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Kapitel 2

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Ich wohne im Herzen von Köln. Mein Küchenfenster und der Balkon zeigen auf das Parkhaus gegenüber. Es ist kein öffentliches Parkhaus, sondern den Bewohnern der Straße vorbehalten. Ich kann sehen, wann sie wegfahren und auch wann sie wiederkommen. Manchmal reime ich mir Geschichten über die Menschen aus der Nachbarschaft zusammen. Da ist zum Beispiel eine alte Frau, die beim Gehen so sehr zittert, dass sie vermutlich kein Auto mehr fahren dürfte. Sie tut es dennoch täglich. Heimlich schaue ich immer von oben hinab auf ihre Kotflügel. Sind Dellen darin? Rammt sie schon mal das ein oder andere Verkehrsschild, ohne es überhaupt zu bemerken? Doch ihr Wagen ist gut gepflegt und in tadellosem Zustand. Dagegen hatte der Herr in Anzug und Krawatte bereits drei Tage nach dem offensichtlichen Neuerwerb seines Alfa Romeo ein kaputtes Vorderlicht und eine lädierte Stoßstange. Und dann ist da noch der junge Mann, der mir häufiger ins Auge fällt. Ein süßer Typ. Einer von der Sorte: Ich sehe gut aus, aber ich würde niemals einem Mädchen das Herz brechen. Also ein absolut verführerischer Kerl, den man am liebsten auf der Stelle flachlegen würde. Allerdings muss ich zugeben, dass er wirklich noch sehr jung ist und für ein Auto reicht es bei ihm wohl noch nicht. Er parkt seinen Motorroller in einem Bereich des Parkhauses, den ich nicht einsehen kann. Am Motorengeräusch erkenne ich sofort, wenn er das Parkhaus verlässt. Obwohl er einen Helm trägt, mache ich mir dann die Mühe, zum Fenster zu gehen und einen Blick auf seinen wirklich verführerischen Körper zu werfen. Mit einer Freundin habe ich ihn noch nie gesehen, dafür ab und an mit einem anderen jungen Mann. Mag sein, dass sie einfach nur Freunde sind, aber ich denke eher, er ist schwul. Wie dem auch sei, es gibt Regeln, die selbst ich strikt einhalte: keine zu jungen Männer, und keine zu alten. Keine, bei denen ich im Vorfeld bemerke, dass sie zu viel Alkohol trinken. Raucher nur in Ausnahmefällen.

So ein Ausnahmefall war der Cowboy zu Karneval im letzten Jahr. Der hatte etwas Wildes und Verwegenes an sich, dass das Rauchen irgendwie ins Bild passte. Als er allerdings so verwegen sein wollte, auf ein Kondom zu verzichten, habe ich ihm klipp und klar gesagt, dass das Spiel nach meinen Regeln läuft, oder eben gar nicht. Kaum zu glauben, wie schnell man einen Draufgänger gebändigt bekommt, wenn man kurz davor ist, ihn sitzen zu lassen. Ich hatte ihn in meine Wohnung mitgenommen, nachdem wir uns in einer Kneipe in der Altstadt begegnet waren. Er hatte mir ein Bier spendiert und wir hatten zu zwei oder drei Karnevalsliedern getanzt, bevor wir uns in eine dunkle Ecke zurückzogen und ein paar Belanglosigkeiten austauschten. Die wichtigste Information war die, dass wir beide ungebunden waren. Ob er log, kann ich nicht sagen. Aber spielt das eine Rolle? Seine blauen Augen taten so, als würde er die Wahrheit sprechen. Und sein Lächeln war so bezaubernd, dass ich es jedes Mal im Unterleib spüren konnte, wenn er seine Zähne blitzen ließ. Schon während er mir von seinem letzten Tauchurlaub erzählte, blendete ich die Unterwasserbilder aus, die er mir vor Augen führen wollte, und dachte lieber darüber nach, wie es sein mochte, meine Finger in seinen halblangen blonden Haaren zu vergraben. Also unterbrach ich ihn und fragte, ob er Lust hätte, mit mir nach Hause zu gehen. Er war überrascht, oder zumindest tat er so, aber er willigte im Handumdrehen ein. Von da an erkannte ich in seinen Augen ein Fieber und war mir sicher, dass er gegen unkomplizierten Sex nichts einzuwenden hätte. Als wir das Lokal verließen, zündete er sich als erstes eine Zigarette an und bot auch mir eine an. Ich lehnte ab und überlegte, ob ich mein Angebot rückgängig machen sollte. Er blies den blauen Rauch in die frostige Luft und dann schickte er mir wieder ein Lächeln, das mich ganz schwach machte.

»In meiner Wohnung wird nicht geraucht«, stellte ich knapp klar.

»Nicht rauchen … aber bumsen?«, fragte er grinsend. Ich nickte und erwiderte: »Ich bevorzuge das Wort ficken.«

Das schien ihn so sehr zu überraschen, dass er mich einen Moment lang anstarrte und fast über seine eigenen Füße stolperte.

»Vorsicht, Cowboy«, sagte ich und lachte. Er sah wirklich gut aus in seinem Fransenhemd, der engen Jeans und mit dem Lederhut auf dem Kopf. Dass er in dem Aufzug in Köln unterwegs war und trotzdem auf Frauen stand, schien mir ein echter Glücksgriff zu sein.

