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Kampflord Rezzer, Die Kolonie, Basis 3, Krankenstation

Wäre dies ein normaler Tag, dann hätten mich nicht einmal die beiden massiven Prillon-Krieger, die mich festhielten, zurückhalten können.

Aber heute war nichts normal. Ich war schon nicht mehr normal, seit ich Krael und den Hive-Integrationseinheiten in jene Höhle gefolgt war.

Maxim und Ryston hielten mich jeweils an einer Schulter fest, und ich knurrte den Arzt an. „Was meinen Sie, das Biest ist für immer verschwunden?“

Ich funkelte Doktor Surnen an und wartete auf eine Erklärung, auch wenn ich genau wusste, dass keine kommen würde.

„Ich kann es nicht erklären, Kampflord. Was immer der Hive Ihnen angetan hat, ich kann es nicht ungeschehen machen.“

Hinter ihm starrte mich Maxim und Rystons Gefährtin, eine Menschenfrau namens Rachel, aus großen, traurigen Augen an; ein betrübter Blick, dem ich gerade nicht begegnen konnte. „Wir werden das wieder hinkriegen, Rezz. Ich verspreche dir, ich werde es hinbekommen.“

Rachel war eine brillante Wissenschaftlerin, und sie hatte bereits Maxim und mehrere andere vor bedrohlichen Einflüssen des Hive gerettet.

Dennoch, jedes meiner Gliedmaßen fühlte sich schwach an. Leer. Mit jedem Tag, der verging, war ich fester davon überzeugt, dass es zu spät für mich war.

Maxim und Ryston drückten mich in den Stuhl. Nicht nur, weil ich wütend war, sondern auch, weil ihre wunderhübsche Gefährtin so nahe war. Ich hatte aber nicht meine Ehre zusammen mit meinem Biest verloren. Ich würde ihr kein Haar krümmen. Um das zu tun, müsste ich in Rage geraten. Um irgendjemandem in diesem Raum wehzutun, müsste ich zum Biest werden. In Rage verfallen, oder ins Paarungsfieber. Irgendwie hatte der Hive mir das geraubt, und so war ich nur wütend.

Ich war schwach geworden. Kein Atlane mehr, denn ein wahrer Atlanen-Mann hatte ein inneres Biest. Und das hatte ich nicht mehr. Kein Biest. Gar nichts.

Ich ignorierte Rachels Versprechen vollkommen und wandte mich wieder an den Arzt. Versprechen hatten keinen Platz in meinem Leben, nicht auf dieser Welt, denn ich war zu einem Leben hier—auf der Kolonie—verdammt, gemeinsam mit den anderen verseuchten Kriegern. „Ist das je zuvor schon einmal vorgekommen? Bei einem anderen Atlanen?“

Der Arzt überflog wieder sein Tablet. Seine Stirn runzelte sich in Sorgenfalten. Doktor Surnen hatte schon mehr Tod und Zerstörung gesehen, als ich genauer wissen wollte. Er leistete hier, unter uns Verseuchten, seine Dienste, weil es auch ihm nicht gestattet war, in seine Heimatwelt auf Prillon Prime zurückzukehren. Seine linke Hand war zur Gänze ausgetauscht worden. Er war Cyborg. Alien. Hive.

Meine Aufgabe war es gewesen, den Hive in Stücke zu reißen. Ich war nicht dazu da, um den Schaden zu reparieren, den sie anrichteten. Ich hatte überlebt. Die Cyborg-Implantate in meinem Körper machten es mir unmöglich, auf meinen Heimatplaneten Atlan zurückzukehren. Und nun schien es, als ob mir auch noch der Kern dessen, wer und was ich war, geraubt worden war.

Maxim fluchte. „Du hättest niemals diesem Scheißer Krael in die Höhle folgen sollen. Wir hätten erst die Flotte herbeirufen sollen.“

Rystons Griff um meinen Arm zog sich fester zusammen, als er dem Gouverneur widersprach. „Wir sind die Koalition. Nur, weil wir Cyborg an uns haben, heißt das nicht, dass wir weniger wert sind. Wir dürfen nicht anfangen, so zu denken. Der Hive ist hier, in unserem Nacken, und wir müssen uns darum kümmern.“

Rachel lief auf und ab und raufte sich ihr dichtes Haar. Sie rieb sich die Schläfen, als wäre sie aufgebracht. Als würde ihr Kopf vor lauter Nachdenken schmerzen. „Ich verstehe einfach nicht, was sie hier erreichen wollen. Als sie dich gefasst haben, warum nahmen sie dann nicht eine Hand wie bei Doktor Surnen, oder sogar einen Arm? Warum dein Biest rauben? Und wie zum Geier haben sie das zustande gebracht? Was kann ihnen das nur bringen?“

