Читать книгу Ihr perfektes Match - Grace Goodwin - Страница 10
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ОглавлениеMiranda, Privatquartier, Xalia City, Fünf Wochen später
“Na schön, Mädel, ich hab’ Wein mitgebracht.”
Natalie hielt eine Flasche blasser Flüssigkeit hoch und kam in mein Quartier gelaufen. Ich hatte ihr eine Nachricht geschickt und sie war in weniger als einer Stunde aufgetaucht—zum Glück nicht mit leeren Händen. Mit einem Neugeborenen, einem Kleinkind und einem überaus aufmerksamen Mann war ich beeindruckt, dass sie sich so schnell losreißen konnte.
Die Tür zu meinem Wohnzimmer schob sich geräuschlos wieder zu und ich folgte ihr in den kleinen Küchenbereich. Zum Glück gab es selbst auf Trion so etwas wie beste Freundinnen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich ohne sie auf der Erde zurückgeblieben wäre. Hier, auf einem neuen Planeten, brauchten wir uns einfach viel zu sehr. Sie hatte natürlich noch ihren Partner Roark. Und den kleinen Noah, der jetzt dank Roarks Genen gar nicht mehr so klein war. Und Baby Talia. Ich grinste, als ich daran dachte, wie viel Ärger Roark schon bald ihretwegen bekommen würde. Sie war erst fünf Wochen alt und das kleine Mädchen hatte ihren Papa bereits ordentlich um den Finger gewickelt, genau wie ihre Mama.
“Die Flasche sieht etwas anders aus als auf der Erde, aber der Wein schmeckt genauso,” erklärte Natalie und griff nach zwei Gläsern auf dem Tresen. Sie hatte zwei Kinder und sah trotzdem umwerfend aus. Sie war das ganze Gegenteil von mir … groß, blond, verdammt hübsch.
Ich hatte langweilig braune Haare und unscheinbare Gesichtszüge. Ich war nicht sonderlich hübsch, meine Nase war zu lang, mein Kinn war zu spitz, mein linkes Auge war etwas größer als das rechte und ich war nie aus meiner schlaksigen Teenagerphase herausgewachsen. Eine Laseroperation kurz nach Ende der High School hatte meine Kurzsichtigkeit behoben, aber selbst ohne die Brille, die ich fast mein gesamtes Leben lang getragen hatte, fühlte ich mich wie ein neugeborenes Fohlen, das sich mit wackeligen Beinen im Laufen übte. Mit dem Selbstvertrauen hatte es bei mir nie so richtig geklappt. Seit ich Brax kannte, ging es etwas besser, aber ich war immer noch ich.
Mein gutes altes Ich.
“Ich bezweifle, dass eine Flasche reichen wird.”
“So schlimm, hm?” Natalie neigte verständnisvoll den Kopf zur Seite und verzog das Gesicht. “Also ich weiß, wo der Koch den Vorrat aufbewahrt. Aber erst musst du mir verraten, was los ist.”
Natalie machte eine Faust und streckte den kleinen Finger raus. “Schwörst du?”
Ich musste lachen. “Ich schwöre.”
Wie überkreuzten unsere kleinen Finger und besiegelten den Schwur. Zum Glück wusste sie, dass Alkohol nötig war, wenn ich bei ihr einen Notruf absetzte. Genau das brauchte ich jetzt. Eine große Flasche Wein und eine feste Schulter zum Anlehnen, Heulen, Kreischen und Betrinken. Wir waren bereits auf der Erde befreundet gewesen. Nach ihrer Verpartnerung mit Roark war ich ihr dann nach Trion gefolgt. Natalie hatte darauf bestanden, dass ich sie und Noah begleitete. Da Roark ein Senator war, hatte er den Transfer sofort abgesegnet. Ich lebte seit zwei Jahren mit Natalie auf dem Planeten und konnte jetzt Cookies und Eiscreme in der S-Gen-Anlage herstellen. Zwar trieb ich Natalies Mitarbeiter damit in den Wahnsinn, aber ich liebte es, einfach zu backen und hatte sogar gelernt, wie man Kuchenteig und die Zutaten für Schokoladenkekse oder Snickerdoodles—es gab einen guten Grund, warum ich Noahs Lieblingstante war—fermentieren und aufgehen ließ, allerdings hatte ich nicht dasselbe Gespür für guten Alkohol. Den echten Alk. Das flüssige Gold, das sie gerade großzügig in die Gläser schenkte. Gott sei Dank.
