Читать книгу Der blaue Hopsmajor - Группа авторов - Страница 23

Der Hund und der Wolf (Johann Ludwig Gleim*)

Оглавление

Ein armer, mag´rer Wolf, der wenig Lämmer stahl,

Begegnete bergab in einem engen Tal

Dem fettesten und schönsten Hund

Mit Namen Sigismund.

Ach, dacht' er gleich, ach wär' ich doch nun nicht

So ganz entkräftet. Ei! wie schön wollt ich mich rächen

Für manchen Biss von solchem Bösewicht!

Doch, was er denkt, das wagt er nicht zu sprechen.

So freundlich, als wenn er

Kein Hundefeind gewesen wär',

Red't er ihn an:

„Mein schöner Herr,

Gott grüße Sie! Ei! wie gesund

Seh'n Sie mir aus, Sie wohlgepflegter,

Sie schöner, großer, lieber Hund:

Was Sie so schön macht und so rund,

Ach! das kommt nicht in armer Wölfe Mund!“

„Und wer ist schuld?“ fragt Ritter Sigismund,

„Ihr armen Schlucker, ihr,

Dass ihr so rund nicht seid wie wir?

Seid ihr es denn nicht selbst? Warum behaltet ihr

Den fürchterlichen öden Wald

Zu eurem Aufenthalt,

Worin ihr euch so kümmerlich ernähren,

Den ihr bei Nacht mit Angst durchtraben müsst,

Euch einen Tag des Hungers zu erwehren;

Und oft kommt es, dass es nicht möglich ist.

Was für ein besser Los, Herr Wolf, erwählten wir,

Als wir den öden Wald verließen?

Der Mensch, man glaubt es nicht, ist ein gesellig Tier,

Er lässt uns ohne Neid, was er genießt, genießen,

Speist uns von seinem Tisch, und wenn er Gäste hat,

So macht er uns sogar mit Leckerbissen satt!“

„Ei!“ fragt der Wolf mit spitzem Ohr,

„Was tut ihr ihm davor?“

„Nichts“, sagt der Hund:

„Wir bellen nur ein wenig

Und haben unser Fest,

Sobald ein Bettler oder König

Vor uns'rer Tür sich sehen lässt.

Dann schmeicheln wir dem Herrn und auch der Frau

im Hause,

Und täglich schmausen wir dafür von ihrem

Schmause

Kurz, Freund, wir sind getreue, faule Diener,

Dagegen nehmen wir mit Knochen junger Hühner

Und zarter Tauben gern vorlieb.

„Das tät‘ ich auch“, fiel ihm der Lämmerdieb

Schnell in das Wort, „Ich bitte, nimm mich mit!“

Und plötzlich trabten sie, wie Brüder, einen Schritt

Nicht lange. Denn der Wolf, der so gesellig trabt,

Betrachtet seinen Freund, sieht seinen Hals geschabt,

Steht hurtig still und fragt: „Ei, was ist das

Am Halse da?“ — „Nur eine Kleinigkeit;

Mein Halsband war ein wenig zu enge,

Nun hab' ich eines, das ist weit.“ „Ein Halsband? Ei! ist denn dein Herr so strenge?

Legt er dich an?“ — „Nicht allezeit,

Zuweilen nur der kleinen Kinder wegen.

Was ist daran gelegen?“

„So viel", sagt Meister Wolf, „dass ich

Nicht neidisch bin auf dich.

Die Freiheit ist ein viel zu edles Gut,

Ich tausche nicht; ein Schelm ist, der es tut!

Freund, lebe wohl!" Der Hund sagt: „Warte doch!“

„Nein", sagt der Wolf, läuft fort und läuft wohl noch.

Aus: Gleim, Johann Wilhelm Ludwig, Ausgewählte Werke, Leipzig 1885, S. 122-124.

*1719-1803

Der blaue Hopsmajor

Подняться наверх