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Kapitel 3 – Ho‘oponopono & USB-Sticks

Kapitel 3 – Ho‘oponopono & USB-Sticks

Vlad gab mir an diesem Tag mit auf den Weg, dass ich mich mit der Technik Ho‘oponopono auseinandersetzen sollte. Dazu gab er mir auch gleich ein Buch mit, mit einer Geschichte aus Hawaii.

Nach diesem Abend hätte ich wohl alles getan, um mich selbst in der Kunst der Mystik weiter fortzubilden. Wie ich es immer gelernt hatte, musste man Schwächen identifizieren und daran arbeiten. Es schien, eine Schwäche zu sein, dass ich in der Mystik noch nicht genug bewandert war, um meine Probleme selbst zu lösen. Aber wenn man nur hart genug daran arbeitete, konnte man alles erreichen.

Genau so hatte ich es immer gehört. Allerdings musste ich mich manchmal fragen, ob meine Eltern und Großeltern wirklich nach diesem Motto lebten. Ich war der erste in unserer Familie, der Abitur machte. Und da hatte ich mich gegen den Willen aller Anderen durchgesetzt. In der Oberstufe bot ich meiner Mutter an, sie könne sich doch ein Jahr freistellen lassen, um wenigstens die Fachhochschulreife nachzuholen. Somit könnte auch sie mal zeigen, wie genau man sich in diese Sachen reinkniet. Als ich mein Studium begann, kamen wieder die gleichen Diskussionen auf. Und wieder setzte ich mich durch.

Zurück zum Buch: Ein hawaiianischer Psychiater schaffte es, in einem Gefängnis von Schwerstkriminellen die Häftlinge so zu kurieren, dass diese minimal rückfällig und nicht aggressiv wurden. Die schwersten Fälle wurden zwecks guter Führung entlassen. Das Verwirrende: Es ließ sich nicht feststellen, wie es dazu kam. Der Psychiater schien alles „normal“ zu machen. Er hörte nur zu und nahm keine weiteren speziellen Termine wahr.

Ein Journalist suchte ihn Jahre später auf Hawaii auf, um zu klären, wie es dazu kommen konnte. Dabei nahm er auch an Kursen und den dazugehörigen Ritualen teil.

Die Antwort war, dass der Psychiater eine uralte, hawaiianische Technik benutzte, mit der er sich selbst reinigte. Dabei ging es um die Reinigung der eigenen Seele, nicht um die körperliche Reinigung. Die Technik ist bekannt und besteht in der Kurzform aus folgenden Schritten:

1. Ich liebe Dich.

2. (Ich entschuldige mich). Bitte verzeih‘ mir.

3. Danke, dass du mir verzeihst.

4. Ich liebe Dich.

Ich musste schon ein wenig mit dem Kopf schütteln. Die Technik bestand einfach nur darin, sich diese Worte immer wieder selbst zu sagen, immer wieder zu wiederholen und sich selbst von Altlasten loszumachen. Man musste isch in einer immerwährenden Schleife sagen, dass man sich und allen anderen verzieh.

Natürlich gibt es viele verschiedene Varianten, wie die genaue Formel für jeden Menschen aussehen muss. Dies kann jeder nach seiner individuellen Situation und seinen individuellen Bedürfnissen selbst festlegen. Entscheident ist, dass man sich von diesen Sachen reinigt, die einem auf der Seele liegen. Eine längere Fassung ist zum Beispiel diese:

1. Ich liebe Dich.

2. (Ich entschuldige mich).

Bitte verzeih‘ mir, meiner Familie und meinen Verwandten alles, was wir Dir, Deiner Familie und Deinen Verwandten angetan haben.

3. Ich liebe Dich.

4. Danke, dass du mir verzeihst.

5. Ich liebe Dich. Danke.

Hierbei sind der Fantasie und auch den eigenen Bedürfnissen keine Grenzen gesetzt. Die wichtige Sache dabei ist, dass man selbst mit jedem Durchgang ein besseres Gefühl bekommt, z.B. ein warmes, wohliges Gefühl, dass sich etwas bessert. Auch hier ist darauf zu achten, dass sich ein Wohlgefühl wohl für jeden Menschen anders anfühlt. Daher möchte ich damit vorsichtig sein, ein genaues Bild abzugeben, wie sich das Reinigen anfühlen sollte. Ich denke, jeder sollte merken, wenn ihm etwas guttut.

Im Buch wird diese Technik auf alles und jeden angewendet. Bei Menschen lässt sich dies leicht vorstellen und bewerkstelligen. Entschuldigungen liegen bei uns an der Tagesordnung, zumindest bei den meisten vor uns. Sofern es Ihnen Probleme bereitet, sich bei anderen Menschen zu entschuldigen, wird dies mehr Überwindung kosten. Aber es lohnt sich.