Ich brauchte einen ganzen Eimer voll davon. Eine Infusion direkt ins Herz.
Wie eine Gastgeberin reichte sie mir ein reichlich gefülltes Glas. Auf Trion wuchsen keine Weintrauben, jedoch gab es hier eine Frucht mit einem seltsamen Namen, die vergoren wurde. Ich war zwar alles andere als ein Weinkenner, der rauchige Noten und sonst was identifizieren konnte, aber meine Geschmacksknospen erkannten einen guten Wein, wenn sie einen schmeckten und dieses Zeug hatte es in sich.
Natalie nahm ihr eigenes, fast randvolles Glas und ließ sich aufs Sofa plumpsen. “Okay. Jetzt spuck mal aus.”
Ich ließ mich neben ihr aufs Sofa fallen und wir beide wussten, dass sie nicht den Wein damit meinte.
Ich seufzte, winkelte die Knie an und setzte mich in den Schneidersitz. Mehr als ein Monat war vergangen, seit ich Brax das letzte Mal gesehen hatte und ich vermisste ihn. Schrecklich sogar. “Es ist wegen Brax.”
“Schon klar.” Natalie warf mir einen mitleidsvollen Blick zu. “Hast du heute mit ihm geredet? Was hat er gesagt? Ich erwürge den Idioten, wenn er dich schlecht behandelt.”
“Was? Wann? Ich dachte, er ist noch auf Mission.” Wovon zur Hölle redete sie da? Brax war hier? In der Stadt?
Und er hatte mich nicht angerufen?
Natalie, die von meinem Schmerz nichts mitbekommen hatte, redete weiter: “Gestern Abend war er hier und hat seinen Bericht abgeliefert. Ich dachte, er hat dir gesagt, er müsste morgen wieder aufbrechen und dass du deswegen traurig bist.” Ihre hochgezogenen Augenbrauen und sachlicher Tonfall fühlten sich an wie eine kalte Dusche. Brax war hier gewesen … in der Stadt? Er war lebendig und wohlauf und hatte mich wochenlang nicht gesehen.
Ich schüttelte den Kopf und spülte einen Schluck Wein runter. “Nein, das ist es nicht.”
Vielleicht wäre es so gewesen, wenn er mich kontaktiert hätte.
Aber er hatte nicht angerufen. Nicht ein Mal. Keine Nachricht. Keine Kommunikation. Nichts. Ich hatte seit fünf Wochen nichts mehr von ihm gehört und war krank vor Angst gewesen, hatte aber versucht mich auf meine kleinen Schüler zu konzentrieren und mir immer wieder vorgestellt, wie er mitten in der Wüste tot im Sand vor sich hin rottete. Ich hatte mir vorgestellt, wie ihm Skorpione aus den Augenhöhlen kletterten—dabei gab es auf Trion gar keine Skorpione. Ich hatte mich vor lauter Sorge fast verrückt gemacht und gedacht, dass ich letztes Mal einen Fehler gemacht hatte, dass ich ihn missverstanden hatte. Ich konnte es kaum erwarten, bis er wieder nach Hause kommen würde und ich ihn ein für allemal fragen konnte, ob er mein Partner sein wollte. Und er war hier gewesen? In der Stadt? OHNE mich anzurufen?
“Scheiße.” Normalerweise fluchte ich nicht, jedenfalls nicht laut, aber das hier war einfach zu viel auf einmal, als dass ich auch noch meine Zunge hätte im Zaum halten können.
Das letzte Mal mit Brax war ich selig in seinen Armen eingeschlafen, nachdem die Orgasmusschaukel mir ein bisschen zu viel abverlangt hatte. Als ich aufgewacht war, war auch er eingeschlafen. Er hatte gesagt, dass wir nicht viel Zeit hätten, dass er am Morgen wieder losmusste.
Die Vorstellung, dass er verschwinden würde—schon wieder—, war einfach zu viel gewesen. Ich hatte es einfach nicht ausgehalten, mich von ihm zu verabschieden. Schon wieder.
