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ОглавлениеDestiny
Morson. Morson. Wo zum Teufel steckte er?
Nix durchsuchte den Raum von der anderen Seite und bewegte sich wie ein Schatten an der Wand entlang. Unbemerkt von den Gästen. Keine Ahnung, wie das überhaupt möglich war. Er war ein eins-fünfundneunzig großer Hüne aus purer Muskelkraft und rohem Sexappeal; die ganzen Verräter im Raum mussten wohl zu beschäftigt sein den Mord an meiner Mutter zu diskutieren.
Die meisten Leute hier waren auf die eine oder andere Art mächtig. Priester. Lords. Ladys. Ich war noch nicht lange auf Alera und selbst ich konnte das sehen. Mitglieder der Optimus-Einheit waren dabei. Das war wie der Fuchs, der den Hühnerstall bewachte. Die Optimus-Einheit funktionierte wie FBI und Justizsystem in einem. Meiner Meinung nach war dies nicht gerade die cleverste Lösung. Im Sozialkundeunterricht hatten wir die Gewaltenteilung durchgenommen und hier schienen sie noch nie davon gehört zu haben.
Ich scannte ihre Gesichter und suchte nach dem Mann, den ich zuvor flüchtig auf dem Monitor gesehen hatte. Morson. Die einzige Person, die es dem Urteil meiner Schwester Trinity nach wert war, gerettet zu werden.
Das Ticken der Bombe hallte in meinem Fledermausgehör wider, trotz der Tatsache, dass sie über hundert Schritte entfernt und in einem anderen Raum war. Scheinbar hatte sich meine seltsame Superkraft ganz auf das Geräusch eingestellt; eine konstante Erinnerung daran, dass uns die Zeit davonlief.
Tick-tack. Tick-tack. Schlimmer als ein Metronom und unendlich nervtötender.
Stirb-stirb. Stirb-stirb. Das war es, was ich hörte. Das Geräusch brachte mein Blut in Wallung und bescherte mir Kopfschmerzen. Irgendjemand wollte alle in diesem Gebäude umbringen. Jeden vernichten, der über den Vorfall damals mit meiner Mutter Bescheid wusste. Wer auch immer es war, er war nachtragend. Siebenundzwanzig Jahre. Siebenundzwanzig!
Die Leute waren wie die Fliegen gestorben. Einer nach dem anderen, irgendein Psycho wollte sie alle umbringen. Zum Glück hatten Trinity, Faith und ich überlebt. Und Mutter auch, denn ihr Turm leuchtete weiter. Und jetzt plante dieser Wichser—oh ja, er war ein totaler Wichser—den Rest mit einer Bombe zu beseitigen. Der Countdown tickte und ich sah aus, als würde ich mich auf einer Cocktailparty unter die Leute mischen.
Das Risiko störte mich nicht. Nein. Aber mich störte, dass Nix immer noch im Gebäude war. Mein Tod? Nicht das Ende der Welt. Wenn ihm aber etwas passieren sollte, dann würde ich mir das niemals verzeihen.
Das sollte Liebe sein? Herzzerreißende Angst?
Ich dachte zurück an die Momente, in denen ich mir vorstellte, wie Mutter irgendwo in Ketten gelegt vor sich hin rottete, oder wenn meine Schwestern als Kinder einen Unfall hatten.
Oh ja. Herzzerreißende Angst. Sorge. Hilflosigkeit.
Liebe war zum Kotzen. Warum jagten wir ihr nur ein Leben lang hinterher?
“Morson, schön dich zu sehen. Ich wusste, dass du mich nicht enttäuschen würdest.”
Ich riss den Kopf in Richtung dieser Stimme und erspähte meine Beute, Morson, als er gerade mit einer älteren Dame sprach, die ebenfalls die Uniform der Optimus-Einheit trug. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war, und es war scheißegal. Bald würde sie tot sein. Genau wie Morson, sollte ich ihn nicht hier rausholen.
