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VORWORT DER HERAUSGEBER

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Die Ökumenische Kirchengeschichte, deren Neuausgabe wir hier vorlegen, ist erstmals im Jahre 1970 erschienen, als eine Gemeinschaftsproduktion des Matthias-Grünewald- und des Chr. Kaiser Verlags, herausgegeben von Raymund Kottje und Bernd Moeller. Dem ersten Band folgten 1973/74 die beiden weiteren. Das Werk wurde freundlich aufgenommen und erlebte im Lauf der Zeit eine ganze Reihe von Neuauflagen.1

Dass wir es nun, mehr als eine Generation später, einer gründlichen Bearbeitung unterzogen und seine Gestalt in mancherlei Hinsicht verändert haben, dürfte gleichwohl leicht zu verstehen sein. Im ersten Vorwort bezeichneten die Herausgeber das Werk damals als „neuartig“, und das war es ja in der Tat: Eine solche von Historikern und Theologen der großen christlichen Konfessionen gemeinschaftlich erarbeitete Gesamtdarstellung der Kirchengeschichte hatte es bis dahin nicht gegeben, weder in deutscher noch in einer anderen Sprache. Seit ihrer Entstehung im Konfessionellen Zeitalter und durch die Jahrhunderte hin hatte die kirchenhistorische Wissenschaft in allen konfessionellen Lagern viel eher als Waffenlieferant im innerchristlichen Streit gedient und an der Stabilisierung der Fronten maßgeblich mitgewirkt; ein Fragen über die Konfessionsgrenzen hinweg nach gemeinschaftlichen Bildern der Vergangenheit war ihr lange Zeit, bis zu den ökumenischen Aufbrüchen des 20. Jahrhunderts, ganz fremd. Von daher hatte unser Werk in seiner ersten Ausgabe ein wenig den Charakter des Experiments.

Es trug seiner „Neuartigkeit“ auf mehrfache Weise Rechnung, sowohl was seinen Aufbau und die Strukturen angeht als auch bei den Prozeduren seiner Herstellung. So wurde vorgesehen, dass die einzelnen Abschnitte jeweils von Autoren unterschiedlicher Konfession abgefasst, jedoch gemeinsam ratifiziert werden sollten, wobei abweichende Meinungen, die bestehen blieben, zu vermerken waren. Von dieser Möglichkeit haben einige Verfasser an bestimmter Stelle – bei der Darstellung der frühen Reformation sowie beim deutschen Kirchenkampf des 20. Jahrhunderts – Gebrauch gemacht, die Abgrenzungen verschärften sich sogar im Lauf der Zeit.2 Keineswegs sollte es sich ja, so wurde formuliert, um eine Kirchengeschichte „aus ökumenischer Sicht“ handeln, d.h. eine Darstellung mit von vornherein harmonisierenden Absichten und eine Tendenz-Historiographie neuer Art. Vielmehr wurde als wichtigste Maxime wissenschaftliche Sachlichkeit in Anspruch genommen; dem Werk wurde ein Beitrag zu besserem Verstehen, nicht hingegen eine „Lösung“ des Streites der Christenheit zugemessen.3

Es befriedigt uns, zu sehen, dass wir mit der Neuausgabe an die älteren Zweckbestimmungen und Regelungen zwanglos anknüpfen, sie zugleich jedoch behutsam modifizieren können. Der Kreis der Herausgeber wurde erweitert, die Mehrzahl der Verfasser neu gewonnen, doch hat sich an der Anlage des Werkes nicht sehr viel verändert. Gleichwohl hat die Übereinstimmung der Autoren offenbar zugenommen – das Verfahren zur Fixierung von Abgrenzungen ist durch Nichtgebrauch gewissermaßen außer Kraft getreten.

