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Marlene Dietrich und Jean Gabin
ОглавлениеJean Gabin floh 1941 vor den Deutschen nach Hollywood, er hatte einen Vertrag für zwei Filme in der Tasche und sein Rennrad dabei, als er sich einschiffte.
Er sieht so aus, wie er im wirklichen Leben auch ist, missmutig, verschlossen, humorlos, grob, zuverlässig, maulfaul, aufrecht, ein Bauer, der mit dem Land, das er bewirtschaftet, eng verbunden ist.
In New York lernt er in einem Nachtclub Marlene kennen, sie nimmt ihn unter ihre Fittiche, hilft ihm englisch zu sprechen und erklärt ihm die Spielregeln, die in Hollywood gelten. Jean zieht in ihr Haus in Hollywood ein. Er hat Heimweh nach Frankreich und Marlene lädt französische Migranten in ihr Haus ein, um ihm das Gefühl von Heimat zu geben.
Eine Besucherin erinnert sich: Marlene ging von Zeit zu Zeit zur Tür und sah nach, ob Jean schon die Auffahrt zu ihrem Haus hinauffährt. Sie war wie die Geliebte eines Seemanns in einem bretonischen Hafen, die unruhig wird, wo denn ihr Kerl solange bleibt. Als er endlich ankommt, umarmt sie ihn, nicht wie einen Mann, der am Morgen das Haus verlassen hat, sondern wie einen Mann der lange abwesend war. Sie überschüttet ihn mit Zärtlichkeiten.
Marlene war zum Kern Gabins vorgedrungen und fand heraus, dass unter seiner rauen Schale ein sensibler, verletzlicher und überaus zärtlicher Mann steckte.
Gabin war für Marlene Mann und Kind gleichzeitig. Er war verloren in Amerika, er sehnte sich nach Frankreich, er hatte Probleme mit der Sprache, er verabscheute den Glamour, der für Stars in Hollywood verbindlich war und nach dem alle strebten.
Marlene war von seiner rauen Männlichkeit und von seiner kindlichen Verlorenheit angezogen, sie bekannte später in ihren Memoiren, dass sie ihn mehr geliebt hat als die übrige Heerschar ihrer Liebhaber.
An ihren Ehemann Rudi schreibt Marlene: „Ich habe nun versprochen Jean für immer glücklich zu machen.“
Das alles hielt sie nicht davon ab, neben Gabin, wie gewohnt, auch mit ihren Filmpartner zu schlafen und eine Affäre mit der Freundin Greta Garbos zu beginnen.
Marlene war 1942 40 Jahre alt geworden. Zum ersten Mal in ihrem Leben, konnte sie nicht optimistisch in ihre Zukunft blicken. Hollywood setzte auf Jugendlichkeit und Schönheit und die begann jetzt bei ihr zu bröckeln. Ihr wurde klar, dass es in den nächsten Jahren schwierig sein wird ihr Image von der alterslosen Schönheit aufrecht zu erhalte.
Marlene hatte unter Sternberg die geheimnisvolle, entrückte Schönheit gespielt. In späteren Filmen war sie das raubeinige, schlagfertige Mädchen aus dem Saloon.
In dem Film “Haus der sieben Sünden“ gibt es eine Schlägerei der um sie buhlenden Männer in ihrer Garderobe, als sie hinzukommt, hat sich ihr Filmpartner John Wayne, in ihr Federkleid verwickelt und ein anderer Mann hat einen ihrer Hüte auf. „Entschuldigung“ sagt Marlene alias Bijou leichthin, während sie über das Chaos steigt „ich hoffe, ich störe euch Mädels nicht.“
Eine geeignete Rolle zu bekommen war für Marlene schwieriger geworden. Sie machte eine Reihe von Filmen, die alle Flops wurden. Anfang 1944 war Marlene arbeitslos und depressiv.
Jean ist unglücklich über die Deutsche Besetzung Frankreichs, er beschließt nicht untätig zu bleiben und einen Beitrag zur Befreiung Frankreichs zu leisten und wird Soldat.
Im Januar 1944 geht er an Bord eines französischen Kriegsschiffes, das einen Geleitzug begleitet, der Öl nach England bringt. Marlene steht an der Pier, als das Schiff ablegt. Der Geleitzug wird von deutschen U-Booten angegriffen. Jean muss zusehen, wie Schiffe in dem Geleitzug in Flammen aufgehen.
Auch Marlene zieht in den Krieg, als Truppenbetreuerin im Rang eines Offiziers. Sie meldet sich nach Afrika, dort ist inzwischen Jean stationiert. Eines Tages überrascht sie ihn dort.
Von diesem Treffen gibt es ein Foto, zu finden im Netz unter: “Marlene Dietrich und Jean Gabin im Krieg“.
Es ist ein wunderbares Foto, Marlene in Uniform, schön wie immer und Jean, älter, müder und massiger geworden, der Krieg hat ihm zugesetzt, er ist eigentlich der Jüngere, sieht aber wie der Papa Marlenes aus. Sein Käppi sitzt sehr unmilitärisch auf seinem Kopf.
Das Treffen der Beiden ist nur kurz, Marlene geht nach Italien, sie sing für die Soldaten an der Front, nicht für die, die hinter der Front sind.
Jean ist stolz auf sie, er hat aber auch Angst um sie. Er, der Schweigsame Mann, schreibt täglich Briefe an Marlene in denen er ihr von seiner Sehnsucht und seinen Ängsten berichtet.