In meiner Wohnung angekommen, sorgte ich allerdings dafür, dass er die Klamotten so rasch wie möglich loswurde. Ich knöpfte sein Hemd auf, kaum dass wir die Wohnungstür geschlossen hatten. Er küsste mich und ich konnte seine Lust schmecken … und den Raucheratem. Aber wie gesagt, es hatte etwas Verwegenes. Mit meinen Fingern erkundete ich seine Brust und seinen flachen Bauch. Er schob mir die Träger des Kleides hinab und streichelte meine Brüste durch die Bluse. Ich hatte mich in ein Dirndl geworfen und mir kecke Schulmädchenzöpfe geflochten. Meine sexy Verkleidung hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Als ich nach seinem Gürtel griff und ihn löste, sagte mein Cowboy: »Ich heiße übrigens Steffen.«

Ich nickte, bis mir einfiel, dass ich wohl die Vorstellungsrunde sabotierte, wenn ich mich jetzt nicht mit meinem eigenen Namen revanchierte.

»Alexa«, stieß ich hervor, während ich die Beule in seiner Unterhose streichelte. »Du bist verdammt heiß, Alexa«, sagte er atemlos. Dann half er mir, seine Jeans auszuziehen und ließ sein Hemd achtlos auf den Boden fallen.

»Deine Frau wird sich ärgern, wenn sie es bügeln muss«, sagte ich schelmisch. Er hielt kurz inne, als seine Finger an meinen Blusenknöpfen nestelten.

»Ich bin nicht verheiratet.«

»Natürlich nicht«, erwiderte ich gutmütig. Er runzelte verärgert die Stirn.

»Okay, ich habe eine feste Freundin. Aber wir sind nicht verheiratet und sie ist heute mit ihren Freundinnen unterwegs. Ich wollte mich mit einem Freund treffen, der aber nicht auftauchte. Stattdessen warst du da. Wollen wir jetzt Spaß haben, oder nicht?«

Ich lächelte. »Unbedingt!« Daraufhin beschäftigte er sich weiter mit meinen Knöpfen und ich schob meine Hand in seine Unterhose, deren Stoff durch seine Erektion gespannt war. Ich umfasste den harten Schaft und rieb ihn ein wenig. Die Hände an meinen Knöpfen wurden ungeduldiger. Schließlich schob er den BH einfach über meine Brüste nach oben, beugte sich hinab und saugte hart einen Nippel in seinen Mund. Ich spürte, wie feucht ich durch die Aktion wurde und befreite mich rasch selbst vom BH. Steffen spielte mit meinen Brüsten, umfasste und knetete sie genau mit dem richtigen Druck. Er machte mich schier wahnsinnig vor Lust. Ich ging in die Knie und zog ihm die Unterhose aus. Sein steil aufgerichteter Schwanz war ein wirklich erbaulicher Anblick.

»Du geiles Stück«, raunte Steffen, griff nach meinen Schultern und zog mich wieder hoch. Dann wollte er mich umdrehen, aber ich schüttelte den Kopf und sagte: »Zieh ein Kondom über.« Verwirrt sah er mich an. »Ich habe keins.«

Ich stieß ein missbilligendes Schnauben aus. »Na, dann ist es ja gut, dass ich welche habe.«

»Muss das sein?«, fragte er.

»Hör mal zu, wir können einen Rodeoritt wagen, aber Russisches Roulette werden wir nicht spielen, ist das klar?« Mein Blick ging zur Wohnungstür, was wohl deutlich genug war. »Ja, ist okay.« Er trat einen Schritt zurück und ich ging in mein Schlafzimmer, um besagtes Equipment zu holen. Es schien Steffen versöhnlich zu stimmen, dass ich das Ding selbst auspackte und ihm über sein steifes Glied rollte.

»So. Wo waren wir stehengeblieben?«, fragte ich dann aufreizend. In seinen Augen blitzte es lüstern. »Ich glaube, ich wollte das hier tun«, sagte er und griff erneut nach meinen Schultern. Ich ließ mich von ihm mit dem Gesicht zur Wand drehen und spürte, wie er mit seinen Händen nach meinem Dirndlrock griff und ihn hochhob. Natürlich wusste ich, was er zu sehen bekam. Mein Hintern war durch gezieltes Training verdammt knackig und wurde nur von einem schwarzen Spitzenhöschen bedeckt, das im Schritt bereits durchnässt war. Er prüfte es, indem er gezielt seine Hand dorthin bewegte und mit seinen Fingern über den feuchten Stoff fuhr.

»So ist es schön«, lobte er und berührte durch den Stoff meinen Kitzler. Ich spreizte meine Beine so weit, dass er ihn gut massieren konnte.

»Du hast es wirklich nötig«, raunte er, als ich unter seiner Behandlung aufstöhnte. »Du ahnst gar nicht wie sehr«, erwiderte ich.

»Dann sollte ich es dir wohl mal anständig besorgen.« Meine Antwort bestand darin, dass ich ihm meinen Hintern entgegen schob. Steffen ließ einen Finger in mein Höschen wandern und schob ihn in meine Möse, um sie zu massieren. Dann ließ er ihn wieder hinaus gleiten und zog mir mein Höschen hinunter, bis es zwischen meinen Knien hing. Den Rest erledigte ich selbst. Als ich mein Bein anhob, um den Slip vom Knöchel zu streifen, schob Steffen mir seine Finger erneut in meine heiße Pussy. Ich stützte mich mit den Händen an der Wand ab und ließ ihn mich ausführlich erkunden. Als er es nicht mehr aushielt, hörte er auf, mich zu fingern und schob mir stattdessen seinen prachtvollen Ständer bis zum Anschlag hinein. Durch seine aufreizende Entdeckungstour war ich bereits so scharf, dass ich schon nach wenigen Stößen auf meinen ersten Höhepunkt zusteuerte. Ich spürte, wie Steffens Arm sich um meinen Oberkörper legte und er meine Brustwarze mit seinen Fingerspitzen hart bearbeitete. Sein heißer Atem strich über meinen Nacken und als ich vor Lust erzitterte, wisperte Steffen: »So ist es gut, meine kleine Stute. Komm für deinen Cowboy!«

Ich tat ihm den Gefallen und es fühlte sich wirklich umwerfend an. Ich geriet in einen regelrechten Taumel aus Erregung und krönender Befreiung. Als die heftigsten Wellen meines Orgasmus abgeebbt waren, drehte ich mich zu Steffen um.

