Читать книгу 1. Statistisches Jahrbuch zur gesundheitsfachberuflichen Lage in Deutschland 2018/2019 - Группа авторов - Страница 11
Оглавление5.1 Orthopädietechnik
Der Berufsgrad des Orthopädietechnikers kann über eine dreijährige anerkannte Ausbildung im Handwerk erfolgen. Ziel der Ausbildung ist das Erlernen von fachgerechten Diagnosen, die Fertigung und Anpassung von Schienen, Bandagen, Einlagen und Prothesen sowie die Montage von Rollstühlen oder Gehhilfen. Die Ausbildung erfolgt dual im Ausbildungsbetrieb und einer Berufsschule und wird in einem der drei Schwerpunkte Prothetik1, individuelle Orthetik2 oder individuelle Rehabilitationstechnik absolviert. Im Jahr 2017 befinden sich 1.554 angehende Orthopädietechniker in der Ausbildung, wobei 602 neue Ausbildungsverträge geschlossen wurden. Dies sind fast 100 neue Auszubildende mehr als Gesellenprüfungen erfolgreich abgeschlossen wurden.
Aufbauend auf einer abgeschlossenen Berufsausbildung kann ein Bachelorstudium der technischen Orthopädie erfolgen. Dort werden natur- und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen vermittelt, die in späteren Semestern auf die Orthopädietechnik angewendet werden. Außerdem erhält der Studierende grundlegendes Wissen im Bereich Betriebswirtschaft und Gesundheitswesen.
Wird von Beginn an ein Hochschulabschluss angestrebt, so bietet ein vierjähriges duales Studium eine Kombination aus Ausbildung zum Orthopädietechniker und Studium. Dafür wird i.d.R. die Fachhochschulreife benötigt. Das Studium richtet sich v.a. an Interessierte an Forschung und Entwicklung.
Möchte sich ein Orthopädietechniker selbstständig machen, so sollte eine Ausbildung zum Meister erfolgen. Diese erfolgt nach der bestandenen Gesellenprüfung in den vier Bereichen Praxis, Theorie, BWL und Berufs- und Arbeitspädagogik. 2015 konnten 125 Orthopädietechniker ihre Meisterprüfung erfolgreich bestehen.
Nach Abschluss der Berufsausbildungen können Fortbildungen bei Schulen, Fachverbänden oder Herstellern die eigenen Kenntnisse und Fertigkeiten erweitern.
5.1.1 Medizintechnik
Wurde bereits eine Ausbildung abgeschlossen, ist eine zweijährige Weiterbildung zum Medizintechniker möglich. Dabei stehen der Umgang mit medizinischen Geräten sowie deren Montage und die Analyse von Störungen im Mittelpunkt. Die Weiterbildung findet in Fachschulen statt und kann auch berufsbegleitend stattfinden.
5.1.2 Rehatechnik
Eine andere Weiterbildungsmöglichkeit ist der Fachmann/die Fachfrau für Rehatechnik und Sanitätshauswaren. Dabei wird das eigene Fachwissen aktualisiert und über neue Entwicklungen informiert. Es ist auch ein Studium im Bereich Orthopädie- und Rehatechnik möglich.
5.1.3 Homecare
Eine Weiterbildung zum Medizinprodukteberater bietet die Möglichkeit in einem Homecare Unternehmen zu arbeiten. Zum Ausbau der fachlichen Fertigkeiten können darauf aufbauend therapiespezifische Fachweiterbildungen erfolgen, beispielsweise in den Bereichen Wundexperte oder Pflegeexperte. Diese werden durch staatlich anerkannte Weiterbildungseinrichtungen oder von den Homecare Einrichtungen selbst angeboten und können – je nach Umfang - berufsbegleitend oder im Vollzeitstudium erfolgen.
5.2 Orthopädieschuhtechnik
Orthopädieschuhmacher ist ein Ausbildungsberuf, dessen Ausbildungsdauer 3,5 Jahre beträgt. Die Lehrinhalte umfassen die Untersuchung von Patienten, die Anfertigung von Schablonen, die Herstellung orthopädischer Hilfsmittel, sowie die Anpassung und Reparatur von Schuhen und Prothesen. Die Ausbildung wird durch das Bestehen einer zweiteiligen Gesellenprüfung abgeschlossen. 2015 konnten 254 Auszubildende diese Prüfung erfolgreich bestehen. Durch den Abschluss von 350 Neuverträgen befinden sich 1.080 angehende Orthopädieschuhmacher 2015 in der Lehre.
