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Aktuelle Kinder-und Schulbibeln

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Jährlich entstehen Massen an Kinderbibeln. Viele müssen kritisch dahingehend hinterfragt werden, ob sie einen adäquaten Zugang zu Bibeltexten ermöglichen. Manche Bibelausgaben verwirren durch Fehlinterpretationen des Textes in Wort und Bild, moralisieren oder es stimmen Zielgruppe, Illustration und Sprache nicht überein.[13] Besonders für den Schuleinsatz müssen der theologische Gehalt, die Verständlichkeit, das Illustrationskonzept überprüft und die Frage geklärt werden: Welche Kompetenzen des Kindes werden durch das Buch gefördert?[14] Da |89|viele Lernende heute Leseschwächen aufweisen, kommt das „Bibellesenkönnen“ als Schlüsselkompetenz neu in den Blick. Daraus ergibt sich die Frage: Welche Bibel ist für welchen Menschen geeignet? Hintergrund ist die Erkenntnis, dass die Entwicklung der Lesekompetenz schrittweise angebahnt werden muss und es dementsprechend geeignete Bibelausgaben für die jeweilige Lese-Zielgruppe braucht. Da diese je nach Entwicklung sehr unterschiedlich ist, gibt es wohl kaum die richtige Kinderbibel für die Schulzeit.

Von einem kumulativen Aufbau des Lesens her gedacht, können folgende Typen von Bibelausgaben für Kinder und Jugendliche unterschieden werden:[15]

Kinderbibeln zum Vorlesen für Kleinkinder (ca. 2–5 Jahre) sind mit kurzen Texten und eher ruhigen, großflächigen Bildern ausgestattet.

Kinderbibeln zum Vorlesen für Kinder im Erstlesealter (ca. 5–8 Jahre) enthalten anspruchsvollere Texte und Bilder, auf denen es mehr zu entdecken gibt.

Kinderbibeln für Erstlesende (ca. 6–8 Jahre) sind Erstlesetexte in Fibelschrift, vom Format her passend für die Kinderhand und mit Erschließungshilfen.

Bibeln für lesestarke Kinder (ca. 8–10 Jahre) bieten oft zweispaltig gesetzte Texte, die Kinder ab etwa acht Jahren lesen können. Der Erzähltext muss spannend geschrieben sein und die Illustration sollte Raum für Entdeckungen bieten.

Bibeln für das selbsterklärende Lesen ab etwa zehn Jahren sind anspruchsvollere Ausgaben, die die wachsende Lesekompetenz, die Ebene des Wissens und die Interpretation im Blick haben, indem sie z.B. (Wort-)Erklärungen erhalten.

Vollbibeln für die Schule sind Bibelausgaben für die Schule, ausgestattet mit einem Anhang oder mit einem Innenteil, der in das Lesen einführt und Informationen vermittelt.

Bibeln zum Selbstgestalten wären eine zusätzliche Sonderform, durch die Kinder und Jugendliche ausdrücken können, wie sie die Bibelgeschichte interpretieren.

Zur ersten Kategorie zählt „Das große Bibel-Bilderbuch“ mit sehr elementaren Texten von H. Haug. Die Bilder von K. de Kort stellen mit einfachen Farben und Flächen Menschen und ihre Beziehung zu Gott dar. Verständnishilfen und Impulse für den pädagogischen Einsatz runden das Konzept ab.[16] Hierzu gehören auch Wimmelbibeln wie „Mein großes Bibel-Wimmelbuch“[17] sowie die |90|„Hosentaschenbibel“[18] im Kleinformat, die Kinder in diesem Alter motivieren, selbst ein Bibelbuch in die Hand zu nehmen.

Zur zweiten Kategorie gehört „Die große Bibel für Kinder“ mit dynamischen Bildern von M. ten Cate[19], aber auch „Die große Ravensburger Kinderbibel“[20] von U. Wensell. Ausdruckstarke Bilder bieten Überraschungen wie etwa Dinosaurier und Steinzeitmenschen in der Schöpfungsgeschichte.