Darin spiegelt sich die Geschichte, die unser Werk selbst in den vergangenen Jahrzehnten im Kontext der allgemeineren Entwicklungen durchlaufen hat. Das wissenschaftliche Zusammenwirken der Konfessionen ist alltäglich geworden und gilt heute weithin als selbstverständlich. Konfessionelle Prägungen und Differenzen scheinen sich, sofern sie in der Kirchengeschichtsschreibung überhaupt wirksam werden, nun weitaus weniger als vor vierzig Jahren in stabilen Deutungs- und Wertungsperspektiven zu manifestieren, eher in unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten und Forschungsinteressen. Die Ökumenische Kirchengeschichte ist infolgedessen in ihrer Neuausgabe stärker zu einem Gemeinschaftswerk geworden, in dem zwar nach wie vor in jedem Abschnitt Autoren unterschiedlicher Konfession, anerkannte Fachleute der evangelischen und der katholischen Kirchengeschichtswissenschaft sowie Allgemeinhistoriker, zusammenwirken, jedoch deutlicher als zuvor mit dem Ziel, ein brauchbares, allgemein verständliches Lehr- und Lesebuch zu bieten.

Die wechselseitige Verständigung, die sich im wissenschaftlichen Austausch selbst vollzieht, erscheint uns als die heute der Kirchenhistorie und ihren jedenfalls im deutschsprachigen Raum etablierten Wissenschaftstraditionen angemessenste Form des ökumenischen Miteinanders. Auch angesichts der jüngsten Irritationen im ökumenischen Dialog zwischen Katholiken und Protestanten dürfte eine nüchterne historische Bestandsaufnahme, die die Kirchengeschichte mit Einschluss all ihrer Irrwege der theologischen Erkenntnis zugänglich macht, das Gebot der Stunde sein. Nur so kann das Bewusstsein für die grundlegenden Gemeinsamkeiten der christlichen Konfessionen geschärft, aber auch die historische Bedingtheit und das historische Recht der Trennungen zur Geltung gebracht werden.

Zu diesem Band

Der 1. Band der Ökumenischen Kirchengeschichte hat in der Neuausgabe gegenüber der älteren Fassung eine gewisse Verschiebung der Proportionen erfahren. Die Darstellung der frühen Jahrhunderte ist stärker zusammengefasst und das frühe Mittelalter bis zum 12. Jahrhundert in den Band mit aufgenommen worden. Dadurch ergibt sich eine veränderte Epochenabgrenzung zwischen den Bänden 1 und 2, die allerdings mehr auf pragmatische als auf grundsätzliche Überlegungen zurückgeht.

Im II. Abschnitt sowie in den ersten Kapiteln von Abschnitt III haben wir die Texte der „alten“ Ökumenischen Kirchengeschichte übernommen, die jedoch neu durchgesehen und zum Teil umgearbeitet worden sind. Alle übrigen Texte sind neu. Neu sind auch die Literaturverzeichnisse am Schluss des Bandes, die entsprechend der Texteinteilung des Werkes gegliedert sind. Der 3. Band, dessen Erscheinen wir für das kommende Jahr erwarten, wird eine Zeittafel enthalten.

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Einer der Autoren der „alten“ Ökumenischen Kirchengeschichte, dessen Text großenteils in die Neufassung übernommen wurde, ist Bernhard Kötting, der freilich am Wiedererscheinen des Werkes nicht mehr teilnimmt. Geboren am 29. März 1910 in Hengeler bei Stadtlohn in Westfalen, gestorben am 20. Mai 1996 in Münster, war Kötting einer der hoch geachteten katholischen Kirchenhistoriker Deutschlands in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Von 1951 bis 1978 hatte er den Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte, Christliche Archäologie und Patrologie an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Münster inne, 1960/61 und 1967/68 war er Rektor der Universität. Den Schwerpunkt seiner Lehr- und Forschungstätigkeit bildeten die Formen der altkirchlichen Frömmigkeit, unter anderem die Aufnahme volkstümlicher religiöser Anschauungen und Lebensgewohnheiten der heidnischen Umwelt durch das frühe Christentum. An der Etablierung und Ausgestaltung des Forschungsprogramms „Antike und Christentum“ war Kötting maßgebend beteiligt.

Bonn, Göttingen, Münster Die Herausgeber

1 Band 1, Mainz und München 11970; 51989. Band 2 ebd. 11973; Mainz und Gütersloh 51993. Band 3, Mainz und München 11974; 41989.

2 Vgl. Band 2, Vorwort zur 3. Auflage (1982) sowie S. 283–320; Band 3, 41989, S. 299–303.

3 Vorwort zum 1. Band.

Ökumenische Kirchengeschichte

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