis auf ihre Fahrgäste warteten. Autos gab es keine. An den Straßenrändern wuchsen vereinzelt pappelähnliche Gewächse. Unterhalb der Straßen befanden sich Röhren für den Nah und Fernverkehr. Auf den Straßen flanierten die unterschiedlichsten Lebewesen, wie zum Beispiel rollende Steine aus Silizium. Quallen ähnliche Lebewesen mit acht Beinen, und vier Augen, sowie körperlose Gebilde, die innerhalb einer weißen Wolke dahinschwebten. Es war eine bunte Vielfalt an Lebewesen aus allen Teilen des Universums.

Während Laura und Peter Stromberg auf ihr Flugtaxi warteten, wurde Laura Zeuge eines Gesprächs zweier Bewohner der Stadt, die die beiden für recht exotisch hielten. Die beiden stammten aus dem Perseus Arm der Milchstraße.

Laura übersetzte Peter Stromberg das interessante Gespräch. Einer von ihnen- er nannte sich Botax- schien ein Experte für den Planeten Erde zu sein. Sein Gegenüber fragte ihn, was das für Lebewesen seien. Er wunderte sich, sie waren sich ähnlich aber verschieden.

Botax antwortete sichtlich stolz auf sein Wissen: „Es handelt sich hier nicht um zwei Arten, sondern um zwei verschiedene Ausführungen einer Art. Bei diesen Wesen gibt es zwei Sorten einer Art.“

Ein wenig verwirrt entfuhr es Hydra: „Aber sie sehen doch verschieden aus!“

Botax entgegnete in einem spöttisch blasierten Tonfall: „Fast das ganze Leben auf diesem Planeten besteht aus Arten, die in zweierlei Ausführungen vorhanden sind. Die kleinere heißt Frau, der größere Mann. Um Kinder zu zeugen müssen die beiden Kreaturen zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit der beiden Sorten bewirkt eine Mischung ihrer Gene, die in jeder Generation neue Kombinationen von Charaktereigenschaften zur Folge hat. Mutierte Gene setzen sich sofort durch, während bei unserem Knospensystem Jahrtausende vergehen können.“

Das alles war zu viel für Hydra, er hauchte erschüttert: „Können sie auch sprechen?“ „Ja, diese Wesen formen in Rachen und Mund Schallwellen um sich zu verständigen.“

Dass es eine Genkombination gibt überschritt Hydras Vorstellungsvermögen entschieden. Völlig erschüttert war Hydras allerdings, als Botax von einer Million verschiedener Arten von Lebewesen auf dem Planeten berichtete. Zwei Dutzend konnte er sich gerade noch vorstellen, aber eine Million, unvorstellbar.

Das Regierungsgebäude der Galaktischen Union hatte ein Ausmaß von mehreren Fußballfeldern, eine Höhe von ca. zweihundert Metern, und war mit einer mattviolett glänzenden Kuppel ausgestattet. Neben dem Regierungssitz war in einem stattlichen Haus das Parlament der Galaktischen Union untergebracht.

Imposant anzusehen war auch das Haus der Galaxien, es beherbergte die Abgesandten der Galaxien und der autonomen Gebiete. Über die gesamte Stadt verteilt befanden sich die Botschaften der Galaxien und Planetensysteme.

Etwas abseits in einem kleinen Park gelegen befand sich in einem palastartigen Gebäude der Sitz des Rates der Weisen.

Dieses dreißigköpfige Gremium, war die höchste und letzte Instanz der Galaktischen Union.

Auffällig viele Wasserläufe durchzogen die Stadt, an deren Gestade palmenähnliche Bäume den Besuchern Schatten spendeten. Weitläufige Parkanlagen mit Blumenrabatten und Wasserspringbrunnen ausgestattet luden zum Verweilen ein.

Das Flugtaxi von Laura und Peter Stromberg landete auf einem Landeplatz im Eingangsbereich vor dem Gebäude des Rates der Weisen. Nachdem Laura ihre Identitätsmarke an einen Scanner gelegt hatte, öffnete sich lautlos die Eingangstür.

Laura bat Peter Stromberg an einem Tisch und äußerte: „Bevor sie dem Rat der Weisen vorgestellt werden, möchte ich noch das eine oder andere mit ihnen besprechen. Der Planet Yeti hat in etwa die gleichen Ausmaße wie die Erde.

