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Köln

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Es war einmal in der Zukunft oder war es in der Vergangenheit?

Mick Weber war vor vier Tagen elf Jahre alt geworden und saß in seinem Zimmer. Er starrte auf die Straße, die von dem Haus seiner Eltern zur Kölner Severinsbrücke führte.

Wie so oft dachte er an die Zeit zurück, als er noch alles, aber auch wirklich alles machen konnte. Mick war ein ganz guter Sportler, aber kein überragender. Er liebte Leichtathletik, Fußball und auch Basketball.

In der Leichtathletik hatte er schon 27 Urkunden gewonnen und die von der Kreismeisterschaft über 4 x 50 m hing noch immer über seinem Bett. Er war als zweiter Mann mit seinen Jungs des TuS Köln rrh. gelaufen und hatte den großen ASV geschlagen. Bei dem Staffellauf war er gegen einen um drei Zehntel schnelleren Jungen gerannt. David hatte den Stab an dritter Stelle liegend von Patrick Schulz aus der Elmstraße übernommen, der ihn von Torsten Herbst bekommen hatte, übergab ihn als erster an Dominik Krause, genannt Kralle, und der sprintete dann auch als Sieger ins Ziel. Ja, Mick konnte in der Kurve schneller laufen als auf der Geraden – damals.

Beim Fußball erzielte er in seiner letzten Saison 17 von 81 Toren seiner Blau-Weißen. Obwohl er nicht am besten dribbeln konnte, stand er irgendwie immer da, wo der Ball hinkam. Sein bester Freund Kralle sagte deshalb „Tormaschine“ zu ihm, und sein Papa nannte ihn „Messi“, weil der auch so viele Tore schoss – damals.

Auch im Streetball war er gut, er hatte viel Puste und konnte auch ab und an einen Drei-Punkte Wurf erzielen – damals.

Außerdem konnte er Schwimmen, Fahrrad fahren, Tennis spielen, eigentlich hatte er schon fast alles ausprobiert – damals – bis dieser Scheiß-Unfall passierte.

Wie nach jedem Leichtathletik-Training bewegte er sich mit seinem Waveboard nach Hause. Es war gegen 18 Uhr, als er auf der Höhe des Hyatt-Hotels den Zebrastreifen überqueren wollte. Auf der Straße lag eine leere Schnapsflasche, die irgend so ein Idiot dahin geworfen haben musste. Ein Motorradfahrer brauste heran, begann rechtzeitig genug vor dem Zebrastreifen zu bremsen, er übersah die Flasche und fuhr darüber. Der Vorderreifen platzte und der Fahrer kam ins Straucheln, konnte die Maschine aber nicht mehr halten und überfuhr Mick.

Mick war drei Monate im Krankenhaus gewesen und musste 48-mal zur Krankengymnastik.

Zum Glück hatte er keine Schmerzen, außer wenn er Treppen steigen oder springen wollte, dann drückte es irgendwie in den Knien. Dieser Zustand sollte sein Leben lang so bleiben. Seine Eltern hatten ihn von Arzt zu Arzt geschleppt, sogar in Boston waren sie mit ihm gewesen, aber helfen konnte keiner der Ärzte.

Nach diesem schrecklichen Unfall war er ganz schön deprimiert und hatte zu nichts, aber auch zu gar nichts Lust. Von seinem Sport wollte er absolut nichts mehr wissen. Er hatte die Staffelurkunde von der Wand gerissen und den Football, den Basketball, die Tennisschläger und überhaupt alles, was mit Sport zu tun hatte, in die Rumpelkiste gefeuert.

