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Remscheid
ОглавлениеGefeuert! Aufgrund betriebswirtschaftlicher Gründe, wie es der neue Chefredakteur formulierte, musste ich meine journalistische Karriere bei einer Lokalzeitung nach vielen Jahren aufgeben. Jetzt fühlte ich mich einsam und verloren, mal wieder an einem Wendepunkt. Doch aufgeben ist nicht mein Ding, und so kam mir die Idee mit dem Dartpfeil. Es musste aus irgendeinem dieser Trashfilme in meiner DVD-Sammlung stammen. Ich warf also einen Dartpfeil auf die noch zu Schulzeiten entwendete Weltkarte, um am Ort des Treffers ein neues Leben zu beginnen. Irgendwo auf der Welt von vorne anfangen. Mein ganz persönliches Bull’s Eye, das neue Leben des Rolf Steinberger. Ich träumte von freilebenden Löwen, alpinen Höhen und endlosen Urwäldern. Doch der Pfeil landete nicht etwa irgendwo auf entfernten Kontinenten, sondern schlug ziemlich genau in der Mitte Deutschlands ein. Remscheid? Wo ist das denn? Da musste ich erst mal ins Internet schauen, um ein bisschen was über mein neues Zuhause zu recherchieren.
1. Remscheid
Remscheid ist die kleinste kreisfreie Großstadt Nordrhein-Westfalens. Durch die Eingemeindung der Stadtteile Lennep und Lüttringhausen zählte Remscheid im Jahr 1929 über 100.000 Einwohner und wurde nach Wuppertal, Solingen und Leverkusen die viertgrößte Stadt des Bergischen Landes. Seit den 1880er Jahren trägt Remscheid bereits den Zweitnamen „Seestadt auf dem Berge“. Dies führt zurück auf die weitreichenden Handelsbeziehungen der Metall- und Werkzeugindustrie nach Übersee. Das Stadtgebiet Remscheids besteht auf 74,52 Quadratkilometern aus vier Stadtbezirken: Alt-Remscheid, Lennep, Lüttringhausen und Remscheid-Süd.
Hm. Hätte wohl besser kommen können. Aber auch schlechter. Ich machte mich also auf den Weg nach Remscheid. Und landete gleich am ersten Abend an der Theke einer hübschen Kneipe in der Hindenburgstraße. In Bruchteilen erhalte ich so langsam wieder meine Erinnerung an diesen ersten Abend zurück. Ich wollte mein neues Quartier etwas näher unter die Lupe nehmen, das Umfeld erkunden und frische Luft schnappen. Irgendwie muss ich mir wohl gedacht haben, dort am meisten über mein neues Zuhause erfahren zu können. Erlebnisbar oder so hieß der Laden. Ach, guck, da liegt ja noch der Flyer auf dem Boden:
2. ErlebBar
Die ErlebBar in der Remscheider Hindenburgstraße wurde 2015 eröffnet und ist als Café und Bar ein Treffpunkt mit Remscheid-Flair im Herzen Alt-Remscheids. Die Gäste können sich in der modernen und gemütlichen Atmosphäre inspirieren lassen und besondere regionale Getränke und Snacks genießen. Spezialitäten, wie der in Remscheid geröstete Kaffee, bergische Waffeln, Kottenbutter und Remscheider Bier kommen bei den Gästen gut an. Mit zahlreichen Veranstaltungen, wie einem wöchentlichen Bingo-Abend, wird in der ErlebBar immer wieder Tradition mit Moderne und einer guten Portion Heimatgefühl verbunden.
Tja waren es jetzt acht oder neun Bierchen? Ich weiß es nicht mehr genau. Aber es schmeckte, dieses in Remscheid gebraute Bier, das mir der Wirt da servierte. Mein eigentliches Ziel, mit meinem Charme aus alten Tagen die hübscheste Frau zu erobern und eine Nacht in ihrem zweifelsohne luxuriöseren Appartement zu verbringen, verlor ich an der Theke dagegen mal wieder aus den Augen. Ich weiß auch nicht mehr den Namen des älteren Herrn, den ich stattdessen dort traf, aber auf meine Frage, was man denn in Remscheid unternehmen könne, winkte er mit einem lauten Lachen ab. „Dat kannste vergessen, Rolf, hier ist der Hund begraben. Früher war dat toll hier, aber mittlerweile werden bei uns in Remscheid die Bürgersteige pünktlich um sechs hochgeklappt. Tote Hose.“ Ein, zwei fragwürdige Gestalten nickten zustimmend. Doch der junge Wirt widersprach eifrig. „Remscheid hat doch eine Menge zu bieten! Vielleicht nicht so wie Köln oder Düsseldorf, aber es gibt viel zu entdecken. Tolle Natur, viele Veranstaltungen, schöne Restaurants und Kneipen.“ Na, das ist ja ein Optimist, dachte ich mir, der will bestimmt nur sein Gebrautes loswerden. Was ihm definitiv gelang.
Beim Blick auf meine Anziehsachen, die ich nachts noch in tänzelndem Schritt quer durch den leeren Flur verteilt haben musste, kommt plötzlich meine Erinnerung zurück – als ich das Remscheid T-Shirt sehe, dass ich mir voller Begeisterung in der Kneipe kaufte. Oh Gott, das habe ich ja ganz vergessen. Es muss schon etwas später am Abend gewesen sein, als ich mit dem Wirt eine Wette einging, die ich bei näherer Betrachtung eigentlich nur verlieren kann. Beim Weg ins Bad finde ich in meiner schwarzen Motorradjacke das entsprechende Schriftstück:
Hiermit gehe ich, Rolf Steinberger (42 Jahre alt, wohnhaft in der Brüderstraße, Alt-Remscheid) folgende Vereinbarung ein: Ich schaffe es, innerhalb von vier Wochen 378 (in Worten: dreihundertachtundsiebzig) Dinge zu finden, die man über Remscheid wissen muss, und diese zu Papier zu bringen. Im Fall eines Gewinns wird diese Sammlung in einem Buch im JUHR Verlag veröffentlicht und Rolf Steinberger bei der Agentur 378meter als Mitarbeiter auf Lebenszeit beschäftigt.
Oh Mann: Ich wette ja des Öfteren mal um ein Bier oder ein paar Euro, aber so eine Wette habe ich in meinem Leben noch nicht abgeschlossen. Ich erinnere mich wieder, wie man mich an der Theke beklatschte, mir alle zujubelten und ich schließlich Korn auf Korn spendiert bekam.
Rolf Steinberger packt das, Rolf Steinberger hat es drauf. Wenn nicht Rolf Steinberger, wer dann? Das sage ich mir unter der Dusche immer und immer wieder auf. Auch wenn ich in diesem Kuhdorf wirklich nicht alt werden möchte, den Arbeitsplatz in dieser Bar könnte ich in der Tat erst mal ganz gut gebrauchen. Und ein eigenes Buch? Das könnte der Start einer großen Karriere werden! Wie ein neuer Mensch komme ich aus der Dusche und beginne gleich mit meiner Recherche.
