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„Wir sind die kleinen Fußball-Adler von der TSG Darmstadt-Woog“

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Bouba war immer noch sauer. Er hatte heute wieder Streit mit seinem Mitschüler und Mitspieler Jonas gehabt. Beide spielten Fußball bei der TSG 46 am Woog in Darmstadt und nannten sich die Kleinen Fußball-Adler vom Woog.

Bouba war ein achtjähriger Junge mit afrikanischem Vater und deutscher Mutter. Auch Jonas war acht und seine Eltern waren beide Deutsche. Die beiden Jungs gingen in die Elly Heuss-Knapp-Schule in Darmstadt und wohnten nicht weit vom Badesee Woog.

Das einzige Problem: die beiden verstanden und mochten sich gar nicht und sahen sich im Fußball als Konkurrenten. Sie konnten sich wirklich nicht leiden und nutzten alle Gelegenheiten, um das auch zu zeigen. Jeder meinte, dass er der Beste sei, und dass die Adler ohne ihn nicht gewinnen könnten.

In der Schule war die Diskussion heute wieder einmal darum gegangen, wer der bessere Spieler sei und war sogar beim Fußballtraining weitergegangen, weswegen Bouba danach mit sehr schlechter Laune nach Hause kam.

„Boub“, rief sein Vater, als er durch die Haustür trat. „Boub, wie war das Training?“, fragte er.

„Gut“, antwortete Boub und redete nicht weiter.

Bouba ging in sein Zimmer und las ein Buch, ohne seine Sportsachen auszuziehen.

„Essen ist bald fertig!“, rief die Mama.

„Was hast du gemacht, Mama?“, fragte Bouba.

„Das, was du am liebsten magst.“

„Was denn, Mama? Kochbananen mit Hähnchen?“

„Ja, ich habe eine Spezialität aus Kamerun gemacht, wie dein Vater sie mir beigebracht hat. Ich habe ‚DG‘ gemacht. Leckere, frittierte, gelbe, süße Kochbananen zusammen mit frittiertem Hähnchen und Gemüse in einem Topf. Hm, das ist…“

Bouba unterbrach seine Mutter und beendete ihren Satz.

„... ist mehr als lecker. Ist es scharf, Mama? Jippie, ich gehe schnell duschen.“

Beim Essen fiel es Bouba schwer, seine schlechte Laune zu behalten. Das Essen entspannte ihn auch für eine kurze Zeit und er erzählte seinen Eltern endlich, was los mit ihm war und welchen Ärger er mit Jonas hatte. Trotzdem konnten seine Eltern ihn nicht beruhigen.

Zwei Stunden nach dem Essen musste er ins Bett, aber wegen der Sache mit Jonas konnte er nicht einschlafen. Nach fast einer Stunde im-Bett-Herumwälzen stand er auf und ging zu seinem Vater, der noch wach war und im Wohnzimmer einen Film schaute.

„Papa, ich kann nicht gut schlafen und ich habe mir vorgestellt, dass wir verloren haben. Ich will aber gewinnen!“

Bell drückte auf Pause und zog seinen Sohn zu sich.

„Hör zu, mein Sohn. Es wird jetzt nicht mehr über Fußball geredet. Ich habe dir gesagt, dass man in Kamerun sagt, man solle nicht mit Ärger ins Bett gehen. Das bringt schlechte Träume. Geh nun weiterschlafen. Sei nicht mehr böse auf Jonas und du wirst gut schlafen“, sagte der Vater und brachte Bouba zurück in sein Bett.

„Bitte, Papa, kannst du eine Geschichte erzählen, damit ich mich beruhige?“, fragte Bouba.

