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Das muss er sein: der Reinbringer

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Normalerweise kann man die Bild-Zeitung nicht abonnieren. Doch die Wahrheit ist im Besitz eines der raren Bild-Abonnements und bekommt täglich das Blut-und-Sperma-Blatt von der anderen Seite der Berliner Kochstraße. Feindbeobachtung ist schließlich wichtig. Aus unerklärlichen postalischen Vertriebsgründen landet die Bild jedoch jeden Morgen im Nachbarbüro des taz-mag. Wir haben uns inzwischen daran gewöhnt, und auch den Kollegen Reinhard Krause scheint es Tag für Tag mehr zu amüsieren, dass er uns das Fischeinwickelblatt hereinreicht. Wir allerdings denken stets an Robert Gernhardts Gedicht »Deutung eines allegorischen Gemäldes«. Gernhardt beschreibt fünf Personen auf einem Gemälde, die jeweils für etwas stehen: Tod, Pest, Leid, Hass. Und der fünfte? »Der fünfte bringt stumm Wein herein / das wird der Weinreinbringer sein«. Tod, Pest, Leid, Hass bringt die Bild, aber im Gegensatz zum Weinreinbringer ist der Bild-Reinbringer nicht stumm. Ja, mittlerweile sind wir jeden Morgen gespannt, wie er die heutige Schlagzeile kommentieren wird: »Sie ziehen Michelle Hunzikers ›Wunderhexe‹ schon den 15. Tag!« oder »Als Frau ist Bärbel Schäfer sehr verletzt – nur als Frau!« oder »Uschi Glas – muss die sich nackig machen mit 59?« Eigentlich brauchen wir die Bild überhaupt nicht mehr, allein der Kommentar des Reinbringers bringt’s.

(18.7.2003)

Sternstunden der Wahrheit

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