Er rotiert im gleichen Abstand um unsere Sonne, und diese hat in etwa die gleiche Größe wie die ihrige. Yeti wird von einem Mond umkreist der geringfügig kleiner ist als der Erdenmond.

Unser Mond darf von Zivilpersonen nicht betreten werden, er ist absolutes militärisches Sperrgebiet.

Nun zu ihnen, lieber Peter Stromberg. Bevor ich sie dem Rat der Weisen vorstelle, noch einige Erläuterungen. Viele Bewohner der Planeten unserer Galaxien, vor allem der älteren Galaxien, führen ein körperloses Dasein, sie sind wenn sie es so sehen wollen Geistwesen, auch ich.“

Peter Stromberg holte tief Luft, nippte an seinem Getränk, das man ihm gereicht hatte, schaute Laura entsetzt an und stammelte: „Ich kann es nicht glauben!“

„Unser Sonnensystem, sowie das vieler anderer ist wesentlich älter als das Erdsystem. Unsere Zivilisation existiert schon seit mehr als einer Milliarden Jahre. Im Laufe unserer Evolution stellte sich heraus, dass unser Körper nur ein Hindernis in unserer Weiterentwicklung darstellte. Vor ca. zwanzig Millionen Jahren war unser Körper nicht mehr erforderlich, und wir mutierten zu rein geistigen Wesen mit unbegrenzter Lebensdauer.

Unser Planet ist mit der Erde nahezu identisch, was im Universum äußerst selten vorkommt. Wir hatten auch nahezu die gleichen Organe und Körperfunktionen wie die Erdbewohner, sowie auch rein äußerlich viel Ähnlichkeit miteinander. Wir haben im Laufe unserer Evolution Technologien entwickelt, die es uns ermöglichen bei Bedarf, für kurze oder auch eine längere Zeit unsere ursprüngliche Körperform wieder anzunehmen. Das kann hilfreich sein bei Kontakten mit anderen Arten, dient aber auch unserer Fortpflanzung.“

Peter Stromberg hatte es sich inzwischen abgewöhnt, sich über irgendetwas zu wundern, und fragte daher emotionslos: „Besteht die genetische Möglichkeit, Nachkommen zwischen den Menschen und ihrer Art zu zeugen?“

„Alle unsere Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass dies möglich ist, es hat aber bisher noch nicht stattgefunden.“ entgegnete Laura leicht amüsiert.

Sie nahm Peter Stromberg an die Hand und ging mit ihm in einen matt erleuchteten Saal, in dem alle dreißig Mitglieder des Rates der Weisen an einem großen runden Tisch saßen. Der Raum hatte eine hohe kuppelförmige Decke- auffallend war, dass die Bewohner des Planeten in ihrer Architektur eine kuppelförmige Bauweise bevorzugten, das galt für außen, sowie auch innerhalb der Gebäude-, die Wände waren anthrazitfarben gestaltet und ohne jeden Schmuck.

Alle Mitglieder des Rates der Weisen waren Geistwesen, die sozusagen zur Feier des Tages ihren ursprünglichen Körper wieder übergestreift hatten. Peter Stromberg, der neben Laura stand glaubte zu träumen, so phantastisch empfand er das was er sah.

Aus der Mitte der Mitglieder des Rates der Weisen erhob sich ein älterer Mann, ausgestattet mit einem weißen Vollbart. So wie er da stand hätte man ihn auch für einen älteren Erdenbürger halten können. Er wies auf zwei an der Seitenwand vorhandene Sitzgelegenheiten, und bat die beiden dort Platz zu nehmen. Er begrüßte Peter Stromberg und Laura, erkundigte sich nach ihrem Befinden, und fragte ob sie eine gute Anreise gehabt hätten.