Und nach dem, was er gesagt hatte, als ich an die Schaukel geschnallt war und er mich gefickt hatte—eines Tages wirst du wunderschön aussehen, Miranda, wenn dein Partner dich gebührend schmücken wird—, war klar, dass ich nicht bleiben konnte. Dass ich ihn nicht verabschieden konnte. Mir war klar geworden, dass er keinerlei Absicht hatte irgendwann mein Partner zu werden. Er hatte offen von einem anderen Mann gesprochen, der diese Rolle übernehmen würde, und zwar während er bis zu den Eiern in mir vergraben gewesen war.
Es sah mich mit einem anderen Partner. Nicht mit ihm.
Und so hatte ich mich mitten in der Nacht hinaus geschlichen. Zum ersten Mal seit Monaten hatte ich mich hinterher geschämt. Unser einvernehmliches Arrangement war mir irgendwie billig vorgekommen.
Ich nahm einen großen Schluck Wein. Dann noch einen.
“Na guuut.” Natalie zog das Wort in die Länge. “Was ist also los?”
“Ich glaube, du hattest recht,” sprach ich schließlich.
Ihr Mund stand offen und sie starrte mich mit großen Augen an. “Wie spät ist es?”
“Was?” fragte ich und runzelte die Stirn. “Halb neun vielleicht? Warum?”
“Weil du sonst nie sagst, dass ich recht habe. Das muss ich festhalten.”
Ich verdrehte die Augen und lachte, dann nahm ich noch einen Schluck. “Egal. Ich bin fertig.”
“Fertig? Womit?”
“Mit unserem Arrangement.”
Ihr schien ein Licht aufzugehen. “Warum? Ist der Sex nicht mehr gut?”
Ich dachte an Brax und die Art, wie er die Hüften schwang. Wie er auf magische Art die Zunge kreisen ließ, bis ich schielte. Die Art, wie er mich ausfüllte und sich Zeit ließ, bis er mich in jeder Hinsicht erobert hatte. Vorne, hinten und von der Seite. Er kannte jeden Zentimeter meines Körpers, bis ins intimste Detail. Meine Pussy zog sich zusammen, als ich an ihn dachte. Meine Nippel waren tagelang wund gewesen, nachdem er mir die edelsteinbesetzten Klemmen angelegt hatte. Nachdem er mich damit geschmückt hatte. Er hatte gesagt, dass er den Schmuck gerne an mir sah, dass er ein Geschenk für mich war. Und doch hatte ich sie auf seinem Nachttisch liegen lassen. Für die nächste Frau, die sein Bett teilen würde.
So wie beim Anlegen der Dinger sein Schwanz steif geworden war, hatte ihm der Anblick gefallen, hatte er die Wirkung auf mich genossen. Er wusste, dass sie mich heiß machten, dass sie mich feucht werden und um mehr betteln ließen. Ich wollte es wild und ungezügelt.
“Hallo? Erde an Miranda?” Natalies amüsierter Blick verriet mir, dass sie genau wusste, woran ich eben gedacht hatte.
“Nein, der Sex ist nicht das Problem,” erwiderte ich etwas betreten. Das kleine sexy Outfit, das ich in der Nacht getragen hatte, lag jetzt in einer Schublade verstaut. Heute Abend hatte ich ein paar weite Trionische Hosen an und ein gutes altes T-Shirt von der Erde. Mein Haar hatte ich zu einem lockeren Knoten hochgebunden. “Gott, sollte er noch besser werden, dann würde ich das womöglich nicht überleben.”
Natalie grinste. Wir redeten nicht oft über ihr Sexleben; Roark war lächerlich eifersüchtig, aber ich wusste, dass sie auf ihre Kosten kam. Sie hatte gerade ein Baby bekommen und eigentlich müsste sie jetzt noch auf einer Eispackung sitzen und versuchen sich an ihre letzte Dusche zu erinnern. Im Gegensatz zur Erde gab es auf Trion aber diese tollen ReGen-Tanks. Zwei Stunden nach ihrer Entbindung war sie wieder völlig gesund gewesen. Bestimmt waren sie und Roark bereits dabei für Baby Nummer drei zu üben.
