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Eines Abends bekam ich Bescheid, daß ich einhunderttausend Gulden in einer Lotterie von Den Haag gewonnen hatte. In tiefes Nachdenken versunken, ging ich eine der geschäftigen Hauptstraßen hinauf und hinab. Ich dachte darüber nach, wie das Glück doch manchen Leuten zulächelt, die absolut nichts tun, um es auf sich aufmerksam zu machen, während Tausende und aber Tausende alles tun, was nur in ihrer Macht steht, um das Glück zu zwingen, das sich aber immer wieder von ihnen abwendet.

Gegen elf Uhr beschloß ich, nach Hause zu gehen. Ich bog in eine kleine Nebenstraße ein. Dabei fiel mir auf, daß mir ein weibliches Wesen folgte.

„Entschuldigen Sie, mein Herr ... aber sind Sie nicht der Baron von Sowieso?“

„Soweit ich weiß, ja.“

„Meine Herrin läßt anfragen, ob Sie wohl so freundlich wären, ein paar Worte mit ihr zu wechseln ...“ „Und wer ist Ihre Herrin?“

„Ich bin nicht befugt, Ihnen das zu sagen, aber ich bin sicher, daß Sie es selber herausfinden könnten.“

„Nun, das sieht ja sehr nach Abenteuer aus. Ja, ich glaube, ich werde Ihrer Herrin den Gefallen tun.“

„Nur noch eins ... Sie werden mir im Dunkeln folgen müssen ... und Sie werden sehr viele Stufen hinaufsteigen müssen, Sie können mit meiner Herrin auch nur im Dunkeln reden, denn wenn mein Herr erfährt ... oh, dann sei Gott meiner armen Seele gnädig!“

„Lassen Sie uns gehen, liebes Mädchen. Ich bin sehr neugierig.“

Ich folgte ihr durchs Haus, über einen langen, schmalen Korridor und zwei Treppen hinauf.

„Halten Sie an, ich muß erst mal Luft holen.“

Neugier, Unsicherheit und auch ein bißchen Angst hatten ihre Finger um meine Kehle gekrallt. Ich stand auch ein wenig tiefer als meine reizende Führerin, und so schlang ich wie unabsichtlich einen Arm um ihre Taille und schickte meine andere Hand unter den Röcken des hübschen Mädchens auf Entdeckungsreise. Ich küßte sie.

„Pffff ...!“ machte sie. „Wissen Sie denn nicht, daß Madame auf Sie wartet?“

„Aber sagen Sie mir, liebes Mädchen ... was ist der Zweck meines Besuches?“

„Geduld, mein Herr, Geduld! Puh ... tun Sie das nicht! Mein Herr ist ein wirklich hitzköpfiger, alter Geizkragen, und er erwartet seine Frau jede Nacht in seinem Bett ... spätestens um Mitternacht.“

Wir stiegen noch eine Treppe hinauf und schlichen auf Zehenspitzen über einen anderen Korridor. Schließlich kamen wir in einem großen, dunklen Vorzimmer an.

„Setzen Sie sich hier hin“, forderte mich meine liebe Führerin auf. Sie rückte für mich einen tiefen Sessel zurecht und schob mir ein Kissen unter die Füße. „Warten Sie, aber wenn Sie hören, daß die Tür des großen Zimmers geöffnet wird, müssen Sie schnell aufstehen und sich in dem Schrank dort verstecken. Ich glaube zwar nicht, daß es nötig sein wird, aber bei meinem Herrn kann man niemals wissen, was er von einem Moment zum anderen tun wird.“

Sie ging ins Nebenzimmer, das nur sehr schwach erhellt war. Bald darauf stand eine schöne Gestalt in der Türöffnung.

Ich stand auf.

„Bitte, stehen Sie nicht auf! Bleiben Sie, wo Sie sind“, rief die schöne Gestalt leise und machte die Tür hinter sich zu.

„Aber ... meine schöne Dame! Verdiene ich denn nicht das Vergnügen, Sie bei Licht bewundern zu dürfen?“

„Sollte mein Mann in diesem Raum hier Licht entdecken, würde er sofort herkommen.“

„Haben Sie denn hier kein anderes Zimmer ...?“

„In Gegenwart meiner Dienerin? Außerdem besteht die Möglichkeit, daß die Bewohner der Dachwohnungen in der Nachbarschaft gaffen und hereinblikken könnten. Mein lieber Baron, ich habe absolut sichere Vorbereitungen getroffen. Doch zuvor beantworten Sie mir bitte eine Frage: Was halten Sie von meinem Benehmen?“

„Ich glaube, daß die schöne Dame mir etwas sehr Wichtiges zu sagen haben wird.“

Ich tastete im Dunkeln herum, bis ich einen weichen Körper zu fassen bekam, der nur sehr spärlich und dünn bekleidet war. Ich setzte ihn auf meinen Schoß. Sie schauerte zusammen.