Noch skurriler wird die Situation für Ungeübte allerdings, wenn es um Gegenstände geht, bei denen man sich entschuldigen sollte. Sich bei dem Wasser und dem dazugehörigen Wasserglas zu entschuldigen, ist doch für die meisten Menschen nicht alltäglich. Um sich von Altlasten zu befreien, ist dies jedoch nach dieser Methode unabdingbar. Ich hoffe, es wird Ihnen gelingen.

Das Buch eröffnet auch, dass Gefühle auf Dinge projeziert werden, wenn man mit sich selbst nicht im Reinen ist. Daher tut dem Einem ein Glas Wasser gut, dem Anderen wiederum nicht. Wenn man mit dem Wasser im Reinen ist, gibt es kein Problem. Wenn man jedoch mit dem Wasser ein Problem hat oder ein Problem mit dem Wasser assoziiert, wird dieses Wasser eine Gegenreaktion des Körpers hervorrufen.

Ich greife hier nur kurz auf Informationen meines Freundes und Mystikers Vlad zurück, der mir einmal Folgendes erzählte: „Vor dreißig Jahren war ich mit meiner Familie im Urlaub in Griechenland. Es war der schlimmste Urlaub meines Lebens. Ich konnte mich fast nicht bewergen und fühlte mich schlecht. Und ich hatte das Gefühl, selbst daran schuld zu sein.

Die erste Woche musste ich mich bei allem entschuldigen, beim Wasser, beim Salzwasser, beim Meer, bei der Ebbe, bei der Flut,…“ Ich denke, diese Liste hätte er unendlich fortsetzen können. Aber ich denke, jeder versteht, worauf Vlad hinauswollte. Er saß eine Woche auf seinem Zimmer, bevor er das Hotel wieder verlies. „Danach war es besser. Ich habe gemerkt, es hat sich etwas verändert. Ich konnte mir endlich auch die Sehenswürdigkeiten einigermaßen in Ruhe anschauen.“

Also begann auch ich, mit meinen ersten Versuchen im Ho‘oponopono. Der Anfang war sehr steinig, ein- oder zweimal die Entschuldigungsklausel vor sich her zu sagen, reichte nicht aus. Es ist nötig, sich den nötigen Freiraum und die nötige Ruhe zu verschaffen, um eine erträgliche Atmosphäre zu schaffen. Diese Ruhe ermöglicht es, sich auf die Entschuldigung zu fokusieren.

Mit der Zeit stellten sich erste, kleine Erfolge ein. Allerdings gab es auch Dinge, an denen ich mehrmals arbeiten musste, die jedoch nicht besser wurden. Ein wichtiger Erfolg war eines Nachts die Möglichkeit, meine Kopfschmerzen auszuschalten. Obwohl ich mich bereits mehrere Male entschuldigt hatte, war es wohl die aufrichtige Reue im Moment des Schmerzes, die das Ganze auflöste. Wichtig war es, die Sache mit ganzem Herzen anzugehen. Das Entschuldigen hatte dann gereicht, die Kopfschmerzen zu verjagen oder zumindest vergessen zu machen.

Hier muss ich wieder auf das Buch zurückkommen. Im Buch wird eine Szene beschrieben, in der sich der Psychiater auf einen Stuhl setzt. Danach ist er ganz müde. Und er beginnt wieder, zu ho‘oponoponieren (ich erlaube mir nun einfach, dieses Wort zu schöpfen) bis alles im Reinen ist und es ihm und auch dem Stuhl besser geht. Danach erzählt er noch, dass der Stuhl unbequem war, da auf ihm ein Mann gesessen hatte, der sich nicht wohlfühlte. Die Probleme einer anderen Person hatten sich auf den Stuhl übertragen und wurden vom Stuhl an den Psychiater weitergegeben. Diese Verkettung erinnert an eine Ansteckungskette bei ansteckenden Krankheiten. Ein weiteres Argument also, warum man sich auch bei Dingen entschuldigen sollte.

Demnach müssten Dinge also eine Art Verstand besitzen. „Stimmt“, meinte Vlad nur, als ich eines Abends wieder einmal bei ihm zu Gast war. „Jeder Gegenstand ist wie ein USB-Stick. Nicht wirklich, eher wie eine Registry oder ein Log.“

* An dieser Stelle muss ich den weniger geschulten Folgendes erklären: Ein Registry behält sich die letzten Einstellungen zu einem bestimmten Thema. Wie eine Liste oder ein Logbuch. Man könnte also sagen, jeder Gegenstand verhält sich wie ein Gedächtnis. Oder: Der Gegenstand hat eine Seele und ein Gedächtnis. Und er ist fähig, analog zu einem Menschen, seine Erfahrungen und Probleme auf andere weiter zu projezieren.