Dann begann Xanto, so hieß der Vorsitzende des Rates der Weisen-in dieser Eigenschaft, war er auch der höchste Repräsentant der Galaktischen Union- mit seinem Referat:

„Vor zwanzig Millionen Jahren-nach ihrer Zeitrechnung- verließen wir die Vorzeit unserer Evolution, um diese Zeit erblickte ich zum ersten Mal das Licht unserer Sonne Thetis. Kurze Zeit nach der Entstehung unseres Sonnensystems kollidierte ein riesiger Meteor mit unserem Planeten, und sprengte einen Teil von ihm ab. Daraus entstand dann unser Mond Pollux. Vor achthundert Millionen Jahren entwickelte sich unter einer Vielzahl verschiedener Lebensformen der Ursprung unserer jetzigen Art heraus. Sie begannen die anderen Lebensformen zu dominieren, entwickelten ein Bewusstsein und so viel Intelligenz, dass sie sich hinterfragten warum sie existieren.

Vor vierzig Millionen Jahren begann eine sehr kritische Phase der Evolution unseres Planeten. Kriege der Art untereinander, aus unterschiedlichen Anlässen, sei es aus religiösen, wirtschaftlichen, ideologischen Motiven waren an der Tagessordnung. Seuchen und Epidemien dezimierten die Bevölkerung des Planeten. Die Bewohner raubten rücksichtslos die Ressourcen des Planeten aus.

Ein atomarer Krieg zweier Mächte und ihrer Verbündeten gaben unserem Planeten den Rest. Der Planet versank in einem atomaren Holocaust. Nur wenige Lebewesen überlebten dieses schreckliche Ereignis.

Jahrtausende war unsere Sonne verdunkelt. Meter dicke Eispanzer bedeckten den Planeten. Die Bewohner unseres Planeten wurden in die Steinzeit zurückgebombt, so wie sie es wohl nennen würden. Als der Eispanzer endlich zurückging, der Himmel sich wieder lichtete hatten von fünf

Milliarden Lebewesen unserer Art nur einige Hunderttausend überlebt. Die atomaren Folgeschäden belasteten die Überlebenden noch viele Jahrtausende. Doch unsere Art war eine zähe Rasse. Sie schafften für den ganzen Planeten Regeln, in der Hoffnung, dass so ein Holocaust nie mehr stattfinden würde.

Unsere Vorfahren führten eine monotheistische Religionsform ein, errichteten eine einheitliche Planetenregierung, mit Parlament und Vertretungen der jeweiligen Volksgruppen.

Auf den Ruinen der alten Hauptstadt wurde die jetzige Hauptstadt Sodom erbaut. Unsere Vorfahren gaben sich ein Grundgesetz in dem u.a. der Betrieb von Kernwaffen untersagt war. Vor dem Gesetz waren alle Lebewesen gleich. Des Weiteren wurde der kontrollierte freie Handel in unserem Grundgesetz festgeschrieben. Kein Lebewesen unserer Art sollte jemals wieder ein anderes ausbeuten können oder versklaven.

Weitere Jahrtausende vergingen, alle Lebewesen lebten in Frieden miteinander. Die Folgen des Atomkriegs waren überwunden, der Art ging es gut. Wissenschaft und Forschung entwickelten sic h in allen Bereichen in einem atemberaubenden Tempo.

Allerdings hielt die demografische Entwicklung da nicht mit, sie stagnierte immer noch bei der Hälfte des Bevölkerungsstandes wie vor dem großen Krieg.

Schon bald waren unsere Vorfahren in der Lage Antriebssysteme zu entwickeln, mit denen man nahezu Lichtgeschwindigkeit erreichen konnte. Unseren Ingenieuren und Wissenshaftlern gelang das kaum für möglich gehaltene technologische Ereignis, der Bau eines Photonen Antriebs. Bei diesem Antriebssystem prallen fortlaufend Teilchen und Antiteilchen, also Materie und Antimaterie aufeinander, eingebettet in ein Magnetfeld. Bei dieser materiellen Vernichtungsaktion wurden Kräfte freigesetzt, die unsere Raumschiffe auf einem gewaltigen Energiestrahl davonschoben. So gelang es uns unser Sonnensystem zu verlassen, um die nähere Umgebung unserer Sonne zu erkunden.

Schon bald darauf trafen wir zehn Lichtjahre von uns entfernt, auf einen Planeten deren Bewohner noch am Beginn ihrer Evolution standen. Die Art ging aufrecht, war groß und kräftig gebaut. Sie besaßen eine Nase und einen schmalen Mund, indem sie Schallwellen erzeugten um sich zu verständigen. Die Wesen besaßen drei Augen, eines davon auf ihrer Stirn. Ihr Entwicklungsstand entsprach in etwa dem Niveau der des Menschen um das Jahr 1000 vor Christi Geburt nach ihrer Zeitrechnung.