Woher aber würde Nix wissen, dass ich ihn gefunden hatte? Er war auf der anderen Seite dieses riesigen Raumes und dutzende Leute waren zwischen uns.
“Es ist eine ganze Weile her,” entgegnete Morson. “Gerne würde ich hören wie die nächsten Schritte aussehen, um den Thron zu übernehmen.”
Hätte Trinity ihn nicht zu einem von den Guten erklärt, dann hätte ich mich wohl kaum zusammenreißen können. Aber dieses Meeting sagte schon alles. Derjenige, der den König auf dem Gewissen hatte und Mutter ermorden wollte, machte weiter. Ich hatte keine Zeit, um herauszufinden wer diese Frau war. Eindeutig kannte sie Morson. Aber warum ermittelte er verdeckt und wie lange schon? Bestimmt nicht seit dem Angriff auf unsere Mutter.
Ich schaute ihn mir noch einmal an.
Nein. Zu jung. Er war etwa in Leos Alter. Als Trinitys Vater getötet wurde, war er wahrscheinlich noch ein Kind. Trotzdem könnte er schon seit Jahren an der Sache dran sein.
Armer Kerl. Ich würde es nicht schaffen. Ich war zu ungeduldig und ich wusste es. Zu risikofreudig. Manchmal waren es auch dumme Risiken. Wie im Büro der Oberpriesterin auf Nixs Schwanz zu reiten, während sie sich hinter der Tür mit einem Profikiller unterhielt.
Gott, was für ein herrlicher Schwanz das war.
Ich suchte Nix. Fand ihn. Unsere Blicke trafen sich und ich senkte das Kinn, damit er näher kam. Diese Augen. So tief. Wunderschön. Und auf mich gerichtet.
Das war die Antwort. Dieser Blick. Das machte den ganzen Herzschmerz wieder wett.
Morsons Gesprächspartnerin verschränkte die Arme vor der Brust und ihr stiefeliger Fuß tippelte offensichtlich genervt auf dem Boden herum.
“Ich hätte geduldig auf einen weiteren Versuch gewartet, aber siebenundzwanzig Jahre?” sagte die Frau; sie sprach mir aus der Seele. “Ich frage mich, ob der König tatsächlich tot ist. So einen Stunt hinzulegen wäre ganz typisch für ihn, allerdings war er nie für seine Geduld bekannt.”
Das ließ mich aufhorchen. Der König könnte noch leben? Das bedeutete … Heilige Scheiße! Wenn er damals hinter dem Putschversuch gesteckt hatte, warum hatte er dann so lange auf einen erneuten Versuch gewartet?
Morson blickte genauso verblüfft drein, wie ich mich fühlte. “Kanntest du ihn gut?”
“Oh ja. Als Kinder sind wir durch die Gärten der Zitadelle getobt. Er war nur wenige Jahre jünger als ich. Schon immer ein egoistischer Mistkerl. Ein Fiesling. Ich habe nie verstanden, was die Königin an ihm gefunden hat.”
Mit meinen Füßen auf den Boden geschweißt und meinem Hirn auf Hochtouren drehte ich mich zu Nix um, meinem Partner und dem einzigen Mann im Universum, der mir im Moment etwas bedeutete. Also Morson war auch wichtig, aber nicht auf dieselbe Art und Weise. Ohne Scheiß. Aber sobald er sicher aus diesem Gebäude raus war, konnte er machen, was er wollte und Nix würde immer noch mir gehören.
Nixs Blick bohrte sich in meinen und er kam näher. Er war aufgewühlt. In seinen Augen erblickte ich dieselbe Angst, die ich Momente zuvor verspürt hatte. Er wollte mich nicht hier haben. Nur meinetwegen war er in diesem Raum. Weil ich ihn darum gebeten hatte. Weil er mich ausreichend respektierte, um mir das zu geben, was ich brauchte, auch wenn es mich in Gefahr brachte. Obwohl, wenn er von der Bombe gewusst hätte, dann hätte er mich wahrscheinlich ans Bett gekettet.