3. 378 Meter
Der höchste Punkt Remscheids befindet sich auf dem Brodtberg am Hohenhagen auf 378,86 Metern im Stadtteil Remscheid-Süd. Er ist keine besonders große Erhebung, der nebengelegene Stadtteil Lennep liegt bereits auf 370 Metern Höhe. Trotzdem ist der Remscheider Brodtberg im Regierungsbezirk Düsseldorf die höchste Erhebung. Im Panorama der Stadt lässt er sich leicht durch den 70 Meter hohen Fernmeldeturm identifizieren.
Jetzt weiß ich auch, wie der Wirt auf die Zahl 378 gekommen ist. Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, was das denn nun wieder soll. Da scheint doch eine clevere Marketingidee hinter zu stecken.
Nun gilt es für mich wohl den Brodtberg zu besiegen. Auch wenn ich von Reinhold Messner gelernt habe, dass „das Gipfelglück nur ein Wunsch der Untengebliebenen ist“, so will ich es mir doch beweisen. Ich will den Berg erklimmen, nassgeschwitzt, aber voller Erfahrungen auf dem Gipfel eine Flagge hissen und Remscheid erobern. Und damit beginne ich genau jetzt. Also genau genommen nach dem Frühstück.
4. Die Perle des Bergischen Landes
Wo die Straße so bucklig, bergauf und bergab. Wo es regnet tagtäglich und das nicht zu knapp. Wo der Sturmwind dem Wanderer den Regenschirm knickt. Wo man selten am Himmel die Sonne erblickt. Da liegt eine Stadt, die ist Remscheid genannt. Und das ist die Perle im Bergischen Land.
Das Gedicht wurde von Walter Sträter verfasst und bringt wohl das auf den Punkt, was viele Remscheider über ihre Heimatstadt denken. Selbst Goethe schrieb 1774 bei einem Ritt von Düsseldorf ins Bergische Land über die betriebsame Gegend. Sie biete einen beruhigenden Anblick, „weil das Nützliche hier aus Ordnung und Reinlichkeit hervortritt“.
5. Urzeit Remscheids
Vor etwa 400 Millionen Jahren, im Zeitalter des Devons, lag auf der nördlichen Erdkugel der Urkontinent Laurussia und im Süden Gondwana. Das Gebiet Remscheids lag südlich des Äquators und auf dem Grund eines tropischen Meeres. Im Bergischen Land wurden zahlreiche Fossilien von Amoniten, Seeskorpionen und Panzerfischen gefunden.
Vor etwa 300 Millionen Jahren schoben sich die Kontinente zusammen. Als diese kollidierten, entstand der Großkontinent Pangea und das heutige Rheinische Schiefergebirge wurde aufgefaltet. Das Meer verschwand, und es herrschten wüstenähnliche Bedingungen. Der Meeresspiegel variierte je nach Temperatur, vor etwa 95 Millionen Jahren verlief die Küste ungefähr durch Wuppertal. In der Eiszeit jedoch war der Meeresspiegel viel tiefer und Gletscher schoben sich bis nach Düsseldorf. Die Kältesteppe wurde von Mammuten, Höhlenlöwen und Hyänen bevölkert. Und irgendwann auch vom Frühmenschen.
Vor etwa 40.000 Jahren lebte der berühmte Neandertaler nur 30 Kilometer von Remscheid entfernt. Am Ende der letzten Eiszeit, vor rund 10.000 Jahren, bekam die Landschaft das Gesicht, welches wir heute kennen.
6. Entstehung des Bergischen Landes
Der Sage nach reiste Graf Adolf II. mit seinem Gefolge durch das heutige Bergische Land und suchte einen geeigneten Standort um eine Burg zu erbauen. Der Platz musste gut geschützt liegen, aber gleichzeitig einen Aussichtspunkt bieten, um herannahende Feinde zu sichten. Eine Versorgung mit Wasser musste auch gesichert sein. So ritten sie durch das Land und fanden keinen geeigneten Ort. Als sie schon aufgeben wollten, scheute das Pferd des Grafen. Auf dem Weg waren Kröten unterwegs, die einen Hinweis auf eine Wasserstelle lieferten. Der Standort, den er so fand, erwies sich als außerordentlich gut, und so errichtete er an dieser Stelle seine neue Burg, bekannt als „Schloss Burg“.
7. Remscheider Sturköpfe
Grimmige Gesichter, selten mal ein freundliches „Hallo“ – so seien die Remscheider Sturköpfe, sagt man. Auch das stete „Meckern und Motzen“ wird ihnen angehängt. Nur gibt das ein echter Remscheider natürlich nicht zu, er ist schließlich Sturkopf durch und durch. Mancherorts wird behauptet, dass die „Bergischen“ einst von Hexen verpönt wurden, da sie nichts mit anderen zu tun haben wollten. Dies geht wohl auf die „ollen Remscheder“ zurück. Die heutigen Remscheider sind weltoffener, aber manche Eigenart wird man wohl so schnell nicht wieder los.
8. Der Remscheder sagt wat und dat
Im Bergischen Land gab es die Faustregel, dass in jedem Dorf ein anderer Dialekt gesprochen wird. Ein Sprachwissenschaftler stellte fest, dass man aufgrund der Vielzahl der verschiedenen Dialekte nicht von einem geschlossenen Sprachraum reden könne. Heute sind nicht mehr viele Bürger des „Remscheider Platts“ mächtig, auch wenn sich einige Ausrufe in unseren täglichen Sprachgebrauch eingeschlichen haben. „Wat is dat denn?“ wird sich wohl so mancher Remscheider beim Anblick dieses Buches gedacht haben. Woll?
9. Remscheider Platt
Sprachwissenschaftlich gehört die Remscheider Mundart, das Remscheider Platt, zu den niederbergischen Mundarten, wie sie auch im Kreis Mettmann und Solingen gesprochen werden. Eine konkrete Grammatik ist nicht bekannt. Die Sprache hört sich nicht gerade elegant an, eher langsam und schwerfällig. Durch die derbe Aussprache klingen Drohungen häufig fürchterlich, stellen sich zumeist aber als harmlos heraus. Gerne werden auch falsche Artikel an Substantive gehängt.
10. Bergischer Löwe
Der Bergische Löwe ist das Siegeltier des ehemaligen Herzogtums Berg. Er taucht noch heute auf vielen Wappen bergischer Städte auf. Der aufgerichtete rote Löwe zeichnet sich durch seine blauen Krallen und Zähne sowie seine zwei Schwanzspitzen aus. Auch Remscheid trägt den Löwen im Wappen. Der Löwe auf dem Rathausplatz hat jedoch nichts mit dem typischen Bergischen Löwen zu tun.
Also, wenn das mit dem Buch wirklich klappen sollte, werde ich mal vorschlagen, für das Cover meines Buches den grünen Löwen der Agentur 378meter zu verwenden. Der wirkt auf mich viel jünger und agiler als der alte Bergische Löwe auf dem Wappen. Passt doch perfekt zu mir.
