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Hungerturm

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In dem mauerumfriedeten stillen Hof der „Daliborka“[9] – des grauen Hungerturms auf dem Hradschin – warfen die alten Linden bereits schräge Schatten, und das kleine Wärterhäuschen, darin der Veteran Vondrejc mit seiner gichtbrüchigen Gattin und seinem Adoptivsohn Ottokar, einem neunzehnjährigen Konservatoristen, wohnte, lag wohl schon eine Stunde in kühlem Nachmittagsdunkel.

Der Alte saß auf einer Bank und zählte und sortierte einen Haufen Kupfer- und Nickelmünzen neben sich hin auf das morsche Brett, die ihm der Tag als Trinkgeld von den Besuchern des Turms eingebracht hatte. Jedes Mal, wenn er die Zahl zehn erreichte, machte er mit seinem Stelzbein einen Strich in den Sand.

„Zwei Gulden siebenundachtzig Kreizer“, brummte er, als er fertig war, unzufrieden zu seinem Adoptivsohn hin, der, an einen Baum gelehnt, emsig damit beschäftigt war, die spiegelnden Flecken an den Knien seines schwarzen Anzuges rauhzubürsten, und rief es dann mit lautem, militärischem Meldeton durchs offene Fenster in die Stube hinein, damit es seine bettlägerige Frau hören könne.

Gleich darauf sank er, den bis in den Nacken haarlosen Kopf mit der hechtgrauen Feldwebelmütze bedeckt, in starrer, totenähnlicher Ruhe zusammen wie ein Hampelmann, in dem der Lebensfaden plötzlich gerissen ist, und hielt seine halbblinden Augen unbeweglich auf den mit libellenförmigen Baumblüten übersäten Boden geheftet.

Er achtete nicht einmal mit einem Wimpernzucken darauf, dass sein Adoptivsohn den Geigenkasten von der Bank nahm, sich seine Samtkappe aufsetzte und dem schwarz-gelb gestreiften, kasernenmäßigen Ausgangstor zuschritt. Er antwortete nicht auf den Abschiedsgruß. – Der Konservatorist schlug den Weg nach abwärts ein, der Thunschen Gasse zu, in der die Gräfin Zahradka ein schmales, finsteres Palais bewohnte, blieb aber nach wenigen Schritten, wie von einem Gedanken erfasst, stehen, warf einen Blick auf seine abgeschabte Taschenuhr, kehrte hastig um und eilte, die Wiesenstege des „Hirschgrabens“ abkürzend, wo immer es ging, zur „Neuen Welt“ empor, wo er, ohne anzuklopfen, das Zimmer der „böhmischen Liesel“ betrat. —

Die Alte war so tief versponnen in ihre Jugenderinnerungen, dass sie lange nicht begriff, was er von ihr wollte.

„Zukunft? Was ist das: Zukunft?“ murmelte sie geistesabwesend, immer nur die letzten Worte seiner Sätze verstehend, „Zukunft? – Es gibt doch gar keine Zukunft!“ – sie musterte ihn langsam von oben bis unten – der verschnürte Studentenrock des jungen Mannes verwirrte sie offenbar. – „Warum nicht goldene Tressen heute? – Er ist doch Oberst-Hofmarschall!“ fragte sie halblaut in die leere Luft hinein. – „Aha, Pan Vondrejc mladsi – ah, der junge Herr Vondrejc will die Zukunft wissen! Ah so.“ – Jetzt erst erfasste sie, wen sie vor sich hatte.

Ohne weiter ein Wort zu verlieren, ging sie zur Kommode, bückte sich, fischte unter den Möbeln ein mit rötlichem Modellierton überzogenes Brett hervor, stellte es auf den Tisch, reichte dem Konservatoristen einen hölzernen Griffel und sagte: „Da! Tupfen S’, Pane Vondrejc! Von rechts nach links. – Aber ohne zu zählen! – Nur an das denken, was Sie wissen wollen! – Und sechzehn Reihen untereinander.“

Der Student nahm den Stift, zog die Augenbrauen zusammen und zögerte eine Weile, dann wurde er plötzlich leichenblass vor innerer Erregung und stach in fliegender Hast und mit zitternder Hand eine Anzahl Löcher in die weiche Masse.

