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Das gestörte Gleichgewicht
Der Weltenbaum wird gestürzt

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Die »Zedern des Libanons« sind sprichwörtlich. Voller Hochachtung spricht die Bibel von diesen immergrünen Nadelbäumen, die in großer Höhe auf kargen, felsigen Böden gedeihen und damals große Teile des Libanongebirges bedeckten. Bis heute ziert der Zedernbaum als ein Symbol des Lebens die Flagge des Staates Libanon.

Die Libanonzeder kann bis zu dreißig Meter hoch, zwei Meter dick und zwei- bis dreitausend Jahre alt werden. In biblischer Zeit hatte der Baum große wirtschaftliche Bedeutung. Sein langer, gerade gewachsener Stamm eignete sich gut zum Bau von Schiffen, Tempeln, Palästen und Pyramiden. König Salomo erhandelte sich das Zedernholz des Libanon für den Bau seines großen Tempels in Jerusalem. Der hohe, majestätische Wuchs, das schöne Holz, der Duft, das immergrüne Kleid und das hohe Alter haben der Zeder den Beinamen »König der Bäume« eingetragen. Sie symbolisiert Stärke, Adel und Würde und steht für die Macht großer Völker und Reiche. In ihrer Bedeutung gleicht die Zeder dem Weltenbaum, von dem die Mythen Mesopotamiens und der indogermanischen Völker erzählen: Sie reicht von den Tiefen des Meeres bis zu den Wolken am Himmel. In ihren Zweigen bauen die Vögel ihre Nester, Menschen und Tiere in großer Zahl wohnen in ihrem Schutz. Kein Baum im Garten Eden kann es aufnehmen mit ihrer Größe und Pracht.

Aber die unvergleichliche Zeder verliert das von Gott gesetzte Maß. Hat sie vergessen, dass auch sie das Schicksal alles geschaffenen Lebens teilt und sterben muss wie alle Bäume? Weil die Zeder sich über alle anderen erhebt, zerstört sie das Gleichgewicht in Gottes Garten. Zypressen und Platanen fühlen sich benachteiligt und beneiden den scheinbar von Gott bevorzugten Baum. Da greift Gott ein. Es ist nicht gut, wenn einer seine guten Wachstumsbedingungen ausnutzt, um größer und prächtiger sein zu wollen als alle anderen. Hochmut kommt vor dem Fall – bei Bäumen und bei Menschen. Wie Adam und Eva nach dem Sündenfall verliert die Zeder ihren Platz in Gottes Garten. (Ezechiël/Hesekiël 31)

Im elften Jahr unserer Verbannung, am 1. Tag des 3. Monats, erging das Wort des HERRN an mich, er sagte: »Du Mensch, sag zum Pharao, dem König von Ägypten, mit seinem ganzen stolzen Heer: ›Wie mächtig du bist! Womit kann ich dich vergleichen?

Du bist wie eine prächtige Zeder auf dem Libanon! Ihre mächtigen Zweige geben reichlich Schatten. Sie ist hoch gewachsen, ihr Wipfel reicht bis in die Wolken.

Das Wasser, das aus der Tiefe kommt, hat sie so groß gemacht; das Meer in der Tiefe der Erde speist die Quellen, die rings um sie aufbrechen und das Feld bewässern. Darum wurde sie größer als alle anderen Bäume und breitete ihre mächtigen Äste weit aus.

Die Vögel bauten in den Zweigen ihre Nester und das Wild warf in ihrem Schutz seine Jungen. Ganze Völker wohnten in ihrem Schatten. Schön war sie und stattlich mit ihrer breiten Krone; denn ihre Wurzeln hatten reichlich Wasser.

Keine andere Zeder war so prächtig wie sie, keine Zypresse und keine Platane hatte so mächtige Äste; nicht einmal die Bäume im Garten Gottes konnten es mit ihr aufnehmen. Ich hatte sie so schön gemacht, dass alle Bäume im Paradies sie beneideten.

Doch nun sagt der HERR, der mächtige Gott: Weil ihre Größe ihr zu Kopf gestiegen und sie überheblich geworden ist, rufe ich einen mächtigen König herbei. Er wird seine Grausamkeit an ihr auslassen; denn ich habe sie verstoßen. Aus der Ferne kommt ein erbarmungsloses Volk und fällt sie. Da liegt sie dann auf den Bergen und die abgeschlagenen Äste füllen die Täler und Schluchten. Die Völker, die in ihrem Schatten gewohnt haben, ergreifen die Flucht. Die Vögel setzen sich achtlos auf den gefällten Stamm und über die Äste läuft das Wild.

Kein Baum, und stehe er noch so nah am Wasser, soll mehr so groß und mächtig werden, seinen Wipfel in die Wolken strecken und sich stolz über andere erheben. Jeder hohe Baum wird gefällt und kommt in die Totenwelt, genauso wie alle Menschen.

Der HERR, der mächtige Gott, sagt: An dem Tag, an dem ich die Riesenzeder in die Totenwelt stürze, trauert das Wasser in der Tiefe der Erde, die Flüsse fließen nicht mehr und die Quellen versiegen. Auch der Libanon trauert, alle Bäume in Feld und Wald verdorren. Wenn ich die Zeder mit gewaltigem Krachen in die Totenwelt hinabstürze, zittern alle Völker vor Angst. Drunten aber freuen sich die Prachtbäume, die Bäume des Libanons und alle mächtigen Bäume, die am Wasser standen, und trösten sich damit, dass auch die große Zeder ihr Schicksal teilt.

Auch alle ihre Helfer, die unter ihrem Schatten gewohnt haben, müssen mit ihr hinunter an den Ort, wo die Erschlagenen sind.

Du prächtige Zeder, wer kann sich an Größe und Herrlichkeit mit dir vergleichen? Und doch musst du mit all den prächtigen Bäumen in die Totenwelt hinunter. Dort liegst du dann in der Tiefe, bei den Erschlagenen und Unbestatteten. So ergeht es dem Pharao und seinem ganzen großen Volk.‹ Das sagt der HERR, der mächtige Gott.«

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