11. Wappen der Stadt Remscheid
Die Stadtfarben von Remscheid sind blau und weiß. Auf dem Stadtwappen sieht man im oberen Teil einen roten Löwen mit zwei Schwanzspitzen, blauen Krallen und blauer Zunge auf weißem Grund. Unten ist eine silberne Sichel auf blauem Untergrund abgebildet. Der Löwe ist das Wappentier der Grafen von Berg, zu dessen Reich Remscheid bis zum Übergang an Preußen gehörte. Die Sichel steht als Symbol für die bedeutende Eisenindustrie der Stadt Remscheid. Das Wappen wurde am 18. Februar 1854 durch die Kabinettsorder des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen festgelegt und nach 1929 weitergeführt. Im Jahr 2007 wurde das Stadtwappen auf dem Amtsblatt der Stadt von einer moderneren Variante abgelöst.
Zu sehen ist das Wappen heute unter anderem im Großen Ratssaal des Remscheider Rathauses hinter dem Platz des Oberbürgermeisters. Auf einem Wandbehang sind die Wappen von (Alt-)Remscheid, Lüttringhausen und Lennep abgebildet.
12. Eingemeindung
Die Stadt Remscheid entstand ursprünglich aus einer Vielzahl von verstreuten Wohnplätzen im Bergischen Land. Bis in das 19. Jahrhundert hinein gehörten diese zum Landkreis Lennep. Erst am 1. Januar 1888 wurden etwa einhundert Siedlungen als kreisfreie Stadt Remscheid aus Lennep ausgegliedert.
Die Geschichte drehte sich am 1. August 1929, als das „Gesetz über die kommunale Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebietes“ in Kraft trat. Dieses vereinigte die drei Städte Remscheid, Lennep und Lüttringhausen zu einer kreisfreien Stadt namens Remscheid. 1975 kam der Ortsteil Bergisch Born hinzu.
Vorangegangen waren massive Proteste und die strikte Ablehnung der Lenneper und Lüttringhauser Bürger. Sie fürchteten um ihre natürlich gewachsenen Ortschaften und ihre funktionierende Wirtschaft. Kundgebungen und Großdemonstrationen wurden organisiert mit Schlachtrufen wie „Remscheid braucht uns nicht und wir wollen nicht!“. Trotz der Proteste wurde schließlich bei einer Kampfabstimmung die Eingemeindung beschlossen. Durch einen Gebietszuwachs um hundert Prozent und etwa 25.000 neue Bürger wurde Remscheid als Großstadt anerkannt. Bis heute hält sich das Gerücht, die Entscheidungsfindung sei nicht mit rechten Dingen zugegangen. Angeblich wurden Eingemeindungsgegner während der Abstimmung auf einer Toilette eingeschlossen.
13. Remscheid viergeteilt
Das heutige Stadtgebiet Remscheids besteht aus den vier Stadtbezirken Alt-Remscheid, Lennep, Lüttringhausen und Remscheid-Süd. Alt-Remscheid war zuvor noch unterteilt in die Bezirke Innenstadt, Nord/Hasten und West, sodass es zunächst sechs Stadtbezirke gab. Jeder Bezirk hat seine eigene Vertretung sowie einen Bezirksbürgermeister.
Die Stadtbezirke sind, wie es sich in einer deutschen Großstadt gehört, in Stadtteile und diese wiederum in Wohnplätze unterteilt. Bei den über zweihundert Wohnplätzen handelt es sich größtenteils um historische Bezeichnungen wie etwa Aue, Birgden, Clemenshammer oder Dörpmühle.
14. Wochenmärkte
Die ersten Aufzeichnungen über einen Wochenmarkt in Remscheid stammen aus dem Jahr 1755. Der fand traditionell am „Markt“ auf der unteren Alleestraße statt. Lebensmittel, Stoffe, Messer und Krüge konnten erworben und getauscht werden. Einer Preisliste von 1890 nach kosteten damals fünf Pfund Brot 50 Pfennige und ein Pfund Kaffee kostete eine Mark. Recht teuer, wenn man bedenkt, dass ein Arbeiter in einer Woche nur etwa neun Mark verdiente.
Das „Kaufhaus unter freiem Himmel“ wuchs jedenfalls stetig an und lockte viele Händler und Kunden nach Remscheid. Bis heute werden unter dem Motto „Frische aus der Region“ Wochenmärkte auf dem Theodor-Heuss-Platz, auf der unteren Alleestraße, in Lennep, in Remscheid-Süd auf dem Johann-Vaillant-Platz, in Lüttringhausen an der Kreuzbergstraße und am Hasten auf dem Richard-Lindenberg-Platz angeboten. Seit jeher dient der Wochenmarkt natürlich auch dazu, sich über den neuesten Tratsch in der Stadt auszutauschen.
15. Bevölkerungsentwicklung
Bei einer Volkszählung im Jahr 1987 wurden in Remscheid 120.132 Bürger gezählt, der Zensus hielt im Jahr 2011 insgesamt nur noch 110.708 Remscheider zahlenmäßig fest – Ergebnis einer rückläufigen Entwicklung. Eine Prognose des Landesbetriebs „Information und Technik Nordrhein-Westfalen“ errechnete, dass die Einwohnerzahl Remscheids bis 2040 um 7.800 sinken soll, also um minus 7,2 Prozent. Zum Vergleich wird in der Nachbarstadt Solingen mit einem Zuwachs von 0,5 Prozent gerechnet. Die höchste Einwohnerzahl hatte Remscheid übrigens im Jahr 1970 mit fast 140.000 Einwohnern.
16. Altersstruktur
Der Großteil der Remscheider (61,5 Prozent) ist zwischen 18 und 64 Jahre alt. Unter 18 Jahre alt sind 16,1 Prozent und 65 Jahre und älter 22,4 Prozent. Der demographische Wandel lässt sich auch in der Altersstruktur der Remscheider feststellen. Bei einer Erhebung der Geburten zeigt sich, dass im Jahr 1984 noch 1.094 Geburten gezählt wurden, im Jahr 2014 waren es nur noch 943.
Soso: Die Stadt Remscheid ist also dringend gefordert, die Gehwege für die nächste Generation Rollator-Fahrer auszubauen, was? Die Stadtwerke in Remscheid machen es vor! Wie ich gesehen habe, gibt es in der Wagenhalle regelmäßig eine Rollatorparty. Dort können rüstige Rentner mit Rollator durch einen Parcours flitzen und fiese Stolperfallen überwinden, um in den Bus zu kommen. Gute Idee!
