Читать книгу Perry Rhodan 440: Der Ring des Verderbens - Hans Kneifel - Страница 4

Оглавление

1.

Der Mann, der Perry Rhodan gegenübersaß, war neben dem Großadministrator die dominierende Persönlichkeit innerhalb dieses Raumes; die Blicke der anderen richteten sich auf ihn, als er redete. Er saß gelassen und mit ausgestreckten Beinen in dem großen, federnden Sessel.

Sie waren in der Schaltstation OVARON, auf dem Erdteil Lemu.

»Ich sehe, die Lage ist ziemlich kritisch«, sagte der Mann halblaut.

»So kann man es umschreiben«, erwiderte Perry Rhodan.

Er sah sein Gegenüber an, während er ruhig in seinem Sessel schaukelte. Hier, in dem großen Saal der Schaltstation, standen sieben Sessel des gleichen Fabrikates um einen vergleichsweise riesigen Tisch mit mehr als zehn Quadratmetern Fläche herum. Die restlichen drei Personen standen neben dem Tisch, weil die Sessel entweder nicht geeignet waren oder zu schwach konstruiert. Wie ein Turm, wie ein Monument, stand der Haluter in seinem Kampfanzug hinter Rhodan, neben Icho Tolot stand der Paladin, dem Haluter nicht unähnlich. Takvorian scharrte ungeduldig mit dem Vorderhuf, als wolle er Rillen in den Bodenbelag ziehen. Eine deutlich spürbare Stimmung der Unruhe schwebte über der Szene und hatte von den zehn Lebewesen – wenn man Paladin als ein Lebewesen rechnete – Besitz ergriffen.

»Ihr Freund Atlan, Rhodan, ist mit dem Nullzeitdeformator erneut um dreitausend Jahre in die Vergangenheit geschlüpft?«, fragte der Mann mit den strahlenden, hellblauen Augen und der leicht gebräunten Haut.

»Richtig. Um diese Zeit, das wissen wir, gibt es noch keine Angehörigen Ihrer Rasse auf unserem Planeten.«

Der Mann fuhr mit dem Daumen und gekrümmtem Zeigefinger leicht über den Rücken seiner Nase. Dann sagte er lächelnd: »Keine Cappins auf der Erde – für mich ein etwas befremdlicher Gedanke, Rhodan.«

Rhodan erwiderte: »Nicht für mich, Ovaron.«

Der Cappin, der am Tisch saß, sehr gelassen tat und die Versammelten aus scharfen Augen betrachtete, war nur vier Zentimeter kleiner als zwei Meter, breitschultrig und sehr schmal in den Hüften. Sein kantiges, hartes Gesicht wirkte nicht nur auf Frauen; selbst der kritische Haluter schien etwas fasziniert zu sein. Dominierend in diesem Gesicht war die indianisch gekrümmte Nase. Der Mann sah aus wie ein knapp vierzigjähriger Terraner, aber für den Maßstab der Cappins war er ausgesprochen jung.

»Mit der Rückkehr des Nullzeitdeformators in die Relativ-Normalzeit ist nicht vor den nächsten Tagen zu rechnen«, sagte Rhodan.

Die Zeitreise um zweihunderttausend Jahre in die Vergangenheit dieses Planeten war vom Waringer-Team genau berechnet worden. Da sie praktisch ohne Zeitverlust stattfand, deckten sich die Tage und sogar die Stunden im terranisch gültigen Kalenderablauf. Heute schrieb man den fünfundzwanzigsten April des Jahres 3434. Das hatte zum Vorteil, dass man in sämtlichen fünf Uhren und Instrumenten die genaue Terminologie beibehalten konnte. Rhodan und seine Mannschaft, zu der Ovaron und Takvorian gestoßen waren, befanden sich in der Schaltzentrale – es war jene riesenhafte Energiestation, die tief unter dem Meeresgrunde des Tonga-Grabens der Jetztzeit entdeckt worden war.

»Was bedeutet das für Sie ... für uns?«, fragte der Cappin.

Er blickte von Icho Tolot, der ihn aus drei glühenden Augen anstarrte zu Paladin, der unbeweglich wie ein metallenes Denkmal hinter Alaska Saedelaere stand. Die Siganesen in der riesigen Konstruktion schwiegen und hörten zu, musterten den Pferdekörper mit dem Menschenkopf und den Cappin, der so erstaunlich menschlich wirkte.

»Ich habe das Problem noch nicht durchdacht«, sagte Rhodan. »Aber schon vor Beginn der Zeitreise rechneten wir einige der grundsätzlichen Probleme durch. Es geht für uns, wie jedermann hier weiß, um den Sonnensatelliten. Alle anderen Vorgänge, Expeditionen und Überlegungen hängen an diesem Problem.

Es ist schließlich für das irdische Sonnensystem von entscheidender, lebenswichtiger Bedeutung.«

Ras Tschubai warf ein: »Uns war klar, dass der in unserer Zeit existierende Sonnensatellit heute oder in einigen Jahren nicht vernichtet worden ist. Sonst hätte er natürlich nicht existieren können, somit auch nicht zur Bedrohung des Systems werden können.«

Ovaron nickte und hob den Becher mit dem alkoholhaltigen Erfrischungsgetränk.