Da auf unserem Planeten nach wie vor ein erheblicher Bevölkerungsmangel herrschte, holten wir viele von ihnen als Arbeitskräfte auf unseren Planeten. Im Laufe der Zeit, sowie mit immer weiter fortschreitender Raumfahrttechnologie endeckten wir immer mehr bewohnte Planeten in einem Umkreis von fünfzig Lichtjahren. Diese interstellare Zone war ein Füllhorn der unterschiedlichsten Lebensformen.

Wir gliederten diese Planeten in unser Staatsgebiet ein, und wurden auf diese Weise zu einer kleinen Planetenunion. Im Laufe von Jahrtausenden vergrößerte sich die Planetenunion erheblich. Sie beherrschte inzwischen einen überschaubaren Bereich der Andromeda Galaxie.

Der Technologische Quantensprung in unserer Raumfahrttechnologie gelang uns vor ungefähr zwanzig Millionen Jahren. Unsere Wissenschaftler entdeckten ein Schwarzes Loch, ungefähr einhundert Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt.

Wir schickten neukonstruierte Raumschiffe mit ausgewählten Astronauten besetzt dorthin.

Sie tauchten in das Loch ein, und schon Bruchteile von Sekunden später brach die Verständigung ab. Die Besatzungen der Raumschiffe waren für uns nicht mehr erreichbar. Die Verluste unserer Raumschiffe und deren Besatzungen trafen uns schwer.

Wir wussten selbstverständlich, dass mit unseren relativistischen Raumschiffen eine weitere Expansion im Universum nicht möglich war. Die besten Wissenschaftler der Union wurden zu einer Arbeitsgruppe zusammengezogen.

Mit Hilfe neuentwickelter Computer gelang es ihnen zu mindestens vorerst theoretisch zu beweisen dass das Problem lösbar sei. Mit der Inbetriebnahme noch zu entwickelnder neuer Navigationssysteme müsste es möglich sein, nach dem Eintauchen in ein Schwarzes Loch zu erkennen an welcher Stelle des Universums man sich befand und wo man aus diesem wieder herauskommt.

Auch sollten Schwarze Löcher durch Wurmlöcher verbunden werden, um die Reisezeiten abzukürzen. Nun war der theoretische Beweis erbracht, doch es sollten noch Jahrtausende vergehen bis unsere Wissenschaftler alle anfallenden technologischen Probleme beherrschten, und unsere Raumschiffe mit der erforderlichen Technologie ausstatten konnten.

Man begann die bekannten Schwarzen Löcher durch künstliche Wurmlöcher zu verbinden. Anfangs blieb vieles noch Stückwerk, bis unsere Wissenschaftler technologisch in der Lage waren alle uns bekannten Schwarzen Löcher durch Einstein-Rosen-Brücken miteinander zu verbinden. Durch diesen gigantischen Entwicklungssprung gelang es uns in weiter von uns entfernte Bereiche unserer Galaxie zu gelangen.

Zu diesem Zeitpunkt trafen wir auch zum ersten Mal auf Zivilisationen die uns technologisch in etwa ebenbürtig waren.

Inzwischen hatte sich das Dasein der Ureinwohner unseres Planeten erheblich verändert Das Gehirn unserer Vorfahren hatte erhebliche Ausmaße angenommen. Die Organe hatten überwiegend nur noch die Aufgabe, dieses hochentwickelte Gehirn am Leben zu erhalten.

Irgendwann im Laufe unserer Evolution kapselte sich der Geist immer mehr von seinem Organismus ab. Der revolutionäre Quantensprung diesbezüglich gelang, als sich unser Geist von seinem Körper löste. Diese Mutation ermöglichte uns ein immerwährendes körperloses Dasein.

Unsere Evolution ging nun in einem noch schnelleren Tempo voran, ohne dass ein Organismus dies verhinderte. Es gelang unseren Wissenschaftlern, bei Bedarf für einen kurzen oder auch längeren Zeitraum unseren alten materiellen Zustand wiederherzustellen.

Dieser materielle Zustand war für unsere Fortpflanzung zwingend erforderlich, sowie bei Gesprächen und Verhandlungen mit Delegationen aus dem In und Ausland und anderen Anlässen äußerst hilfreich.