17. Migration, Religion, Wohnsituation
Die Remscheider Bevölkerung ist kulturell sehr vielfältig. Die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen im Jahr 2011 rund 86 Prozent aller Bürger. Knapp 30 Prozent der Remscheider haben einen Migrationshintergrund. Der Großteil davon lebt bereits 20 Jahre und länger in der Stadt und wurde früher begrüßt mit den Worten „Fremder, kommst du nach Remscheid, so bringe eine Portion Selbstbewusstsein mit, dazu viel Beharrlichkeit, zünftige Wanderschuhe und einen Regenschirm.“
Die meisten Remscheider gehören einer christlichen Religion an. Rund 40 Prozent sind evangelisch und 23 Prozent katholisch. Ebenso leben 40 Prozent aller Remscheider in Singlehaushalten, knapp die Hälfte der Bürger ist wiederum den Bund der Ehe eingegangen – acht Prozent haben ihn wieder aufgekündigt und leben geschieden.
18. Remscheider Wetter
Wohl über kaum etwas wird in der Stadt so oft gesprochen (und geflucht) wie über das Remscheider Wetter. Kein Wunder: Es kann oft kalt und regnerisch sein. Nicht umsonst entstand der alte Spruch „In Remscheid kommt, wer etwas auf sich hält, schon mit dem Regenschirm zur Welt“. Rund 15 Regentage pro Monat (also etwa jeder zweite Tag!) machen Remscheid zu einer der regenreichsten Städte des Landes. Auch bei der Sonnenscheindauer liegt Remscheid gemeinsam mit Paderborn mit nur 1510 Stunden im Jahr auf dem letzten Platz unter 80 Großstädten in Deutschland. Im Vergleich kommen Augsburg und München auf 1840 Stunden. Bei der Regenmenge liegt Remscheid mit 1300 Litern pro Quadratmeter tatsächlich auf dem ersten Platz, in Magdeburg sind es zum Vergleich nur 560 Liter im Jahr. In der Gesamtauswertung hat Remscheid daher das schlechteste Klima aller 80 größten Städte Deutschlands. Vielleicht gibt es ja eine Verbindung zwischen dem regenreichen Wetter und der Remscheider Mentalität des Meckerns und Motzens? Nur so eine Vermutung …
19. Remscheider Wasser
Für irgendwas muss der viele Regen ja gut sein: Das Remscheider (Leitungs-)Wasser gilt als besonders hochwertig und kann frisch aus dem Hahn genutzt werden. Es weist gute Wasserwerte auf, und durch die besondere Qualität schmeckt es auch sehr gut. Das Trinkwasser wird hauptsächlich aus der Dhünntalsperre gewonnen, im Durchschnitt verbraucht eine Person 126 Liter täglich.
Dieses ganze Wasser muss natürlich auch irgendwohin abfließen. Hierfür umfasst das Remscheider Kanalnetz eine Länge von rund 590 Kilometern und wird alle ein bis zwei Jahre mittels Hochdruck-Wasserstrahl grundgereinigt. Dabei fällt auch die Wartung und Reinigung von 14.000 Schächten, 11.500 Sinkkästen, 65 Regenbecken und 34 Pumpstationen an.
Jetzt verstehe ich auch, warum mich mein neuer Nachbar so dämlich angeguckt hat, als ich ihn nach seinem Wasseraufbereiter gefragt habe. Den braucht man in Remscheid ja gar nicht.
20. Wald
Die Stadt ist grün: Das städtische Waldgebiet Remscheids umfasst 2.300 Hektar, also rund ein Drittel des gesamten Stadtgebietes. Bei einer Einwohnerzahl von 111.000 Menschen kommen dabei laut Forstamt etwa 41 Bäume auf jeden Einwohner. Obwohl viele Remscheider von der Natur und den Wäldern schwärmen, sind die Zahlen im bundesweiten Vergleich aber nur durchschnittlich. Seit 2013 bietet das Projekt „Wald 2.0“ privaten Investoren und Unternehmen die Möglichkeit, ab einem Mindestbetrag von 500 Euro einen Waldgenossenschaftsanteil zu erwerben und somit ideeller Waldbesitzer zu werden. Der Forstverband übernimmt mit der Stadt Remscheid dabei eine naturgemäße Waldbewirtschaftung und lässt neue Ideen und das Engagement der Anteilseigner einfließen. Das Projekt wurde bereits vor Beginn bei dem „Ideenwettbewerb für Kommunen“ von der NRW.Bank prämiert.
21. Stechpalme
Der „Ilex aquifolium“, besser bekannt als Stechpalme, ist eine typische Pflanze unserer Wälder. Sie kann viele Jahrhunderte alt werden und wurde früher Hülse genannt. Der Name Hülse findet sich in zahlreichen Straßen- und Familiennamen Remscheids. Weil sie sehr hartes Holz hat, war die Hülse ein sehr begehrtes Holz für Hammerstiele und ähnliches. Das brachte sie einst an den Rand der Ausrottung. Die Früchte der Pflanze sind giftig. Aus einer südamerikanischen Art der Hülse wird der dort beliebte Mate-Tee gewonnen. In Nordamerika werden die Stechpalmenarten übrigens „Holly“ genannt.
22. A1
Remscheid liegt an der drittlängsten Autobahn Deutschlands. Die Bundesautobahn A1 führt über 749 Kilometer Länge von der Ostsee bis nach Saarbrücken und hat jeweils drei Ausfahrten in beide Fahrtrichtungen nach Remscheid. Bereits in den 1920er Jahren wurde mit dem ersten Bauabschnitt begonnen. Wegen des Zweiten Weltkriegs wurde erst später weitergebaut, und im Jahr 1961 konnte man schließlich über die A1 von Remscheid bis nach Dortmund fahren. An dieser Autobahn wurde in Remscheid 1963 übrigens auch die erste Selbstbedienungsraststätte Nordrhein-Westfalens erbaut. Der Bau kostete 1,1 Millionen D-Mark. Der erste Gast war ein Christian Hemmes aus Gütersloh.
23. Deutsche Alleenstraße
In Remscheid gibt es nicht nur die Einkaufsmeile Alleestraße, sondern auch die Deutsche Alleenstraße. Eine Allee ist weit mehr als eine Straße mit vielen Bäumen, sie ist ein einzigartiges Natur- und Kulturgut. Diese zu erhalten, hat sich der Deutsche Alleenstraße e. V. zur Aufgabe gemacht. Die Deutsche Alleenstraße erstreckt sich insgesamt auf 2.900 Kilometern und führt auf der Strecke von Dortmund nach Bad Honnef entlang der Schwelmer Straße und Bergisch Born durch Remscheid.