»Bist du noch scharf?«, fragte er. Prüfend wanderte seine Hand zwischen meine Beine. »Du bist so nass«, sagte er dann und ich konnte an seinem Blick sehen, wie sehr ihm das gefiel.

»Nass und willig«, bestätigte ich. Er stöhnte auf und küsste mich verlangend. Als wir den Kuss schließlich beendet hatten, griff ich entschieden nach seiner Hand, die immer noch meine feuchte Spalte entlangfuhr. Ich zog ihn mit mir ins Schlafzimmer.

»Leg dich aufs Bett. Ich will dich reiten.«

Von meiner Idee begeistert, kam er meiner Aufforderung sofort nach. Ich finde, es hat etwas unglaublich Schönes, einen gut gebauten Mann lang ausgestreckt auf einem Bett liegen zu sehen und zu betrachten, wie zielgerichtet seine Erektion sich erhebt. So ein Körper ist fast wie ein mathematisches Gleichnis. Oder sagen wir lieber, wie ein lebendes Kunstwerk, denn Mathematik törnt mich irgendwie ab.

Breitbeinig positionierte ich mich über ihm und ließ seine Latte dann in mich gleiten, bis sie mich ganz ausfüllte. Langsam begann ich, mich rhythmisch auf Steffen zu bewegen. Er betrachtete meine schaukelnden Brüste und griff nach ihnen, um wieder mit meinen Brustwarzen zu spielen. Je härter er sie rieb, desto geiler wurde ich. Mein Tempo nahm zu und mein Ritt war so kraftvoll, dass Steffen lustvoll zu stöhnen begann.

»So etwas machst du nicht zum ersten Mal«, stellte er fest und ich musste lachen, denn damit hatte er verdammt recht. Ich mag die Stellung bei

One-Night-Stands, denn so gehe ich sicher, dass ich das Tempo selbst bestimmen kann und daraus für mich den höchsten Genuss erziele. Nur noch wenige Stöße und ich wäre bereit, auch Steffen seinen eigenen Höhepunkt zu gönnen. Aber zuerst wollte ich mir erneut das Wohlgefühl verschaffen, das wir uns beide von unserer kleinen Affäre erhofften.

Immer höher schlugen die Wellen meiner Lust, bis sie schließlich wie eine gewaltige Flut über mich hereinbrachen. Ich liebe den Moment, wenn ich nur noch das intensive Gefühl empfinde, das mich bis in den letzten Winkel meines Körpers ausfüllt und befriedigt. Ich ritt Steffen in den Ausläufern meiner Lust solange weiter, bis er ebenfalls kam. Er stöhnte unter mir und seine Augen nagelten mich im Moment seiner höchsten Ekstase fest.

»Du bist so schön … und so geil!«, stöhnte er. Ich freute mich über das Kompliment bezüglich meiner Schönheit, aber ich wusste auch, dass er zu dem Zeitpunkt vor allem an meine feuchte Möse dachte, die für das Abenteuer ihm gehörte.

Ich gönnte ihm den »Besitzerstolz« – aber nur für den Augenblick! In Wahrheit gehöre ich nämlich nur mir selbst. Und genau das machte ich ihm hinterher klar. Ich sagte ihm, dass es nur für das eine Mal gewesen sei. Steffen nickte und murmelte, dass das ganz in seinem Sinne wäre. Ich gab ihm noch einen Kuss und rückte seinen Cowboyhut zurecht, bevor er ging.

Wir hielten uns beide an unsere Abmachung. Und falls Steffen mir seitdem noch mal zufällig über den Weg gelaufen sein sollte, habe ich ihn zumindest nicht erkannt. Für mich bleibt er ein Cowboy – und außerhalb der Karnevalstage laufen die nun auch wieder nicht so zahlreich durch Köln.

Für den Abend war er wirklich etwas ganz Besonderes. Nun, aber wie gesagt, bin ich normalerweise bei Rauchern eher abgeneigt. Es ist auch nicht so, als würde ich automatisch jeden Mann sexuell abchecken. Das wäre nun wirklich zu anstrengend. Ich tue es nur bei denen, die mir wirklich lohnend erscheinen. Unter dem Strich sind das gar nicht mal so viele. Jedenfalls nicht so viele, wie ich es gerne hätte. Ja, ich bin keine Kostverächterin und guter Sex gehört zu meinem Leben wie Essen, Trinken und Schlafen. Ich tue viel für meinen Körper, dazu gehört auch, dass ich auf seine Bedürfnisse höre, die ich im Übrigen als ganz natürlich erachte. Jeder, der etwas anderes behauptet, belügt letztendlich sich selbst. Oder er ist tatsächlich so eingerostet, dass ihn so gut wie nichts mehr kratzt. Seit ich die Fettleibigkeit hinter mir gelassen habe, ist es für mich einfach ein Muss, auf das zu hören, was ich wirklich brauche. Und das ist nicht Nahrung im Überfluss – und ebenso wenig Sex im Überfluss. Aber ein gesundes Maß von beidem brauche ich auf jeden Fall! Dabei achte ich darauf, mich so gut wie möglich zu schützen. Kondome sind für mich ebenso selbstverständlich, wie ein wachsames Auge auf meine männlichen Gespielen. Sollte ich Anzeichen von Gewalt erkennen, so weiß ich mich zu wehren. Aber bislang hatte ich Glück. Vielleicht sogar unverschämtes Glück.