„Ich hoffe doch, daß ich mein Vertrauen in einen vornehm gesonnenen Edelmann gesetzt habe. Ich liebe Sie! Die Dunkelheit macht mir das Geständnis leicht. Ich habe dagegen angekämpft, aber statt dieses wahnwitzige Verlangen nach Ihnen auslöschen zu können, sehen Sie ja nun selber, was dabei herausgekommen ist.“

Ich drückte sie noch etwas fester an mich und küßte die Lippen, die so nobel von mir gesprochen hatten. Sie waren heiß und feucht und schmeckten nach purer Leidenschaft.

„Bitte gestatten Sie mir meine Torheit, mein lieber Baron. Wenigstens für heute nacht. Ich verspreche Ihnen, daß ich alles versuchen werde, Ihre Wünsche so bald wie möglich zu erfüllen.“

Meine Hände befühlten einen Busen, der voll und frisch war wie eine Rose, die im Morgentau aufblüht. Ihre Schenkel waren fest und etwas groß, die Hüften weich und rund. Die Haut fühlte sich seidig und glatt wie feinster Marmor an. Ihr Liebesbusch, der Eingang zu ihrer Grotte der Leidenschaft ... oh, meine Fantasie war ein wunderbarer Maler!

Sie küßte leidenschaftlich, und ihre Hände streichelten federleicht. Tiefe Seufzer entquollen ihrem Busen. Sie umarmte mich immer fester und wurde mit jedem Atemzug leidenschaftlicher.

„Oh, Frau ... geschaffen für die Liebe! Und so ein ungelegener, unbequemer Ort!“

„Bei weitem nicht so unbequem, wie Sie vielleicht glauben.“

Die hohe Lehne des Sessels kippte plötzlich nach hinten. Sowie ich es bemerkte, stand ich auf und bereitete mich auf den bevorstehenden Kampf vor. Ich bettete sie hin. Sie glühte am ganzen Körper. Aus ihrem schweren Atem und aus ihren Bewegungen glaubte ich schließen zu können, daß sich die Säfte der Leidenschaft bereits sammelten. Ich behielt auch beinahe recht, denn als ich sie behutsam bestieg und mir einen Weg zu ihrer Liebesgrotte bahnte, konnte ich spüren, wie diese bereits überfloß. Das machte mich leidenschaftlich, und ich trieb mein Lustinstrument sofort hinein. Nie zuvor war es so willkommen geheißen worden. Der Altar schluckte gnädig das ihm dargebrachte Opfer.

Meine Geliebte umarmte mich stürmisch und preßte ihre Lippen auf meinen Mund. Jede ihrer Bewegungen wurde von schweren, keuchenden Atemzügen begleitet, die sich wie tiefe Seufzer anhörten.

Meine Fantasie erwies sich als ungemein fruchtbar und hilfreich. Ich befürchtete, meine ständig ansteigende Leidenschaft nicht mehr lange zügeln zu können.

„Oh ... wie du anschwillst ... ooh ...!!!“

„Halte mich ganz fest, meine Liebe!“

„Hebe dich ein bißchen an ... ein ganz kleines bißchen!“

Ich drang bis zur Wurzel ein, und der Balsam des Lebens spritzte wie ein Strahl heraus und verursachte die entzückendsten Gefühle.

„Oh ... es brennt durch meine Adern ... ah ... was für ein köstliches Gefühl!“

Sie bewegte sich unbeherrscht.

Mir fielen Konvulsionen tief in ihrem Inneren auf. Ihr Atem zitterte und bebte. Leise gurrende Laute entrangen sich zögernd ihrer Kehle.

Nachdem sie sich wieder etwas erholt hatte, sagte sie: „Das muß das wahre Entzücken der Liebe sein! Hab’ Erbarmen mit mir, mein lieber Baron! Seit nunmehr drei Jahren schläft ab und zu ein alter Mann mit mir, und ich kann versuchen, was ich will, ich schaffe nicht mehr, als ihn lauwarm zu machen. Und was am schlimmsten ist ... es passiert manchmal, daß er leidenschaftliche Gefühle bei mir auslöst, die aber sofort wieder von seinem kalten Körper erstickt werden! Pscht ... da kommt er! Du weißt ja, was du nun zu tun hast!“

Die Tür am Ende des Korridors wurde geöffnet. Meine unbekannte Schöne verschwand in ihr Zimmer. Ich versteckte mich im großen Wandschrank.