24. Top 3 Buslinien, um Remscheid zu entdecken
Mit dem Bus hat man die Möglichkeit, eine Stadt in Ruhe zu besichtigen und interessante Plätze zu entdecken. Einige Remscheider Buslinien führen entlang der Highlights der Stadt:
1. Linie 675 Hasten (ab/zu Haltestelle Allee-Center)
Dauer der Fahrt: 35 Minuten
Highlights auf der Strecke: Hindenburgstraße, Hasten Stationen der Fahrt: Rathaus, Gertrud-Bäumer-Gymnasium, Stadtpark, Richard-Lindenberg-Platz, Rath, Heidhof, Hochstraße
2. Linie 660 Remscheid – Lüttringhausen
(ab/zu Haltestelle Friederich-Ebert-Platz)
Dauer der Fahrt: 46 Minuten
Highlights auf der Strecke: Lüttringhausen Rathaus, Haddenbach
Stationen: Hauptbahnhof, Haddenbach, Goldenberg, Lüttringhausen Rathaus (hier umsteigen in Gegenrichtung), Tannenhof, Kranerhof, Markt
3. Remscheid bei Nacht – NE13 (ab/zu Haltestelle Willy-Brandt-Platz, Remscheid Hauptbahnhof)
Dauer der Fahrt: 47 Minuten
Stationen: Markt, Rathaus, Reinshagen, Burger Bahnhof, Ehringhausen, Zentralpunkt, Hohenhagen, Fichtenhöhe
25. Seestadt auf dem Berge
Wer Remscheid kennt, wundert sich vermutlich, dass diese bergische Stadt inmitten von grünen Wäldern den Beinamen „Seestadt auf dem Berge“ trägt. Dieser Name entwickelte sich schon vor Beginn der Industrialisierung und spielte auf die zahlreichen Exportgeschäfte der hiesigen Firmen an. Im 18. Jahrhundert pflegte Remscheid bereits transatlantische Handelsbeziehungen und galt weltweit als „Zentrum der Werkzeugindustrie“. Die in Remscheid produzierten Handwerkzeug, wie Feilen, Sägen, Meißel, Bohrer, Zangen und Hobeleisen wurden mit Schiffen bis nach Südamerika exportiert.
26. Remscheid auf hoher See
Im Laufe der Geschichte wurden zahlreiche Schiffe nach der Stadt Remscheid benannt und bewarben so die Werkzeugstadt auf den Weltmeeren.
Während ein Frachtdampfer der Norddeutschen Lloyd Reederei die Werft in Kiel nie verließ und als Teil der Reparationszahlungen an Frankreich überging, machte sich ein zweiter „Remscheid“-Frachter 1928 auf den Weg von Bremen bis nach Yokohama, Japan. Auch ein U-Boot wurde auf den Namen „Remscheid“ getauft und trug auf dem Turm sogar das Remscheider Stadtwappen. Es wurde zu Kriegseinsätzen genutzt und 1943 versenkt. 1955 folgte dann die „MS Remscheid“.
27. Hämmer und Kotten
Remscheids Talgründe waren immer sehr wasserreich, vor der Besiedlung gar sumpfig. Für die Wasserkraftnutzung wurden daher Stauteiche angelegt. Zu jedem Schmiedehammer gehörte ein Stauteich, von dem aus man das Wasser auf ein Wasserrad laufen ließ, um so die Kraft für die Schmiedehämmer zu nutzen. Der Nachteil dieser Bauart war der hohe Wasserverbrauch. Da an einem Stauteich bis zu drei Hämmer lagen, leerten sich die Teiche in trockenen Sommern sehr schnell. Wenn dann noch eine wasserbetriebene Mühle am Teich lag, war die Katastrophe perfekt, da Mühlen in der Erntezeit stets Vorrang hatten und den Hämmern kaum Wasser für die Produktion zur Verfügung stand.
Die Werkstätten der Schmieden werden als Kotten bezeichnet. Dies leitet sich von der ursprünglichen Bezeichnung der Hütte von Bauern ab, den Köttern. Nach und nach bezeichnete man zunächst Behausungen mit Werkstatt als Kotten und schließlich die Werkstätten selbst. Unzählige Hämmer befanden sich an den Bächen und Stauteichen Remscheids, jedoch war nicht jeder Hammer gleich. Die älteste Hammerart ist der Schwanzhammer, er ist mit einem Stahlklotz am Hammerkopf ausgestattet und sehr stabil und robust. Der Selfhammer leitet sich vom „Selbsthammer“ ab, da dieser ohne jegliche Armkraft ausschließlich durch Wasserkraft betrieben wurde. Ein Breithammer breitete den Stahl aus. Die Eisenhämmer bereiteten Roheisen für die weitere Bearbeitung vor, ähnlich wie die Reckhämmer, die Rohstahl in handelsübliche Stücke zerschlugen. Die Raffinierhämmer bereiteten durch das Schmieden mehrerer Stahlschichten einen besonders biegsamen und haltbaren Stahl vor. Der legendäre Damaszenerstahl wurde bis zu tausendmal gefaltet und geschmiedet.
28. Entstehung der Eisenindustrie
Die Remscheider Eisen- und Werkzeugindustrie reicht bis in das Mittelalter zurück. Begünstigt wurde die Industrieentwicklung durch das Eisenerzaufkommen und die Wälder, die Holz und Holzkohle für die Schmieden lieferten. Schon früh wurde Stahl in Schmelz- und später in Hochöfen geschmolzen und verarbeitet. Als die Rohstoffaufkommen nicht mehr wirtschaftlich waren, beschränkte man sich auf die Veredelung von Roheisen und produzierte Raffinierstahl. Noch bis ins 20. Jahrhundert wurde in Remscheid mit Hämmern und Schleifkotten der Stahl bearbeitet. Später dann mit Dampfmaschinen und mit Elektrizität. Durch die historische Entwicklung sind viele mittelständische Unternehmen der Werkzeugherstellung, die einst an den Hämmern anfingen, noch heute in Remscheid angesiedelt. Einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz weisen Remscheider Unternehmen nach wie vor durch ihre Innovationskraft aus.
Der Streit zwischen Remscheid und Solingen um die älteste Industrie entbrennt immer wieder und geht quasi zurück bis auf „Adam und Eva“. Die Solinger Schwertschmiede behaupten, dass das Schwert des Erzengels Gabriel schon den Namen „Solingen“ auf der Klinge trug. Die Remscheider halten dagegen und beanspruchen für sich, den Stempel auf das Schwert gesetzt zu haben.
29. Werkzeugindustrie heute
Bis heute sind zahlreiche weltweit erfolgreiche Werkzeugunternehmen in Remscheid beheimatet, wie die GEDORE Werkzeugfabrik, das Hazet-Werk Hermann Zerver, „Kirschen Werkzeuge“ der Wilhelm Schmitt Comp., August Blecher sowie Bollmann Grip. Vertreten werden sie vom Deutschen Fachverband der Werkzeugindustrie, der seinen Sitz ebenfalls in Remscheid hat. Die Forschungsgemeinschaft Werkzeuge und Werkstoffe e. V. (FGW) in Remscheid fungiert als Schnittstelle zwischen der universitären Forschung und dem anwendungsorientierten Bedarf der Werkzeug-, Schneidwaren- und Besteckindustrie. Seit über 50 Jahren werden dort nicht nur neue Werkzeuge entwickelt, das Institut prüft auch Produkte und vergibt das weltweit bekannte „GS-Gütesiegel“, das man auf vielen Produkten sieht.
