Читать книгу Joshua - Ladybug - Hannah Rose - Страница 3
Оглавление»Transgender zu sein, schwul, groß, klein, weiß, schwarz,
männlich oder weiblich, ist ein weiterer Teil des menschlichen
Zustands, der jedes Individuum einzigartig macht
und über den wir keine Kontrolle haben.
Wir sind, wer wir sind, in den tiefsten Nischen unseres
Verstandes, unseres Herzens und unserer Identität?«
Linda Thompson, (*1950)
Prolog
Es war nicht gerade Joshuas bestes Jahr, und wenn er ehrlich zu selbst war, dann war es mit Sicherheit das schlechteste überhaupt.
Es war sein letztes an der ›High-School‹ und es hatte bereits furchtbar angefangen. Er erschien zu seinem ersten Schultag und sah alle seine Freunde seit Juni wieder. Sie waren alle mindestens vier Zoll größer als er und wie er schätzte an die dreißig Kilo schwerer. Zumeist waren sie den Sommer über regelmäßig ins Fitnessstudio gegangen, um ihre Muskeln zu trainieren, in der stillen Hoffnung, dass ihnen ein ordentliches ›Six-Pack‹ im letzten Schuljahr bei den Mädchen helfen würde. Er hätte gern das Gleiche getan, aber seine Eltern hatte die Ferien für ein großes Familientreffen genutzt, und von seinem Vater war er dazu gebracht worden, einen Job anzunehmen, bei dem er ›Hamburger‹ in einem ›Fastfood‹-Restaurant wenden musste. Und im Gegensatz zu seinen Freunden war bei ihm ein weiterer Wachstumsschub ausgeblieben. Es reichte der Natur einfach nicht, dass er bereits um einiges kleiner war als alle Jungs seiner Klasse – jetzt war er nicht mehr viel größer als die meisten Mädchen.
Dennoch er entschied sich dazu, es sich nicht allzu sehr zu Herzen zu nehmen und das Beste aus seiner Größe zu machen – so hatte er sich zum Beispiel am ›St. Patrick’s Day‹ verkleidet.
Mittlerweile wollten auch seine ›Freunde‹ nicht mehr mit ihm abhängen. Alle waren Mitglieder in den verschiedenen Schulmannschaften, in denen auch er sich ausprobiert – aber direkt geschnitten worden war – weshalb er es anderweitig versucht hatte. Er war sogar dem Schach- und dem Theaterclub beigetreten, aber selbst diese Jungs wollten mit ihm nichts zu tun haben, weil er sowohl im Schach- als auch im Schauspiel ein echter Versager war. Letztlich durfte er die Schachfiguren und Spielbretter verwalten und sich im Dramaclub als Beleuchter betätigen – was ihm nicht sonderlich schwerfiel, weil es nur zwei Lichter gab.
Sein Jahr ging weiter bergab, als seine Eltern kurz vor Weihnachten bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben kamen. Ein Schwertransporter war in ein Stauende gerast und hatte auf der ›M5‹ ein Bild des Grauens hinterlassen.
Am Ende hatte ihm einer seiner Lehrer eine vorübergehende Unterkunft angeboten, weil sonst niemand bereit gewesen war, ihn aufzunehmen. Bei ihm hatte er die nächsten zwei Monate auf einer Ausziehcouch geschlafen, während seine schulischen Leistungen abgerutscht waren – wenngleich er überrascht war, wie nachsichtig seine Lehrer in der Notengebung mit im umgingen, immer in der Erwartung, dass er dann wenigstens zu all seinen Prüfungen erscheinen würde. Aber seit er faktisch Vollwaise geworden war, fiel ihm das Lernen zunehmend schwerer und schwerer.
»Wenn deine Noten sich nicht verbessern, wirst du das Jahr wohl wiederholen müssen«, hatte ihn sein Lehrer wissen lassen. Und schon bei dem Gedanken daran hatte sich sein Magen umgedreht – denn er hatte gehofft, dass man ihm nach dem schweren Schicksalsschlag ein wenig mehr entgegengekommen wäre und geschont hätte.
Ja, er konnte unumwunden sagen, dass es das schlimmste Jahr seines Lebens war. Und er betete inständig, dass das kommende, das Ende seiner Probleme einläuten würde – nicht wissend, dass seine tatsächlichen Schwierigkeiten gerade erst begannen ...