Читать книгу Sind Egoisten wirklich schlechte Menschen? - Guido Edwards - Страница 5
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Stehen Sie zu Ihren Bedürfnissen!
In der Regel kommen bei solchen Problemen verschiedene Ursachen zusammen. Aber was fast immer mit hineinspielt, ist mangelnde Kommunikation.
Richtig unglückliche Menschen leiden meist vorallem an sich selbst! Immer wieder höre ich: „ Ich habe es deutlich spüren lassen, aber er wollte es nicht merken!“ – Was für ein Frust! Oder: „ Immer wieder habe ich ihm signalisiert, dass ich das nicht mag, aber er hat es mir zuleide trotzdem gemacht!“ – Wie mühsam! Oder: „Sie weiss doch, dass ich das liebe, weshalb mag sie mir mein Bier und meine Zigarre nie gönnen?“ – Vielleicht weil er nachher stinkt? Vielleicht aus lauter Liebe, oder aus Ahnungslosigkeit, oder, oder...
Versuchen Sie nie vom Anderen etwas zu verlangen, zu dem Sie nicht stehen können! Und wenn Sie dazu stehen können, dann sagen Sie es auch! „ Ich mag das nicht!“ – „ Würdest du dich nicht bitte mit dem Bier und der Zigarre auf den Balkon setzen, und mich nachher nicht mehr küssen?“– Ist doch kein Problem, oder... doch?
Ich höre Sie laut sagen: „Ich möchte ihn doch nicht verletzen!“ - Was denken Sie, ist verletzender: Jahrelange Andeutungen, versteckte Hinweise und Frustrationen, weil Sie nicht verstanden wurden, oder eine zehn Minuten lange Auseinandersetzung mit überschwänglicher, heissblütiger Versöhnung nachher?
Ich gebe ja zu, das kann auch anders gehen, aber es gibt immer eine kürzere und schmerzlosere Variante und eine, deren Wunden bis weit über die Pensionierung hinaus anhalten können! Wobei es zum vermeiden des schmerzvollen Weges nur etwas braucht, nämlich einen gesunden Egoismus! Das heisst sich überlegen, was man nötig hat und dies dem Anderen gegenüber auch einzugestehen! Dieses Gespräch hat vor allem dann einen schlechten Ausgang, wenn der Zeitpunkt ungünstig ist oder wenn die Form in dem ich mein Anliegen mitteile ungünstig ist. Je verkrampfter ich versuche die Verletzung des Anderen zu vermeiden, desto schlimmer ist das Resultat. Denn dann ist die Gefahr erheblich grösser, den falschen Zeitpunkt, den falschen Tonfall oder die falsche Wortwahl zu wählen. Je mehr gesunder Egoismus mir Gelassenheit und überlegene Ruhe geben kann, desto eher kann das Gespräch in Liebe und Sorgfalt geführt werden.
Es gibt ja viele Geschichten von den guten Taten, die nicht wirklich gut sind. Zum Beispiel, von der Frau die dem Mann immer wieder sein vermeintliches Lieblingsessen gekocht hat, obwohl es sie jedes Mal riesige Überwindung kostet, die Kutteln, die sie hasste, zu kochen. Er hatte sie einmal vor 20 Jahren gelobt, um freundlich zu sein. Er war aber zuwenig selbstbewusst ihr zu sagen, dass er sie auch nicht gerne hat.
Wahrscheinlich füge ich dann anderen Menschen die grössten Wunden zu, wenn ich etwas aus Angst zu verletzen nicht sage oder nicht tue! Ich werde aggressiv, oder ich weiche aus, wenn ich vielleicht gebraucht werde. Dies ist meine häufigste Reaktion: Ich verschwinde. Dann komme ich nicht in Versuchung, das meiner Meinung nach, verletzende zu sagen. Oft machen mir da auch meine Gefühle Probleme. Weil ich versuche mich zu beherrschen baue ich Aggressionen auf und wenn ich dann etwas sage, klingt das meist nicht sehr sachlich.
Wenn ich aber weiss, dass mir dieses und jenes Mühe macht, dann kann ich auch emotionslos damit umgehen. Es kommen gar keine schlechten Gefühle auf. So kann ich im Zeitpunkt, den ich für richtig betrachte und mit den Worten, die ich für angemessen halte, so laut schreien, wie ich es eben für nötig halte.