Zur dritten Kategorie gehört die „Kinderlesebibel“ mit Erstlesetexten von M. Landgraf und mit Lese-Verständnisbildern von S. Göhlich. Ein „Schwere Wörter Verzeichnis“ im Anhang lässt Kinder selbständig eine Worterklärung finden. Das „Werkbuch Kinderlesebibel“ bietet Rahmenerzählungen und Arbeitsblätter für den Unterricht.[21]

Unter den Erzähl- und Selbstlesebibeln der Kategorie vier ist die „Neukirchener Kinderbibel“[22] hervorzuheben, in der anschaulich und theologisch verantwortlich der Luthertext nacherzählt wird. K. de Korts Bilder sind hier weniger dominant als im „Bibel-Bilderbuch“. Kursiv gedruckte Ein- und Überleitungstexte werden als Hilfen angeboten. Zu dieser Kategorie gehört auch „Unter Gottes weitem Himmel“, in der neben einem kindgerechten Erzähltext von C. Herrlinger weiterer Textgattungen (z.B. Psalmen, Offenbarung) vorkommen. Die Illustrationen von D. Konsek stellen ausdrucksstark Gottes Gegenwart in hellem Licht dar. Hinweise bieten Hilfen zum Gebrauch des Buches im Kirchenjahr.[23] Die „Kinderbibel“ von W. Laubi ist spannend und mit Erklärungen nacherzählt. Unverwechselbare Bilder von Annegert Fuchshuber interpretieren den Text – beispielsweise die Bergpredigt mit Bildern von Sophie Scholl, Martin Luther King und Mahatma Gandhi.[24] M. Steinkühler vermittelt in „Die neue Erzählbibel“ Bibelgeschichten sehr lebendig, bietet viele Textgattungen und ein Lexikon. Die Illustrationen von B. Nascimbeni sind schon für die Kategorie zwei geeignet. Ziel ist, Erwachsene zum Erzählen der Geschichten zu motivieren.[25] Eher für Jugendliche gedacht ist die „Gütersloher Erzählbibel“, deren Grundlage eine anspruchsvolle, an einer „gerechten Sprache“ orientierte Nacherzählung ist. Frauen kommen besonders zur Geltung. Selbst Gott wird weiblich benannt.[26]

Einen Übergang von Kategorie vier zu fünf bietet „Die Grundschul-Bibel“: ausführliche Nacherzählungen, viele Textgattungen und einen Anhang mit |91|Worterklärungen und Karten. Neben den kindgemäßen Illustrationen gibt es noch hermeneutische Bilder, die gedeutet werden müssen.[27]

Zur Kategorie fünf gehört „Die Bibel elementar“ von M. Landgraf als Kombination aus textnaher Nacherzählung und Zitaten der Lutherbibel, die farblich abgehoben sind. Einleitungen führen in einen Erzählkomplex oder in Bücher, Themenseiten in biblische Themen ein. Erklärungen in der Marginalspalte unterstützen das verstehende Lesen und Querverweise werden hergestellt. Im Anhang wird Grundwissen über die Bibel als Buch vermittelt und das methodische Vermögen gestärkt. Illustriert ist die Ausgabe mit teils symbolischen Bildern, Sachzeichnungen, Fotos von archäologischen Funden oder Landschaften sowie mit Kunstwerken auf Themenseiten.[28] In diese Kategorie gehört auch „Die Bibel“ von D. Steinwede mit Erklärungen, Fotos, Sachzeichnungen und Bildern aus der Kunst.[29] R. Oberthürs „Die Bibel für Kinder und alle im Haus“ erzählt mit Nähe zur Einheitsübersetzung verständlich nach und ist mit Bildern aus der Kunstgeschichte versehen. Farblich abgehoben werden Erklärungen zum Text gegeben. Die Bilder werden am Ende ausgelegt.[30] Vom Projekt „Die Bibel – Übersetzung für Kinder“ ist 2016 das Lukas-Evangelium erschienen. Neben einer kindgemäßen Komplettübersetzung finden sich Marginalspalten mit Erklärungen und Sachkundebilder, aber auch fiktive Darstellungen biblischer Personen.[31]

Die „Lutherbibel für dich“ und „Gute Nachricht Bibel für dich“ gehören zur Kategorie sechs, da die Vollbibeln 90 Farbseiten enthalten, die ins Bibellesen, in die biblischen Bücher und in bibeltheologische Fragen einführen und einen Bibelleseplan bieten.[32] Die „BasisBibel“ bietet über den Bibeltext und Kurzkommentare hinaus noch digitale Medien und Verständnishilfen.

Konzepte der Sonderform „Bibeln zum Selbstgestalten“ basieren auf der Erkenntnis, dass Kinder heute wahrgenommen werden als „selbsttätige, aktive, kommunikationsfähige, kreative, zunehmend an der Frage nach ihrer eigenen Identität interessierte Personen“.[33] Hierzu zählt die „Kinderbibel zum Selbstgestalten“, bei der Kinder ihre eigene Kinderbibel herstellen. Elementare Texte sind unten am Rand der Seite gesetzt, dass genug Raum für die Gestaltung bleibt.[34] Anschaulich zeigen die „Holzgerlinger Kinderbibel“ oder die „Pfälzer |92|Kinderbibel“ Projekte, wie das kreative Potential in ein Kinderbibelprojekt fließen kann.[35]

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