Inzwischen hatte sich die Planetenunion zur Galaktischen Union weiterentwickelt. Die Galaktische Union beherrschte weite Teile der Andromeda Galaxie. Eine friedliche Expansion, die eigentlich unser Ziel war, gelang uns nicht immer. Einige unserer Führer setzten die Ideale und Wertvorstellungen unserer Vorfahren außer Kraft. Nur einige vernünftige und traditionsbewusste Ahnen, sowie der Gott der Universen, verhinderten damals den Zusammenbruch des Reiches.

Aber auch das war noch nicht die schwerste Prüfung die wir zu bestehen hatten: Im Laufe der Expansion unseres Reiches trafen wir auf eine ähnlich hochentwickelte Zivilisation im Perseus Arm der Milchstraße. Es kam zu einem schrecklichen Krieg, der weite Teile unserer Galaxien zerstörte. Nach unserem Sieg über das Perseus System, für den wir einen hohen Blutzoll entrichtet hatten, kam es zu einem Friedensvertrag zwischen den beiden Mächten. Einige Zeit später wurde auch der Perseus Arm der Milchstraße Teil der Galaktischen Union.

Wir erweiterten unsere Verfassung mit einem Dogma, dass uns untersagte in die Evolution der Planeten einzugreifen, es sei denn sie wären ein Bestandteil der Galaktischen Union.

Der Planet Erde im Orion System der Milchstraße ist uns seit langen bekannt. Seit Entdeckung der Erde durch unsere Raumflotte vor fünfzehn Millionen Jahren, hegen wir eine besondere Sympathie für ihren Planeten. Die meisten höherentwickelten Zivilisationen der Milchstraße haben sich freiwillig der Galaktischen Union angeschlossen. Auf die Evolution von Planeten, die sich noch am Beginn ihrer Entwicklung befinden, wie zum Beispiel die Erde, nehmen wir laut unserem Dogma keinen Einfluss. In der Vergangenheit haben wir die Menschwerdung ihrer Art fortwährend beobachtet.

Immer wieder in den letzten Jahrtausenden, hat eine starke Fraktion im Rat der Weisen für ein Eingreifen unsererseits in die Geschicke der Erde plädiert.

So zum Beispiel in ihrem späten Mittelalter, als bei den sogenannten Hexenprozessen zehntausende unschuldiger Frauen auf das grausamste getötet wurden. Als die Pest ganze Landstriche Entvölkerte, bei ihren Kriegen und anderen Anlässen.

Für eine Umgehung des Dogmas ist ein einstimmiger Beschluss des Weisen Rates erforderlich, der kam aber nie zustande. Unser Dogma ist ein hohes Gut, es wurde nicht zuletzt auch deshalb eingeführt, um den Planeten eine eigenständige Evolution zu ermöglichen.

Signifikant war auch ein Ereignis in ihrem entsetzlichen Dreißigjährigen Krieg, an dem ich mich erinnere.

Söldnerhorden hatten auf der Suche nach Nahrungsmittel und Geld ein kleines Bauerndorf umzingelt. Während sich die Mörderbande anschickte in ein kleines Gehöft einzudringen, griff eines unserer Patrouillenschiffe in das Zeitgeschehen ein.

Der Kommandant gab eigenständig- um ein Massaker zu verhindern- den Befehl die Räuberbande außer Gefecht zu setzen. Die Besatzung des Raumschiffs versorgte die Verletzten, darunter auch eine Mutter mit ihren sieben kleinen Kindern. Die überlebenden Söldner warfen sich auf ihre Pferde, und hasteten in panischer Flucht davon. Der Kommandant projizierte am Himmel über dem Dorf ein weithin sichtbares rot violett schimmerndes Kreuz, um allen weiteren potenziellen Angreifern zu signalisieren, dass dieses Dorf unter Gottes Schutz stehe. Im gesamten Verlauf des Krieges wurde das Dorf nicht mehr von Soldaten heimgesucht.

Das eigenmächtige Verhalten des Raumschiffkommandanten wurde im nach hinein als Nothilfe legalisiert, und nicht als ein Verstoß gegen unser Dogma bewertet.