Seine Eltern schimpften nicht. Sie versuchten ihn aufzumuntern und brachten ihn dazu, sich ein neues Hobby zu suchen. Deshalb hatte er seinen eigenen PC mit Internetanschluss bekommen und mittlerweile spielte und surfte er oft. Der Sport interessierte ihn wieder wie vorher, nur er konnte halt nirgendwo mehr mitmachen. Auch die Staffelurkunde hing wieder an ihrem Ehrenplatz. Mick war sehr beliebt, aber er wurde doch immer seltener zu Feten eingeladen, da er ja nicht mehr mittoben konnte. In der Schule war er auch wieder im vorderen Drittel, nachdem er seinen Durchhänger nach dem Unfall gehabt hatte. Mit Kralle verbrachte er weniger Zeit, denn Kralle war dauernd unterwegs zum Laufen, Fußball spielen usw.

Mick surfte nun in allen Sportdatenbanken und schickte jede Menge Mails mit den neuesten Witzen und Bildern an seine sieben Klassenkameraden, die auch eine E-Mailadresse hatten. Auch mit Jenny Meyers, die eine Cousine von Patrick Schulz war und von der dieser seine coolsten Mails hatte, tauschte er sich aus. Mick dachte sich, wenn die Jenny so viele Zeichnungen und Gags hatte, konnte er auch direkt mit ihr mailen. Das klappte gut, war aber schwierig, denn Jenny wohnte in San Francisco und sprach nur Englisch. Aber sie hatte viel Zeit, weil sie auch krank war. Sie konnte aufgrund eines Wundstarrkrampfes ihr rechtes Bein nicht mehr richtig bewegen.

Mick hoffte aber eigentlich immer noch, dass es wieder so wäre wie damals. Er besann sich und hörte auf, aus dem Fenster zu starren, denn eigentlich wollte er noch die neuesten Weichei-Sprüche an die sieben Freunde und eine Mail an Jenny schicken. Nun registrierte er erst auf dem Bildschirm:

Sie haben eine neue Mail.

„O.K.“ oder „Direkt öffnen.“

Er klickte „Direkt öffnen“ und wosch, es war, als säße man in einer Rakete, die am Mond und am Mars vorbeiflöge. Dann kamen die restlichen Planeten: Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto. Die Fahrt wurde immer schneller und schneller. Was er jetzt sah, waren andere Sonnen und Planeten – gigantisch. In der Mitte des Bildschirms bildeten sich Kreise, zuerst ein violetter, dann darin ein blauer, dann ein grüner, ein gelber, ein roter. Oh es war ein Regenbogenkreis! Die Rakete flog in die Mitte des Kreises und Klick – ein neues Bild erschien: Mail an Mick Weber von CWF17 15/16@gutergeist.uni-vers.

Hallo Mick,

du bist 11 Jahre und glaubst nicht mehr an Märchen oder Wunder, aber es gibt sie noch und wird sie immer geben. Die Wunder sind heute moderner, denn auch wir Feen gehen mit der Zeit. Ich bin die Computer-Wunder-Fee 17 15/16, d. h. ich gehöre zum Feenrat 17 und bin dort Feenschwester 15 von 16 Schwestern.

Weil du dich mit deinem Schicksal gut abgefunden hast und auch dem Verursacher nicht mehr böse bist und weil du dir so wünschst, dass alles so ist wie früher, hat unser Computerfeenrat beschlossen dir zu helfen. Folgendes musst du tun: Du schreibst deinen Wunsch an mich, drückst dann die goldene Wunschtaste mit dem Bild der Milchstraße, die nun auf deiner Tastatur erscheint und dir wird geholfen.

Mick kriegte den Mund nicht zu, schüttelte sich und schaute auf seine Tastatur. Zwischen Ü, Ö und Ä erschien eine goldene Taste mit einem spiralförmigen Bild mit vielen, vielen Kreisen und Punkten, die die Milchstraße zeigten.

