Читать книгу Pharmakotherapie in der Intensivmedizin - Группа авторов - Страница 8
Geleitwort zur 1. Auflage
ОглавлениеNur wenige Fächer haben in den letzten zwei Jahrzehnten eine fulminante Entwicklung vollzogen wie die Intensivmedizin. Mittels komplexer Therapiestrategien ermöglicht die Intensivmedizin immer häufiger die erfolgreiche Behandlung kritisch kranker Patienten aller Altersklassen nach ausgedehnten Operationen, schweren Verletzungen oder lebensbedrohlichen Infektionen. Neben umfangreichen medikamentösen Therapiekonzepten schließt die Intensivmedizin heute auch verschiedenste „Organersatztherapien“ ein, die temporäre Organausfälle durch maschinellen Ersatz (Beatmung, Nierenersatz, Herz-Kreislaufunterstützung) überbrücken können.
Dieser Fortschritt ist im Wesentlichen zwei klinisch-wissenschaftlichen Strömungen geschuldet: Technische Neuerungen und innovative Materialentwicklungen ermöglichen die komplikationsarme Anwendung aufwendiger apparativer Verfahren in der modernen Intensivmedizin. Hinzu kommt die Entwicklung neuer selektiver Pharmaka, die mit zur Erfolgsgeschichte der modernen Intensivmedizin beitragen. Die Behandlung schwerstkranker Intensivpatienten ist immer von einer „Multi-Pharmaka-Therapie“ begleitet. Der sinnvolle Einsatz komplexer Pharmakastrategien fordert vom modernen Intensivmediziner tiefgreifende pharmakologische Kenntnisse. Das exakte Wissen um komplexe Wirkprofile und Interaktionen der Pharmaka mit ihren potenziell lebensbedrohlichen Nebenwirkungen ist ebenso unverzichtbar wie das Verständnis von sinnvoll wirksamen Dosierungen: welches Medikament in welcher Situation mit welcher Dosierung, ohne über die Fallstricke „Interaktion, Komplikation, Unwirksamkeit“ zu stolpern? Erfolge der modernen Intensivmedizin fordern ihren Preis: Intensivtherapie stellt im Krankenhaus den Bereich mit den höchsten Kosten dar. Intelligente, klug gewählte Pharmakotherapie kann als wichtiger Hebel dienen, Behandlungsqualität und Kostenbewusstsein miteinander zu verbinden.
An ein speziell auf die Pharmakologie in der Intensivmedizin zugeschnittenes Buch, das vor allem auch auf die Nutzen-Risiko-Abwägung in diesem hochkomplexen Bereich eingeht, wagte sich bisher keine Autorenschaft. Umso mehr ist es zu begrüßen, dass unser Autorenteam an der Universitätsklinik Regensburg die Initiative ergriffen hat und nun ein praxisnahes, evidenzorientiertes Werk vorlegt, das sich von allgemein gehaltenen Pharmakologie-Lehrbüchern bewusst unterscheidet: Das Intensivbuch Pharmakotherapie gibt einen prägnanten und schnellen Überblick zu den Wirkstoffen, welche in der modernen Intensivmedizin häufig Einsatz finden. Ganz bewusst wird dabei ein besonderer Fokus auf Medikamenteninteraktionen, auf Änderungen der Pharmakotherapie bei eingeschränkten Organfunktionen und verständliche (Hintergrund-)Informationen gelegt. Didaktisch einprägsam und zum raschen Nachschlagen sind Rubriken („Praxistipp“ und „Cave!“) hervorgehoben, die günstige Aspekte der Therapie betonen, aber auch vor speziellen Fehlern und Gefahren warnen.
In einem weiteren Abschnitt dieses Buches werden pharmakologische Therapiestrategien für besondere Herausforderungen angeboten, die von der akuten Bronchialobstruktion bis zur Antikoagulation während der Nierenersatztherapie reichen. Wie so häufig in der Medizin bewirken Pharmaka nicht nur Gutes, sie können auch Auslöser komplexer Störungen sein, die sich dem Intensivmediziner nicht immer unmittelbar erschließen. Dankenswerterweise haben sich die Autoren auch diesem bedeutsamen Thema gestellt, indem sie kurz und prägnant klinisch wichtige, manchmal bedrohliche Symptome (Fieber, Nierenfunktionsstörung, Hörverlust, Blutbildveränderungen) als möglicherweise „medikamenteninduziert“ zur Diskussion stellen und somit den Leser sensibilisieren, auch an diese Ursache zu denken.
Dieses Buch ist nicht an einem Schreibtisch entstanden, sondern es resultiert aus einem innovativen Weg, den die Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Regensburg eingeschlagen hat, indem sie eine engagierte Pharmazeutin ins Team der Intensivstation aufnahm. Diese stellte sich als unschätzbare Hilfe für die konsequente Umsetzung einer differenzierten Pharmakotherapie bei unseren Intensivpatienten heraus. Es ist darum eine nahezu logische Folge, diese positiven Erfahrungen in einem überschaubaren Buch zu Papier zu bringen, um sie mit allen interessierten Medizinern und Pharmazeuten zu teilen.
Diesem Intensivbuch Pharmakotherapie wünsche ich den großen Erfolg, den es verdient, da es einen wichtigen Aspekt der modernen Intensivmedizin anschaulich bearbeitet. Meinen Mitarbeitern von den Intensivstationen danke ich, dass sie trotz der erheblichen klinischen Belastung auf ihren Stationen zielstrebig diese Arbeit für das Abfassen dieses Buches auf sich genommen haben. Ich hege die Hoffnung, aber auch die feste Überzeugung, dass ein solches für die Intensivmedizin zugeschnittenes kompetentes Nachschlagewerk einen erheblichen Beitrag zur Optimierung pharmakologischer Strategien beitragen und somit den weiteren Weg der modernen Intensivmedizin begleiten wird, zum Wohle der uns anvertrauten Patienten.
Prof. Dr. med. Bernhard M. Graf, MSc.
Direktor der Klinik für Anästhesiologie Universitätsklinikum Regensburg