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Vorwort

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Demenz in der Lebensmittevon Hanns Sedlmayr

ImpressumCopyright by Hanns Sedlmayr Der Text und alle seine Teile sind geschützt. Das Urheberrecht liegt bei Hanns Sedlmayr Freischützstraße 27 8201927 München Deutschland

Der Psychologe Endel Tulving beschäftigte sich sein ganzes Leben mit dem Thema „mentale Zeitreise“ und brachte sie auf die denkbar simple Gleichung: die Fähigkeit, ein Ereignis des Zeitpunkts A zum Zeitpunkt B wieder zu erleben. Tulving nannte sie einen von der Natur erfundenen Trick, um ihr eigenes Gesetz von der Unumkehrbarkeit der Zeit zu hintergehen. Zeit verlaufe immer nur in einer Richtung, schreibt er, mit einer Ausnahme: "...der menschlichen Fähigkeit, sich an Ereignisse der Vergangenheit zu erinnern.“

Diese Fähigkeit ist die einzigartige Fähigkeit des Menschen, dem biologischen Grundgesetz zu entkommen.

Nichts geht ohne Emotionen. Das ist die zweite grundlegende Erkenntnis der Neurophysiologen. Erlittene Bestrafungen oder Demütigungen hinterlassen ebenso tiefe Spuren im Gedächtnis wie sportliche Erfolge oder erotische Erweckungserlebnisse. Das heißt: Jede bewusste Erinnerung ist notwendig mit Emotionen verschmolzen.

Die meisten Wissenschaftler folgern daraus, dass objektives Erinnern nicht möglich ist. Das Gedächtnis lässt sich zwar von niemand anderem kontrollieren, es ist aber auch extrem opportunistisch und behält nur, was es gebrauchen kann. Nichts darin ist neutral; was erinnert wird, ist zugleich immer schon emotional bewertet. Wolf Singer, Direktor des Frankfurter Max-Planck-Instituts für Hirnforschung, bezeichnet Erinnerungen prinzipiell als "datengestützte Erfindungen". Das menschliche Gedächtnis, sagt Singer, sei von Natur aus auf Anpassung an eine veränderte Umwelt und nicht auf exakte Speicherung ausgerichtet.

In dem vorliegenden Buch erzählt Max die Geschichte seiner Liebe zu Fides. Einer Frau, die er mit 17 Jahren kennenlernt und die ihn mit ihrer Schönheit, Zärtlichkeit und Sinnlichkeit bis in die Mitte seines Lebens betört und die mit 45 Jahren an Demenz erkrankt. In wenigen Jahren wird aus einer gefühlvollen, liebenden Frau eine kalte, gefühllose Frau.

Zehn Jahre später hat sie alles verloren: ihre Lust am Leben, ihre weibliche Attraktivität, die Zuneigung ihrer Töchter und ihres Mannes, ihre Freundinnen. Sie ist inkontinent und verwahrlost. Sie ist aggressiv und verweigert eine Pflege.

Dann nimmt sich ein engagierter Arzt ihrer an. Er stellt ihre Empathie zu Lasten ihrer Bewegungsfähigkeit und ihrer Sprachfähigkeit wieder her.

Max will eine wahre Geschichte erzählen.

Er will Fides mit Worten wieder zum Leben erwecken, um seinen Schmerz über ihre Krankheit zu mildern.

Er erlebte hautnah alle Phasen in ihrem Leben mit. Er führte in allen Lebensphasen Tagebuch. Er ergänzt und erweitert das Tagebuch. Am Ende seines Schreibens muss er erkennen, dass er eine Geschichte erzählt, die auf Tatsachen, seinen Erinnerungen und Aufzeichnungen beruht, dass er aber letztlich keine wahre Geschichte erzählt, sondern eine Geschichte, die aus seinen Emotionen entstanden ist.

Demenz in der Lebensmitte

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