Mir war nicht klar gewesen, was es ihn gekostet hatte. Bis jetzt. Was meine rücksichtslose, wilde Art meine Eltern und meine Schwestern gekostet hatte. Gefahr war für mich bedeutungslos. Schmerz war bedeutungslos. Der Tod? Nun, ich bevorzugte ein nicht allzu voreiliges Ableben, aber selbst das hatte keine wahre Bedeutung für mich. Bis jetzt. Jetzt hatte ich es verstanden.
Verdammt in alle Ewigkeit! Ich hatte mich verliebt. Hals über Kopf. Und ich würde alles tun, um ihn zu beschützen, um ihn glücklich zu machen, ihn zu lieben. Diesen umwerfenden, mürrischen Typen, der sich wie ein Raubtier auf der Pirsch durch den Raum bewegte.
“Schlechtes Timing, Des.” Ich sprach zu mir selbst, während ich mich auf Morson zubewegte und gleichzeitig Nix mit einer Kopfbewegung signalisierte, dass ich unser Ziel gefunden hatte. Er ließ nicht einen Moment die Augen von mir, schlug jedoch eine andere Richtung ein und steuerte auf den nächsten Ausgang zu, der gut zwanzig Schritte entfernt war. Und Morson war groß. Sollte er nicht kooperieren wollen, dann würde ich es verdammt schwer haben, ihn hier rauszubekommen, bevor die Bombe hochging.
Tick-tack. Tick-tack.
“Verzeihung?”
Morson blickte verwundert auf mich herab, als ich meine kleine Hand unter seinen Ellbogen schob und ihn an mich heranzog. Ich heuchelte seiner Gesprächspartnerin ein strahlendes Lächeln vor. Sie hatte recht interessante Infos preisgegeben.
“Würden sie uns kurz entschuldigen?” sprach ich mit meiner Trinity-Diplomatenstimme. “Ich muss mit Morson eine …”—Ich fuhr mit der Fingerspitze über seine Uniform und über seine Brust. Ich konnte praktisch hören, wie Nix aufheulte—“… eine sehr persönliche Angelegenheit besprechen.” Ich zerrte an ihm und meine Wangen schmerzten, weil ich so grotesk breit lächelte. “Könnte ich einen Moment ihrer Zeit haben, ehe das Meeting anfängt?”
Er blinzelte und riss halb misstrauisch, halb überrascht die Augen auf. Er warf er der Dame einen respektvollen, vielsagenden Blick zu und das schien auszureichen, um sie zu besänftigen.
Wenn er tatsächlich verdeckte Ermittlungen betrieb, dann war er verdammt gut. Das musste ich ihm lassen. Hervorragend sogar. Dieser eine Blick hatte bewirkt, dass die Dame keinen Verdacht schöpfte, und zwar trotz der Tatsache, dass gerade etwas Unerwartetes und Seltsames vor sich ging. Hauptsächlich war ich das. Vielleicht wollte er ihr gerade ein paar Infos entlocken und ich hatte sie unterbrochen. Nun, entweder das Gequatsche wäre jetzt vorbei oder er würde draufgehen.
Ihr Kopf ging zur Seite, wie eine Kobra, die zum Biss ansetzte, aber sie nickte. “Selbstverständlich.”
Morson ließ sich von mir wegführen und ich machte fünf Schritte Richtung Ausgang, bis er mich stoppte. Eiskalt.
Zum Teufel mit meiner Körpergröße. Warum konnte ich nicht zwei Meter groß und hundertzwanzig Kilo schwer sein? Dann könnte ich ihn nämlich einfach über die Schulter werfen und abhauen. Es wäre nicht gerade unauffällig, aber es würde wenigstens funktionieren.