Ich denke, meine Mutter würde mir das sagen, wenn wir darüber sprechen würden. Aber das tun wir nicht. Meine Mutter ahnt vielleicht, dass ich viele verschiedene Sexpartner habe, aber sie würde das nie zum Thema machen. Stattdessen sorgt sie sich, dass ich angeblich nicht genug esse und schimpft darüber, dass ich nicht mit ihr zusammen in eine Wohnung ziehe. Für mich kommt das natürlich überhaupt nicht infrage. Ich bin eben nicht wie sie. Mir reicht ein Dildo nicht aus. Ich brauche Wärme, echtes Fleisch und Augen, in denen ich beim Sex versinken kann. Ist es unromantisch, dann bereits zu wissen, dass es meist bei dem einen Mal bleibt? Ja, vielleicht. Aber ist es nicht noch viel unromantischer, einen leblosen Gegenstand in sich zu bewegen und zu wissen, dass man es sich so auch all die nächsten Male besorgen wird? Ich finde das traurig. Sollte mir mal ein Mann über den Weg laufen, bei dem es mich richtig erwischt, wäre ich auch bereit, ihn zu anderen Gelegenheiten zu treffen. Vielleicht entwickelt sich irgendwann mal eine Partnerschaft.

Soweit meine Gedanken zu diesem Thema und zum genannten Zeitpunkt. Aber wie ich schon sagte, suchte ich nicht danach.

~*~

Es war an einem Freitagmorgen, als ich gegen halb sieben aus dem Fenster sah und zufällig den jungen Mann von gegenüber erblickte. Ich hatte ihn inzwischen auch ein paar Mal ohne Helm gesehen und erkannte ihn nun auf Anhieb. Mit der Kaffeetasse in der Hand beobachtete ich, wie ein Auto vor ihm hielt und er einstieg. Der Wagen blieb mit laufendem Motor stehen, dann öffnete sich die Beifahrertür wieder und der junge Mann stieg aus, um im Laufschritt zur Haustür zurückzueilen. Keine Ahnung, was mit seinem Roller war. Vielleicht war er kaputt und der Junge wurde nun von jemandem abgeholt, der ihn zur Arbeit mitnahm. Aber er schien etwas vergessen zu haben, denn er verschwand wieder im Haus. Ich schlürfte an meinem Kaffee und behielt weiter das Auto im Auge. Zu meiner Überraschung öffnete sich die Fahrertür und ein wirklich gut aussehender Kerl stieg aus. Er inspizierte seinen Scheibenwischer und entfernte einen Zettel, der darunter klemmte. Ich hoffte für ihn, dass es nur Werbung war und kein Knöllchen. Als der junge Mann wieder aus dem Haus kam, trug er eine Tasche bei sich. Er ging zum Auto, doch ehe er einsteigen konnte, kam der andere Mann ihm entgegen, fasste ihn an der Hand und sah rasch den menschenleeren Gehweg entlang. Nur einen Moment später zog er den anderen in die Einfahrt des Parkhauses, um ihn zu küssen.

»Schwul. Bingo«, murmelte ich und trank noch einen Schluck Kaffee. Es hatte etwas Rührendes, dass die beiden sich unbeobachtet fühlten. Sie küssten sich immer noch, als ich mich umdrehte, um die Tasse abzustellen und die Spülmaschine anzuschalten. Dann wandte ich mich wieder zum Fenster und sah gerade noch, wie beide Autotüren sich schlossen und das Auto kurz darauf davonfuhr. Vielleicht wollten sie wirklich zur Arbeit. Vielleicht aber auch in einen Kurzurlaub. Oder sie brannten heimlich durch, weil ihre Liebe zueinander nicht akzeptiert wurde. Ich würde es wohl nie erfahren und war mir darüber bewusst, dass es mich auch rein gar nichts anging. Aber was auch immer die beiden trieben, ich wünschte ihnen Glück, wenn sie es denn brauchten. Mein Blick ging zur Uhr. Es wurde Zeit, mich anzuziehen und zum Büro zu fahren.

~*~

»Da ist ein Fax gekommen, Alexa. Frau Hegemaier von der Firma Deibel & Söhne möchte mit dir über den neuen Entwurf sprechen.« Ralf hielt mir ein Stück Papier entgegen.

»Okay, da rufe ich gleich mal an«, erwiderte ich und nahm das Fax entgegen.

»Das war wirklich klasse, wie du den Auftrag an Land gezogen hast«, meinte Ralf anerkennend und reichte mir nach dem Fax eine Tasse Kaffee. Auch die nahm ich entgegen. Ein zweiter Kaffee schadete schließlich nie.

»Ich muss mal mit dir reden«, sagte Ralf plötzlich mit gesenkter Stimme, obwohl wir ohnehin allein in der Büroküche standen.

»Ich dachte, das tun wir schon«, scherzte ich. Er verzog kurz das Gesicht zu einem Grinsen, dann wurde er wieder ernst. Mir schwante nichts Gutes. Bekam ich hier etwa erst Honig ums Maul geschmiert, um dann abserviert zu werden? Ich wäre immerhin nicht die erste Angestellte, die aufgrund der miesen Konjunktur ihre Stelle verliert. Oder war das etwa späte Reue wegen unserer schnellen Nummer, die nun wirklich schon eine gefühlte Ewigkeit zurücklag? Vielleicht wollte er auch wegen einer neuen anfragen. Der Ort stimmte ja ... Ich war auf jeden Fall sehr gespannt, warum Ralf sich so schwer tat.

»Es geht um Martin«, sagte er schließlich und machte eine Pause.