Die „böhmische Liesel“ zählte sie zusammen, schrieb sie in Kolonnen neben- und untereinander auf eine Tafel, während er ihr gespannt zusah, zeichnete die Resultate in geometrische Formen geordnet in ein mehrfach geteiltes Viereck und schwätzte dabei mechanisch vor sich hin:

„Das sind die Mütter, die Töchter, die Neffen, die Zeugen, der Rote, der Weiße und der Richter, Drachenschwanz und Drachenkopf. – Alles genau, wie’s die alte böhmische Punktierkunst verlangt. – So haben wir’s gelernt von den Sarazenen, eh’ sie vernichtet wurden in den Kämpfen am weißen Berg, der ist getränkt von Menschenblut. – Böhmen ist der Herd aller Kriege. – Auch jetzt wieder war’s der Herd und wird’s immer bleiben. – Jan Zizka[10], unser Führer Zizka, der Blinde!“

„Was ist s mit Zizka?“ fuhr der Student aufgeregt dazwischen, „steht da etwas von Zizka?“

Sie achtete nicht auf die Frage. – „Wenn die Moldau nicht so rasch flösse, heut noch wäre sie rot von Blut.“ – Dann änderte sie mit einem Mal den Ton wie in grimmiger Lustigkeit: „Weißt du, Buberl, warum so viel Blutegel in der Moldau sind? Vom Ursprung bis zur Elbe – wo du am Ufer einen Stein aufhebst, immer sind kleine Blutegel darunter. Das kommt, weil früher der Fluss ganz aus Blut bestand. Und sie warten, weil sie wissen, dass sie eines Tags wieder neues Futter kriegen – Was ist das?“ – sie ließ erstaunt die Kreide aus der Hand fallen und starrte abwechselnd den jungen Mann und die Figuren auf der Tafel an – „was ist das! – Willst du vielleicht gar Kaiser der Welt werden?“

– Sie sah ihm forschend in die dunklen, flackernden Augen.

Er gab keine Antwort, aber sie bemerkte, dass er sich am Tische krampfhaft festhielt, um nicht zu taumeln. „Am End’ wegen der da?“ – sie deutete auf eine der geometrischen Figuren. „Und ich hab’ immer geglaubt, du hättst ein Gspusi mit der Bosena vom Baron Elsenwanger?“

Ottokar Vondrejc schüttelte heftig den Kopf.

„So? Es ist also schon wieder aus, Buberl? – Na, was ein ächtes böhmisches Madel is, trägt nichts nach. Auch nicht, wenn’s ein Kind kriegt. – Aber vor der da“ – sie zeigte wieder auf die Figur – „nimm dich in acht. – Die saugt Blut. – Sie is auch eine Tschechin, aber von der alten gefährlichen Rass’.“

„Das ist nicht wahr“, sagte der Student heiser.

„So? Glaubst du? – Sie ist aus dem Stamme Boriwoj, sag’ ich dir. Und du“ – sie blickte den jungen Mann lang und nachdenklich in das schmale, braune Gesicht – „und du – du bist auch aus der Rasse Boriwoj. So zwei zieht’s zueinander wie Eisen und Magnet. – Was braucht man da lang in den Zeichen zu lesen“ – sie wischte mit dem Ärmel über die Tafel, ehe sie der Student daran hindern konnte. „Gib nur acht, dass du nicht das Eisen wirst und sie der Magnet, sonst bist du verloren, Buberl. – Im Stamme Boriwoj war Gattenmord, Blutschande und Brudermord an der Tagesordnung. – Denk an Wenzel, den Heiligen[11]!“

Der Konservatorist versuchte zu lächeln. – „Wenzel der Heilige war ebensowenig aus dem Stamme Boriwoj, wie ich es bin. Ich heiß’ doch bloß Vondrejc, Frau – Frau Lisinka.“

„Sagen Sie mir nicht immer Frau Lisinka!“ – wütend schlug die Alte mit der Faust auf den Tisch; „Ich bin keine Frau! – Ich bin eine Hur. – Ich bin ein Fräulein!“

„Ich hätt’ nur noch gern gewusst – Lisinka – , was haben Sie da vorhin gemeint mit dem – ‘Kaiser werden’ und mit Jan Zizka?“ fragte der Student eingeschüchtert.