Und trotzdem fehlte mir ein Mann, der mehr als bloß Sex von mir wollte. Sicher, ich hatte Brax um unsere Abmachung gebeten, damit ich mir nicht ausgenutzt vorkam. Verdammt, ich hatte Braxs Schwanz genauso benutzt wie er mich. Aber ich war nicht seine Partnerin und war nur vorübergehend von ihm geschmückt worden. Natalie dagegen trug den üblichen Schmuck für eine Trionische Partnerin. Nippelringe—und nicht nur verzierte Nippelklammern, wie Brax sie mir angelegt hatte—und eine dünne Kette zwischen den Brüsten mit Roarks Medaillon. Sie waren zwar unter ihrer Kleidung versteckt, aber manchmal waren die Umrisse der Verzierungen darunter sichtbar. Und zu besonderen Anlässen trug sie speziell gefertigte Kleider, die ihren Nippelschmuck zur Geltung brachten. Verführerische, wallende Gewänder, in denen sie wie eine Sexgöttin aussah.
Wenn es darum ging, so sexy wie eine Trionische Frau auszusehen, dann hatte Natalie es auf jeden Fall drauf.
Wären wir nicht dabei, auf einem fremden Planeten Sex mit Aliens zu haben, dann hätte ich gedacht, dass wir in einer Art Wüstenporno für Scheiche lebten. Wir müssten nur noch in den Außenposten Zwei, also mitten in die Wüste gehen, um das Szenario komplett zu machen. Dorthin, wo die Regierenden des Kontinents sich für ihre Meetings einfanden. Roark hatte uns einmal mitgenommen. Genauer gesagt hatte er darauf bestanden, dass Natalie und Noah ihn begleiteten. Mich hatten sie nur mitgeschleift. Und um ehrlich zu sein, hatte ich die Zelte und die Piercings—oder Verzierungen—richtig geliebt. Sie waren intim und tabu und überaus erotisch. Der Sand aber? Ähm … nee. Auf den Sand konnte ich gerne verzichten.
Egal. Wie sich herausgestellt hatte, fand ich den Scheich-Porno gar nicht so schlecht, besonders mit meinem mega-sexy, super-dominanten Scheich. Oder Doktor.
“Sex reicht mir nicht mehr,” sprach ich, leerte mein Glas und griff nach der Flasche, um nachzufüllen.
Sie blickte mich schief an. Ihr Glas war immer noch voll. Ich war nicht sicher, ob sie trinken und gleichzeitig stillen durfte, aber womöglich hielt sie das Glas ja nur, um mir Gesellschaft zu leisten, denn sobald ich mit der Flasche fertig war, würde ich ihr Glas auch noch runterkippen. Damit auch ja nichts verschwendet wurde.
“Du hast dich in ihn verliebt.” Das kam nicht als Frage.
“Hättest du dich denn nicht verliebt?” konterte ich und nippte an meinem Wein. So langsam setzte die Wirkung ein, meine Gliedmaßen wurden schwer, Wärme sickerte durch meine Adern.
Sie neigte den Kopf zur Seite. “Ich verstehe. Ich habe Roark. Und nein, Sex allein würde mir nicht reichen. Ich wollte alles.”
“Und das hast du bekommen.” Meine Worte waren nicht abfällig oder mit Eifersucht gespickt, aber ich wollte dasselbe, was sie hatte. Einen eigenen Partner, der nach der Arbeit zu mir nach Hause kam. Der mit mir kuschelte. Mit dem ich Kinder bekommen konnte. Ein Mann, der mich hüten und beschützen würde. Ein Partner, der mich mit echten Nippelringen schmücken würde. Und Ketten. Und vielleicht sogar mit einem Klitorispiercing. Ich musste mich winden.
War mir überhaupt bewusst, dass die Gedanken, die mir da durch den Kopf jagten, total verrückt waren? Ja. Aber ich wollte das Zwicken in meinen Nippeln spüren, wenn mein Partner unterwegs war. Ich wollte das sanfte Ziehen spüren und wissen, dass der Mann, der sie mir angelegt hatte, zurückkehren würde. Der Schmuck war auf Trion ein Symbol der Liebe. Des Respekts. Der Eroberung. Er machte eine Frau noch hübscher und gab ihr das Gefühl etwas Besonderes zu sein. Und schön. Und obendrein waren die Schmuckstücke eine Bindung. Eine formelle Bindung.