Das war es also … Okay, ich hatte es ja kommen sehen. Mein zweiter Chef, Martin Hein, hatte, wie ich bereits erwähnte, schon länger mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Er war übergewichtig und depressiv, soweit ich es beurteilen konnte. Eigentlich hatte ich ihn nur zu Anfang regelmäßig im Büro gesehen, aber das war inzwischen schon lange her. Ralf war immer derjenige gewesen, der die Gespräche mit mir geführt hatte. Martin hingegen war meist an mir vorbeigegangen, einen kurzen Gruß murmelnd, bevor er in seinem Büro verschwand. Er hatte sich inzwischen aber schon monatelang nicht mehr blicken lassen, sondern nur ab und zu mal angerufen. Ich wusste, dass er ein paar Therapien hinter sich hatte, und dass er inzwischen geschieden war. Vermutlich wollte mir Ralf mitteilen, dass wir beide nun in der Firma auf uns allein gestellt sein würden, weil Martin endgültig ausstieg.

»Er wird am Montag wiederkommen und ich wollte dich nur darauf vorbereiten, dass er sich ein wenig verändert hat.«

»Wiederkommen?«, echote ich verwirrt.

»Ja, er steigt jetzt wieder voll mit ein. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich darüber bin, denn es läuft wirklich richtig gut im Moment, was wir nicht zuletzt auch dir zu verdanken haben. Aber das alles wird mir langsam zu viel. Martin kommt genau zum richtigen Zeitpunkt zurück, und er bringt so viel Elan mit, dass ich denke, wir werden eine wirklich tolle und produktive Zeit haben.«

Ich war immer noch nicht soweit, das alles richtig zu verstehen. Als ich Hein zum letzten Mal gesehen hatte, war sein Esprit der eines alten Küchenhandtuchs gewesen. Eingesunkene Augen in einem aufgeschwemmten Gesicht, graue Haut, eine gramgebeugte, noch fülligere Gestalt. Kurzum, er hatte sich von einem etwas propperen, aber eigentlich ganz gesund aussehenden Mann, in ein körperliches Wrack verwandelt. Die Gründe dafür vermutete ich in einem ernsten gesundheitlichen Leiden.

»Dann geht es ihm jetzt also wieder besser?«, fragte ich und schlürfte an meinem heißen Kaffee. »So könnte man es sagen«, erwiderte Ralf, lächelnd verließ er die Küche. Ich hatte kein Problem damit, dass Hein zurückkam. Es war jedoch ungewohnt nach den vielen Monaten, die wir ohne ihn eigentlich ganz gut zurecht gekommen waren. Auch wenn ich zugeben musste, dass die Überstunden zahlreich geworden waren. Ich schnappte mir noch einen Schokoladenkeks aus der Packung, die ich am Vortag ins Regal gelegt hatte, und ging dann in mein Büro, um Frau Hegemaier anzurufen. Sie war mit meinem neuen Entwurf sehr zufrieden und hatte gleich einen weiteren Auftrag für mich.

Auch der Rest des Tages verlief wirklich gut und ich hatte mir mein Wochenende redlich verdient. Nachdem ich das Büro verlassen hatte, ging ich noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen und dann nach Hause. Ich suchte gerade nach dem Haustürschlüssel, als gegenüber ein Auto hielt. Es kam mir vage bekannt vor und während ich in meiner Tasche herumkramte, stieg der junge Motorrollerfahrer aus. Ich hörte ihn einen Dank sagen, dann warf er die Beifahrertür zu. Als das Auto wegfuhr, trafen sich unsere Blicke. Er schien unsicher, dann grüßte er knapp. Ich lächelte zurück und zog mein Schlüsselbund hervor. In meiner Wohnung angekommen, stellte ich die Einkäufe in die Küche und setzte Teewasser auf. Während ich darauf wartete, dass es kochte, dachte ich darüber nach Eva anzurufen, um sie zu fragen, ob wir zusammen ausgingen. Wir ziehen gerne ab und an gemeinsam um die Häuser, probieren ein paar neue Diskotheken aus und haben zum Glück einen absolut unterschiedlichen Männergeschmack. Das sorgt dafür, dass wir uns so gut wie nie in die Quere kommen, wenn es darum geht, mit einem Kerl die Nacht zu verbringen. Und ich war mir sicher, dass ich die kommende Nacht nicht allein verbringen wollte. Ich griff zum Hörer und erläuterte Eva meinen Vorschlag.

»Heute Abend? Klar, wann soll ich dich abholen?« Das liebe ich an Eva, sie ist praktisch immer gut drauf und liebt es, mit ihrem Audi Cabrio durch die Innenstadt zu düsen. Und sie ist die beste Rückwärtseinparkerin, die mir je begegnet ist. Wenn das Auto gerade noch so haarscharf in die Lücke passt, bekommt Eva es auch problemlos hinein. Sie hat dazu einen Spruch geprägt, der uns immer wieder zum Lachen bringt. Aber es ist ihr Spruch und deshalb sage ich nur soviel: Es hat etwas damit zu tun, dass Eva schon Rat weiß, wenn ein Typ mal nicht weiß, wie er ihn richtig rein bekommen soll. Ich muss zugeben, dass ich in Evas Gesellschaft immer noch etwas frivoler bin, als ohnehin schon.

Ich freute mich auf den gemeinsamen Abend. Und so stand ich etwas später prüfend vor dem Spiegel und rückte meinen Ausschnitt zurecht, der meine Brüste perfekt betonte. Außerdem hatte ich meinen neuen Spitzenschlüpfer angezogen, von dem ich hoffte, dass ihn mir ein Traum von Mann in den folgenden Stunden wieder ausziehen würde und wir eine Menge Spaß miteinander hätten. Rasch steckte ich mir zwei Kondome in die Handtasche und trug Lippenstift auf, nachdem ich mir vorab schon mal ein Glas Sekt genehmigt hatte. Noch ein Vorteil, wenn man eine Begleitung hat, die gerne Auto fährt: Man kann Alkohol trinken.

Und schon klingelte es, also schnappte ich mir meine Jacke und meine Tasche und verließ die Wohnung.