„Aber warum denn heute abend schon so früh, mein Lieber?“ hörte ich sie fragen.

„Ich bin schläfrig“, murmelte der alte Mann und schlurfte hinter ihr her ins Zimmer.

Kurz darauf erschien das Dienstmädchen mit einem Licht und öffnete die Schranktür.

„Oh ... was für ein wunderschöner Anblick!“ sagte sie lächelnd. „Sie werden ein Weilchen bei mir bleiben müssen, bis die andere Dienerschaft schläft.“ „Aber wie haben Sie denn glauben können, mein schönes Kind, daß ich Sie verlassen würde? Natürlich werde ich bei Ihnen bleiben!“

„Und was würde Madame dazu sagen?“

„Das werden Sie herausfinden, wenn Sie es ihr sagen.“

„Ich werde es ihr einfach nicht sagen.“

„Oh, nein, mein lieber Herr! Ich nehme nicht gern die Knochen, die andere Leute von ihrer Mahlzeit übriglassen!“

„Aber ich mag Sie doch, mein liebes Mädchen! Ich möchte bei Ihnen bleiben. Wo ist Ihr Schlafzimmer?“ Sie machte eine Tür auf, und siehe da, es war tatsächlich ihr Schlafzimmer. Ich nahm das Mädchen am Arm, führte sie hinein und schloß die Tür hinter uns ab.

„Ich glaube fast, daß Sie es ernst meinen!“

„Aber natürlich, mein liebes Mädchen.“

Ich nahm ihr das Licht aus der Hand und stellte es auf den Tisch. Dann zog ich sie zu mir aufs Bett.

„Oh ... puh! Lassen Sie mich los!“

Nachdem sie sich ein ganz klein wenig gewehrt hatte, trug sie nur noch ein dünnes Hemdchen.

„Du siehst also jetzt, wie ernst ich es meine!“

Und in Sekundenschnelle stand ich splitternackt vor ihr.

Sie schlug verschämt beide Hände vors Gesicht, vergaß aber vollkommen, sich zu wehren, als ich ihr Hemd auszog. Plötzlich brach sie in meinen Armen zusammen und schmiegte sich zitternd an mich, als wollte sie sich verstecken.

Doch jeder Muskel ihres zitternden Körpers verriet Leidenschaft. Das lockige Haar um ihr Liebesnest herum war rabenschwarz, und die Lippen geöffnet, wie ich es noch nie gesehen hatte. Ich drückte ihr meinen Stab in die Hand.

Sie stieß einen langen und sehr tiefen Seufzer aus. „Nun ...? Möchtest du, daß ich dich jetzt wieder verlasse?“

„Ihr Scherz kommt zum falschen Zeitpunkt, mein Herr!“

„Da hast du recht. Komm her, überzeuge dich selber davon, ob du nur die übriggebliebenen Knochen einer Mahlzeit bekommen wirst!“

Das Mädchen, es hieß Dorothea, wußte sofort, was es zu tun hatte. Kaum hatte sich Dorothea in Position gebracht, da schlang sie auch schon ihr rechtes Bein über meine Hüfte und kam jedem meiner Stöße sehr geschickt entgegen, was viel Erfahrung verriet. „Bitte ... oh ... bitte, verkürze mein Vergnügen nicht! Ah ... ja ... aber ... bitte, nicht so schnell bewegen!“ Ich blieb ganz ruhig und ließ sie alle Arbeit verrichten, bis ich bemerkte, daß sich ihre Erregung zu fieberhafter Höhe steigerte. Dann erst begann ich, kräftig in sie einzudringen und mit aller Macht ihren Liebesacker zu pflügen.

Sie machte die Augen zu, warf sich herum und stöhnte vor Lust.

„Es ... ah ... das ... bringt ... mich ... um ... oh ... ooh ... aaah ...!!!“

Eins, zwei, drei ... und schon floß die Grube ihrer Leidenschaft über.

„Nun, Dorothea? War es nur ein klägliches Dessert?“

„Oh ... puh ...!“

„Und was wird Madame sagen?“

„Das kümmert mich nicht. Warum hat sie mich hören lassen, wie nett es für sie gewesen ist? Sonst hättest du mich bestimmt nicht so bereitwillig und eifrig gefunden!“

„Im Ernst, mein liebes Mädchen? Nun, ich werde sehen, ob ich deine Ehrlichkeit damit belohnen kann, daß ich versuchen werde, es noch einmal zu tun ... und diesmal sogar noch besser!“

Dorothea hatte keinen Grund, sich über mich zu beklagen.