30. Unternehmensstandort
Die Metall- und Werkzeugindustrie machte Remscheid als Produktionsstandort weltbekannt. Heute sind noch 44 Prozent der Betriebe im produzierenden Gewerbe tätig, 56 Prozent im Dienstleistungssektor. Viele bekannte Großunternehmen, aber auch kleinere, spezialisierte Firmen haben sich in Remscheid niedergelassen und ergeben das Bild eines innovativen und erfolgreichen Wirtschaftsstandortes. Ende 2014 wurden fast 6.000 Unternehmen verschiedenster Rechtsformen in Remscheid gezählt mit einer Exportquote von 53 Prozent.
31. Arbeitgeberverband
Im Jahr 1890 gründete sich in Remscheid der Bergische Fabrikantenverein, der als Grundstein des heutigen „Arbeitgeberverband der Eisen- und Metallindustrie von Remscheid und Umgebung e. V.“ gilt. Dieser gründete seit 1919 gemeinsam mit der Bergischen Industrie- und Handelskammer eine Gemeinschaftslehrwerkstatt, das heutige Berufsbildungszentrum (BZI), das Betriebsarztzentrum in Remscheid und die Arbeit Remscheid gGmbH. Heute ist der Arbeitgeberverband ein Zusammenschluss zahlreicher Industrieunternehmen aus Remscheid und Umgebung, die überwiegend in der Eisen- und Elektroindustrie tätig sind. Gemeinsam werden die Interessen der Mitglieder gewahrt und gefördert, die Arbeitsbedingungen geregelt, die Erhaltung der Arbeitszufriedenheit und ein solidarischer Zusammenhalt gefördert.
32. Wirtschaftsjunioren
Die Wirtschaftsjunioren Remscheid bilden seit 1951 einen Zusammenschluss von jungen Remscheider Führungskräften und Unternehmern aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen mit dem Ziel, die Interessen junger Unternehmer überparteilich zu vertreten. Mit innovativen Ideen und Projekten bringen sie sich für ökonomische und gesellschaftliche Themen ein. Mitglied kann jeder werden, der das 35. Lebensjahr noch nicht vollendet hat und Geschäftsführer oder Führungsperson eines Unternehmens ist. Unter dem Motto „Wir tun was“ setzen sich die Wirtschaftsjunioren in verschiedenen Gesellschaftsbereichen ehrenamtlich ein. Eines der Projekte ist „Wirtschaft Erleben“, bei dem Remscheider Unternehmen bei einem Tag der offenen Tür interessierten Bürgern Einblicke in die Produktion liefern. Mit dem Projekt „Wortschatz“ möchten die kurz „Wijus“ genannten Mitglieder speziell Kinder mit Migrationshintergrund sprachlich fördern und ihnen den Einstieg in die Berufswelt erleichtern.
33. Junge Gründer
Remscheid ist seit jeher bekannt für große Firmennamen, Produzenten und Erfinder. Die Zahl der Gewerbeneuanmeldungen ist jedoch stetig zurückgegangen, und das zu einer Zeit, in der die „Startup-Welle“ weltweit für Aufruhr sorgt. Das soll sich ändern: Im Jahr 2015 wurde das Projekt „Gründerschmiede“ ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit erfolgreichen jungen Gründern soll eine Infrastruktur und ein Netzwerk geboten werden, das zum Gründen einlädt. Mit Beratung und Know-How sollen Remscheider motiviert werden, in ihrer Stadt eigene Unternehmen zu gründen. Neben zahlreichen Netzwerkveranstaltungen werden unter anderem Beratungs- und Kursangebote sowie Coworking-Arbeitsplätze gestellt.
Na, denke ich mir, dann wird es ja nicht mehr lange dauern, bis ein Remscheider Start-Up zum nächsten großen Weltkonzern wird. Ich überlege auch schon länger, ein Unternehmen zu gründen. Ideen schwirren mir da genug durch den Kopf. Eine hybride Partnervermittlung für Mittvierziger vielleicht? Oder etwas mit Bestattungen? Ein schickes Netzwerk, in dem ich Brieffreundschaften mit Menschen aus der ganzen Welt schließen kann? So könnte doch auch der Kontakt zu den mit Remscheid verbundenen Städten verbessert werden. Ich muss da nochmal drauf rumkauen.
34. Ashington
Zu den ältesten Partnerschaften zwischen deutschen und britischen Städten zählt die freundschaftliche Beziehung zwischen Remscheid und den Gemeinden Ashington und New-Begginby-the-Sea. Im Jahr 2004 wurden Vertreter Remscheids sogar als Gäste zum Staatsbesuch der Königin Elizabeth II. in Nordrhein-Westfalen geladen. Als Hauptregion des britischen Bergbaus wurde der „District Wansbeck“ mit den Gemeinden Ashington und New-Beggin-by-the-Sea bekannt. Seit Mitte der 1980er Jahre wird an einem neuen Image als touristisch attraktive Region gefeilt, da der Bergbau nach und nach eingestellt wurde.
35. Kirşehir
In Remscheid leben rund 2.000 Menschen, deren Familien aus dem türkischen Kirşehir und Umgebung stammen. Im Jahr 2014 wurde eine Städtepartnerschaft zwischen beiden Städten beschlossen.
Die anatolische Stadt Kirşehir liegt mitten im Herzen der Türkei. Kirşehir kann auf eine Jahrtausende umfassende Siedlungstradition zurückblicken. Bereits um 3.500 v. Chr. sind erste Siedlungen nachgewiesen. Heute hat die schnell wachsende Stadt knapp 120.000 Einwohner.
36. Mragowo
Seit 1954 besteht die Patenschaft Remscheids zum polnischen Kreis Mragowo (Sensburg). Im Jahr 2015 wurde die offizielle Partnerschaft mit dem polnischen Landkreis besiegelt. Mragowo liegt in der Woiwodschaft Ermland-Masuren am Rand der Masurischen Seenplatte. Der Kreis zählt über 22.000 Einwohner auf 14,80 Quadratkilometern. In dem ehemals preußischen Gebiet lässt sich noch viel deutsche Geschichte erfahren. Sehenswert ist die gut erhaltene Altstadt mit Kirchen aus dem 18. und 19. Jahrhundert sowie das Rathaus von 1825.
37. Pirna
Eine innerdeutsche Städtepartnerschaft pflegt Remscheid seit 1990 zu der sächsischen Stadt Pirna. Pirna wird als das „Tor zur sächsischen Schweiz“ bezeichnet und zählt etwa 50.000 Einwohner. Besonders sehenswert sind dort die Denkmäler aus der Zeit der Spätgotik, der Renaissance und des Barock. Der Verein „Partnerschaftskomitee Remscheid-Pirna“ sorgt für den kulturellen Austausch zwischen den Städten.