~*~

Evas Cabrio war nicht zu übersehen und mit ihr am Steuer zog es die Blicke sämtlicher Passanten auf sich. Manchmal erinnerte sie mich an Thelma aus Thelma und Louise, so attraktiv und unbefangen, wie sie sich gerne gab. Allerdings war ich nicht wild drauf, dass es mit uns beiden ein Ende wie im Film nahm, und daher möchte ich meinen Eindruck auch nicht überbewertet wissen.

»Du siehst heiß aus, Alexa«, sagte sie, kaum dass ich neben ihr Platz genommen hatte. »Und du wie die pure Sünde«, entgegnete ich. Eva spielte gerne auf den biblischen Bezug ihres Namens an und ich wusste, dass sie mit Vorliebe die Sünde verkörperte. Sie lachte und im Nu waren wir im nächtlichen Stadtgewirr unterwegs.

Der erste Club, den wir besuchten, war uns inzwischen vertraut. Das Publikum konnte sich sehen lassen und hatte zumindest soviel Klasse, sich nicht sinnlos zu besaufen. Ich habe wirklich nichts dagegen, Alkohol zu trinken, aber ich denke, man sollte dafür sorgen, dass man seine Würde behält. Warum das bei so vielen Jugendlichen heute schief läuft, erschließt sich mir nicht. Es ist nicht besonders sexy, seinem Date auf die Füße zu kotzen. Nun ja, ich habe zum Glück nicht den Auftrag, die Welt zu retten, aber ich achte darauf, mit wem ich mich amüsiere und wo.

Die Musik im Club war mir etwas zu laut und auf der Tanzfläche war noch nicht allzu viel los. Ich bestellte einen Sekt, Eva nahm einen Orangensaft, dann sahen wir uns das Publikum an. Ich entdeckte keinen Kerl, der mir gefiel und hoffte auf weitere Besucher, die noch im Laufe der Zeit erscheinen würden. Ein paar Typen sahen zu uns und einer schien ganz besonders interessiert.

»Der denkt doch nicht ernsthaft, er könne bei uns einen Fuß in die Tür bekommen«, sagte Eva. »Ich denke, der will was ganz anderes rein bekommen, als seinen Fuß in die Tür«, sagte ich und erntete Evas tadelnden Blick.

»Nicht mal im Traum, möchte ich das näher wissen.« Ich nickte nur. Dann fiel mir jemand auf, der am gegenüberliegenden Stehtisch stand. Ich fragte mich, wie mir der attraktive Kerl bislang hatte entgehen können. Auch Evas Blick richtete sich jetzt auf ihn, sie wisperte: »Dunkles Haar, fast schulterlang. Groß und mit markanten Gesichtszügen. Genau dein Typ.« Damit hatte sie verdammt recht! Ich brauchte ihn nur auf die Entfernung zu sehen und wusste, dass ich ihn wollte. Eva hingegen stand mehr auf Männer, die so aussahen, als würden sie jedes Survival-Training problemlos überstehen. Sie mochte Muskeln und zog Kerle vor, die etwa ebenso groß waren, wie sie selbst. Außerdem konnte für Eva Männerhaar gar nicht kurz genug sein, während ich gerne meine Finger in etwas längerer Haarpracht vergrub.

Ich war gerade dabei, mir zu überlegen, wie ich als nächstes vorgehen sollte, um den Traumtyp auf mich aufmerksam zu machen, als eine junge Frau auf ihn zuging und ihn besitzergreifend umfasste. Sie schlang ihre Arme um seinen Brustkorb und sah für einen kurzen Moment zu mir, bevor sie sich in eine andere Richtung wandte.

»Oh, schade, er hat eine Freundin«, sagte Eva. Als ich nichts erwiderte, ergänzte sie: »Ich meine, er hat eine Freundin und hat sie auch noch dabei. Da ist wohl leider nichts zu machen.«

Da ich immer noch nicht antwortete, sah mich Eva nun genauer an und fragte: »Was ist denn mit dir los? Du siehst ja aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«

»Hab ich auch«, gab ich schließlich dumpf zurück. »Ein Gespenst aus meiner Kindheit. Ich kenne seine Freundin. Das ist Vanessa Brecht. Sie war damals das coolste Mädchen aus meiner Klasse.«

Eva hob eine Augenbraue. »Na ja, mit dir hatte sie sicher eine harte Konkurrenz.« Ich hatte Eva nie erzählt, dass ich als Kind dick gewesen war und ich würde jetzt ganz bestimmt nicht damit anfangen. Was sollte das schon bringen, außer ein schwermütiges Schwelgen in peinlichen Erinnerungen? Wieder aufzuwärmen, wie ich hilflos im Dreckloch gesessen hatte, in das mich Vanessa und die anderen Mädchen geschubst hatten, und dass sie mich als schwitzendes Schwein beschimpft hatten, kam mir wirklich wenig verlockend vor. Aber so sehr ich auch glaubte, mit der Geschichte abgeschlossen zu haben, so sehr brach sie in dem Moment erneut hervor.

Wieder schlang Vanessa die Arme um ihren Freund, der davon etwas genervt wirkte. In dem Moment hatte ich einen Entschluss gefasst.

»Ich werde mit ihm vögeln«, sagte ich mit fester Stimme. »Häh?«, ließ sich Eva vernehmen. Sie sah mich verständnislos an. »Und wie willst du das machen? Willst du dich direkt zwischen die beiden schieben?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, aber mir wird schon was einfallen.« Eva nickte. »Davon bin ich überzeugt. Wenn du ihn willst, dann wirst du ihn auch bekommen.« Ihre Stimme klang tatsächlich zuversichtlich, jedenfalls zuversichtlicher, als ich selbst es eigentlich war.

