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Religionsunterricht, besonders in der weiterführenden Schule, ist normalerweise an Inhalten mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad orientiert. Spiritualität, gelebter Glaube etc. kommen, teilweise auch lehrplanbedingt, zu kurz. Dennoch ist bei vielen Religionslehrkräften der Wunsch nach Stunden vorhanden, die genau das leisten: dem Glauben Ausdruck verleihen.

Gleichzeitig belegen unzählige Studien zur Religiosität Jugendlicher, dass „klassische“ Ausdrucksformen des christlichen Glaubens abgelehnt werden. Spiritualität wird von ihnen nur unter zwei Bedingungen angenommen: Erstens, wenn Jugendliche die Möglichkeit haben, Einfluss auf die Ausdrucksform zu nehmen – und nicht etwa ein vorgefertigtes Produkt bekommen, in dem ihr Anteil sich auf das Amen beschränkt. Und zweitens, wenn im Vordergrund ihre Themen, ihre Anliegen stehen – und nicht etwa fernab davon stehende dogmatische Vorstellungen, deren Lebensrelevanz gegen Null tendiert. Spiritualität, die Jugendliche betrifft, muss ihren Ausgang in der Lebenswelt der Jugendlichen nehmen.

Ob Spiritualität im Religionsunterricht erfolgreich ist, hängt auch mit der jeweiligen Lehrkraft zusammen: Nicht jeder kann mit einer Gitarre andere Menschen zum Singen begeistern. Nicht jedem liegt es, spontan freie Gebete zu entwickeln. Und manchem fällt es schwer, die Rolle des Benotenden zugunsten des „religiösen Begleiters“ zu verlassen, wenn er sich nicht im seelsorgerlichen Einzelgespräch befindet, sondern gegenüber der ganzen Klasse, mit der er normalen Unterricht macht.

Die in diesem Buch vorgelegten Stundenentwürfe sollen diesen Problemen vielfältig begegnen. Als Herausgebende haben wir uns entschlossen, möglichst große Vielfalt walten zu lassen. Autorinnen und Autoren der Entwürfe sind Studierende sowie junge Absolventinnen und Absolventen der CVJM-Hochschule Kassel, die über mehrere Jahre hinweg religiöse Jugendarbeit verantwortet haben. Junge Menschen, die nah an ihren Altersgenossen dran sind und trotzdem über Erfahrungen verfügen. Die Stundenentwürfe sind daher unterschiedlich – sie kombinieren unterschiedliche Frömmigkeitsstile mit unterschiedlichen Lehrpersönlichkeiten. Bei einigen ist der Bezug zu biblischen/klassisch-christlichen Themen sehr eng, andere enthalten diesen Bezug nur auf einer nicht ausgesprochenen Metaebene. Unsere Hoffnung ist, dass sich gerade in der Diversität mögliche Leserinnen und Leser des Buches wiederentdecken können und die Stunden­entwürfe zum Einsatz bringen.

Bei den Entwürfen sind wir von drei unterschiedlichen Grundtypen ausgegangen:

Der erste Grundtypus ist die Kurzversion: Im Zeitformat von 45 Minuten sind sie an einfache Stunden angepasst. Da der 45-Minuten-Rhythmus vor allem in der SEK1 vorkommt, richten sich diese Stunden primär an jüngere Schülerinnen und Schüler. Für die Phase der Pubertät sind Themen wie Selbstwertgefühl, Familie, Freiheit und Freundschaft ebenso präsent wie jahreszeitliche Themen (Weihnachten) oder eine Stunde, die sich aus Methoden der Erlebnispädagogik speist.

Der zweite Grundtypus ist die Jugendkulturversion: Im Zeitformat von 90 Minuten nehmen sie ihren Ausgang bei der populären Jugendkultur – einem aktuellen Song, einem Film usw. Von diesem ausgehend sollen Grundthemen des Lebens, die in existentieller Weise zur Religion führen, angegangen werden. Das Niveau ist hier etwas höher, die Stunden richten sich primär an Schülerinnen und Schüler der Oberstufe. Einsteigend mit Songs von den Toten Hosen und Silbermond oder den Filmen „Chroniken von Narnia“ und „Butterfly Circus“ können sich die Schülerinnen und Schüler vielfältig kreativ einbringen: Mit der Gestaltung von Poetry-Slams, Anspielen oder Gestaltungen. Die Themenpalette im Hintergrund durchquert dabei auch die großen Themen der christlichen Theologie – von den Zehn Geboten über Ostern, Menschsein und die Theodizee-Frage bis hin zum Thema Gerechtigkeit.

Der dritte Grundtypus ist die Musikversion. Spiritualität ohne Musik ist kaum vorstellbar. Aber Jugendliche zum Selbstmachen bzw. Selbstverwerten von Musik zu bekommen, ist oft schwer. In den Musikversionen soll die Musik in unterschiedlicher Weise im Mittelpunkt stehen: Neben ihrer Rezeption durch Schülerinnen und Schüler geht es vor allem darum, dass sie selbst etwas zur Musik gestalten – durch Texten zu Playalongs oder Neutexten zu bekannten Liedern, durch Variieren, durch Percussion, durch eigenes Mitgestalten vom Klatschen bis zum Schnipsen. Schlussendlich durch Tanz, einer im Christentum (zu) selten verwendeten Ausdrucksform der Religion.

Die Entwürfe sind alle gleich aufgebaut: Zunächst wird das Stundenziel benannt, dann folgt eine detaillierte Materialliste. Alle Entwürfe enthalten präzise Angaben zu den benötigten Materialien, Links zu allgemein im Internet zugänglichen Inhalten (wie Musikvideos). Wo benötigt, können zusätzliche Materialien wie Videos, Musikdateien oder Arbeitsblätter kostenlos downgeloadet werden (www.neukirchener-verlage.de/mehr-als-du-denkst, unter Verwendung des Passworts KJ1708MD). Anschließend wird der Aufbau der Stunde tabellarisch auf einen Blick dargestellt und im weiteren Verlauf weiter ausgeführt. Es finden sich jeweils auch Anmerkungen zu etwaigen „Stolpersteinen“ und möglichen Umgehungsvarianten. Für eine übersichtlichere Darstellung der Entwürfe wurden Abkürzungen gewählt: „L“ bezeichnet die Lehrperson, welche die Stunde leitet, und „SuS“ die Schülerinnen und Schüler (bzw. „SoS“ eine/n Schülerin oder Schüler).

Feedback zum Buch ist jederzeit willkommen – vom Lob bis zu Verbesserungsvorschlägen! Schicken Sie uns eine Mail unter kjung@cvjm-hochschule.de.

Kassel/Waldshut, Passionszeit 2017

Karsten Jung

Elisabeth König

Lisa Johanna Malitte

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