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4 Diskussion und Schlussfolgerungen
ОглавлениеDie Ergebnisse der vorgestellten Untersuchungen zeigen, dass die Bodenbelüftung sowohl die Wurzelentwicklung wie auch die Vitalität im Kronenraum beeinflusst. So dürften Belüftungsstörungen an den Symptomen des so genannten „Eichensterbens“ einen nicht zu unterschätzenden Anteil haben.
Eine plausible Wirkungskette der beobachtbaren Schäden kann wie folgt beschrieben werden: Wenn aerobe Atmung unterhalb einer Sauerstoff-Grenzkonzentration bzw. oberhalb einer CO2-Grenzkonzentration nicht mehr möglich ist, führt eine Verengung der Sauerstoffschleuse Oberboden dazu, dass sich diese Grenze bei gleichem Sauerstoffverbrauch in höhere Bodenschichten verlagert. Besonders die stoffwechselaktiven Feinwurzeln sind gezwungen, sich auf den oberflächennahen Wurzelraum zu konzentrieren, der noch über kurze Diffusionswege an die Atmosphäre angeschlossen ist. Feinwurzeln, die nach dem vertikalen Anstieg der kritischen Sauerstoffschwelle unterhalb dieser Schwelle liegen, sterben ab oder wachsen nicht mehr nach. Das Wurzelsystem der betroffenen Bäume wird flacher. Die tieferen Horizonte können nicht mehr zur Wasser- und Nährstoffversorgung genutzt werden. In Trockenzeiten steigt die Schadensdisposition.
Wenn Belüftungsstörungen über eine verringerte Tiefen erschließung zu erhöhter Sensibilität gegenüber Trockenheit führen, ist der Befund ungünstigerer Kronen zustände bei Eichen, deren Oberböden eine verringerte Gasdurchlässigkeit haben, plausibel: Eichen haben die Fähigkeit zur aktiven Triebabgliederung (Kladoptosis). Die regulär gebildete Verzweigung kann in einem sekundären Selektivierungsprozess abgeändert werden, wenn die Umweltbedingungen dies erfordern (ROLOFF und KLUGMANN 1997). Insbesondere bei Wasserstress werden Triebe hydraulisch separiert und fallen ab. ROLOFF und KLUGMANN (1997) sehen die ökologische Bedeutung der Kladoptosis darin, dass die Stoffwechselaktivität des oberirdischen Sprosses optimiert werden kann, bzw. der durch die veränderten Umweltbedingungen veränderten Wuchspotenz der Wurzel angepasst werden kann. Die Ansprache der Vitalität über den Kronenzustand zeichnet demnach den Trockenstress nach, der auf das reduzierte Wurzelsystem zurückzuführen ist.
Jede Bodenverdichtung, sei es durch Befahrung oder durch das bloße Abstellen von schweren Maschinen, Mulden oder Containern, führt zu Bodenschäden, die zu schweren Schädigungen des Feinwurzelwerkes führen. Durch technische Sanierungsmaßnahmen lassen sich verformte Böden nicht wieder in einen auch nur annähernd natürlichen Zustand bringen, sondern allenfalls bestimmte Funktionen wieder herstellen. So kann die Durchwurzelung durch das Anlegen von Belüftungskorridoren angeregt werden.
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass Beeinträchtigungen der Bodenbelüftung dann besonders schwerwiegend sind, wenn Bäume betroffen sind, deren Wurzeln sich an eine gute Bodenbelüftung angepasst haben. Im Siedlungsbereich wird immer wieder versucht, ältere Bäume in neu anzulegende Spielplätze, Schulhöfe, Park- oder Gartenanlagen zu übernehmen. In der Regel geht mit der Änderung der Nutzung eine Verschlechterung der Bodenbelüftung einher. Gleiches gilt für den Ausbau von Verkehrswegen. So werden beispielsweise beim Radwegebau entlang vorhandener Straßen erhebliche Flächenanteile der an die aktuelle Belüftungssituation angepassten Straßenrandbäume versiegelt und damit große Teile des Belüftungssystems der Bäume zerstört. Die beschriebene Reaktion der Bäume führt dazu, dass schon bald Baumpflegemaßnahmen notwendig sind, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
Bei allen Eingriffen im Umfeld von Bäumen ist darauf zu achten, dass die Gasdurchlässigkeit im Bereich der Baumscheibe erhalten wird, um die Belüftungssituation für die Wurzeln nicht zu verschlechtern. Sind Störungen der Gasdurchlässigkeit unvermeidbar, muss versucht werden, die Schäden über die Anlage von Belüftungskorridoren zu kompensieren. Mögliche technische Maßnahmen zur Belüftung des Wurzelraumes und die Reaktion der Bäume sind beispielsweise bei HEIDGER 2004 zu finden.
Literatur
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Autor
Prof. Dr. Thorsten Gaertig ist Professor für angewandte Bodenkunde und Stadtökologie an der HAWK, Fakultät Ressourcenmanagement.
Kontakt: gaertig@hawk-hhg.de
* Nachdruck aus/Reprint from Jahrbuch der Baumpflege 2007