Vanessa erwies sich als echte Klette. Ich denke ja immer, dass Frauen, die ihre Partner so in Beschlag nehmen, in Wahrheit sehr unsicher sind. Sie hatte Angst, ihn zu verlieren. Und ich war gewillt, ihn ihr zu nehmen und erst zurückzugeben, wenn ich bewiesen hatte, dass die dicke, schwitzende Alexa als verführerische Sirene aus ihrem Erdloch gekrabbelt war. Das erste Mal erwischte ich ihn alleine, als er an die Cocktailbar ging. Ich war ihm gefolgt, als ich sah, dass Vanessa auf der Toilette verschwand. Blickkontakt war schnell hergestellt und ich lächelte ihn verführerisch an.

»Bist du alleine hier?«, fragte ich, als hätte ich ihn nicht schon die ganze Zeit heimlich beobachtet. Sofort wandelte sein Blick sich in Bedauern, als ihm klar wurde, dass ihm mit seiner Antwort eine prächtige Chance durch die Lappen gehen würde. »Nein, ich bin mit ein paar Freunden hier«, erwiderte er. Ich wertete es als gutes Zeichen, dass er Vanessa nicht näher erwähnte.

»Vielleicht hast du später mal Lust, mit mir zu tanzen?«, fragte ich. Es war etwas plump, aber ich musste meine kurze Zeit so gut wie möglich nutzen, um ihm zu zeigen, dass ich an ihm interessiert war. Er gab keine direkte Antwort und ich wusste, dass er nun mit sich haderte, weil er gestehen musste, dass er mit seiner Freundin da war. Als sie plötzlich neben ihm auftauchte, wandte ich den Blick rasch ab und studierte unbeteiligt die Cocktailkarte. Sie schien nichts bemerkt zu haben, denn sie beachtete mich gar nicht, sondern begann darüber zu nölen, wie dreckig die Toiletten seien und wie schlecht die Musik. Als sie darauf drängte, woanders hin zu gehen, warf mir ihr Freund kurz einen entschuldigenden, aber auch sehr sehnsüchtigen Blick zu.

»Ich habe gerade die Cocktails bestellt, wir können jetzt nicht gehen«, hörte ich ihn kurz darauf erwidern. »Und ich sagte, dass ich hier nicht bleiben möchte«, beharrte sie. »Dann geh«, erwiderte er unwirsch. Sie gab einen schockierten Laut von sich, dann drehte sie sich wortlos um und ging zu ihren anderen Freunden zurück. »Da ist aber jemand angepisst«, sagte ich so neutral wie möglich. Er verdrehte die Augen. »Weil es ihr hier nicht gefällt, soll ich springen. Das kotzt mich an! Und wie ich sie kenne, gibt es nach dem verkorksten Abend auch keinen Sex mehr. Ihr Frauen könnt ganz schön anstrengend sein«, schloss er schließlich. Ich lächelte, was ihn wohl verblüffte, da er gerade einen Rundumschlag gemacht hatte, der immerhin auch mich betraf.

»Von mir sagt man im Allgemeinen, ich sei sehr unkompliziert. Wenn du für sie springen willst, dann spring! Aber wenn du heute noch Sex willst, dann solltest du mir folgen.«

Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt. Nun hieß es, entweder triumphieren oder zurück ins Erdloch fallen. Mit einem lasziven Lächeln ging ich um ihn herum und spürte seinen Blick, der mir folgte. Ob der ganze Kerl mir folgen würde, war in dem Moment jedoch absolut nicht sicher. Ich ging zu den Toiletten und blieb im Vorraum stehen. Dort war ein Kondomautomat, aber den würde ich nicht brauchen. Für den Fall, dass er mir tatsächlich folgen würde, hätte ich meine eigenen in der Tasche. Dennoch betrachtete ich den Automaten interessiert, damit niemand sich wunderte, warum ich im Vorraum herumstand. Es dauerte nicht lange, bis ich warmen Atem an meinem Ohr spürte.

»Ich will Sex. Mit dir«, hörte ich ihn flüstern. Lächelnd drehte ich mich um. Dann griff ich seine Hand, öffnete kurz entschlossen die Tür zu Herrentoilette und war erleichtert, dass niemand an den Pissoirs stand. Schnell betraten wir eine der Kabinen und verschlossen sie. Er begann, mich wie wild zu küssen. Ich erwiderte die Küsse und legte eine Hand in seinen Nacken, ließ sie durch sein Haar gleiten und sah ihm in die dunklen Augen.

»Uns bleibt nicht viel Zeit, wenn du deine Freundin behalten willst. Du willst sie doch behalten, oder?«, fragte ich. Er schüttelte vage den Kopf.

»Ich will dich«, antwortete er. Das überraschte mich nicht. Und zwar nicht aus dem Grund, weil ich restlos selbstsicher wäre, sondern weil ein Mann in dem Zustand ohnehin an nichts anderes mehr denkt. Ich stand direkt vor ihm. Heiß, willig und zum Greifen nahe. Vanessa hingegen schmollte, war zickig und scheinbar Lichtjahre entfernt. Seine Hände schoben sich in den Ausschnitt meines Shirts und ich begann, seinen Gürtel zu öffnen.

»Wow, du bist echt scharf auf mich, stimmt’s?«, fragte er verblüfft.

»Zieh deine Hose runter, dann zeige ich dir wie scharf«, wisperte ich. Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Lächelnd hielt ich ihm ein Kondom entgegen. »So scharf bin ich auf dich«, sagte ich lächelnd. Er verstand den Fingerzeig, denn er hatte nun von mir eindeutig die Erlaubnis bekommen, mich zu vögeln. Rasch rollte er sich das Gummi über und ich betrachtete voller Wohlwollen den nicht gerade kleinen Kameraden, den ich gleich zwischen meinen Beinen zu spüren bekommen sollte.