Eine Zeitzeugin berichtete später wie sie das Geschehen in ihrem Dorf im Jahre 1645 erlebt hatte. Das ganze Dorf wäre in ein grünlich schimmerndes Licht eingetaucht gewesen. Es war totenstill, kein Lufthauch bewegte sich mehr. Es schien als sei die Zeit stillgestanden. Die Söldner fielen wie von einem Blitz getroffen zu Boden, und die Verletzten standen wieder auf, so als sei ihnen nichts geschehen. Über allem leuchtete weithin sichtbar ein leuchtendes phosphorzierendes Kreuz. So der Bericht der Zeitzeugin. Dieses Geschehen sorgte bei den damaligen Entscheidungsträgern, sowie im Vatikan für erhebliche Irritationen. Es trug mit dazu bei das sich die Kriegsgegner zusammensetzten, um über einen Friedensvertrag zu beraten.

Die Menschheit befindet sich gegenwärtig wieder einmal in einer schweren Krise. Alle Hochrechnungen unserer Wissenschaftler haben zu erschreckenden Ergebnissen geführt. Nach den Berechnungen unserer Wissenschaftler deutet alles darauf hin, dass sich ihre Art spätestens bis zum Jahr 5000 nach ihrer Zeitrechnung selbst zerstört hat.

Die uns vorliegenden Daten sind alarmierend. Da der Orionnebel und ihr Sonnensystem zu unserem Einflussgebiet gehören hat sich der Rat der Weisen zu einer Sondersitzung konstituiert. Angesichts unseres Dogmas der Nichteinmischung in interne Planeten Angelegenheiten außerhalb der Galaktischen Union einerseits, sowie dem möglicherweise bevorstehenden Aussterben ihrer Art andererseits, haben wir uns unsere Entscheidung nicht leicht gemacht. Der weise Rat hat einstimmig beschlossen, der Menschheit eine gewisse Hilfestellung bei der Bewältigung ihrer gravierenden evolutionären Probleme zu gewähren, ohne dabei unser Dogma komplett außer Kraft zu setzen. Dieser punktuelle Eingriff soll ein Versuch darstellen, ihnen dabei behilflich zu sein, ihre existenziellen Schwierigkeiten zu bewältigen.

Scheitert dieser Versuch, so gäbe es nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder wir überlassen die Erde und ihre Lebewesen sich selbst, dann wäre ihr Untergang wohl nicht mehr aufzuhalten, oder wir setzen unser Dogma außer Kraft, intervenieren in Form einer Invasion, und stellen die Erde unter unsere Kontrolle und Verwaltung.

Ihr IQ ist für menschliche Verhältnisse sehr hoch, ihr Denken weit vorrauschauend, sowie ihre soziale Kompetenz sehr ausgeprägt. Das waren einige Gründe warum wir sie für dieses Projekt ausgewählt haben. Um einen Erfolg ihrer Mission, an der Seite von Laura

kalkulierbar zu gestalten, müssen wir sie um ihre Zustimmung bitten, einige geringfügige Veränderungen an ihrem Organismus vornehmen zu dürfen. Wir möchten ihren Alterungsprozess erst einmal für dreihundert Jahre außer Kraft setzen, sowie ihre Organe in einen optimalen Zustand versetzen. Wir werden ihre Gehirnleistungen optimieren, sodass sie jederzeit in der Lage sind auf Augenhöhe mit ihren Gesprächspartnern zu debattieren. Wir werden es so einrichten, dass sie mit ihrer intellektuellen Überlegenheit vernünftig umgehen werden. Alles Weitere sollten sie mit Laura besprechen. Ich möchte sie jetzt bitten mit Laura in den Behandlungsraum zu gehen. Alles Gute bei ihrer Mission, es hängt sehr vieldavon ab.“

Peter Stromberg hatte gar keine Zeit gefunden darüber nachzudenken ob er das Angebot ablehnt oder annimmt. Er hatte den ersten Schritt getan, jetzt wollte er auch den zweiten tun. Er signalisierte dass er bereit sei, und folgte Laura in den Behandlungsraum.

Der Raum hatte eine Größe von ungefähr fünfzig qm, und war in ein grün schimmerndes Licht gehüllt. Man legte Peter Stromberg auf eine Liege, die von mehreren Ringen umrundet wurde. Eine Krankenschwester verabreichte ihm eine Spritze in die Vene, danach versank er in einen künstlichen Schlaf, und erlebte dabei einen eigenartigen Traum.