In dieser Nacht ging ich erst gegen drei Uhr nach Hause.

Die Nacht, die ich mit meiner schönen Dame im Dunklen verbracht hatte, war sehr dazu angetan, meine Stimmung zu heben. Gelegentlich war ich allerdings etwas unzufrieden, weil ich so gar nichts mehr von ihr hörte. In jeder Nacht ging ich an ihrem Haus vorbei, bekam aber nie die Chance, es noch einmal zu betreten.

Ich hatte diskret Erkundigungen über sie eingezogen. Ich wollte wissen, wer in diesem großen, alten Haus wohnte, um den Namen der mysteriösen Schönen herauszufinden. Aber es nutzte mir gar nichts. Ich bekam nur heraus, daß dieses Haus von drei gebrechlichen, alten Männern bewohnt werde. Jeder von ihnen sollte mit einer jungen und sehr schönen Frau Zusammenleben. Offenbar war es das Schicksal dieses Hauses, junge Frauen zu quälen, ganz zu schweigen von ihren jungen, ritterlichen Verehrern.

Gewiß, man bemitleidet oft diese armen Nonnen, die angeblich von ihren eigenen Leidenschaften verzehrt werden, aber ich persönlich bin ganz entschieden der Meinung, daß junge, schöne Ehefrauen, die gezwungen sind, neben alten, impotenten Männern zu liegen, noch viel mehr zu bemitleiden sind.

Eines Tages fuhr ich ganz allein zu einer benachbarten Ortschaft, die ich bislang noch nie besucht hatte. Dort lernte ich eine Gruppe alter Herren und Matronen kennen, die beim Kaffeeklatsch saßen.

Welch wunderschöne Gesellschaft! dachte ich bitter. Traurigen Herzens setzte ich mich ganz allein an einen Tisch und bestellte eine Tasse Schokolade.

Dann kam eine Frau herein. Sie trug ein hellgrünes Reitkostüm. Offenbar gehörte sie zu dieser Gesellschaft, denn jemand sprach sie mit ,Tochter‘ an.

Sie war schlank wie eine Pinie und etwas größer als Frauen meist sind. Ihr üppiger, stolzer Busen, das leichte Lächeln auf den Lippen, und aschblondes Haar zu dunkelblauen Augen entflammten mich auf der Stelle.

Der Jagdanzug schien für sie wie geschaffen. Sie machte darin eine prächtige Figur. Der dunkle Samthut warf leichte Schatten auf ihr Engelsgesicht. Ich war zur Salzsäule erstarrt.

Wie konnte ich es anstellen, mit dieser atemberaubend schönen Frau ins Gespräch zu kommen? Würde ich jemals Erfolg damit haben? Aber ich mußte unbedingt mit ihr reden! So schön! Etwas Schöneres hatte ich mein Lebtag noch nicht gesehen!

Tausend Pläne blitzten durch mein Hirn. Ich wagte kaum, sie noch einmal verstohlen anzusehen, weil der Aberglaube, mein Augenlicht dadurch zu verlieren, mir in den Sinn kam.

Wie konnte ich jemanden in dieser Gesellschaft kennenlernen?

Aber wie immer, wenn einem das Glück hold ist, muß man sich auch in Geduld üben. Es stellte sich nämlich heraus, daß all mein Planen überflüssig war. Einer der alten Herren kam auf mich zu.

„Entschuldigen Sie, mein Herr“, begann er. „Jemand hat mir gesagt, Sie seien Baron Karl von H.“

„Sie wurden richtig informiert.“

„Verzeihen Sie meine Freiheit, aber ist der alte Baron nicht Ihr Vater?“

„Auch das ist richtig.“

„Ich glaube nicht, daß ich Ihren berühmten Herrn Vater jemals vergessen könnte. Mein ganzes Leben lang habe ich mit ihm Geschäfte gemacht. Aber er hat mir niemals Gelegenheit gegeben, einmal seinen Sohn kennenzulernen. Ich möchte zu gern Ihre Bekanntschaft machen, Baron, deshalb wollte ich Ihnen sagen, daß Sie in meinem Hause jederzeit herzlich willkommen sind. Besuchen Sie uns doch einmal, wann immer Ihre Zeit es erlaubt.“

Er nahm mich bei der Hand und stellte mich der Gesellschaft vor, und dieser Engel von Frau war seine Tochter!

Ihr Ehemann, ein alter, buckeliger, halbtauber, blinzelnder Greis.