Während wir uns erneut küssten, zog auch ich meine Jeans und meinen Slip herunter und schlüpfte heraus. Dann drehte ich mich um und spreizte die Beine so weit, wie es die kleine Kabine zuließ. Ich streckte ihm meinen Hintern entgegen und wusste, dass er sehen konnte, dass mein Spalt feucht für ihn war.

»Das ist das Geilste, das mir je passiert ist«, hörte ich ihn flüstern, während er in mich eindrang. Wie ich schon sagte, mag ich die besonderen Regeln eines Quickies. Manchmal muss es eben einfach schnell gehen und dieser Fall gehörte unbedingt dazu.

Er fickte mich hart und mit dicht aufeinanderfolgenden Stößen. Falls jemand die Toilette betrat und uns hörte, so kann ich mich nicht daran erinnern. Mein ganzes Denken galt nur dem Gefühl und dem Triumph, denn Vanessas Spielzeug war soeben in meinen Besitz übergegangen. Vermutlich wird er den Eindruck gehabt haben, dass er es war, der mit mir spielte, aber in Wahrheit war es umgekehrt. Ich denke, ich habe mit der Nummer dafür gesorgt, dass er sich Vanessa gegenüber stark genug fühlte, sich nicht mehr von ihr herumschubsen zu lassen. Letztendlich haben wir uns also gegenseitig einen Gefallen getan, und das prickelnde Gefühl war die zusätzliche Krönung. Ich ließ mich völlig von dem Gedanken gefangen nehmen, dass wir etwas ganz und gar Unmoralisches taten, noch dazu an einem Ort, der mir normalerweise nicht gerade sehr erotisch erschien. Aber gerade die ambivalenten Gefühle sorgten dafür, dass mir seine festen Stöße schon bald die Erfüllung brachten. Er nahm es mit einem rauen Lachen zur Kenntnis und ließ sich von mir anspornen, sich ebenso schnell über die Klippe der Lust fallen zu lassen. Ein letztes Mal schob er sich bis zum Anschlag in mich und verharrte dann. Ich wisperte, was für ein toller Hengst er sei, während er seinen Höhepunkt erlebte.

»Das war wirklich außergewöhnlich und total geil«, murmelte er erschöpft, nachdem er ins Kondom abgespritzt hatte. Er zog es aus, warf es in die Toilette und spülte, während ich mich wieder anzog.

»Gibst du mir deine Telefonnummer?«, fragte er, während auch er sich die Hose hochzog. »Warum?«, fragte ich überrascht. Er zögerte. »Vielleicht können wir ja mal was zusammen unternehmen. Ich meine … nicht nur Sex. Wir können ja mal ins Kino gehen oder so was in der Art.« Ich lächelte. »Du hast eine Freundin, schon vergessen?« Er verzog das Gesicht, dann sah er mich hoffnungsvoll an. »Ich könnte mir vorstellen, sie für dich zu verlassen.«

Plötzlich war der Zauber fort. Ich wollte zwar, dass er Vanessa verließ, aber ich wollte ihn doch nicht von ihr adoptieren!

»Du kennst mich doch gar nicht. Eine schnelle Nummer in einer Toilettenkabine ist wohl kaum Beweis genug für eine ideale Partnerschaft«, wandte ich ein, um ihn zur Besinnung zu bringen.

»Die ideale Partnerschaft ... gibt es die denn überhaupt?«, fragte er sinnend. Oje, das wurde mir zu kompliziert.

»Keine Ahnung, aber ich bin mir sicher, du wirst es herausfinden, wenn du deine jetzige Freundin abschießt und dich nach einer Frau umsiehst, die auch auf deine Wünsche Rücksicht nimmt.«

»Ich denke, du könntest diese Frau sein«, beharrte er. Ich seufzte, dann sagte ich entschieden: »Hör zu. Du scheinst ein netter Kerl zu sein, und du hast auch ganz nett was in der Hose. Mach eine andere Frau sehr glücklich und lass mir die Gelegenheit, noch mehr Typen wie dich zu treffen.«

»Du meinst, ich soll dich ziehen lassen, damit dich noch mehr Kerle ficken können? Das hast du doch gar nicht nötig.«

Okay, die Lage begann brenzlig zu werden. »Was ich nötig habe, und was nicht, entscheide immer noch ich. Aber es war echt schön mit dir.«

Ich brachte mich mit dem Rücken zur Tür und küsste ihn flüchtig. Hinter mir griff ich jedoch zum Riegel und schloss auf. Ehe er sich versah, war ich schon aus der Kabine und auf den Weg zum Ausgang. Ich hatte die Tür gerade erreicht, als ein Mann herein kam und mich verwundert ansah.

»Falsche Toilette erwischt«, gab ich knapp von mir und schlüpfte an ihm vorbei hinaus. Dann ging ich zielstrebig zu Eva zurück. Sie grinste von einem Ohr zum anderen. »Du siehst etwas derangiert aus, meine Liebe«, ließ sie sich vielsagend vernehmen. »Derangiert, durchgevögelt und bereit, die Lokalität zu verlassen.« Eva nickte. Es war nicht gut, an einem Ort zu bleiben, an dem ein anhänglicher Mann einem den Spaß im Nachhinein noch verderben konnte. Eva kannte das ebenfalls aus eigener Erfahrung und verstand sofort, dass ich das Lokal verlassen wollte.

Ich konnte Vanessas Freund noch einmal kurz sehen, bevor wir durch den Ausgang verschwanden. Er sah mir nach und wusste wohl nicht recht, wie ihm geschehen war. Ich bin mir sicher, dass Vanessa bemerkte, dass er verändert war, denn sie deutete plötzlich auf mich und schrie ihn an.

Der Abend hatte sich auf jeden Fall für mich gelohnt, denn ich hatte gleich doppelte Befriedigung erfahren. Ich bin kein Engel, und ehrlich gesagt, macht mir das verdammt viel Spaß.

Alexas Verwandlung

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