Permanent. Real.
Und genau das sagte ich Natalie. “Als er mir die Nippelklammern angelegt hat, ist mir klar geworden, was mir fehlt. Dass unsere Abmachung nur vorübergehend ist.” Seufzend lehnte ich mich zurück und mir war klar, dass sie die Enttäuschung aus meiner Stimme heraushören konnte. Wie zum Teufel konnte ich mich nur in einen Mann verlieben, der mich gar nicht wirklich wollte … schon wieder. “Er ist wundervoll, aber sobald er mir nach dem Sex die Nippelklammern abgenommen hat, hat er sich davon gemacht.”
“Er ist ein sehr beschäftigter Doktor,” entgegnete sie, als ob sein Job sein mangelndes Engagement entschuldigte.
“Er ist mehr als nur ein Doktor, das weißt du genau.” Ich starrte sie an und hoffte, dass sie etwas über seine strengen geheimen Missionen wusste, schließlich war sie mit dem Senator verpartnert. Aber sie schwieg.
Ich seufzte. “Roark ist ein Senator. Er hat unglaublich viel zu tun, aber für dich findet er immer Zeit. Für Noah und jetzt auch für Talia. Er nimmt sich die Zeit.” Als sie etwas sagen sollte, redete ich weiter. “Roark investiert sich in die Dinge, die er will. Dinge, die ihm wichtig sind. Dinge, die Priorität haben.”
“Brax investiert Zeit und Energie in den Sex mit dir,” entgegnete sie ruhig. “Mädchen, ich hab’ dich hinterher gesehen. Du hast ausgesehen wie durchgenudelt.”
Meine Wangen glühten und ich war nicht sicher, ob es am Wein oder an ihren Worten lag. Aber nach dem letzten Treffen mit Brax, selbst nach dem Schaukelsex, war ich nicht durchgenudelt gewesen. Meine Gefühle in dieser Nacht hatten mir total die Stimmung ruiniert. Mist verdammt.
“Ich brauche mehr als nur Sex,” konterte ich. “Wenn er mich wirklich will, voll und ganz, dann würde er alles daran setzen, um mit mir zusammen zu sein. Ich will alles, Natalie. Ich will das, was du mit Roark hast. Ich bin bereit. Als wir nach Trion gekommen sind, war ich noch nicht soweit, aber jetzt bin ich es.”
“Er ist ein guter Typ, Miranda. Hast du ihm von deinen Gefühlen erzählt?”
“Ich habe ihn gefragt, wann er soweit sein wird sich eine Partnerin zu nehmen.”
Das ließ sie aufhorchen. “Und? Was hat er gesagt?”
“Dass er Roark so lange dienen würde, wie er gebraucht wird.”
Sie sackte ins Sofa zurück und ihre sichtliche Enttäuschung spiegelte wider, was ich innerlich fühlte. “Wie romantisch.”
“Ja, und nur eine Minute zuvor hatte er mir gesagt, dass er nur eine Nacht mit mir verbringen konnte, weil er am nächsten Morgen wieder wegmusste. Dieses Mal sogar noch länger.”
“Eigentlich dürfte ich nichts sagen, aber Roark hat an der Südküste ein Problem mit einer Bande Piraten. Ein mächtiges Problem. Frauen und Kinder sterben dort.” Das hätte Brax mir erklären sollen, nicht Natalie. Auf der Erde hatte ich Angehörige von Militärs bewundert, die die Rückkehr ihrer Liebsten erwarteten. Ich hätte auch auf Brax gewartet. Ich hätte ihn verstanden und seinen Beschluss, sein Volk zu schützen und ihm zu dienen, unterstützt. Aber diese Wahl hatte er mir nicht gegeben. Die einzige Wahl, die er mir gab, war die Dinge so zu belassen, wie sie waren … oder das Ganze zu beenden.