Er sah ein kleines Dorf, mit etwa sieben strohbedeckten Häusern, teils aus Holz, sowie aus Stein erbaut. Auf einer Anhöhe befand sich eine hölzerne Kirche. Einige der Häuser standen in Flammen. Peter Stromberg vermeinte den Geruch des Rauches noch zu vernehmen. Zwischen den Gehöften marodierten Söldner, bewaffnet mit Gewehren und Schwertern. Am Boden lagen Verletzte und getötete Menschen. Die angetrunkenen Söldner verlangten nach Geld und Vieh. Die Bauern suchten Schutz in der Kirche, aber die Söldner setzten auch diese in Brand. Ein alter Mann hob drohend seine dürre Faust und schrie mit sich überschlagender Stimme:

„Weh euch verruchte Mörder, ihr werdet der Strafe Gottes nicht entgehen!“ Da schlugen sie ihn mit einem Gewehrkolben nieder bis er sich nicht mehr bewegte. Grölend zogen die mordenden Plünderer weiter, bis zu einem Haus das bisher verschont geblieben war. Sie schlugen mit ihren Gewehrkolben gegen die verriegelte Tür, und forderten Einlass. Der Hausherr öffnete die Tür, warf sich vor dem Anführer der Söldner auf seine Knie, und bat verängstigt mit zitternder Stimme um Gnade: „Herr, in Gottes Namen, verschont meine Frau sowie meine sieben unmündigen Kinder. Die Ernte war schlecht, wir haben nichts was wir euch geben könnten!“

Ohne jedes Mitgefühl riss der verrohte Söldner den Mann in die Höhe, warf ihn zur Seite, und drang mit seinen Kumpanen in das Gehöft ein.

Verängstigt am ganzen Leibe zitternd, hockten die Kinder neben dem alten Küchenofen und schauten mit schreckgeweiteten Augen auf die hereinstürmenden Söldner. Vor ihnen stand die Mutter mit ausgebreiteten Armen, so als wolle sie damit deutlich machen, nur über meine Leiche kommt ihr zu meinen Kindern.

Plötzlich zuckten grelle Blitze durch den Raum, die Stube war in grünschimmerndes Licht gehüllt. Leblos wie von einem Schlag getroffen fielen die Söldner zu Boden. Gebannt starrten alle auf vier grünschimmernde Säulen, aus denen sich vier menschenähnliche Lebewesen herausformten. Einer von ihnen, vermutlich ihr Anführer sprach beruhigend auf die Menschen ein:

„Fürchtet euch nicht, euch wird nichts geschehen, wir sind gekommen um euch zu helfen!“

Alle Kinder hatten sich um die Bäuerin geschart, dass Jüngste hielt sie auf ihren Armen, als eine der Fremden auf sie zutrat, dem Jungen über sein Haar streichelte, und meinte: „Passen sie auf ihn auf, er ist ein gutes Kind.“

Dann ging sie zu den anderen Kindern, beugte sich zu ihnen hinab, strich auch ihnen durchs Haar, und äußerte: „Sucht immer das Gute, und meidet das Böse. Helft wenn ihr es könnt den Armen Schwachen und Geknechteten.“

Dann drückte sie dem Vater einen Lederbeutel mit Golddukaten in die schwieligen Bauernhände, und bemerkte: „Dieses Geld ist für dich und deine Frau, sowie für deine Kinder. Lasse ihnen damit eine gute Ausbildung angedeihen. Den Rest des Geldes verwende für den Wiederaufbau des Dorfes.“

Der Bauer nahm unbeholfen seine Mütze vom Kopf, bedankte sich überschwänglich und fragte verschüchtert: „Wer seid ihr? Wo kommt ihr her?“

Die fremde Frau sah sich noch einmal versonnen um, aller Augen folgten ihr, dann bemerkte sie:

„Wir sind nicht von dieser Welt, wir haben eine weite Reise hinter uns, wir kommen aus einer anderen Zeit. Lebt wohl!“

Die Dorfbewohner sahen für Bruchteile von Sekunden grünschimmernde Säulen zum Himmel steigen danach war von den Fremden nichts mehr zu sehen.

