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4.4.4 Forscher*innentriangulation
ОглавлениеAls Forscher*innentriangulationForscher*innentriangulation wird der Fall bezeichnet, bei dem „das gleiche Phänomen von unterschiedlichen Forschern (Beobachtern) untersucht und interpretiert [wird]; die Ergebnisse werden trianguliert, man erhofft sich so, den Einfluss von Forschern auf den Forschungsgegenstand ermitteln zu können“ (Kuckartz 2014: 46). Es ist damit also kein arbeitsteiliges Vorgehen, sondern der Prozess der Zusammenführung von gemeinsam oder unabhängig voneinander durchgeführten Erhebungs-, Aufbereitungs- und/oder Auswertungsschritten gemeint. Dieser Prozess dient zumeist der Erhöhung der ReliabilitätReliabilität, in einigen Fällen auch der Komplementarität von individuell bedingten Herangehensweisen.
Die Erhebung von Messwerten und deren statistische Auswertung im Rahmen des quantitativen Forschungsparadigmas erfordern in der Regel keine Forscher*innentriangulation, doch bei der Quantifizierung qualitativer Daten (also beispielsweise bei der Überführung von Video- und Videotranskriptdaten in Zahlenwerte) empfiehlt es sich, die Inter-Coder- bzw. die Inter-Rater-ReliabilitätInter-Coder- bzw. Inter-Rater-Reliabilität zu überprüfen (vgl. Hugener et al. 2006). Bei niedrig-inferentenniedrig-inferent Kodier- und Beurteilungsvorgängen (z.B. Welches Objekt hat die im Morgenkreis erzählende Person in der Hand? Wie ruhig verhalten sich die Zuhörenden im Erzählkreis?) ist dies möglicherweise unnötig, während es bei hoch-inferentenhoch-inferent Kodier- und Beurteilungsprozessen (z.B. Welche Art von Geschichte erzählt die Person? Inwieweit wirkt sie motiviert?) jedoch sehr relevant erscheint.
Im Rahmen des qualitativen Forschungsparadigmas handelt es sich fast durchgängig um hoch-inferente interpretative Analyseprozesse, die den Gütekriterien der Transparenz und der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit gerecht werden sollen (s. Kap. 2). Dementsprechende Beispiele für Forscher*innentriangulation reichen von der Präsentation und Diskussion eigener interpretativer Analysen in einer Forschungsgruppe über interaktionsanalytische Datensitzungen bis zur Gegenkodierung von Teil- oder Gesamtdatenkorpora wie beispielsweise in der Referenzarbeit von Hochstetter (2011), in der das gesamte Material von zwei Kodiererinnen getrennt voneinander bearbeitet wurde. Aufgrund begrenzter Ressourcen ist eine wünschenswerte Forscher*innentriangulation jedoch häufig unmöglich; in solchen Fällen erscheint die Überprüfung der Intra-Intra-Coder-Reliabilität (im Gegensatz zur Inter-) Coder- bzw. der Intra-RaterIntra-Rater-Reliabilität-ReliabilitätInter-Coder-Reliabilität als mögliche Lösung. So wurde in der Referenzarbeit von Arras (2007) zur Erhöhung der ReliabilitätReliabilität beispielsweise eine Zweitkodierung im zeitlichen Abstand von drei Monaten von derselben Forscherin durchgeführt.
Forscher*innentriangulation spielt im Rahmen qualitativer Forschung jedoch nicht nur bei der interpretativen Auswertung eine wichtige Rolle: Auch der Einfluss der forschenden Person(en) in der Erhebungsphase ist bei nicht-standardisierten Verfahren, beispielsweise bei Interviews oder bei teilnehmender Beobachtung, von großem Interesse (vgl. auch Schründer-Lenzen 2014 zur epistemologischen Funktion von Triangulation in der Ethnographie). Darüber hinaus ist es bei der Aufbereitung von Audio- und Videodaten im Rahmen interaktionsanalytischer Forschung üblich, die dabei entstehenden detailreichen Transkripte von einer zweiten Person korrigieren zu lassen und das entsprechende Transkriptions- und Korrekturverhältnis zu erfassen, um die Reliabilität der Analysegrundlage zu erhöhen bzw. für die Leser*innenschaft einschätzbar zu machen.