“Er hätte es mir sagen sollen. Vielleicht bin ich ja verrückt. Ich weiß, dass es sich seltsam anhört, aber ich möchte ein Leben wie in einem achtziger-Jahre-Film. Ich möchte die große Geste. Ich möchte, dass er meinetwegen alles hinschmeißt. Keine Kompromisse. Totale Hingabe. Das habe ich verdient.”
“Das hast du. Wir alle.”
Ich seufzte und trank mehr vom Wein; eine Flasche würde definitiv nicht ausreichen. “Ich glaube, ich brauche komische Musik oder so. Ich möchte, dass er für mich den Ghettoblaster aufdreht.”
Natalie trank ein Schlückchen Wein. Scheinbar hatte mein Geläster über Brax sie zum Entschluss gebracht ihn zu verteidigen. “Sie haben hier keine Ghettoblaster.”
“Das war nicht wörtlich gemeint.” Ich spülte mehr Wein runter und nickte. “Aber nur Sex allein reicht nicht. Ich verdiene mehr und ich werde es auch bekommen. Nur des Spaßes halber mit Brax weiterzumachen, wird mich bloß von ihm fernhalten.”
Sie lehnte sich vor und machte große Augen. “Ihm? Wen meinst du damit? Hast du jemanden kennengelernt?”
Ich seufzte und starrte auf mein leeres Glas. Schon wieder. Ich nahm die Flasche und schenkte mir mehr ein. Bis die Flasche leer war. “Damit meine ich niemand bestimmtes,” stellte ich klar. “Einen Partner. Eine echte Zukunft. Eine eigene Familie. Es wird Zeit, dass ich mich als Braut testen lasse.”
Bei meinen Worten sprang sie fast von der Couch. “Testen lassen? Gott, wie heiß. Wen glaubst du, wirst du bekommen? Einen Everianer? Die sollen verdammt schnell sein.”
“Sind die nicht irgendwie markiert oder so?” Ich blickte auf meine Handfläche. Kein komisches Geburtsmal zu sehen.
“Ich weiß!” brüllte sie, sodass ich aufschreckte. “Viken. Drei heiße Schmackos.”
“Drei? Ähm, ich glaube nicht, dass ich damit zurechtkommen würde.” Ich dachte an den Sex mit Brax und der war schon ziemlich heftig. Mit zweien erst … boah. Mein Verstand setzte aus. Einer würde von vorne meine Pussy nehmen. Ein anderer würde mich von hinten festhalten und meinen Arsch ausfüllen. Mein Körper sprang sofort auf die Vorstellung an. Zwei Männer könnten echt heiß sein. Aber drei? Nee. Da war ich mir nicht so sicher.
“Na schön, du könntest auch eine Bestie bekommen. Ich wette, dass die riesengroße Schwänze haben.”
Darauf musste ich lachen und der Wein spritzte mir fast zur Nase raus. “Du bist mit einem riesigen Trionen verpartnert. Seiner Größe nach zu urteilen kann ich nur annehmen, dass sein Schwanz mehr als genug für dich ist.”
Sie geriet ins Schwärmen. “Oh, ja.”
“Hör auf damit,” schimpfte ich, denn allein beim Gedanken an Roarks Schwanz wurde sie ganz hibbelig. Er war wie ein Bruder für mich … pfui.
Natalies zufriedenes Lächeln bewirkte allerdings, dass ich umso mehr einen eigenen Partner wollte. Braxs Schwanz hatte es zwar in sich, aber er gehörte mir nicht. Das hatte er mir unmissverständlich deutlich gemacht. Wenn ich das lange, dicke Stück Alien-Kolben also nicht für immer behalten konnte, dann würde ich mir eben einen suchen, den ich wirklich haben konnte.
“Lass uns gehen. Ich will mein eigenes Match.” Ich stand auf und lief zur Tür. “Ich will meinen eigenen Schwanz haben, einen, den ich behalten kann.”
“Jetzt?” sprach sie. Als sie bemerkte, wie ernst ich es damit meinte, stand sie ebenfalls auf. “Du bist durchgedreht, ist dir das klar? Es geht nicht nur um einen Schwanz, sondern um einen Alien. Einen Partner, der ziemlich eifersüchtig sein wird.”