Maxim schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht, Gefährtin, aber wir werden es herausfinden.“ Er blickte mich mit seinem üblichen scharfen Blick an. „Hör gut zu, Rezz. Du kannst nicht aufgeben.“

Ich lehnte mich im Untersuchungsstuhl zurück. Nicht, weil sie mich niederdrückten, sondern weil es mir zu egal war, um noch zu widersprechen. Tatsache war nun mal Tatsache. Ich konnte es spüren, zusammen mit der seltsamen Apathie, die den Platz dessen einnahm, was mir nun fehlte. Ein essentieller Teil von mir.

Der Hive hatte mein Biest geraubt.

Das, was mich zu dem machte, wer und was ich war. Ein Kampflord, ein Biest unter Männern, furchterregend auf dem Schlachtfeld. Mächtig genug, um jedes Hindernis zu bewältigen, eine Frau zu behüten, um des Titels Kampflord würdig zu sein. Und nun empfand ich rein gar nichts, obwohl ich doch Rage empfinden sollte. Ich hätte mich verwandeln sollen. Wachsen. Zum Biest werden. Die Krankenstation in Trümmer legen.

Aber nein. Ich war taub. Kalt. Tot. Das war meine neue Existenz. Als ich Rachel ansah, sah ich keine wunderschöne Frau. Nicht mehr. Es war, als hätten sie mir mit dem Biest alles genommen, was mich lebendig fühlen ließ. Ich konnte nun auf die sanften Rundungen ihrer Brüste blicken, die zarte Haut auf ihrem Gesicht, und...nichts empfinden. Nicht einmal Neid auf die beiden Prillon-Krieger, die ihr den kupferfarbenen Kragen um den Hals gelegt und sie zu ihrem Eigentum gemacht hatten.

Der Arzt wandte sich von uns ab, und seine dunkelgrüne Uniform spannte sich um seine breiten Schultern. Er war ebenfalls Prillon-Krieger, gefährtenlos und alleine, so wie die meisten Bewohner der Kolonie. Ein paar Bräute waren inzwischen auf der Kolonie eingetroffen, und über die letzten paar Monate hinweg hatte ich zugesehen, wie in Rachels und Kristins Bauch ein Kind herangewachsen war. Hatte das Glück und die Zufriedenheit auf den Gesichtern meiner Kampfbrüder gesehen.

Mit der Ankunft der Bräute hatte ich gedacht, dass vielleicht auch mein Leben anders werden könnte. Da ich nicht länger ein Krieger unter den Sternen sein konnte, konnte ich doch ein Gefährte sein. Aber ich irrte mich. Der Hive hatte mir nun auch noch diese Hoffnung genommen.

Der Arzt wandte sich an Maxim, und ihre Blicke trafen sich. Ein kurzes Nicken des Gouverneurs war meine einzige Warnung, bevor dicke, schwere, Schellen aus dem Tisch hervortraten und mich an Ort und Stelle festmachten. Nicht nur um die Fuß- und Handgelenke, sondern sie legten sich auch um meine Taille und meine Schenkel. Und die ganze Zeit über hielten Maxim und Ryston mich weiter fest. Sie gingen kein Risiko ein. Wäre mein Biest zur Stelle gewesen, um in Aufruhr zu versetzen, hätte mich selbst das nicht aufgehalten. Aber in diesem Fall waren die beiden Prillon-Krieger mehr als stark genug, um mich in Schach zu halten.

„Was zur Hölle machen Sie da, Doktor?“ Ich blickte zu Rachel, die sich auf die Lippe biss und besorgt dreinschaute. „Was zur Hölle stellen Sie mit mir an? Reden Sie mit mir, sofort.“

Rachel trat einen Schritt näher heran und stand am Fuß des Untersuchungsstuhls. Sie blickte mir in die Augen, während die Krieger dies vermieden. Das würde ich ihnen später weder vergessen, noch verzeihen.