„Hmm, mein Sohn, ich bin so müde, aber ich erzähle dir eine Geschichte, wenn diese dich beruhigen kann. Ich überlege, welche Geschichte ich dir schnell erzählen kann, ja, ich weiß ...“

Bouba unterbrach seinen Vater: „Papa, keine Geschichte aus dem Buch. Eine Geschichte, die du selbst erfunden hast, okay, Papa?“

„Oh je, Bouba, du willst jetzt aber viel. Eine Geschichte, die ich selbst erfunden habe?“

„Ja, Papa, das macht mehr Spaß. Du hast immer so coole Geschichten.“

„Ich nenne dir drei Geschichten und du sagst mir, welche ich dir erzählen soll. Machen wir das so?“

„Abgemacht, Papa.“

„OK, Geschichte Nummer eins heißt ‚Der weise, alte Fuchs Sikati und der undankbare, dicke Hase Hansi‘.“

„Worum geht es darin Papa? Machen wir es so: Du fängst an, alle Geschichte zu erzählen. Wenn ich nicht Stopp sage, erzählst du weiter, ansonsten gehst du zur nächsten Geschichte. Bitte, Papa?“, bat Bouba.

„Nur langsam, Söhnchen. Okay. Ich erzähle sie dir, wie du es haben willst, damit du gut schläfst“, antwortete der Vater.

„Danke, Papa. Warte aber. Ich will Pipi machen“, rief Bouba und rannte schnell weg. Zwei Minuten später war er wieder da. Er legte sich in sein Bett und gab seinem Vater ein Zeichen, dass er nun anfangen konnte.

„Dann geht‘s los“, sagte Bell und fing mit der ersten Geschichte an:

„Der weise, alte Fuchs Sikati und der undankbare, dicke Hase Hansi“…

„Warum war denn Hansi so undankbar? Was hatte ihm der Fuchs denn getan?“, fragte Bouba und unterbrach so seinen Vater.

„Lass mich doch die Geschichte erzählen, wie ich möchte. Sonst macht die Geschichte keinen Spaß mehr, wenn du schon alles von Anfang an weißt“, antwortete der Papa.

„Papa, ich will nur die Zusammenfassung wissen und dann sage ich dir, ob ich die Geschichte hören möchte oder nicht. Bitte, Papa.“

„Es ist besser, ich erzähle von Anfang an, liebster Sohn“, konterte der Papa.

„Bitte, Papa, nur eine kleine Zusammenfassung und dann gehen wir zur nächsten Geschichte.“

„Hm, wie du willst“, antwortete sein Papa und fing wieder an:

„Es ist die Geschichte von dem Hasen, dem von seinem Fuchskönig verziehen wurde, der aber einem anderen alten, kranken Fuchs nicht verzeihen wollte und somit den Frieden zwischen Füchsen und Hasen im Fuchsland beendete.

„Papa, kannst du dann die Geschichte doch so erzählen, wie du wolltest, nicht die Zusammenfassung, sondern von Anfang an beginnen?“, bat Bouba seinen Vater und unterbrach ihn wieder.

„Bouba, das reicht jetzt langsam. Jetzt bleibst du ruhig und hörst die Geschichte an, ohne mich ständig zu unterbrechen. Verstanden?“

„Du hast Recht, Papi. Erzähle bitte jetzt weiter“, forderte Bouba ganz ruhig.

Und sein Vater erzählte weiter:

„Früher, es ist sehr lange her, lebten Füchse und Hasen sehr friedlich miteinander in der kleinen Stadt der Füchse, dem Fuchskati“,

fing Bell an zu erzählen.

„Sie waren gute Freunde und lebten wie eine große Familie. Sie teilten sich das Essen, spielten und spazierten zusammen. Die Hasen fühlten sich wohl und sicher in Fuchskati, denn sie waren von den Füchsen vor Feinden geschützt.

Jeden Abend versammelten sie sich abwechselnd im Haus des Fuchskönigs Pakati oder der Hasenkönigin Kamssi.

Sie erzählten sich Geschichten oder tanzten. Dabei waren der dicke Hase Hansi und der älteste unter den Füchsen, Sikati, die allerbesten Freunde unter den Tieren. Das unterschiedliche Paar war in der ganzen Stadt bekannt und dank ihrer innigen Freundschaft bewundert.