„Ich bin habe oft Leute, die Probleme mit Gegenständen haben. Damit komme ich zielmlich oft in Berührung. Das ist nichts Ungewöhnliches. Zum Beispiel eine Frau aus Australien hatte immer Probleme mit ihrem Auto.“, begann Vlad nun eine weitere Geschichte zu erzählen. „Sie war mit ihrem Auto bereits dreimal in der Werkstatt. Jedesmal wurde irgendwas repariert und jedes mal kam der Fehler danach wieder. Den wirklichen Fehler konnte man in der Werkstatt also nicht finden.“

„Und Du hast ihn gefunden?“

„Natürlich. Ein Mitarbeiter war beim Zusammenbau des Autos einfach sauer und hat das Auto verwünscht.“

„Verwünscht?“, meine Augen wurden größer. „Verwünscht! Mit einem Fluch belegt. Nenn es, wie du willst. Beim Zusammenbau des Autos kann der Monteur ja auch einmal einen schlechten Tag haben. Da er damit innerlich nicht klar kam, hat er sich gewünscht, dass dieses Auto niemals fahren soll. Er war sauer auf seinen Chef, weil er eine Extraschicht machen musste und hat diese Emotionen an die Teile – in diesem Fall die Einspritzpumpe – weitergegeben. Es hat ein bisschen gebraucht bis ich das Problem gefunden hatte. Die Einspritzpumpe ist repariert, seitdem läuft der Wagen ohne Probleme.“

Das musste ich nun erst einmal wieder sortieren. Und ich musste überlegen, was dies genau für mich hieß, was Vlad mir da erzählte. Damit taten sich ungeahnte Möglichkeiten vor mir auf. Wenn man diese Technik beherrschte, dann konnte man alles tun, alles. Und ich konnte alles reparieren. Und dem waren keine Grenzen gesetzt. Sogar über den gesamten Erdball konnten diese Dinge funktionieren. Oh, wunderbare Welt, ich musste den nächsten Schritt auf dem Weg Richtung Kontrolle tun. Das musste doch zu schaffen sein.

Allerdings musste ich mir auch einfach ein paar Mal selbst die Frage stellen, warum es nicht mehr Leute gab, die wie Vlad diese Dinge beherrschten. Wie ich an mir ja selbst bemerkt hatte, schienen diese Dinge zu funktionieren. Allerdings verstand ich noch nicht, wie sie genau funktionieren. Ich entschied mich also, einen Versuch zu wagen.

Dazu setzte ich mich als allererstes mit meinem Auto auseinander, welches seine 18 Jahre auf dem Buckel hatte und welches ich zwecks Firmenwagen eigentlich auch nicht selbst gebrauchte. Meine Frau benutzte das Auto, wenn ich ihr mal nicht den Firmenwagen zur Verfügung stellen konnte. Nach 18 Jahren ist es aber dann doch auch verständlich, dass sich einige kleinere Macken bei einem Auto einschleichen können.

Zu meinem Bedauern muss ich gestehen, dass ich leider bis heute die Elektronik noch nicht selbst dazu bewegen können, sich wieder zu reparieren. Auch meine Hoffnung, dass unserer Autowerkstatt endlich versteht, warum das Auto uns manchmal spontan ein- und aussperrt, ist bis jetzt noch nicht erfüllte worden. Aber die treue Seele fährt immer noch und hat mittlerweile bald die 400 000 km erreicht. Es fehlen nur noch 500km und es dürfen auch gerne noch ein paar mehr werden. Vielen Dank!

Einige Fortschritte kann ich nun aber doch vermelden. Ich bemerkte, dass die Probleme mit dem Auto merklich weniger wurden. Und meist ging es dabei auch um kleinere Sachen. Dinge, wie die gefürchteten Zylinderkopfdichtungen und Kühlwasser im Motor kannte ich von früher nur zu gut. Umso besser, dass es um kleinere Dinge ging und das Auto ansonsten lief.

Die Werkstattbesuche wurden seltener. Leider gab und gibt es einige Dinge, die sich bis heute hartnäckig halten. Vielleicht habe ich mich noch nicht bei den richtigen Teilen entschuldigt. Vlad hat da einen Vorteil: Er sieht alles, denn er lässt sich alle Informationen per Direktpost vor sein Auge fliegen. Darin musste ich wohl noch arbeiten.

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