„Hör zu, Rezz, es gibt nur noch eine Sache, die wir noch nicht versucht haben. Eine Sache, von der wir denken, dass sie funktionieren könnte, dein Biest zurückzuholen und dich zu heilen.“

Ich blinzelte langsam. Nicht auch nur ein Funke Hoffnung erwachte durch ihre Worte zum Leben. Ich war jenseits der Hoffnung. Wir spielten dieses Spielchen schon seit Wochen. Injektionen. Tests. Gespräche mit der Koalitionsflotte und ihrem Geheimdienst. Sogar Unterhaltungen mit Ärzten auf Atlan. Noch niemand hatte dies je erlebt. Ich war der erste Fall, und der einzige. Ich starrte auf die Gefährtin von Maxim und Ryston, auf ihren flehenden Blick, und spürte ein kaltes Bangen meine Wirbelsäule entlang kriechen. „Was machst du mit mir?“

Rachel legte mir eine Hand aufs Bein, aber Maxims wütendes Fauchen ließ sie sofort wieder zurückschrecken. Bevor mir der Hive die Seele geraubt hatte, hätte ich die Geste zu schätzen gewusst, wäre sogar amüsiert gewesen über Maxims Beschützerinstinkt. Nun empfand ich gar nichts. Ohne das Biest in mir fühlte ich mich leer. Hohl.

Der Arzt drückte auf ein paar Knöpfe, änderte ein paar Einstellungen an seinem Schaltpult an der gegenüberliegenden Wand. Ich wusste nicht, was zum Teufel er vorhatte. Ich war kein Arzt. Ich war ein Kampflord. Ich jagte Hive. Ich tötete Hive. Ich beschützte. Ich geriet in Zorn. Das waren meine Aufgaben. Das war es, was ich kannte. Als er sich also wieder zu Rachel gesellte, mit einem leichten Schweißfilm auf der Stirn, wusste ich: was immer er mir zu sagen hatte, war nicht gut. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich sogar angenommen, dass der Doktor Angst davor hatte, wie ich reagieren würde.

Der Doktor nickte diesmal Ryston zu, und ehe ich mich versah, hatte Ryston etwas an meinem Kopf angebracht. Etwas, das ich nicht wollte.

Ich blickte dem Arzt in die Augen. Er hielt meinem Blick stand, weigerte sich, sich abzuwenden oder zurückzuweichen. „Tests für das Interstellare Bräute-Programm. Es ist das einzige, was wir noch nicht versucht haben, Rezz.“

Rachel trat vor, machte nach einem kurzen Blick zu Maxim jedoch schnell wieder einen Schritt zurück. Der Blick, den sie ihm zuwarf, war ihre Entschuldigung dafür, vergessen zu haben, dass er es nicht wollte, wenn sie mich berührte. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich war defekt. Keine Frau sollte mich anfassen wollen. Genau das machte dies zu einer so lächerlichen Idee. Rachel räusperte sich und verschränkte die Arme. Versuchte, hartnäckig dreinzublicken. „Dein Biest ist stark, Rezz. Du musst es nur wieder aufwecken. Es wiederbeleben. Dein Biest wird wieder zum Leben erwachen, wenn deine Gefährtin eintrifft. Es wird kommen. Es wird für sie kommen. Er wird durchbrechen, was immer der Hive mit dir angestellt hat.“

Sie schien ihre Worte zu glauben, aber sie hatte keine Beweise. Keinen Grund, das zu sagen, außer, mir ein gutes Gefühl zu geben. Diese Art von Zuversicht war schmerzhaft. Ich verspürte Scham, aber zumindest fühlte ich irgendetwas. Ich schloss die Augen, um meine Reaktion vor ihr zu verbergen.

Sie wollte, dass ich eine Gefährtin bekam.

Nein. Ich war nicht länger würdig.

Ich konnte nicht zum Biest werden. Ich konnte eine Frau nicht ordentlich in Besitz nehmen, wie ein wahrer Atlane. „Eine Frau für mich herbeizubeschwören ist nicht akzeptabel. Ihr könnt mir die Tests aufzwingen, da ihr mich in der Mangel habt.“ Ich sah mit finsterem Blick zu Ryston und Maxim hoch. „Aber ich werde die Zuordnung ablehnen.“

„Sie werden es ablehnen, Ihre Gefährtin zu akzeptieren?“, fragte der Arzt.