Ich hätte den Vater am liebsten mit der Reitgerte ausgepeitscht, weil er es fertiggebracht hatte, seine junge, schöne Tochter so zu verhökern! Das war einfach gräßlich, ungehörig!

Ich fand tausend Vorwände, um mit ihr zu sprechen. Zu meinem unglaublichen Entzücken konnte ich feststellen, daß sie mir in keiner Weise abgeneigt war. Wir standen am Erkerfenster, ich drückte ihre Hand, was sie sanft erwiderte.

Ich fühlte mich wie neugeboren, und kaum war ich wieder zu Hause, da erfuhr mein getreuer Freund Balthasar von dem neuen Abenteuer. Ich schwärmte in den höchsten Tönen von meiner Angebeteten! Balthasar bat mich schließlich, endlich damit aufzuhören, denn nichts auf der Welt ist langweiliger als das Geplapper eines liebeskranken Mannes, weil er sich doch ständig wiederholt.

Der Leser kann sich leicht vorstellen, daß ich keine Zeit vergeudete, um meinen ersten Besuch bei dem alten Brambur zu machen, denn ich hoffte natürlich, dort meine schöne Amazone wiederzusehen.

Der Alte war sehr entgegenkommend und lud mich zum Essen ein. Sein schmucker Schwiegersohn traf mit der Göttin der Liebe ein. Nach einigen Fragen und Antworten allgemeiner Art entschuldigten sich die beiden alten Herren mit dem Hinweis, noch geschäftliche Dinge erledigen zu müssen. Was mich betraf, so hätten sie den ganzen Tag lang miteinander verhandeln können! Die alte Mutter entschuldigte sich ebenfalls, weil es im Haushalt so viele Dinge zu regeln gab. Auch gegen ihre Abwesenheit hatte ich natürlich nichts einzuwenden!

So war ich nun endlich mit dem Gegenstand meiner brennenden Liebe zum ersten Mal allein. Ich sah sie an.

Sie schlug den Blick nieder und blieb stumm.

„Madame begann ich. „Was ich jetzt brauche, ist ein einziger Blick von Ihnen, um mir Mut zu machen.“

Es galt keine Zeit zu verlieren. Ich stand auf, nahm ihre Hand und blickte ihr tief in die Augen, um zu sehen, ob ich weitersprechen durfte.

„Was möchten Sie denn, mein lieber Baron?“ „Verraten Ihnen meine Augen nicht schon alles? Ich liebe Sie!“

Ich beugte mich zu ihr hin und küßte ihren Mund. „Ja, mein Engel ... ich liebe Sie!“

„Aber, aber, Baron! Sie sehen mich doch heute erst zum zweiten Mal!“

„Und schon beim ersten Mal konnte ich an nichts anderes denken! Bitte, schöne Dame ... schenken Sie mir wenigstens einen Hoffnungsstrahl!“

Sie drückte behutsam meine Hand.

„Dann darf ich also zu hoffen wagen?“

„Ich glaube, ich habe Ihnen meine Antwort auf diese Frage bereits deutlich genug gegeben.“

„Oh, wie ich wünschte, diesen Augenblick des Zusammenseins in alle Ewigkeit ausdehnen zu können! Wann, wie und wo kann ich Sie wiedersehen?“ „Nirgendwo. Nur hier im Hause meines Vaters. Und wir müssen extrem vorsichtig sein, weil mein Mann unerhört eifersüchtig ist.“

„Sie zerschlagen alle meine Hoffnungen.“

„Wenn Sie mich wirklich lieben, können Sie doch nicht wollen, daß ich mein Leben ruiniere, indem ich meine Tage mit Bitterkeit verderbe! Aus meiner so offenen Diskussion des Themas können Sie ersehen, wie gern ich mit Ihnen intim sein möchte.“

Ich umarmte den Engel und hielt ihn fest an mich gedrückt, während mein Mund himmlischen Nektar von ihren Lippen saugte.

Sie ging mit mir in ein anderes Zimmer. Dort gab es ein Klavier. Sie begann zu spielen. Dazu sang sie ein Liebeslied.

An diesem Nachmittag sprach ich mit Balthasar und erzählte ihm so viel von meiner schönen Flamman, daß er ganz traurig wurde. Er schüttelte den Kopf und sagte: „Ich habe dich immer für stärker gehalten, mein Freund. Für dich ist es doch eine wahre Katastrophe, dich so zu verlieben!“

Aber ich konnte immer nur an meine schöne Flamman denken. Andere Gedanken hatten einfach keinen Platz mehr in meinem Kopf.

Memoiren eines Barons II

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