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Vorwort

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Schnelle Veränderungen der organisatorischen und technologischen Rahmenbedingungen, die die Entwicklung und den Einsatz von betrieblichen Anwendungssystemen beeinflussen, sowie wachsende Ansprüche seitens der Auftraggeber z.B. bezüglich Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen erzeugen für den Prozess der Erstellung und Betreuung von Anwendungssystemen neue Anforderungen, auf die IT-Unternehmen schnell und flexibel reagieren müssen.

Um bei dieser Ausgangssituation dem Anspruch gerecht werden zu können, Software interdisziplinär und in verteilten Teams, mit angemessenen Kosten und in der erwarteten Qualität herstellen zu können, ist es erforderlich, den Softwareerstellungsprozess in den unterschiedlichen Phasen durch den Einsatz geeigneter Methoden und Tools zu unterstützen. Der Softwareerstellungsprozess stellt die Verantwortlichen wie auch die beteiligten Teams immer wieder vor ähnliche Herausforderungen. Moderne Ansätze der industrialisierten Softwareerstellung berücksichtigen dabei nicht ausschließlich die Implementierung einer Software, sondern betrachten den Lebenszyklus von der Initiierung bis hin zum Betrieb und zur Wartung des zu erstellenden Softwareprodukts. Diese aus dem Produktlebenszyklus abgeleitete Interpretation des Entwicklungsprozesses wird aktuell auch unter dem Begriff Anwendungslebenszyklus (engl. Application Lifecycle) zusammengefasst. Die Methodik und darauf basierende technische Infrastruktur zur transparenten und effizienten Steuerung des Anwendungslebenszyklus wird als Application Lifecycle Management bezeichnet.1

Im Lebenszyklus der Anwendungssysteme tragen die Kommunikation und kooperative Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer sowie zwischen den an der Entwicklung und dem Betrieb der Anwendungssysteme beteiligten Teams wesentlich zur erfolgreichen Umsetzung von Projekten bei. Die abgestimmte Anwendung von Methoden, Technologien und Werkzeugen in der Softwareerstellung soll diese Zusammenarbeit verbessern und somit unter anderem zu einer schnelleren Auslieferung von Produkten bei gleichzeitiger Gewährleistung von hoher Softwarequalität führen.

Im Rahmen der Veranstaltung Management der Anwendungsentwicklung, ein Bestandteil des WI-Masterstudiums an der HTW Berlin, wurden im Wintersemester 2010/11 die Einsatzmöglichkeiten des kollaborativen Lifecycle Management auf der Basis der IBM Rational Jazz - Plattform untersucht. Die empirische Grundlage bildet ein mit WI-Masterstudenten durchgeführtes Praxisprojekt, das die Untersuchung ausgewählter Komponenten der Rational Jazz Technologie-Plattform zum Ziel hatte. Die Evaluierung erfolgte anhand der vom Praxispartner vorgegebenen Anwenderszenarien.

Im Mittelpunkt der Evaluierung standen folgende Fragestellungen:

 Wie wird das Management des Gesamtprozesses eines Softwareprojektes auf der Basis eines standardisierten Vorgehensmodell oder einer individuellen Vorgehensweise durch die Komponente Rational Team Concert unterstützt? Gibt es adäquate Rollenkonzepte für die Durchführung der Projektarbeit?

 Wie lassen sich Aktivitäten und vorgegebene Prozessabläufe im Rahmen der Anforderungsdefinition und des Anforderungs- sowie des Änderungsmanagement für die Betreuung betrieblicher Anwendungssysteme sinnvoll durch den Einsatz des Rational Requirements Composer abwickeln?

 Wie kann das Testmanagement und die Fehlerbehandlung durch den Einsatz des Rational Quality Manager ausgeführt werden? Werden dabei die Erfordernisse des Qualitätsmanagements ausreichend erfüllt?

 Welche Möglichkeiten bietet die Komponente Rational Team Concert zur Umsetzung des Build- und Konfigurationsmanagements?