In einer Militärzeitung erscheint ein Artikel und ein Foto, über eine Romanze Marlenes mit einem Brigadegeneral, auf dem Foto trägt sie ein Armband, das ihr der General angeblich geschenkt hat.
Gabin schreibt ihr: „Mein Magen dreht sich um, meine Beine versagen ihren Dienst, es ist also wahr, was bedeutet jetzt das Leben noch für mich, alles bricht für mich zusammen, einfach so, in einer Sekunde. Ich flehe Dich an, die Ohrringe abzulegen, die ich Dir geschenkt habe, Adieu, sei glücklich mit deiner Romanze, von mir wirst Du nichts mehr hören. Mein Herz blutet.“
Marlene gelingt es die Zweifel Gabins an ihrer Treue zu zerstreuen, für dieses Mal.
Paris ist befreit, Jean und Marlene treffen sich für einen kurzen Fronturlaub in Paris, dann kehren beide zurück in den Krieg. Marlene in die Ardennen Schlacht und Jean als Panzerkommandant nach Deutschland.
Während einer Truppenparade, bei der Jean nachlässig auf seinem Panzer steht, hört er eine vertraute Stimme, es ist Marlene, die unter seinem Panzer steht. Auf seine Frage: Was zum Teufel machst Du hier? Antwortet sie: „Ich möchte Dich küssen.“ Der scheue Gabin, dem jedes Aufsehen peinlich ist, würde am liebsten in seinen Panzer verschwinden, aber Marlene lässt sich auf den Panzer heben und küsst ihn.
An der Siegesparade in Paris nimmt auch Gabins Panzer teil, er weigert sich aber an Bord zu gehen. Er schaut von einem Fenster aus der Parade zu, als sein Panzer auftaucht, heult er wie ein Schlosshund.
Jean verbringt viel Zeit mit dem Wiederaufbau seines Hauses, nahe Paris, das von den Deutschen abgebrannt wurde. Marlene bleibt in Paris.
Jean hat wieder Grund zur Eifersucht. Marlene geht in Paris mit dem Brigadegeneral James Gavin aus. Sie hat ihn während eines Einsatzes als Truppenbetreuerin in den Ardennen kennengelernt, er stoppte mit seinen Fallschirmjägern den deutschen Vormarsch. Gavin wird von seinen Soldaten wegen seiner athletischen Figur Slim Jim genannt. Er war bekannt dafür, dass er von seinen Offizieren verlangte die Ersten außerhalb der Flugzeugtür und die Letzten in der Verpflegungsschlange zu sein.
Nach dem Krieg verlässt Gavin, aus Protest gegen den Atombombenabruf in Japan, das Militär.
Das muss ein Mann ganz nach dem Geschmack der Offizierstochter Marlene gewesen sein.
Als der Krieg aus ist, kehrt Marlene nach Amerika zurück, sie hat ihre Tochter viele Monate nicht gesehen. Jean beschwert sich, weil sie so selten schreibt.
In einem Brief schreibt sie, dass sie zu allem bereit ist was er möchte, heiraten, nicht heiraten, Kinder haben, eben alles.
Um Marlene zurück nach Frankreich zu holen, braucht Jean ein Filmprojekt, in dem sie gemeinsam spielen, das gelingt und Marlene kehrt zurück.
Das Zusammenleben der beiden gestaltet sich etwas schwierig. Sie sind sehr gegensätzlich, als Jean ein Hotelzimmer mit einem Salon mietet, ist Marlene der Meinung zwei Hotelzimmer wären besser, da hätte jeder auch eine Privatsphäre, nimmt Jean sein Rasierzeug und verlässt das Hotel, um sich zu Hause zu rasieren, als Marlen ihm in der Öffentlichkeit aus Spaß eine Ohrfeige gibt haut er kräftig zurück.
In dem Film, den sie gemeinsam drehen, tötet Jean Marlene aus Eifersucht. Wirklichkeit und Film liegen nahe beieinander, in seiner Fantasie hat Jean Marlene sicher mehrfach, wenn auch nicht getötet, so doch geschlagen. Eifersucht spielt in ihrer wirklichen Paarbeziehung, wie Film, eine entscheidende Rolle.
Trotzdem ist das Paar Marlene und Jean im Film nicht überzeugend. Das Publikum kehrt dem Film den Rücken.
Jean und Marlene streiten, trennen sich, verzeihen sich, lieben sich, das geht zwei Jahre, dann trennt sich Jean von Marlene. Er schreibt ihr, dass er sie nie mehr sehen will und hält das auch durch, alle ihre Versuche ihn, viel Jahre später, als sie beide schon alt sind, wiederzusehen, verweigert er.
Jean heiratet eine Frau, die Marlene ähnlichsieht und 20 Jahre jünger ist.
Er ist als Schauspieler auch im hohen Alter noch erfolgreich.
Marlene brilliert in mehreren Filmen und tritt noch mit 75 Jahren als Entertainerin in großen Shows auf.
Quellen:
SWR 2 Kultur Passage_30-06-2017-2000.1498851184431.mp3
Donald Spoto, Marlene Dietrich, Biographie, Heyne 1992
Maria Riva, Meine Mutter Marlene, Bertelsmann, 1992
Josef von Sternberg, Das Blau des Engels, Schirmer/Mosel