An diesem Abend hatte Makati, die Königin und Frau des Fuchskönigs Pakati, ein Baby bekommen.



Aus diesem Grund waren alle Füchse und Hasen des Waldes da, um zu feiern. Die Feier ging bis tief in die Nacht.

Als Hansi nach Hause gehen wollte, fing es an, in Strömen zu regnen, und er entschied sich, doch zu bleiben. Müde saß er in einer Ecke des Palastes und redete mit niemandem mehr. Sein Freund Sikati, der trotz des Regens den Heimweg auf sich nehmen wollte, suchte überall nach Hansi…“

„Papa, das ist eine sehr schöne Geschichte. Wie geht die zweite Geschichte?“, unterbrach Bouba seinen Vater noch einmal.

„Gefällt dir die Geschichte nicht?“, fragte er ihn.

„Doch, aber vielleicht ist die nächste Geschichte noch viel spannender.“

Bell lächelte ein bisschen. Er kannte seinen Sohn und wusste, dass er zu neugierig war, um die andere Geschichte nicht zu hören. Er wollte ihm an diesem Abend einen Gefallen tun und ließ sich ausnahmenweise austricksen.

„Okay, Geschichte Nummer zwei. Aber jetzt erzähle ich sie, wie ich das will und nach fünf Minuten sagst du mir, ob ich weitererzähle oder dann mit der letzten Geschichte weitermachen soll.“

„Einverstanden, Papa“, stimmte Bouba zu.

Bell fing dann an:

Menssi, das traurige Waisenhäschen. Die Hasenrabeneltern Hansi und Putzi suchen Ehemänner für ihre Töchter, das Häschen Schnuckiputzi und das adoptierte Häschen Menssi.


Es gab einmal ein Häschen, das Menssi hieß. Menssi war eine Mischlingshäsin. Ihr Vater, Hase Franz, kam aus Europa und ihre Mutter, Häsin Koni, aus Afrika.

„Wie konnten sich die Eltern von Menssi denn dann überhaupt kennenlernen?“, fragte Bouba.

„Du hast es sehr eilig, Boub. Hab ein bisschen Geduld. Ich komme schon noch dahin“, antwortete Bell: „So lernten sie sich kennen ...“

Die Eltern von Menssi begegneten sich zum ersten Mal bei einem Treffen, wo alle Hasen der Welt zusammenkamen, um sich kennenzulernen, zu reden, zu spielen und zu feiern. Das Treffen hieß die „Hasenpiade“ und fand alle fünf Jahre statt. Es war ein bisschen wie die Olympiade, die olympischen Spiele für die Menschen. Es gab verschiedene Spiele, wie zum Beispiel, wer am meisten Karotten und Löwenzahn essen und welche Gruppe die meisten Löcher buddeln konnte, Versteckspiele in Erdlöchern, Rennen und Turnen. Hasen aller Farben waren dabei, schwarze Hasen, weiße, braune, graue und mehrfarbige. Die Wiese war dann immer so schön bunt. Das Treffen ging über mehrere Tage und am letzten Tag war eine große Feier, wo auch andere Tiere, die kein Fleisch aßen, eingeladen waren.

In dem Jahr, in dem der Papa und die Mama von Menssi sich kennenlernten, fanden die Hasenpiaden in Afrika statt, auf einer schönen Wiese, die wie eine Savanne aussah, am Rande des gefährlichen Urwaldes. Viele andere Tiere, wie die Elefanten, Giraffen, Pferde, Nashörner, Büffel, Zebras, Antilopen und viele andere halfen mit und saßen auf der Tribüne, um zu sehen, was die Hasen so zu bieten hatten …

„Soll ich weitererzählen?“, fragte Bell.

„Eigentlich ja, Papa. Mein Kopf sagt Ja, aber mein Gefühl sagt, ich sollte vielleicht wissen, wie die dritte Geschichte geht? Aber ich will dich nicht ärgern. Mach, wie du willst, Papa. Entscheide selbst.“

„Du kluges Kind! Warum sagst du nicht einfach, dass du die nächste Geschichte hören willst?“, lächelte Bell.