“Wer bist du und was willst du von mir?” Er redete zwar leise, um nicht aufzufallen, aber er gab sich streng und unkooperativ. Ich blickte kurz über meine Schulter. Nix näherte sich uns, aber er war nicht nahe genug, um mir zur Hilfe zu kommen. Noch nicht.
Ich wandte mich wieder um und sah Morsons Blick über mein Gesicht schweifen, den Ausdruck in seinen Augen hätte ich fast schon als Verlangen gedeutet, hätte nicht die charakteristische Beule in seiner Hose gefehlt. Diese Aleraner mit ihren schlafenden Schwänzen. Das machte es sehr viel schwerer sie zu verarschen oder zu verführen. Falsche Schmeicheleien und flirten würde mich nirgendwo hinbringen, außer über Nixs Knie für eine heiße, zehenkringelnde Runde Haue auf den Arsch.
Ich langte hoch und schlang meine Hand um seinen Hals, dann um seinen Hinterkopf und zog ihn runter, sodass meine Lippen gegen sein Ohr pressten. Er ließ die gewagte Berührung zu, aber es fühlte sich falsch an. Falscher Mann. Falscher Geruch. Das falsche Gesicht so nahe an meinem.
Egal. Das war der einzige Weg, um mit ihm zu reden, ohne dass jemand mithören würde.
“Mein Name ist Destiny und dieses Gebäude wird in weniger als einer Minute in die Luft fliegen. Sie müssen mit mir kommen. Sofort.” Ich packte ihn einmal mehr am Arm und zog ihn Richtung der Tür.
Er rührte sich nicht. Keinen verfluchten Zentimeter.
“Eine interessante Behauptung von einer hübschen Frau,” konterte er wenig überzeugt. “Woher soll ich wissen, dass das stimmt? Du könntest mich genauso gut in einen Hinterhalt locken.”
“Jetzt mach nicht einen auf Vollidiot,” konterte ich und wedelte mit der Hand durch die Luft. “Raus hier oder wir fliegen in die Luft.”
Als er mich nur blöd anstarrte, musste ich tief durchatmen, um meine innere Giftspritze zu beruhigen. Ich versuchte, meinen eigenen Fluchtinstinkt irgendwie in den Griff zu kriegen. Tick-tack. Tick-tack. Ich konnte die Bombe so deutlich hören wie ihn.
“Na schön,” schimpfte ich wie ein genervter Teenager. “Bleib hier und flieg in die Luft. Ich werde meiner Schwester ausrichten, dass ich es versucht habe. Sie hat mir nämlich gesagt, dass du einer von den Guten bist und dass ich dich retten soll.”
Er zog eine dunkle Augenbraue hoch. “Schwester?”
“Trinity.” Ich klopfte ihm auf die Schulter und beeilte mich Richtung Ausgang. “Nicht besonders helle, oder?”
Ich erreichte eine große, dicke Tür. Sie waren aus einem Alien-Metall gegossen und erinnerten mich an die Tresortüren im Keller der Priesterfestung. Ich hatte meine Handfläche am Griff, als er plötzlich neben mir auftauchte. “Wer bist du wirklich?”
Nix tauchte zu meiner Rechten auf und ersparte mir die Antwort darauf. Ich hasste es, wenn ich mich wiederholen musste. Besonders, da ich es Morson bereits verklickert hatte und er einfach nur einen auf stur machte. Vielleicht war er vorsichtig. Ich konnte ihm sein Verhalten nicht wirklich übelnehmen, im Augenblick blieb uns jedoch keine Zeit. Nix legte den Arm um meine Taille und ich schmiegte mich an ihn. Nur einen Moment lang.
Das reichte. Ich war zu Hause.
“Uns bleiben nur noch Sekunden, Des,” flüsterte er und seine Finger verkrampften sich. Seine Worte waren ruhig, aber er war alles andere als das. “Schnell.”