Die Weiterbildung zum Meister an einer Meisterschule ist möglich und dauert 6 Monate. Diese konnte im Jahr 2015 von 69 Orthopädieschuhmachern mit Erfolg absolviert werden.
Neben der Ausbildung kann auch ein Bachelorstudium, z.B. der Technische Orthopädie, zum Orthopädieschuhmacher qualifizieren. Dabei werden neben der Schuhtechnik auch Grundlagen in den Naturwissenschaften, der Betriebswirtschaftslehre und im Gesundheitswesen vermittelt. Dieses Studium ermöglicht auch einen Berufseinstieg im Bereich Orthopädietechnik.
Auch ein duales Studium, z.B. der technischen Orthopädie, ist möglich. Das 4-jährige duale Studium bietet eine Kombination aus Studium und Ausbildung in einem Betrieb.
Einem Orthopädieschuhmacher stehen verschiedene Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung, an welchen auch berufsbegleitend teilgenommen werden kann. Diese werden von Bildungszentren, Vereinen oder Verbänden organisiert. Inhalt solcher Fort- und Weiterbildungen können neue Entwicklungen, Erprobung neuer Arbeitstechniken oder die Vertiefung von Fachwissen sein.
5.3 Hörakustiker
Die Qualifikation zum Hörakustiker erfolgt durch eine dreijährige duale Ausbildung im Handwerk, welche durch die Hörakustikerausbildungsverordnung geregelt wird. Dabei werden Fertigkeiten in der Kundenbetreuung, im technischen Handwerk und in Hörtests vermittelt. Im Jahr 2015 befinden sich 3.298 angehende Hörakustiker in der Lehre, wobei 1.148 Neuverträge geschlossen wurden. Im gleichen Jahr konnten 791 Hörakustiker ihre Gesellenprüfung erfolgreich absolvieren.
Nach der bestandenen Prüfung ist eine Weiterbildung zum Meister möglich, welche in verschiedenen Formen angeboten wird. In der klassischen Form wird ein elfmonatiges Vollzeit-Studium absolviert. Der Meisterabschluss qualifiziert einen Hörakustiker, einen eigenständigen Betrieb zu führen. 2015 konnten 470 Studierende die Meisterprüfung erfolgreich abschließen. Nach der vollendeten Ausbildung kann ein Bachelorstudium der Hörakustik absolviert werden. Das 3-jährige Studium vermittelt wissenschaftliche, technische und biologische Grundlagen. Im Labor und in Praktika wird der in der Ausbildung bereits hergestellte Praxisbezug vertieft und an Forschungsprojekten gearbeitet. Auch der erfolgreiche Abschluss des Studium berechtigt zur Selbstständigkeit.
Neben dem Studium und der Meisterprüfung sind auch verschiedene Zusatzausbildungen z.B. zum Audiotherapeuten oder Implantat-Spezialisten möglich. Diese werden meist berufsbegleitend ausgeführt und ermöglichen den Einsatz in speziellen Tätigkeitsfeldern wie beispielsweise die Hörgeräteversorgung von Kindern.
5.4 Augenoptiker
Augenoptiker/in ist ein dualer Ausbildungsberuf im Handwerk, dessen Ausbildungsdauer drei Jahre beträgt. Dabei werden vor allem Fertigkeiten im Kundenkontakt und im technischen Handwerk, wie die Anfertigung und Reparatur von Sehhilfen, vermittelt. Die Ausbildung wird durch eine Gesellenprüfung mit praktischem und fachtheoretischem Teil abgeschlossen. Diese konnten 413 Augenoptiker-Lehrlinge im Jahr 2015 bestehen. Durch den Abschluss von 2.723 Neuverträgen beträgt die Anzahl der Auszubildenden im selben Jahr 6.845.
Danach kann eine Weiterbildung zum Augenoptikermeister erfolgen, welche zwischen neun Monaten und zwei Jahren dauert. Die Ausbildungsdauer ist davon abhängig, ob die Weiterbildung in Voll- oder Teilzeit erfolgt. Im Mittelpunkt der Meisterkurse stehen die Augenglasbestimmung und Anpassung von Sehhilfen und Kontaktlinsen. 2015 erreichten 587 Augenoptiker den Meisterabschluss. Dieser ist Pflicht für selbstständige Augenoptiker sowie Filialleiter in einem Optikerbetrieb.