„Genau das habe ich gemeint, Papa“, antwortete Bouba.

„Ah ja? So deutlich hast du dich ausgedrückt? Machst du das auch im Fußball so? A sagen und B meinen?“

„Wie heißt die nächste Geschichte, Papa?“, fragte Bouba nur, ohne seinen Vater zu kommentieren.

„‘Koffi & Bitacola: Hallo lieber Affe, mein Name ist Koffi, ich suche einen Freund, willst Du mein Freund werden?'“

Bouba stand auf und schaute seinen Vater liebevoll an, bevor er sagte:

„Papa, bitte sei nicht sauer auf mich. Ich möchte lieber deine neue Geschichte hören, die, die du Mama gestern erzählt hast. Es ging um die Könige der Tiere. Ja, die will ich hören. Bitte, bitte, Papi, kannst du mir diese Geschichte erzählen? Ich verspreche dir, danach schlafe ich wie ein Stein“, sagte Bouba.

Da sein Papa müde war und keine Lust mehr hatte zu diskutieren, stimmte er zu.

„Na dann, leg dich hin und ich erzähle dir diese Geschichte. ‚Könige der Tiere: Darum wurde der Adler König der Tiere in der Luft, der Löwe König der Tiere auf der Erde und der Hai König der Tiere im Wasser… und der Bär, der Geier und der Delfin aber nix.‘ Mit dieser Geschichte wirst du verstehen, was Mama dir irgendwann schon einmal gesagt hat.“

„Was hat sie gesagt, Papa? Ich weiß es nicht mehr“, gestand Bouba.

„Du hattest nicht arbeiten wollen, aber wolltest doch viel mehr essen als dein Freund Hakan, der sich so viel Mühe beim Plätzchenbacken gemacht hatte. Er hatte viele schöne Formen gemacht und am Ende hat deine Mama ihm eine große Tüte mit nach Hause gegeben und du hattest nur eine kleine Tüte. Du warst sauer und fandest es unfair, dass deine Tüte kleiner war und dass in deiner Tüte nicht die gleichen Figuren enthalten waren, wie bei Hakan. Deine Mama sagte dir, dass Hakan es verdient hatte. Er hatte so viel bekommen, wie er gearbeitet hatte, nämlich viel und du hattest bekommen, wieviel du getan hattest, nämlich wenig. Sie sagte dir, dass man das erntet, was man gesät hat. Du warst noch wütender, dann kam ich und habe dir noch deine kleine Tüte weggenommen und in Hakans Tüte getan. Du hattest gar nichts mehr. So ist es in Afrika und sogar in der Bibel steht: Wer hat, dem wird gegeben werden; wer nicht hat, dem wird genommen werden.“

„Ja, Papa, ich erinnere mich daran und habe doch gesagt, dass ich so etwas nicht mehr machen werde. Deswegen hast du die Geschichte erfunden, Papa?“

„Ja, mein Sohn, ich weiß, ich bin mir sicher, dass du so etwas nicht mehr machen würdest, weil du ein kluger Kerl bist und deswegen ist dein Papa so stolz auf dich. Ich war so glücklich darüber, dass du es verstanden hast, dass mir diese alte Geschichte von meinem Papa wieder eingefallen ist. Warum manche Tiere Könige wurden und andere nicht.“

„Jippie, cool, Papa, die Geschichte ist toll. Ich will jetzt wissen, warum der Löwe und nicht der Tiger oder der Bär der König der Tiere ist.“

„Okay, Söhnchen, jetzt erzähle ich dir, warum der Bär nicht König der Tiere geworden ist. Bist du bereit? Leg dich richtig hin, ja? So, Kopf auf das Kissen, gut. Das ist gut so. Jetzt fange ich an und das ist die letzte Geschichte. Es gibt definitiv keine vierte Geschichte mehr:

Der kleine Fußballer Bouba und seine Abenteuer

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