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4. Hitlers Verhältnis zur völkischen Religion
ОглавлениеHätte es sich beim Nationalsozialismus nicht um eine Bewegung gehandelt, die Millionen verbrecherisch umbringen ließ und die Welt in ein Chaos stürzte oder wäre Hitlers Partei immer nur eine Splitterpartei ohne parlamentarische Bedeutung geblieben, würde man ihn heute mit Sicherheit einfach als Spielart der völkischen Bewegung und Religion betrachten und alleine deswegen seinen Glauben zumindest auch der Welt der Religionen zuordnen.
Hitler ließ sich – im Gegensatz etwa zu Himmler oder Rosenberg einerseits oder Goebbels und Göring andererseits – keiner der beiden Richtungen der völkischen Religion, den antikirchlichen Deutschgläubigen und den prokirchlichen Deutschchristen, zuordnen, denn seine Religion folgte aus seiner Sicht dem neuesten Stand der Wissenschaft und nicht Vorgaben aus der Geschichte, etwa der Germanen. Damit teilte Hitler gerade den Kerngedanken der völkischen Religion nicht. Deswegen schreibt der Religionswissenschaftler Flasche: „Einen Sondertypus bildet der ideologische Überbau des sogenannten Dritten Reiches, der die hier skizzierte Denkstruktur selbst zur religiösen Dimension erhob.“5
Was Hitler jedoch aus der völkischen Religion übernahm, war das Gottesbild und die religiöse Begründung von Nationalismus und Rassismus, wobei es ihm allerdings gelang, an einen nichtchristlichen Gott zu glauben, ohne den christlichen Gott je offiziell zu verwerfen, und den deutschgläubigen und den deutschchristlichen Richtungen gleichermaßen das Gefühl zu geben, er vertrete ihr Programm, während er beiden gleichzeitig enge Zügel anlegte, sie nach 1933 nur in seinem Sinne wirken ließ und schließlich ebenso erfolgreich unterband wie er es beim offiziellen Christentum aufs Ganze gesehen vergeblich versuchte. Hitler selbst sagte 1925: „Aus der vorhandenen, aber zersplitterten und verworrenen völkischen Idee heraus wurde 1920 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei gegründet.“6 So sehr Hitler auch ablehnte, eine völkische Religion zu schaffen und so sehr er sich von den vorhandenen völkischen Bewegungen unterschied, so sehr blieb sein Denken eine Spielart der völkischen Religion.