Читать книгу CRPS (Morbus Sudeck) - Hannelore Wever - Страница 6
Vorwort
Оглавление„Menschen leiden zu sehen, ist real. Es könnte gar nicht realer sein. Manche Menschen schauen dem nicht gern ins Gesicht, weil es schmerzt. Aber wenn es niemand tut, dann geschieht auch nichts.“
Elizabeth Taylor
Und es gibt sie doch!
Anhand Ihrer ausführlichen Krankengeschichte, liebe Frau Wever, wird spürbar, dass es engagierte Ärzte und Therapeuten gibt, die über den Tellerrand hinausschauen und in echten authentischen Kontakt mit dem Patienten kommen, die schon stabilisierend wirken alleine durch diese Form von Bindung und Beziehung – gerade in Momenten, in denen sich das eigene innere System des Patienten durch den Schmerz in ständiger Anspannung und Alarmbereitschaft befindet. Wie oft haben Sie mir berichtet, dass bestimmte Kontakte zu Ärzten und Therapeuten hilfreich für Sie waren und Ihnen wieder Hoffnung gaben…, und das bestimmt nicht, weil es eine pragmatische Lösung gegeben hätte, sondern einfach durch die Zuwendung, durch Gehört- und mit dem Leid Ernstgenommen-Werden.
Nicht umsonst taucht meines Erachtens immer wieder in der Salutogenese der Faktor „Beziehung“ auf. Dieser Forschungszweig beschäftigt sich mit der Frage, warum Menschen – trotz zum Teil widriger Umstände – gesund bleiben und welche Ressourcen sie schützen und stabilisieren.
Natürlich: Wir Ärzte und Therapeuten arbeiten alle begrenzt innerhalb der uns vorgeschriebenen Rahmenbedingungen dieses Gesundheitssystems. Eine psychotherapeutische Sitzung z.B. hat im Normalfall ihre 50 min. und nicht mehr, und es gibt eine maximale Obergrenze bei den Sitzungen, die die Krankenkasse zahlt und übernimmt. Und nicht immer ist der Patient am Ende völlig geheilt.
Das Buch von Frau Wever ist ein Plädoyer dafür, dass es sich lohnt, wenn wir Therapeuten uns einbringen und in wirklichen nahbaren Kontakt mit dem Patienten treten. (Der psychologisch interessierte Leser sei hier verwiesen auf „Grawes Wirkfaktoren“ und „Porges Polyvagal-Theorie“).
In ihrem Buch beschreibt Frau Wever aber auch die Schattenseite, auf der man sich als chronischer Schmerzpatient durch das Gesundheitssystem wühlen muss. Vor allem um sich kundig zu machen, was einem als Patienten und Versichertem zusteht. Oft werden die Patienten ja im Rahmen ihrer Mitwirkungspflicht von den Behörden sehr wohl auf ihre Verpflichtungen hingewiesen, um die ihnen zustehenden Leistungen nicht zu verlieren. Doch den Servicecharakter, dass meine Patienten auch über Möglichkeiten und über Hilfestellungen informiert werden, vermisse ich dabei oft.
Einerseits wird den Versicherten die Eigenverantwortung für ihre eigene Gesundheit immer wieder explizit übertragen: so sammeln zum Beispiel viele Versicherte Punkte durch Gewichtsreduktion, Nicht-Rauchen, Teilnahme an Sportkursen oder ähnlichem, um ihre Krankenkassenbeiträge zu senken.
Andererseits empfinden aber viele Patienten, die sich ohnehin gerade überfordert und hilflos fühlen, dass sie unmündig und klein gehalten und von den zuständigen Stellen nicht ernstgenommen werden. Manch einer glaubt sogar, geradezu verschaukelt zu werden.
Dieses Buch kann und soll anderen Betroffenen Mut machen, sich immer wieder Hilfe zu suchen, hartnäckig zu bleiben, sich an den richtigen Stellen zu informieren und das eigene Anliegen mit Nachdruck zu verfolgen.
Liebe Frau Wever, vielen Dank für die 2 ½ Jahre, in denen ich Sie mit Ihrem Leid und Ihren Anliegen begleiten durfte. Danke für Ihre Offenheit und Ihr Vertrauen. Denn mit jedem Patienten habe ich das Gefühl, auch für mich persönlich etwas dazuzulernen und mein Job ist tagtäglich eine echte innerliche Bereicherung für mich. So wird die eigentliche Schwere, die in meiner Tätigkeit liegt, auf einmal ausgefüllt mit ganz viel Leichtigkeit und Lebendigkeit.
Ich hoffe und wünsche mir, dass Ihr Buch Vielen eine Inspiration sein wird!
Krefeld, den 15.03.2018
Corinna Stephan
(Psychologische Psychotherapeutin)