Mick schüttelte nochmals den Kopf, drückte sofort den Reply-Button, schrieb: „Gesund wie früher.“, drückte die Wunschtaste und wosch aus dem Regenbogenkreis heraus flog man wieder durchs Universum den Weg zurück zur Mutter Erde. Der PC glühte kurz auf und erlosch. Mick wurde es ganz heiß, es kribbelte überall, ganz besonders in den Knien, die sich ja nicht mehr strecken ließen. Jetzt wurde es kühl und Mick bekam einen kurzen Stich in den Po. Er stand auf, ging in die Knie und sprang fast bis an die Zimmerdecke.

Er schrie: „WAUHHH, WAUHHH, JUCHU, COOL.“ Seine Eltern stürmten ins Zimmer. Mick fiel ihnen um den Hals und erzählte heulend die Geschichte. Die Mutter schüttelte nur ungläubig den Kopf, und der Vater strahlte so toll, wie man nur strahlen konnte. Die drei umarmten sich und hüpften außer sich vor Freude im Zimmer umher. Mick verbrachte eine wunderbare Nacht. Immer wenn er wach wurde, sprang er aus dem Bett und probierte die Zimmerdecke zu erreichen.

Als er am nächsten Morgen wach wurde, beschloss er auf den Sportplatz „An den Buchen“ zu gehen. Dort dachte er alleine zu sein, aber seine Staffelkameraden und der Trainer Ulrich „Usain“ Bolt waren auch da. Mick fragte: „Hey, kann ich mit euch trainieren?“ Kralle, Patrick und Torsten schauten sich mit großen Augen an. Trainer „Usain“ sagte, lauf dich erst einmal zwei Runden ein und mach Gymnastik. „Usain“ dachte, wer sich solange nicht bewegt hat, ist bestimmt schnell müde. Mick lief sich ein, kam nach zwei Runden und den alten Gymnastikübungen wieder zum Trainer, tänzelte und sagte: „Ich bin warm, was soll ich jetzt machen?“ „Usain“ war erstaunt. Er hatte immer zu Mick hinüber geschaut und stellte verwundert fest, dass es Mick immer noch gut ging. Verdattert sagte er: „Lauf doch mal die 50 Meter.“ Mick stellte den Startblock ein, hob die Hand. „Usain“ sagte: „Fertig … los“ und Mick spurtete die 50 Meter hinunter. Lewis stoppte die Zeit – 7,2 Sekunden. Mick schrie: „Wow eine Zehntelsekunde unter meinem alten Rekord.“ Er war happy. Kralle, Torsten und Patrick klatschen ihn ab – und schon planten sie die nächsten Rennen.

Später ging Mick nach Hause und erzählte seinen Eltern vom Training. Die beiden freuten sich tierisch und nahmen Mick in den Arm. „Hast du dich eigentlich bedankt?“ fragt die Mutter. „Au weia! Scheiße, nein.“

Mick rannte zu seinem PC. Gott sei Dank, die Wunschtaste war noch da. Er meldete sich an und schaute sich die letzten Mails noch einmal an. Aber sie existierte nicht mehr – sie musste irgendwie gelöscht worden sein. Wie war der Name der Fee noch einmal?

CFW17? oder CWF17? nee, ach CWF17 15/16@guter-geist.univers

Hallo Computerwunderfee,

vielen, vielen Dank. Ich bin so dankbar und glücklich.

Dein Mick.

Kaum abgesandt, gab’s auch schon die Antwort:

Hey Mick,

bitte, nun noch folgendes: Du kannst die Wunschtaste nur einmal im Leben benutzen und nur für gute Taten. Du darfst die Tastatur und die Adresse an andere weitergeben, von denen du weißt, dass sie auch viel leiden und nicht auf alles schimpfen. Ihnen kann auch geholfen werden. Sie müssen nur ganz fest daran glauben.

Deine CWF17 15/16@guter-geist.univers.

Mick dachte sofort an Jenny. Nett, krank und sie hoffte auf Besserung. „Ich denke, ich schreibe ihr eine Mail und schicke ihr meine Tastatur.“

Die Wunschtaste

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