Читать книгу Gott suchen und finden - Группа авторов - Страница 14
In seiner eigenen geistlichen Praxis
ОглавлениеAus dem bisher Dargelegten ist leicht verständlich, dass der von Ignatius durchlaufene Weg der »Suche nach Gott« für sein weiteres Gebetsleben und seine geistliche Praxis bestimmend wurde. Er begriff, dass Gott das Fundament seiner spirituellen Entwicklung gelegt hatte, aber auch, dass es nun an ihm lag, darauf aufzubauen und weiter daran zu arbeiten.
Die Grundlage seines geistlichen Lebens war die Erinnerung an die erlösende Liebe Gottes in der Feier der Eucharistie, wie dies aus seinem ganzen Geistlichen Tagebuch klar ersichtlich ist: Die »Suche nach Gott« wurde für ihn zum inneren Aufruf, auf diese Weise niemals auf seine Liebe zu vergessen. In der täglichen Eucharistie lebte er jedoch nicht nur die Beziehung zum dreifaltigen Gott (vgl. GT 43-64), sondern er »fand« in ihr auch viel Trost (vgl. GT 8) und Klarheit in seinen Wahlüberlegungen (vgl. GT 10–19). In der Suche nach dem Willen Gottes ging es ihm nicht allein um das Abwägen menschlicher Gründe, sondern vielmehr um ein inneres Erspüren der Absicht Gottes – durch das Wahrnehmen von Trost und Misstrost – und um das je tiefere Sich-Einfühlen in die Vorgehensweise Jesu (vgl. GT 66–70). »Zu diesen Zeiten war in mir eine so große Liebe zu Jesus, und ich verspürte oder sah ihn so sehr, dass mir schien, in Zukunft könne überhaupt nichts mehr kommen, was mich von ihm trennen oder über die Gnaden und die Bestätigung, die ich empfangen hatte, unsicher machen könnte« (GT 75).
Aus dem Geistlichen Tagebuch wird aber auch deutlich, wie er die Gewissenserforschung verstand und wie er sie selbst praktizierte. Sie war für ihn nicht ein bloßes Schauen auf eigene Fehler, sondern vielmehr eine Übung, um sich an die Gegenwart und das Wirken Gottes zu erinnern und so zu erkennen, was in der Beziehung zu Gott hilfreich bzw. was hinderlich war. D.h. das Ziel der Gewissenserforschung war für ihn nicht eine kleinliche und um sich selbst besorgte Fehleranalyse, sondern die Vertiefung der Beziehung zu Gott – im Erkennen dessen, was ihn dabei behinderte oder ihm half. Entscheidend war für ihn, dass alles so Wahrgenommene und Erkannte dazu dienen kann, sich der barmherzigen Liebe Gottes tiefer anzuvertrauen und sich aus diesem Vertrauen weiter um ein Leben in der Gemeinschaft mit Gott zu mühen (vgl. GÜ 43). Die Gewissenserforschung als die liebende Aufmerksamkeit gegenüber Gott ist der deutlichste Ausdruck seiner beständigen »Suche nach Gott«, und sie ist die Übung, in der er ihn auch immer wieder »fand« und sich mit ihm in mystischer Weise aufs tiefste verbunden wusste: Sie half ihm, nicht nur je mehr zu einem Werkzeug in der Hand Gottes zu werden, sondern auch in allem als solches zu leben und zu handeln.