Neben der Ausbildung kann auch ein Bachelorstudium der Optometrie/Augenoptik zum Optiker qualifizieren. Im Gegensatz zu den Hörakustikern wird hier nicht an jeder Fachhochschule eine vorangegangene Berufsausbildung vorausgesetzt. Das meist sieben Semester andauernde Studium lehrt die Ursachen von Sehproblemen, das Messen von Sehleistungen, den Umgang mit entsprechenden Geräten und vermittelt Grundlagen in der Anatomie, Physiologie und Pharmakologie3. Nach Abschluss des Studiums sind Berufe in der augenoptischen Industrie, der Aus- und Weiterbildung, sowie in Kliniken und Forschungseinrichtungen möglich.
Nach einer abgeschlossenen Ausbildung kann eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Augenoptiker stattfinden. Diese dauert zwei Jahre in Vollzeit und wird durch eine staatliche Abschlussprüfung abgeschlossen. Die Weiterbildung qualifiziert u.a. zu leitenden Positionen im Bereich Entwicklung, Produktion und Verkauf.
Zusätzlich gibt es verschiedene Spezialisierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Augenoptiker. Spezialisierungen können beispielsweise in den Bereichen Kontaktlinsen, Sportbrillen oder im Umgang mit speziellen Sehbehinderungen erfolgen. Fortbildungen informieren über neue Entwicklungen in der Technik und Mode.
5.5 Vergleich der Ausbildungszahlen
Im Bereich der Hilfsmittelberufe sind die Anzahl der Auszubildenden sowie die damit zusammenhängende Anzahl der bestandenen Abschlüsse im Jahr 2017 recht unterschiedlich verteilt. Während 2.723 angehende Augenoptiker einen Neuvertrag für ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sind es in der Hörakustik weniger als die Hälfte (1.210). In der Orthopädietechnik und Orthopädieschuhtechnik sind es weniger Neuverträge für Ausbildungen. Diese Verteilung spiegelt auch die generelle Anzahl der Beschäftigten in den Hilfsmittelberufen annähernd wieder.
Übereinstimmend mit den Daten für die Ausbildungs-Neuverträge zeigen auch die Daten der Auszubildenden im Jahr 2017 die folgende Verteilung. Insgesamt sind die Augenoptiker mit 6.845 Lernenden am stärksten vertreten. Danach folgen die Hörakustiker mit 3.298 Auszubildenden. Die Orthopädietechniker und –schuhmacher sind schwächer vertreten mit 1.554 und 1.080 Angestellten in der Lehre. Während unter den Auszubildenden in der Augenoptik und Hörakustik der Anteil der Frauen überwiegt, befinden unter den Auszubildenden in der Orthopädietechnik und Orthopädieschuhtechnik mehr Männer als Frauen.
Die Verteilung der bestandenen Gesellen- und Abschlussprüfungen entspricht im Jahr 2017 annähernd den der der Auszubildenden. Da die meisten Ausbildungen eine Dauer von drei Jahren aufweisen, entspricht der Anteil der Absolventen ungefähr einem Drittel der Anzahl der Auszubildenden. Auffällig ist der im Vergleich geringe Anteil der männlichen Augenoptiker-Absolventen. Generell ist die Anzahl der Abschlüsse im Bereich der Orthopädieschuhtechnik mit 254 eher gering.
Auch bei den bestandenden Meisterprüfungen im Jahr 2017 ergibt sich eine ähnliche Verteilung. Das Verhältnis von Meisterprüfungen zu Gesellenprüfungen in der Orthopädietechnik und Orthopädietechnik liegt bei 14% unter den Frauen und bei einem Drittel unter den Männern. In der Hörakustik und der Augenoptik wird öfter eine Meisterprüfung erfolgreich absolviert. Der Quotient von bestandenen Meisterprüfungen und Abschlussprüfungen liegt unter den Augenoptikern zwischen einem Drittel und 50% und unter den Hörakustikern sogar bei über der Hälfte. Der Grund für die im Vergleich höhere Absolvierung der Meisterprüfung in der Augenoptik und Hörakustik könnte in der durch die bestandene Prüfung erlangte Berechtigung zur Selbstständigkeit liegen.
1 Entwicklung und Herstellung von künstlichen Gliedmaßen.
2 Medizinisches Hilfsmittel zur Unterstützung und Stabilisierung von Gliedmaßen oder des Rumpfes.
3 Lehre der Stoffwechselwirkung von Arzneimitteln.