Ich knirschte mit den Zähnen und öffnete die Augen, damit er sehen konnte, wie die Wut sich in mir zusammenbraute, die Wut, die ich nicht ausdrücken konnte, die Wut eines Atlanen, dem alles genommen worden war, das ihn ausmachte. „Ich lehne die Zuweisung ab. Seht mich doch an. Ich bin keiner Frau würdig. Ich kann sie nicht beschützen. Ich kann sie nicht in Besitz nehmen. Es wäre falsch.“

„Sie würden lieber sterben?“, fragte er. „Denn in diesem Moment ist Ihre einzige Alternative eine Exekution. Außer, Sie wollen, dass ich Sie an den Geheimdienst überstelle und deren Wissenschaftler an Ihnen rumexperimentieren lasse. Sie können nicht zurück nach Atlan. Sie können nicht zurück in den Kampf. Und wir können Ihnen nicht gestatten, zu bleiben—“

„In diesem Zustand“, führte ich zu Ende, und meine Seele verkümmerte, wurde schwarz, als mit jedem Wort mein hoffnungsloses Gefühl wuchs. „Denken Sie, ich weiß nicht, was meine Optionen sind?“, fragte ich. „Ich bin nicht dazu geeignet, ein Gefährte zu sein. Ich bin nicht dazu geeignet, in der Flotte zu dienen. Ein Gnadenschuss wäre das Richtige für mich. Schickt mich in die Sicherheitszellen auf Atlan und bringt die Sache zu Ende.“

„Nein!“, protestierte Rachel. Sie legte mir die Hand aufs Knie und ignorierte Maxim, als er fauchte. „Du kannst nicht aufgeben. Schlimmer noch, du kannst nicht zulassen, dass die dich unterkriegen. Sie hatten dich, und du bist entkommen. Hast überlebt. Versuch es doch nur. Versuche es. Lass dich testen. Nimm das Resultat an. Lern sie kennen. Rede mit ihr. Wenn du sie nicht in Besitz nehmen kannst, wenn du sie nicht willst, dann wird sie einem anderen zugewiesen. Jemand anderem auf der Kolonie. Es gibt nichts zu verlieren und alles zu gewinnen, Rezz. Bitte.“

In mir breitete sich Taubheit aus, doch ich erkannte die Logik in ihrem Argument. Ich war als Krieger wertlos. Als Gefährte wertlos. Aber ich konnte eine gute Tat tun. Ich konnte eine Braut auf die Kolonie bringen, sodass ein anderer, würdiger Mann Glück finden konnte.

Ich blickte zum Doktor. „Gut, dann tun Sie es. Aber gleich. Bevor ich es mir anders überlege.“

Rachel sprang hoch und raste geradezu an das Steuerpult. Die Drähte und Vorrichtungen auf meinem Kopf stießen eine seltsame, summende Energie aus. Es war hypnotisch, und ich wehrte mich nicht gegen den tranceartigen Zustand, ließ mich hineinziehen in etwas, das sich wie ein Traum anfühlte.

Es hätten ein paar Minuten sein können, oder ein paar Stunden. Ich hatte keine Anhaltspunkte, und ich konnte mich nicht daran erinnern, was vorgefallen war. Aber als meine Augen sich wieder öffneten, starrten alle vier auf mich hinunter, und selbst Maxim hatte ein Lächeln auf dem Gesicht.

Doch Rachel war es, die ihre Aufregung nicht für sich behalten konnte. Sie lachte und schaukelte hin und her, und ihr dicker Bauch, ganz rund und gefüllt mit dem Kind von Ryston und Maxim, stieß beinahe gegen den Untersuchungsstuhl. „Wir haben sie gefunden, Rezz! Du bist zugeordnet worden. Und sie ist menschlich. Sie ist schon unterwegs hierher.“

„Menschlich?“, fragte ich.

„Ja! Von der Erde. So wie der Rest von uns. Ich kann es gar nicht erwarten, sie kennenzulernen.“

Der Rest von uns, damit meinte sie die anderen Frauen aus dem Bräute-Programm, die Mitgliedern der Kolonie zugeordnet worden waren. Es schien, als hätten wir alle großen Appetit auf Erdlinge.

Ich blickte zu den Prillon-Kriegern um mich herum—Maxim, Ryston und Doktor Surnen. Sie alle drei nickten. Aber es half mir nichts. Ich verspürte keinerlei Aufregung, nur ein leichtes Bangen und ein ungutes Gefühl im Magen. Angst davor, dass ich sie sehen und keine Reaktion empfinden würde. Dass die Zuordnung dank meines verworrenen Zustandes, dieser Verseuchung mit Hive-Technologie, schiefgelaufen war. Dass diese Menschenfrau nur einen Blick auf ein gebrochenes Atlan-Biest werfen und sich beschämt abwenden würde. Und Angst vor der Gewissheit, dass es da draußen eine wahre Gefährtin für mich gab, und sie mich abweisen würde...

„Wie bald wird sie eintreffen?“, fragte ich und schluckte einen plötzlichen Angstklumpen hinunter.