Morson blickte über meinen Kopf hinweg zu Nix und flüsterte. “Ist sie wirklich die dritte Prinzessin?”
Ich zerrte am Türgriff. Er rührte sich nicht. Houston, wir haben ein Problem. “Scheiße Nix, sie ist abgeschlossen.”
Ich zog die Hände weg und Nix nahm meinen Platz ein, er drückte gegen die Tür und machte sich mit seinem gesamten Körpergewicht am Griff zu schaffen.
“Schau auf mein Komm-Gerät,” befahl Nix.
Das tat ich, ich zog das Gerät aus seiner Tasche und blickte auf den kleinen Bildschirm. “Zweiunddreißig. Einunddreißig. Dreißig.”
Nix presste mit aller Kraft, sein gesamter Körper war angespannt. Ich blickte mich um, suchte nach Fenstern. Türen. Irgendeinen Ausweg.
“Verdammt, sie bewegt sich nicht,” sprach Nix. Er war außer Atem, seine Augen hatten einen leicht aufgewühlten Ausdruck.
“Das mit der Bombe war also ernst gemeint?” Morson blickte von mir zu Nix. “Und was machst du hier, Vennix?”
“Später, Morson. Wir müssen verdammt nochmal raus hier.”
“Sechsundzwanzig.” Nicht, dass ich stören wollte, aber uns blieb keine Zeit für Smalltalk. “Wir könnten zurückgehen.” Der Raum, durch den wir reingekommen waren, stand immer noch zur Option und das Fenster war weiter offen.
“Zu weit weg. Das schaffen wir nicht.” Nix hatte recht. Der Raum lag auf der anderen Seite des Gebäudes und so langsam zogen wir neugierige Blicke auf uns und ich konnte Getuschel hören. Also nicht exakt wir, sondern Nix. Er war fast schon eine planetare Berühmtheit, denn jedes Mal, wenn Trinity oder Faith einen Auftritt hatten, war sein Gesicht auf allen Nachrichtenkanälen zu sehen, während er wachsam hinter ihnen stand. Der ewig treue Garde. Dieser Bekanntheitsgrad war im Moment alles andere als hilfreich.
“Nix, sie erkennen dich. Sie wissen, dass du nicht auf ihrer Seite stehst. Sie könnten jede Sekunde anfangen zu schießen.” Ich zischte ihn an, zog meine Waffe aus dem Holster und stellte mich hinter ihn, um ihm Rückendeckung zu geben. “Mach die Tür auf. Schieß auf das Schloss.”
“Das wird nicht funktionieren.” Morson schob Nix beiseite und zog einen merkwürdigen Schlüssel aus seiner Tasche hervor. “Die Tür absorbiert das Ionenfeuer. Nur mit dem Schlüssel kommt man rein oder raus.”
Nix blickte von Morson auf den Schlüssel. Er wunderte sich genau wie ich über das Ding. Aber jetzt blieb keine Zeit, um Fragen zu stellen. “Beeil dich verdammt nochmal. Sollte meine Partnerin hier draufgehen, dann werde ich dich eigenhändig beiseite schaffen.”
Morson grinste.
Wie unangebracht. Dachte ich zumindest. Aber Nix grinste zurück.
Männer.
Morson steckte den Schlüssel rein und die Schlösser öffneten sich mit einer lauten Serie von Knallen, dumpfen Schlägen und Zischgeräuschen, als ob am Rahmen entlang kleine Blitze einschlugen.
Ich schaute auf die Uhr. “Zwanzig. Neunzehn.”
Morson öffnete die Tür. Nix wollte mich sofort nach draußen schieben, aber ich geriet hinter Morson und schubste stattdessen ihn zuerst raus. “Trinity hat gesagt, ich soll deinen Arsch retten, also mach, dass du rauskommst. Los!”
