Die Russische Revolution 1917

Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Группа авторов. Die Russische Revolution 1917
Vorwort zur ersten Auflage
Vorwort zur überarbeiteten Neuauflage
Vorbemerkung zur Schreibweise russischer Wörter, zur Datierung, zu den Nachweisen und zum Glossar
Einleitung. Heiko Haumann
Lebenswelten im Zarenreich. Ursachen der Revolution von 1917. Heiko Haumann
Alternative Entwürfe zu einer Umwälzung der russischen Gesellschaft. Anina Schafroth
Die Revolutionäre im Exil. Prägungen einer Generation. Anina Schafroth/Adrian Hofer/Jörn Happel
Das Jahr 1917 in den Metropolen und in den Dörfern. Heiko Haumann
Die Revolution an der Peripherie. Jörn Happel
Die Resonanz der Revolution in globaler Perspektive. Julia Richers
Das Schicksal der Revolution. Sozialismus, Gegenrevolution und der Weg in den Stalinismus. Jörn Happel
Veränderungen von Lebenswelten. Ideale, Hoffnungen, Enttäuschungen. Carmen Scheide
Utopien der Revolution. Von der Erschaffung des Neuen Menschen zur Eroberung des Weltraums. Michael Hagemeister/Julia Richers
Erinnerung an 1917. Sichtweisen der Russischen Revolution. Heiko Haumann
Zeittafel. Jörn Happel/Adrian Hofer
Glossar. Jörn Happel/Adrian Hofer
Literaturhinweise. Michael Hagemeister/Adrian Hofer
Augenzeugenberichte, Dokumentenbände
Internet-Link
Kommentierte Bibliografie
Abbildungsnachweis
Autorinnen und Autoren
Register. Julia Richers. Personenregister
Sachregister
Отрывок из книги
UTB 2950
Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage
.....
Die Vielfalt der Lebenswelten und die unterschiedlichen Interessen der Akteure konnten von den zarischen Regierungen immer weniger angemessen aufgegriffen und in eine überzeugende Politik umgesetzt werden. Erschwert wurden alle Bemühungen zusätzlich durch die Integration des russischen Imperiums in das Weltsystem. Russland besaß keine Kolonien außerhalb des Reiches – dafür kolonisierte es in den eigenen Regionen –, aber befand sich dennoch politisch, militärisch, ökonomisch und kulturell in globalen Verflechtungen, mit denen es sich auseinandersetzen musste. Die Erschließung des Raumes – namentlich durch die Eisenbahnen, aber auch durch neue Kommunikationsmedien wie Telegrafie und Post – diente als Teil der Kolonisierung der Festigung des Reiches und folgte zugleich militärstrategischen Überlegungen, machtpolitischen Interessen sowie dem Anschluss an den Weltmarkt und den „Weltverkehr“, erweiterte jedoch auch die Raumerfahrung zahlreicher Men [<<31] schen.11 Desgleichen wiesen die Migrationsströme – etwa Einwanderungen aus asiatischen Gebieten und Auswanderungen von Polen, Muslimen sowie Juden – auf die Eingliederung Russlands in internationale Vernetzungen hin. Als Imperium stand das Zarenreich in außenpolitischen Bündnissystemen und strebte nach Bewahrung seiner Großmachtstellung, nach der Festschreibung von Interessengebieten und nach machtpolitischer Expansion, die den Wunsch nach Ausweitung von wirtschaftlichen Marktbeziehungen einschloss. Damit war es von internationalen Konflikten betroffen.
Eine Reaktion darauf ist auch in Russlands Beitrag zum Völkerrecht zu sehen: Die Landkriegsordnung und die Einrichtung einer Schiedsgerichtsbarkeit, die 1899 in der Friedenskonferenz von Den Haag verabschiedet wurden, gingen nicht zuletzt auf russische Initiative zurück. Die Konzeptionen hatte der liberale Jurist Fedor F. Martens entworfen. Sie stellten einen bedeutenden Versuch dar, ein neues globales System zur Verhinderung von Kriegen und zumindest zur „Humanisierung“ der Kriegsführung zu schaffen. Eine entschiedene Abrüstung oder eine grundlegende Abwendung von einem durch militärische Stärke geprägten Denken blieben allerdings nach wie vor in weiter Ferne. Von der Einbindung in das kulturelle Weltsystem zeugten vielfältige Kontakte der Schriftsteller und Künstler, ein wachsender Austausch von Theaterkonzeptionen und Kunstausstellungen oder auch eine Internationalisierung des Sports, etwa mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Stockholm 1912.
.....