„Jede Minute. Sie wird von der Erde transportiert, also hast du wahrscheinlich gerade genug Zeit, dich frisch zu machen und dir etwas anzuziehen, das weniger—“ Rachel blickte mich von oben bis unten prüfend an, und sie lächelte nicht. „Geh und zieh dir richtige Kleider an. Du siehst aus wie ein wandelndes Waffen-Arsenal. Du wirst die arme Frau noch zu Tode erschrecken.“

Die Fesseln lösten sich, und ich seufzte. Ich hasste es, festgenagelt zu sein, so wie jeder andere auf diesem Planeten. Wir waren alle in unterschiedlichen Ausmaßen vom Hive in Fesseln gelegt und integriert worden. Nachdem ich dem entkommen war, wollte ich dieses Gefühl nicht unbedingt wiederaufleben lassen.

Ich blickte auf meinen Körper hinunter. Auf die Standard-Koalitionsuniform, die Waffen, die mir nie von der Seite wichen. Nicht mehr. Nicht einmal im Schlaf. Mein Biest zu verlieren, hatte mich geschwächt und mich für Attacken anfällig gemacht. Und obwohl ich nicht daran gewöhnt war, diese Behelfe zu meinem Schutz einzusetzen, hatte ich nun keine Wahl. Nicht, solange Krael und der Hive in den Höhlen unter der Planetenoberfläche herumlungerten und mir wie Wasser durch die Finger glitten. Ich konnte es mir nicht leisten, weitere Risiken einzugehen. Ich würde nicht zu ihnen zurückkehren. Sie hatten bereits genug von mir genommen. Ich funkelte Rachel an. „Ich kann meine Gefährtin nicht beschützen, wenn ich keine Waffen habe.“

Sie seufzte. „Ihr Alphamännchen seid solche Plagegeister.“

Vor ein paar Wochen noch hätte mich ihre freche Schnute zum Lachen gebracht. Die andere Menschenfrau, die ich kannte, Kristin, sagte oft ähnliche Dinge zu ihren Gefährten. Woraufhin Hunt und Tyran üblicherweise lachten und sie in ihr Quartier schleppten, um ihr Privatunterricht darin zu erteilen, wie dominant so ein Alphamännchen sein konnte. Und das hatten sie ihr bald genug bewiesen, da auch sie nun ein Kind in sich trug und die ganze Kolonie gespannt darauf wartete, das erste neue Leben unter uns begrüßen zu dürfen. Rachel, die mit ihrer Hand auf ihren eigenen, kleineren Bauch gelegt vor mir stand, würde nicht lange danach das zweite Baby auf unseren Planeten bringen.

Ich betete, dass Kristins Kind ein Mädchen sein würde, dass sie zart und klein und wunderhübsch sein würde und uns alle daran erinnerte, wofür wir unsere Opfer erbracht hatten. Uns daran erinnerte, dass, auch wenn wir alles verloren hatten und von unserem Volk verraten worden waren, es noch unschuldige Wesen gab, die wir beschützten. Wunderschöne, verletzliche Leben, die uns brauchten.

Maxim und Ryston traten zurück, und ich war endlich wieder frei. Ich erhob mich, und marschierte zum Transporterraum um meine Gefährtin kennenzulernen. Ich hoffte, dass ihre Anwesenheit stark genug sein würde um das zu bewältigen, was auch immer der Hive mit mir angerichtet hatte. Falls nicht...

Ich verließ die Krankenstation und ging den Gang entlang auf den Transporterraum zu, meine vier Kompagnons im Schlepptau, um diese unbekannte Frau von der Erde in Empfang zu nehmen. Ich hatte den Doktor nicht nach irgendwelchen Details gefragt, Namen oder Alter. Ich wollte nichts über sie wissen. Es war mir egal. Sie war ein Experiment. Die letzte Prüfung. Am Ende würde sie nicht mir gehören. Je weniger ich wusste, je weniger ich sah, umso besser war es für mich. Und vor allem für sie.

Es gab andere auf der Kolonie. Andere atlanische Kampflords, die länger und härter gekämpft hatten als ich, die ihr Biest immer noch heraufbeschwören konnten. Die einen würdigen Gefährten abgeben würden für eine Frau, die so feurig oder so schön war wie die anderen Bräute, die zu uns gekommen waren. Die Tatsache, dass mir dabei nicht das Herz brach, machte mir deutlicher als alles andere, wie abgestumpft ich geworden war. Ich hatte keine Hoffnung.

Ihr Cyborg-Biest

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