Er war so vernünftig dem nichts entgegenzusetzen. Nix blickte mir in die Augen, als ich so laut wie möglich über meine Schulter rief: “Eine Bombe! Alle Mann raus hier!”
Ich konnte keinen von ihnen leiden und ich wusste, dass sie verdorben waren, aber ich konnte sie auch nicht einfach sterben lassen. Sie verdienten einen Prozess und nicht den Tod.
Morson lief nicht sehr weit und wartete auf uns, als er uns aber aufrücken sah, rannte er weiter.
Nix und ich rannten um unser Leben. Hinter uns hörte ich Aufruhr und schwere Fußschritte, allerdings machte ich mir nicht allzu viele Sorgen. Sie waren gewarnt worden. Sie konnten ihre Ärsche da raus bewegen. Als der erste Knall hinter uns ertönte, hetzten wir gerade durch den Vordereingang und warfen uns sofort auf den Boden. Ich hörte als Erste die Explosion und landete direkt auf Nix, ich bedeckte seinen Körper mit meinem. Ohne zu überlegen, sprang ich auf ihn drauf und riss ihn zu Boden. Meine zierliche Gestalt wickelte sich um seinen Oberkörper, um seinen Kopf und seinen Torso so gut wie möglich abzuschirmen. Jeder Linebacker bei der NFL wäre stolz auf mein krachendes Manöver gewesen.
Der Knall traf mich wie ein Sattelschlepper auf Hochgeschwindigkeit. Meine Trommelfelle rissen und ich hielt mir schreiend die Ohren zu, als die Hitze durch meine Uniform mir den Rücken versengte und heißes Blut meine Ohren füllte.
In weniger als einer Sekunde war alles vorbei. Nix rollte weiter, seine massive Gestalt bedeckte mich vollständig und er presste meinen Kopf an seine Brust.
Eine zweite Explosion erschütterte die Atmosphäre und wanderte durch den Boden unter uns wie ein Erdbeben. Ich klammerte mich an Nix und der Schmerz war derartig heftig, dass ich gar nichts anderes ausrichten konnte. Jedes Geräusch war wie Kanonenfeuer in meinen Ohren.
Der Krach hörte auf. Hinter Nixs Silhouette sah ich Feuer in den Himmel lodern. Seine großen, warmen Hände hielten zärtlich mein Gesicht und er drehte mich, damit ich zu ihm aufblickte. Er bewegte die Lippen, aber meine Ohren waren taub. Ich konnte kein einziges seiner Worte hören, aber ich konnte von seinen Lippen ablesen. “Destiny, was hast du getan?”
Mein Rücken brannte und dort, wo die Explosion meine Haut versengt hatte, klebte jetzt meine Uniform an meinem Fleisch. Der Kontakt mit dem Boden machte mein Elend nicht gerade besser, dann setzte jedoch die angenehm kalte Benommenheit des Schocks ein und ich versuchte nicht einmal gegen das Taubheitsgefühl anzukämpfen. Nichts mehr zu spüren war im Moment das größte Glück.
Alles war egal. Morson war egal. Er war vor uns gewesen, weit genug weg, um zu überleben. Und falls nicht, dann hatten wir es zumindest versucht. Ich musterte Nix, jedenfalls so gut es ging in meiner Position. Ich war froh, dass er nach ein oder zwei Behandlungen mit dem ReGen-Stab relativ unbeschadet davonkommen würde und ich lächelte. Erleichtert. Meine Mission war erfüllt. Ich liebte ihn. Und ich beschützte meine Liebsten. Die Liste war nicht sonderlich lang und irgendwie hatte Nix es geschafft den obersten Platz einzunehmen. “Nix, ich liebe dich.”
“Göttin verdammt nochmal, Destiny.”
Diesen Satz kannte ich. Ich konnte ihn mühelos von seinen Lippen lesen, denn er hatte ihn oft genug gesagt.
Als ich schließlich das Bewusstsein verlor, lächelte ich immer noch.