38. Presov
Im Jahr 1989 wurde die Städtepartnerschaft zwischen Remscheid und Presov begründet. Für die Pflege der freundschaftlichen Verbundenheit ist 2003 der Partnerschaftsverein Remscheid-Presov e. V. entstanden. Ziel des Vereins ist es, neben den organisierten Jugendaustauschen und offiziellen Besuchen, die Verbindungen zwischen den Bürgern der Städte zu beleben. Presov mit 70.000 Einwohnern liegt in der Ostslowakei. Bekannt ist die Stadt für ihre Nahrungsmittel- und Konfektionsindustrie. Presov ist nicht nur Bischofssitz, sondern hat auch ein starkes Kultur- und Bildungszentrum mit vielen Theatern, Museen und Galerien.
39. Quimper
Die Städtepartnerschaft zu Quimper besteht seit 1971 und wird besonders durch den Verein „Städtepartnerschaft Remscheid-Quimper“ mit regelmäßigen Besuchen und Austauschen gepflegt. Quimper ist eine Stadt in der französischen Bretagne und hat etwa 63.000 Einwohner sowie eine Fläche von 84,45 Quadratkilometern. Berühmt ist Quimper für die Porzellan-Manufaktur mit handwerklich gefertigten Fayencen.
Das erinnert mich an meinen Schüleraustausch damals. Mein holländischer Gastvater war ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass die Niederländer mehr als nur Wohnwagenfanatiker sind. Manche Wörter scheinen, jedenfalls meinen ersten Recherchen nach, dem Remscheider Platt nicht so unähnlich zu sein. Ach ja, die Schulzeit …
40. Remscheider Schulen
Die Remscheider Schullandschaft besteht aus insgesamt rund 40 städtischen sowie weiteren privaten Schulen. Neben 17 Grundschulen ist die Stadt Remscheid Träger von drei Hauptschulen, zwei Realschulen, einer Sekundarschule, zwei Gesamtschulen, vier Gymnasien sowie drei Berufskollegs und einem Weiterbildungskolleg. Viele Remscheider Schulen wurden nach Berühmtheiten benannt, doch was steckt eigentlich hinter AVH, GBG oder RöGy? Kennen Sie die Persönlichkeiten hinter den zehn Schulnamen auf der folgenden Seite?
1) Der Remscheider Karl Kind (Städtische Förderschule Karl-Kind) setzte sich für die Lebensbedingungen von Arbeitern, sozial Schwachen und für die Schulpolitik ein.
2) Hilda Heinemann (Hilda-Heinemann-Schule) setzte sich als Frau des dritten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland für Frauenrechte und für die Eingliederung ins Arbeitsleben ein.
3) Alexander von Humboldt (Alexander-von-Humboldt-Schule, kurz AVH) war zu seiner Zeit ein bedeutender Wissenschaftler und setzte sich zudem für humanitäre und soziale Ziele ein.
4) Albert Einstein (Albert-Einstein-Schule, kurz AES) gilt dank der Entdeckung der Relativitätstheorie als einer der bedeutendsten Physiker aller Zeiten.
5) Sophie Scholl (Sophie-Scholl-Gesamtschule) schloss sich der Widerstandsbewegung gegen das Hitler-Regime an. Sie druckte und verteilte Flugblätter gegen die Nazis und deren Verbrechen.
6) Ernst Moritz Arndt (Ernst Moritz-Arndt-Gymnasium, kurz EMA) war deutscher Schriftsteller, Historiker, Freiheitskämpfer und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung.
7) Gertrud Bäumer (Gertrud-Bäumer-Gymnasium, kurz GBG) war eine deutsche Frauenrechtlerin und Politikerin.
8) Gottfried Wilhelm Leibniz (Leibniz-Gymnasium) war deutscher Philosoph, Mathematiker, Diplomat, Historiker und politischer Berater der frühen Aufklärung.
9) Wilhelm Conrad Röntgen (Röntgen-Gymnasium, kurz RöGy) wurde in Lennep geboren. Er war ein deutscher Physiker und entdeckte 1895 die nach ihm benannten Röntgenstrahlen.
10) Dr. Walther Hartmann (Gemeinschaftsgrundschule Walther Hartmann) war Oberbürgermeister der Stadt Remscheid.
41. Sportstätten
In Remscheid finden viele Sportarten und Vereine ein Zuhause. Für große Sportveranstaltungen stehen die Stadien am Reinshagen und in Lennep zur Verfügung. Zudem gibt es sechs Großsporthallen, sechzehn Sportplätze und über 40 Turn- und Sporthallen sowie Tennishallen und -plätze, Bogenschießanlagen, Skateranlagen, Reitplätze und einen Mehrgenerationen-Fitness-Park. Auch für den Behindertensport gibt es zahlreiche Angebote und Wettbewerbe. Große Sportveranstaltungen mit überregionaler Strahlkraft sind der Röntgenlauf, die Remscheider Reitertage, das Radrennen rund um Lüttringhausen und das große Fußballturnier am Hackenberg zu Pfingsten.
42. Lauf- und Nordic-Walking-Park
In Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Sport und Freizeit der Stadt Remscheid entwickelte der Röntgen-Sport-Club Remscheid eine „Sportarena“, die Remscheid, Lüttringhausen und Lennep miteinander verbindet. 2008 wurde diese offiziell eröffnet und schildert seitdem verschiedene Streckenabschnitte für Läufer und Nordic-Walker aus. Von Kurzstrecken zwischen drei und sechs Kilometern hin zu Langstrecken von acht bis 22 Kilometern gibt es verschiedene Wege für Anfänger und Fortgeschrittene. Auf teils asphaltierten Wegen oder Waldböden lässt sich die Landschaft zwischen Bächen, Wäldern und Bergen erkunden. Streckentafeln sind vor dem Mercure Hotel am Jägerwald, Hotel Restaurant Kromberg in Lüttringhausen, Hotel Berliner Hof in Lennep und vor dem MK Hotel am Hauptbahnhof zu finden.
43. Fallschirmspringen
Seit 1971 gibt es in Remscheid einen Fallschirmspringer-Club, der neben dem klassischen Fallschirmspringen auch außerordentliche Veranstaltungen wie das Nachtzielspringen oder Wasserzielspringen veranstaltete. Zahlreiche Deutsche Meisterschaften gewannen Mitglieder des Clubs und wurden auch Vize-Weltcup-Meister in den USA. Im Jahr 2001 stellte der Club das erste Vierer-Frauennationalteam Deutschlands.
Wer möchte, kann sich bei einem Tandemsprung mit einem erfahrenen Fallschirmspringer auf 4000 Metern Höhe aus einem Flugzeug fallen lassen und mit 200 Stundenkilometern in 50 Sekunden freiem Fall auf die Erde zurasen – bis sich der Fallschirm öffnet und man entspannt gleitet. Auch eine Lizenzausbildung zum Fallschirmspringer lässt sich bei dem Verein absolvieren.