“Du machst dich über mich lustig.” Eifersüchtig. Genau das wollte ich. Ich war es leid, eine Gelegenheitsnummer zu sein. Eine unerwünschte Frau. Ein Plan B. Eine Affäre. Ich wollte einen Mann, der mit mir zusammen sein wollte. Der es mehr wollte als die Luft zum Atmen. Ich wollte einen Mann, der mich so liebte, wie Roark Natalie liebte. Mit totaler Hingabe. Anbetung. Eifersüchtig hörte sich verdammt gut an.
“Du wirst mich verlassen müssen, ist dir das klar? Was ist, wenn sie dich nach Prillon Prime schicken? Oder in die Kolonie? Irgendwo sehr weit weg.” Natalie kam auf mich zu und verpasste mir eine bärige Umarmung, sie drückte die letzten zwei Jahre der Liebe und Freundschaft in mich herein, sodass ich kaum Luft bekam. “Sei mir nicht böse. Das ist total egoistisch von mir. Ich möchte, dass du glücklich wirst, aber ich werde dich vermissen.”
“Ich dich auch.” Ich zuckte die Achseln. “Vielleicht werde ich ja Trion zugeteilt.” Ich wackelte mit den Augenbrauen und blickte Natalie fest in die Augen, bis sie laut auflachte. Ich hätte nichts dagegen. Ich liebte diesen Ort. Die dominanten Männer. Den Schmuck. Die verführerische Aufmachung der Sexgöttinen hier. In Wahrheit aber liebte ich die Erde genauso. Es ging mir nicht um den Ort, sondern um die Leute. Ich hätte auch auf dem Mond glücklich werden können, solange ich einen treuen Partner an meiner Seite hatte.
“Na schön. Bist du dir sicher? Sobald du einmal eingewilligt hast, kannst du keinen Rückzieher mehr machen. Es ist ein verbindlicher Vertrag. Sobald du den Test absolvierst, wirst du verheiratet oder verpartnert oder was auch immer.”
Ich drückte sie noch einmal und trat zurück. “Ich weiß, aber es ist über einen Monat her und du hast gesagt, dass Brax in der Stadt war. Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht mich anzurufen. Es wird Zeit, darüber hinwegzukommen. Ich möchte einen echten Partner. Ich bin bereit für eine echte, reife Beziehung. Den gelegentlichen Sex habe ich so satt. Und ich habe es satt am Telefon zu sitzen und auf einen Anruf zu warten, der sowieso nie kommen wird.”
“Es gibt hier aber kein Telefon.”
“Egal. Du weißt, was ich meine. Ich bin’s leid dieses eine Mädel zu sein.”
“Aber du bist betrunken.”
“Dazu sind schon mehr als zwei Gläser Wein nötig. Vergiss nicht, ich kann dich locker unter den Tisch saufen.” Jetzt musste ich lachen.
“Stimmt. Das hatte ich ganz vergessen.” Natalie lächelte ebenfalls.
“Außerdem werde ich nicht autofahren, sondern mich als Braut testen lassen. Und jetzt gerade ist genau der richtige Zeitpunkt, um etwas total Durchgeknalltes zu machen.”
Natalie nahm mein Weinglas und stellte es auf dem Tresen ab. “Na schön. Zuerst machen wir dir aber einen Kaffee.”
Wir betätigten die S-Gen-Anlage und warteten auf den Kick vom Koffein. Als ich zu hundertzehn Prozent sicher war, dass ich wieder nüchtern war, blickte ich ihr in die Augen und nickte. Ich hatte das Warten, das Zweifeln und Hoffen ein für allemal satt. Es wurde Zeit, dass ich mit meinem perfekten Match zusammengebracht wurde. Wenn er sich auf Trion befände, dann wäre das toll. Wenn nicht? Dann bitteschön. Natalie und die Kinder würden mir zwar fehlen, aber dafür gab es ja Videoübertragungen und so. “Ich bin soweit.”
“Okay. Dann lass uns gehen.” Sie legte mir ihren Arm um die Schulter und führte mich zum Abfertigungszentrum, wo sie mir den perfekten Partner aussuchen würden. Als wir uns der Tür zur Krankenstation näherten, flüsterte sie mir noch ins Ohr: “Und ich werde kein Wort über den Wein verlieren.”