Читать книгу Russell - Rollentausch - Hannah Rose - Страница 4
Оглавление»Ich fand Kraft darin, die Wahrheit zu akzeptieren, wer ich bin.
Es ist vielleicht nicht die Wahrheit, die andere akzeptieren können, aber ich kann nicht anders leben. Wie wäre es, in jeder Minute deines Lebens eine Lüge zu leben?«
Elison Goodman,
›Eon #1: Dragoneye Reborn‹
Kapitel 1
F
ür Russell hatte alles damit begonnen, dass er sich bis über beide Ohren in Anouschka verliebt hatte. Er war bereits seit dem Zeitpunkt in sie verknallt, seit er sie das erste Mal auf der High-School gesehen hatte. Aber er hatte nie den Mut aufgebracht, sich ihr zu offenbaren. Er fand sie umwerfend – mit ihren langen, dunklen Haaren, den groß rehbraunen Augen und ihr süßen Stupsnase. Und in all den darauffolgenden Jahren war sie für ihn nur noch schöner und attraktiver geworden.
Doch während sie immer hübscher wurde, wurde er selbst immer dünner und seine Gesichtszüge mädchenhafter, ganz gleich, was er tat, um sein Aussehen zu verbessern. Auch in anderer Hinsicht waren sie sehr unterschiedlich: Anouschka hing mit den beliebtesten Mädchen der Schule ab – den sportiven, gutaussehenden, zickigen Gören – indessen er seine Haare soweit wachsen ließ, dass sie jedem Heavy-Metall-Rocker zur Ehre gereicht hätten, nur um sich unter der üppigen Mähne verstecken zu können, und seine Angst, in den Augen der anderen ein Nichts zu sein, mit kitschiger Poesie zu übertünchen versuchte. Und all das wegen eines Mädchens, von dem er vermutete, das es nicht einmal wusste, dass er überhaupt existierte.
Nie hatte er es gewagt sie einmal anzusprechen und sich immer nur aus schützender Entfernung nach ihr gesehnt, während andere Jungs in seinem Alter frech genug waren, die Mädchen anzugraben. Und je mehr er sich in sich selbst vergrub, umso erbärmlicher empfand er sich. Dabei hatte er schon des Öfteren ihre Blicke aufgefangen, wenn er im Schulflur an ihr vorbeigelaufen war, und sich seinen Tagträumen hingegeben, vielleicht eines Tages mit ihr zusammen zu sein.
Ein oder zwei Mal hatte er sich Mut gemacht und wollte sie ansprechen, doch dann war er zurückgeschreckt und hatte sich eingeredet, dass sie sich sowieso nicht für einen femininen Spargeltarzan wie ihn interessieren würde – wo er sicher war, dass alle Mädchen von ihm, wegen seiner langen Haare und seines seltsamen Kleidungsstils, dachten, er müsse auf jeden Fall homosexuell sein. Schließlich waren die Jungs in Anouschkas Umfeld alle irgendwie gleich: groß, herausgeputzt, mit kurzen Haaren und fein ziselierten männlichen Gesichtszügen.
Auch hatte er immer vermutet, dass sie bereits ziemlich viele Erfahrungen gesammelt hatte, während er selbst immer noch Jungfrau war – ein Zustand, von dem er vermutete, dass er sich auch niemals ändern würde.
Aber all das hatte ihn nie daran gehindert, von ihr zu träumen und sich nach ihr zu verzehren.
Wie hätte er auch ahnen können, dass eine verrückte Wendung des Schicksals alles ändern würde, wenngleich keineswegs so, wie er es sich in seinen Träumen ausgemalt hatte …