44. Geocaching
Es gibt viele Möglichkeiten Remscheids Natur zu entdecken. Neben klassischen Wander- und Radtouren zum Beispiel auf moderne Weise beim Geocaching. Über die Plattform geocaching. com gilt es in Remscheid mehr als 2.400 offizielle Caches zu entdecken. Wer kein GPS-Gerät besitzt, kann diese auch mit einem Smartphone aufsuchen. Die Caches haben unterschiedliche Schwierigkeitsstufen und müssen beispielsweise in Steinmauern oder rund um Bäume gesucht werden. Dabei gilt es für die Sucher – auch Cacher genannt – Rätsel zu lösen. Man munkelt, es gäbe in Remscheids Wäldern einen Cache der höchsten Schwierigkeitsstufe. Um den Cache zu finden, brauche man eine Ausrüstung um auf Bäume zu klettern. Nachdem man sich von Baum zu Baum gehangelt habe, finde man zur Belohnung in einer Baumkrone einen Kühlschrank, aus dem man sich ein Bier nehmen könne. Mittlerweile werden in Remscheid auch geführte Geocaching-Touren angeboten, die besonders an Kindergeburtstagen beliebt sind.
45. Trendsportarten
Neben den klassischen Sportarten halten auch neuere, sogenannte „Trendsportarten“ in Remscheid Einzug. Die „Funbox“ lädt zum Skateborden, BMX-Fahren und Inline-Skaten ein. Besonders in den Wintermonaten wird die Halle von bis zu 150 Sportlern am Tag genutzt, darunter Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Die Halle ist mit mobilen Rampen sowie einem besonders „rollfähigen“ Boden ausgestattet. Neben der Funbox stehen den Skatern eine Anlage auf dem Parkplatz des Reinshagener Stadions und eine Halfpipe im Lenneper Bachtal zur Verfügung. Für eine Parkour-Sportanlage in der Nähe des Remscheider Hauptbahnhofes setzte sich der Jugendrat mit einigen Parkour-Sportlern ein. Unterstützt von der Stadt, Vereinen und Unternehmen wurde der Park im Jahr 2015 realisiert. Die Trendsportart verbindet Hindernislauf, Akrobatik und Kraftsport, indem man unterschiedliche Hindernisse auf dem schnellsten und direktesten Weg zu überwinden versucht.
46. Fahrradtour „Rund um Remscheid“
Neben zahlreichen Wanderwegen kann man Remscheid und Umgebung wunderbar auf dem Fahrrad entdecken.
„Rund um Remscheid“
Dauer der Fahrt: etwa 3,5 Stunden
Länge der Strecke: 35 Kilometer
Beschaffenheit der Strecke:
Größtenteils Bahntrasse von Lennep bis Müngsten, an Schloss Burg kann man die Seilbahn mit Fahrradtransport bergauf nutzen und die Wupper mit der Schwebefähre überqueren Highlights der Strecke: Brückenpark mit Müngstener Brücke, Schloss Burg, Lenneper Altstadt
47. Top 5 Joggingrunden
Remscheid bietet besondere Strecken für Läufer, Jogger und Nordic Walker. Ob über befestigte neu angelegte Strecken oder mitten durchs Grüne – es ist für jeden was dabei. Hier die Top 5 Strecken:
1. Eschbachtalsperre: „Der Klassiker“
Startpunkt: Wanderparkplatz am Hotel oberhalb der Eschbachtalsperre
Länge der Strecke: 6,2 Kilometer Steigung: etwa 187 Höhenmeter
Beschaffenheit der Strecke: gut begehbare Waldwege Highlight: Talsperre
2. Werkzeugtrasse
Startpunkt: Parkplatz am Hasten (Königstraße 203, 42853 Remscheid) oder Remscheid Hauptbahnhof Länge der Strecke: 8,6 Kilometer (einfacher Weg 4,3 Kilometer) Steigung: etwa 50 Höhenmeter
Beschaffenheit der Strecke: asphaltiert
Highlight: Präsentation der Remscheider (Werkzeug-)Industrie
3. Reinshagen (Rundwanderweg A9)
Startpunkt: Sporthalle West (Wallburgstraße 25, 42857 Remscheid)
Länge der Strecke: etwa 4,9 Kilometer
Steigung: etwa 177 Höhenmeter
Beschaffenheit der Strecke: gut begehbare Waldwege Highlight: Müngstener Brücke
4. Grund (Rundwanderweg A3)
Startpunkt: Wanderparkplatz Grund
Länge der Strecke: etwa 6,7 Kilometer
Steigung: etwa 201 Höhenmeter
Beschaffenheit der Strecke: gut begehbare Waldwege, teils asphaltiert
Highlight: historische Fachwerkhäuser
5. Lenneper Stadtwald (Rundwanderweg A3)
Startpunkt: Wanderparkplatz Lenneper Stadtwald Länge der Strecke: etwa 5,3 Kilometer
Steigung: etwa 119 Höhenmeter
Beschaffenheit der Strecke: gut begehbare Waldwege, teils asphaltiert
Highlight: Panzertalsperre
Rausgehen, die Natur genießen und den Kopf frei bekommen. Das ist genau mein Ding! Also … außer natürlich, es ist zu kalt, zu warm oder es regnet. Bei meinen Recherchen habe ich mich übrigens vom Sauerländischen Gebirgsverein inspirieren lassen. Viele weitere Routen, Tipps und Treffs finden sich im Internet.
48. Medien und Presse
Die kleine Großstadt Remscheid beheimatet zahlreiche regionale Medieninstitutionen. Unter den regionalen Tageszeitungen sind der Remscheider General-Anzeiger und die Bergische Morgenpost die auflagenstärksten in der Stadt. Radio RSG sitzt zwar in Solingen, ist aber der lokale Radiosender für die Städte Remscheid und Solingen. Seit 2010 hat Remscheid mit „rs1.tv“ sogar einen eigenen Online-Fernsehsender, seit 2014 mit „ENGELBERT“ ein Hochglanzmagazin. So kann man sich auf den verschiedensten Kanälen über das Remscheider Stadtleben informieren.
49. Touristische Highlights
In Remscheid gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. In der Innenstadt findet man das historische Rathaus und die imposante Löwenstatue, die Sternwarte mit angrenzendem Stadtpark ist fußläufig zu erreichen. Am Hasten findet man das historische Zentrum mit dem Haus Cleff, das als eines der schönsten Häuser des Bergischen Landes gilt. In Müngsten kann man die höchste Eisenbahnbrücke Europas bestaunen und die Aussicht auf das Tal von den Diederichstempeln aus genießen.
Die Eschbachtalsperre und Panzertalsperre sind die ersten Trinkwassertalsperren Deutschlands und liegen in naturgeschützten Waldgebieten mit Wander- und Spazierrouten. Die historischen Altstädte von Lennep und Lüttringhausen mit ihren schönen Kirchen und verwinkelten Gassen lassen einen in eine andere Zeit eintauchen. Über 600 Denkmäler sind zudem in Remscheid verzeichnet.
Was? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das sind doch wieder so Infos, die irgendwelche Werbefuzzis in neumodernen Agenturen zusammengoogeln, oder? Das wollen wir doch mal sehen: Ich werde die Plätze einfach alle selber bereisen und mir das mal ganz in Ruhe anschauen.