In den nachfolgenden Einzelbeiträgen werden die Einsatzmöglichkeiten der zu betrachtenden Toolkomponenten gemäß der Fragestellungen untersucht und aus den Evaluierungsergebnissen abschließend allgemeine Handlungsempfehlungen für den Einsatz der untersuchten Komponenten abgeleitet.2

Zum Aufbau des vorliegenden Bandes der Reihe Schriften zur WI:

Der einleitende Beitrag soll einen Überblick über die Jazz Plattform, die verwendeten Technologien und die eingesetzten Komponenten liefern. Außerdem erfolgt eine Vorstellung der Komponente RTC, da diese innerhalb des Projektes aufgrund der übergreifenden Aufgaben im Zentrum der Evaluierung stand.

Im Beitrag Prozess- und Projektmanagement von Bianca Heinemann, Kerstin Wagner und Norbert Stelter geht es darum, die Einsatzmöglichkeiten des RTC für das Prozess- und Projektmanagement über den gesamten Lebenszyklus aufzuzeigen. Dabei steht die Anwendung vordefinierter Prozessschablonen für Vorgehensmodelle zur Umsetzung des Entwicklungsprozesses, sowie die integrierte Release- und Iterationsplanung und die Zusammenarbeit im Team im Vordergrund.

Jördis Pietsch, Martin Ehmke und Conrad Finkelstein untersuchen die Möglichkeiten, die der Requirements Composer für die Erfassung, Definition, Modellierung und Verwaltung der Anforderungen bietet.

Im Beitrag von Mathias Slawik, Carsten Braune, Daniel Leuthold und Matthias Preiß geht es um die Realisierung der Aufgaben des Build, Configuration und Test Managements mit Hilfe des RTC sowie um die Integration des RQM zur Unterstützung des Quality Managements.

Im abschließenden Beitrag wird in Zusammenarbeit der Autoren der vorangehenden Einzelbeiträge anhand eines Beispielprozesses im Warenversand die durchgängige Anwendung der vorgestellten Komponenten der Jazz Plattform innerhalb des Softwareentwicklungsprozesses demonstriert: Von der Erfassung von Anforderungen und deren Überführung zu Arbeitselementen über die Implementierung bis zum Test des entstandenen ausführbaren Programmes.

Bei den an der Evaluierung der untersuchten Komponenten der IBM-Jazz Plattform beteiligten WI-Masterstudenten möchte ich mich für die Mitwirkung herzlich bedanken. Außerdem möchte ich mich bei den Mitwirkenden des Tool-Anbieters für ihre Unterstützung bedanken. Neben der Bereitstellung und Installation der Jazz-Plattform haben wir umfangreiche Hilfestellungen bei den verschiedenen aufgetretenen Problemen und Fragen erhalten. Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen, die Evaluierung in der gewählten Form durchzuführen.

Ein ganz besonderer Dank gilt Herrn Rene Meyer, der im Rahmen seiner Tätigkeit bei der IBM Deutschland GmbH uns bei allen Arbeiten im Rahmen der Tool-Evaluierung, von der Installation bis zur Umsetzung der Evaluationsszenarien für die ausgewählten Tools, unterstützt hat und auch als Autor an der Studie mitgewirkt hat.

In diesem Zusammenhang gilt ein besonderer Dank Herrn Andreas Gallien, der für das Einrichten und Betreuen der technischen Umgebung für die Jazz-Plattform an der HTW Berlin verantwortlich war.

Wir möchten uns weiterhin bei der IBM Deutschland GmbH recht herzlich für die zur Verfügung gestellten Abbildungen in dieser Veröffentlichung bedanken.

Ich freue mich, die nachfolgenden Beiträge aus einem Projekt Management der Anwendungsentwicklung des WI-Masterstudiums veröffentlichen zu können und hoffe, dass wir mit den vorliegenden Untersuchungsergebnissen einen Beitrag zum besseren Verständnis des kollaborativen Lifecycle-Management und seiner Umsetzung mit der IBM Jazz Plattform leisten können.

Berlin, im Dezember 2011

Margret Stanierowski

1(Kääriänen, et al., 2008 S. 55-67)

2Eine Auswertung der Einsatzmöglichkeiten der untersuchten Tool-Komponenten aus der Sicht des Praxispartners ist nicht Gegenstand der nachfolgenden Beiträge.

Evaluierung des kollaborativen Lifecycle-Managements mit der IBM Jazz Plattform

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