Ein Knarren von der Wand her ließ ihn innehalten. —

Er drehte sich um und sah, dass im Rahmen der langsam sich öffnenden Tür ein Mann stand, eine große, schwarze Brille im Gesicht, den übermäßig langen Gehrock zwischen den Schultern ungeschickt ausgestopft, wie um einen Buckel vorzutäuschen – die Nasenlöcher weit aufgebläht von Wattepfropfen, die darin staken – , eine fuchsrote Perücke auf dem Schädel und einen ebensolchen Backenbart, dem man auf hundert Schritt ansehen konnte, dass er angeklebt war.

„Prosim! Milostpane! Gnädigste!“ wandte sich der Fremde mit deutlich verstellter Stimme an die „böhmische Liesel“. „Bittschän, Pardon, wann ich stäare, bittschän, war sich nicht vorhin der Herr kaiserliche Leibharz von Flugbeil hier?“

Die Alte verzog ihren Mund zu einem lautlosen Grinsen.

„Bittschän, man hat mir, här’ ich, nämlich gesagt, dass er sich hier gewesen is.“

Die Alte grinste weiter wie eine Leiche.

Der sonderbare Kerl wurde sichtlich betreten.

„Ich soll nämlich dem Herrn kaiserlichen Leibharz – “

„Ich kenn’ keinen kaiserlichen Leibarzt!“ schrie die „böhmische Liesel“ jäh los – „Schauen Sie, dass Sie hinauskommen, Sie Rindvieh!“

Blitzartig schloss sich die Türe und der nasse Schwamm, den die Alte von der Schiefertafel abgerissen und nach dem Besuch geschleudert hatte, fiel klatschend zu Boden. —


„Es war nur der Stefan Brabetz“, kam sie der Frage des Konservatoristen zuvor. „Er ist ein Privatspitzel. Er verkleidet sich jedesmal anders und glaubt, dann kennt man ihn nicht. – Wenn irgendwo etwas los ist, dann schnüffelt er’s heraus. Er möcht dann immer was erpressen, aber er weiß nie, wie er’s machen soll. – Er ist von unten. Aus Prag. – Da sind sie alle so ähnlich. – Ich glaub’, das kommt von der geheimnisvollen Luft, die aus dem Boden steigt. – Alle werden sie im Lauf der Zeit so wie er. Einer früher, einer später, außer sie sterben vorher. – Wenn einer dem anderen begegnet, grinst er hämisch, bloß damit der andere glaubt, man weiß was über ihn. – Hast d’ es noch nie bemerkt, Buberl“ – sie wurde seltsam unruhig und begann ruhelos im Zimmer hin und her zu wandern – „dass in Prag alles wahnsinnig is? Vor lauter Heimlichkeit? – Du bist doch selbst verrückt, Buberl, und weißt es bloß nicht! – Freilich, hier oben auf dem Hradschin, da is eine andere Art Wahnsinn. – Ganz anders als unten. – So – so mehr ein versteinerter Wahnsinn. – Wie überhaupt hier oben alles zu Stein geworden ist. – Aber wenn’s einmal losbricht, dann is es, wie wenn steinerne Riesen plötzlich anfangen zu leben und die Stadt in Trümmer schlagen – hab ich“ – ihre Stimme sank zu leisem Gemurmel herab – „hab’ ich mir als kleines Kind von meiner Großmutter sagen lassen. – Ja, na ja, und der Stefan Brabetz, der riechts wahrscheinlich, dass hier auf dem Hradschin irgendwas in der Luft is. Irgendwas los.“

Der Student verfärbte sich und blickte unwillkürlich scheu nach der Tür. „Wieso? Was soll los sein?“