Peter Stromberg erwachte, und Laura fragte anteilnehmend: „Geht es dir gut?“

„Ja!“entgegnete er, „ich hatte einen seltsamen Traum, Söldner oder ähnliches Gesindel überfielen unser Dorf, und drangen in unser Haus ein, während ich mich auf den Armen meiner Mutter befand.“

Laura lächelte ihn versonnen an, und bemerkte: „Der kleine Kerl auf dem Arm der Bauersfrau, in dem gebrandschatzten Dorf, im Dreißigjährigen Krieg, war einer deiner Vorfahren.“

„Was ist aus der Familie geworden? „wollte Peter Stromberg wissen.

Das meinte Laura: „Erzähle ich dir später. Lass uns jetzt keine Zeit mehr verlieren und zur Erde zurückkehren.“

Die beiden fanden sich im Arbeitszimmer von Peter Strombergs Haus wieder, und Peter Stromberg hatte das Gefühl, als seien sie gar nicht lange fort gewesen.

„Wie lange nach unserer Zeitrechnung waren wir eigentlich unterwegs?“

Laura lächelte, und entgegnete: „Du wirst es nicht glauben, aber wir waren nur einige Tage abwesend.“

Die beiden waren, ohne das es ihnen so richtig bewusst war zum vertrauten Du übergegangen. Peter Stromberg holte eine Flasche Rotwein aus der Küche, und servierte dazu Schwarzwälder Bergkäse mit Weißbrot. Die beiden setzten sich an den Wohnzimmertisch.

Peter Stromberg schenkte ein, und äußerte: „Es fühlt sich alles noch wie ein Traum an, es ist so abstrakt, dass ich wenn du mir nicht gegenübersitzen würdest, alles für ein Hirngespinst halten würde.“

Laura nippte an ihrem Rotwein, fand ihn köstlich, und meinte: „Ich kann das gut nachvollziehen. Viele andere menschliche Gehirne wären mit den Eindrücken die du in jüngster Zeit gesammelt hast überfordert gewesen. Du hast dich tapfer geschlagen und wir fühlen uns in unserer Auffassung bestätigt, dass wir den Richtigen für unsere Mission ausgewählt haben.“

„Herzlichen Dank!“ entgegnete Peter Stromberg und gab ihr einen Kuss auf die Wange, den sie errötend zur Kenntnis nahm.

Laura war sichtlich überrascht von diesem Ausdruck der Zuneigung, zumal ihr in den dreihunderttausend Jahren ihres Daseins-nach Erdenzeit gerechnet-, so etwas noch nie wiederfahren war. Sie hatte zwar aus Berichten von Erdwissenschaftlern davon gehört, es aber nie so recht glauben wollen, so fragt sie etwas verwirrt:

„Ist dies das übliche Verfahren bei euch um Kinder zu zeugen?“

Nun war es Peter Stromberg der um seine Contenance rang, daher äußerte er verwundert: „Aber ihr zeugt doch auf ähnliche Weise eure Kinder!“

„Ja“, bestätigte Laura, „aber ohne diese Begleiterscheinungen. Bei uns geht es ganz pragmatisch zu, es ist nur der eigentliche Akt der Zeugung signifikant.“

Die beiden tranken ihre Gläser leer, kosteten von dem vorzüglichen Schwarzwälder Bergkäse, Peter Stromberg schenkte nach, und Laura fuhr fort: „Für den Zeugungsakt, sowie die Erziehung unserer Kinder, kehren wir in den Zustand der Körperlichkeit zurück. Wir wählen unseren Partner explizit nach der Beschaffenheit seiner Gene aus, damit sich unsere Gene optimal ergänzen. Das was ihr Liebe nennt, ist bei uns eher eine periphere Randerscheinung.“

Peter Stromberg hatte staunend zugehört, und bemerkte dann: Dass ein Kuss auf die Wange nicht zwangsläufig eine Einladung zur Zeugung eines Kindes wäre, sondern auch ein Zeichen der Zuneigung sei. Peter Stromberg nahm Laura zärtlich in seine Arme, gab ihr noch einen Kuss, dann versanken die beiden in einen Rausch von Liebe, Lust und Leidenschaft. Die Sterne der Nacht wachten über die sich Liebenden.

Der galaktische Krieg

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