Die „böhmische Liesel“ redete an ihm vorbei: „Ja, glaub mir, Buberl, du bist jetzt schon verrückt. – Vielleicht willst du wirklich Kaiser der Welt werden.“ – Sie machte eine Pause. „Freilich, warum soll’s nicht möglich sein? – Wenn’s in Böhmen nicht so viele Wahnsinnige gäb’, wie hätTs sonst immer der Herd der Krieg sein können! – Ja, sei nur verrückt, Buberl! Dem Verrückten gehört am Schluss doch die Welt. – Ich bin ja auch die Geliebte vom König Milan Obrenowitsch gewesen, bloß weil ich geglaubt hab’, dass ich’s werden kann. – Und wieviel hat gefehlt, wär’ ich Königin von Serbien geworden!“ – Es war, als erwache sie plötzlich – „Warum bist du eigentlich nicht im Krieg, Buberl? – So? Einen Herzfehler? – Noja. – Hm. – Und warum meinst du, bist du kein Boriwoj?“ – Sie ließ es nicht zur Antwort kommen – „Und wohin gehst du jetzt, Buberl, da mit der Geige?“

„Zur Frau Gräfin Zahradka. Ich soll ihr vorspielen.“

Die Alte sah überrascht auf, studierte wieder lang und aufmerksam den Gesichtsausschnitt des jungen Mannes und nickte dann, wie jemand, der seiner Sache gewiss ist. „Ja. Hm. Boriwoj. – No, und hat sie dich gern, die Zahradka?“

– „Sie ist meine Patin.“

Die „böhmische Liesel“ lachte laut auf: – „Patin, hähä, Patin!“

Der Student wusste nicht, wie er sich das Gelächter deuten solle. Er hätte seine Frage nach Jan Zizka gern wiederholt, aber er sah ein, dass es vergeblich wäre.

Er kannte die Alte zu lange, um nicht aus ihrer plötzlich ungeduldig gewordenen Miene zu entnehmen, dass sie wünschte, die Audienz beendet zu sehen. —

Mit einem verlegen gemurmelten Dank drückte er sich zur Tür hinaus.


Er war kaum des alten im Abendrot träumenden Kapuzinerklosters, an dem er auf seinem Wege zum Palais der Gräfin Zahradka vorbei musste, ansichtig geworden, da erklang dicht nebenan, als wolle es ihn begrüßen, gleich einem zauberhaften Orchester von Äolsharfen, das ehrwürdige Glockenspiel der St.– Loretto-Kapelle und zog ihn in seinen magischen Bann.

Eingehüllt von melodisch schwingenden Luftwellen, die ihn umfingen – getränkt von Blütenhauch aus den verborgenen nahen Gärten – wie der unendlich weiche liebkosende Schleier einer unsichtbaren Himmelswelt, blieb er ergriffen stehen und lauschte, bis es ihm schien, als mischten sich die Töne eines alten Kirchenliedes darein, gesungen von tausend fernen Stimmen. Und wie er horchte, da war es, als käme es aus seinem Innern – dann wieder, als schwebten die Klänge ihm zu Häupten, um echogleich in den Wolken zu ersterben – bald so nahe, dass er glaubte, die lateinischen Worte der Psalmodie zu verstehen, bald – verschlungen vom hallenden Dröhnen aus dem erzenen Munde der Glocken – nur noch in leisen Akkorden, wie aus unterirdischen Kreuzgängen herauf.

Sinnend schritt er über den mit hellen Birkenzweigen festlich geschmückten Hradschinplatz an der königlichen Burg vorüber, an deren steinerner Resonanz sich die Wogen der Töne brachen, dass er seine Geige in dem hölzernen Kasten vibrieren fühlte, als sei sie in ihrem Sarge lebendig geworden.

Dann stand er auf der Plattform der neuen Schlossstiege und sah die breite Flucht der zweihundert balustradenumsäumten Granitstufen auf ein sonnenbeglänztes Dächermeer hinab, aus dessen Tiefe, einer ungeheuren schwarzen Raupe gleich, eine Prozession langsam heraufkroch.

Tastend schien sie ihren silbernen Kopf mit den purpurgefleckten Fühlern in die Höhe zu heben, wie unter dem weißen Baldachin, den vier Geistliche in Alba und Stola trugen, der Fürsterzbischof mit rotem Scheitelbarett und die Füße in rotseidenen Schuhen, das goldgestickte Pluvial um die Schultern, der singenden Menge voran Stufe um Stufe emporschritt.

In der warmen, unbeweglichen Abendluft schwebten die Flammen über den Kerzen der Ministranten kaum wahrnehmbar als durchsichtige Ovale und zogen dünne schwarze Qualmfäden durch die bläulichen Schwaden der feierlich geschwungenen Weihrauchgefäße hinter sich drein.

Das Abendrot lag auf der Stadt, glomm in Purpurstreifen über die langen Brücken, strömte – in Blut verwandeltes Gold – im Flusse unter ihren Pfeilern dahin.

Loderte in tausend Fenstern, als stünden die Häuser in Brand.

Der Student starrte in das Bild hinein; die Worte der alten Frau und was sie von der Moldau gesagt und dass ihre Wellen einstens rot gewesen, klangen ihm in den Ohren; das Schaugepränge, das die Schlossstiege herauf immer näher und näher ihm entgegenzog: Einen Augenblick ergriff es ihn wie Betäubung; ja so müsste es sein, wenn sein wahnwitziger Traum, gekrönt zu werden, dereinst Erfüllung gefunden haben würde.

Er schloss eine Minute die Augen, um nicht zu sehen, dass sich Leute neben ihn gestellt hatten, die das Kommen der Prozession erwarteten – eine kurze Spanne Zeit nur noch wollte er sich gegen das Gefühl einer nüchternen Gegenwart wehren.

Dann wandte er sich um und durchquerte die Schlosshöfe der Burg, um auf andern menschenleeren Wegen noch rechtzeitig in die Thunsche Gasse zu gelangen. —

Als er um das Landtagsgebäude bog, sah er von weitem zu seiner Verwunderung das breite Tor des Waldsteinpalais weit offenstehen.

Er eilte darauf zu, um einen Blick in den düsteren Garten mit seinen armdicken Efeuranken an den Mauern und die wundervolle Renaissancehalle und die historische Badegrotte dahinter zu erhaschen, die aus seinen Kinderjahren her, als er einmal all diese Pracht einer längst versunkenen Zeit hatte in nächster Nähe besichtigen dürfen, tief wie ein erschütterndes Erlebnis aus Märchenlanden als unauslöschliche Erinnerung in seine Seele eingegraben standen. Lakaien in silberbordürten Livreen und kurzgeschnittenen Wangenbärten, die Oberlippe glattrasiert, zogen schweigend das ausgestopfte Pferd, das einst Wallenstein[12] geritten, heraus auf die Straße.

Er erkannte es an der scharlachfarbenen Decke und den stieren gelben Glasaugen, die ihn, wie er sich plötzlich entsann, schon als Knaben lange bis in den Schlaf so mancher Nacht hinein als rätselvolles Vorzeichen, das er sich niemals deuten konnte, verfolgt hatten.

Jetzt stand das Ross vor ihm in den rotgoldenen Strahlen der scheidenden Sonne, die Füße auf ein dunkelgrünes Brett geschraubt, wie ein riesenhaftes Spielzeug aus einer Traumwelt herübergeholt und mitten hineingestellt in eine phantasiearme Zeit, die den furchtbarsten aller Kriege – den Krieg der Maschinendämonen gegen die Menschen, an dem gemessen die Schlachten Wallensteins anmuteten wie alberne Wirtshausraufereien – mit stumpf gewordenen Sinnen hinnahm.

9

Daliborka – Государственная тюрьма в Праге. Названа по имени первого узника-шляхтича Далибора, возглавившего крестьянское восстание (XV в.).

10

Jan Zizka – Ян Жижка (ок. 1360–1424), предводитель гуситов, сторонников Яна Гуса (1370–1415). Целью движения были реформы, прежде всего касающиеся устройства церкви.

11

Wenzel der Heilige – Вацлав Святой (ок. 900–929), почитаемый в Чехии святой; герцог, ревностно боровшийся за введение христианства в Богемии; погребен в соборе Св. Витта в Праге.

12

Wallenstein – Альбрехт Валленштейн (1583–1634), герцог Фридляндский, полководец времен Тридцатилетней войны, завоеватель Силезии и Мекленбурга; был убит в результате заговора.

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