»Das wäre auch meine Auffassung dazu. Seit ich Sie hier getroffen habe, denke ich ständig daran, bisher mit nur sehr nebelhaften Ergebnissen. Andere Wissenschaftler werden vermutlich herausgefunden haben, dass die Vernichtung doch gelungen ist – dass meine Rasse aber einen zweiten Satelliten gebaut haben könnte.«

Lord Zwiebus brummte: »Sehr scharfsinnig. Wir könnten dann uns ständig in der Vergangenheit einnisten und pausenlos Satelliten vernichten. Das wäre nicht ganz im Sinn unserer kostspieligen Anstrengungen.«

»Jedenfalls konnten die Verhältnisse nicht geklärt werden. Die vorangegangenen Zeitsprünge führten nur um rund fünfzig Jahrtausende in die Vergangenheit. Dazu kamen die Schwierigkeiten mit dem Zeitläufer, also der Goldenen Spindel, die das Eindringen in die weitere Vergangenheit nachhaltig verhinderten.«

Gucky meinte vorwurfsvoll, als wolle er sich entschuldigen: »Und schließlich mussten wir noch das Howalgonium zu Sextagonium verwandeln. Auch alles andere als eine leichte Sache.«

Rhodan hob die Hand und sagte, an Ovaron gewandt: »Es ist nicht gelungen, sofort um zweihunderttausend Jahre in die Vergangenheit zu springen. Daher wissen wir nur etwas über die Zeitspanne zwischen der Ausgangszeit und etwa fünfzig Jahrtausenden Vergangenheit. Das Wissen, das wir in unseren Archiven haben, bezieht sich auf die Kultur der Lemurer und deren Kampf gegen die künstlich erzeugten Lebewesen.«

Rhodans nachdenklicher Blick traf den schmalbrüstigen Zentauren Takvorian.

»Das sind eine ganze Reihe von Fragen, die Sie hier aufgeworfen haben, Rhodan«, sagte Ovaron. Er fühlte die Spannung zwischen den Teilnehmern und lehnte sich schwer zurück. Um sie herum standen die Maschinen und Schaltbänke dieses Saales – in der freien Fläche im Zentrum stand die Gruppe. Die Maschinen ragten wie farbige Mauern und ein bizarrer Stahlwald hinter ihnen auf, schlossen sie ein, schufen eine abgezirkelte Zone relativer Behaglichkeit.

»Wir sind hier, um nach Möglichkeit alle Fragen zu lösen«, sagte Ras Tschubai. »Und mir persönlich wäre lieber, wenn Atlan und dieser Schreihals Cascal schon da wären.«

Gucky sprang empört einen halben Meter von seinem Sitz hoch, warf einen Strunk eines exotischen Gewächses nach Tschubai, der gekonnt auswich.

»Cascal ist kein Schreihals, merk dir das!«, schrie er. »Ein reizender Bursche. Aber ihr versteht seine Ironie halt nicht, das ist es.«

Lord Zwiebus grollte: »Aber du verstehst sie, ja?«

»Natürlich«, gab der Mausbiber empört zurück. »Ich verstehe alles.«

Rhodan hob beschwichtigend die Hand und sagte scharf: »Wir verstehen dich, Kleiner ... aber haben wir jetzt nichts Wichtigeres zu besprechen? Du blamierst dich womöglich noch vor unseren Gästen – oder eigentlich sind wir Ihr Gast, Ovaron.«

»Richtig. Aber es scheint mir so, dass unser neandertaloider Freund ein Problem ganz besonderer Struktur hat«, sagte der Tryzom-Tänzer.

»Natürlich!«, sagte Lord Zwiebus und stampfte mit der Keule auf. »Es ist mein eigenes Zeitparadoxon, das mich beschäftigt.«

Fellmer Lloyd fragte halblaut: »Woraus besteht es?«

Lord Zwiebus entblößte sein mächtiges Gebiss, mit dem er, wie Cascal in seiner unnachahmlichen Art behauptet hatte, Kokosnüsse knacken konnte und rief: »Ich bin durch diese Kuppel in die ferne Vergangenheit versetzt worden, und darüber hinaus in eine Zeit, die vor meiner eigentlichen Geburt oder Erschaffung liegt. Ich bin also eigentlich noch nicht da.«

Icho Tolot begann zu lachen.

Das dröhnende Geräusch klang in der großen, kahlen Halle, zwischen all den stählernen Maschinen, Speicherbänken, Umformern und Schaltpulten wie ein Gewitter. Der Widerhall klang nach, Gläser schienen zu klirren, und Alaska Saedelaere hielt sich ostentativ die Ohren zu.

»Lach doch nicht so dumm!«, brüllte Zwiebus und schüttelte seine behaarte Faust. »Ich bin in einer Zeit, in der an mich noch nicht gedacht wurde. Noch nicht einmal in der Planung, geschweige denn im Stadium der Entwicklung. Das frustriert ungeheuer, falls du dieses Fremdwort in deinem Wortschatz hast!«

Icho Tolot klappte seinen Rachen zu, seine Augen strahlten, und er blinzelte etwas.

Als es wieder ruhig war, deutete Rhodan auf Ovaron und fragte geradeheraus: »Ovaron – Sie sind zum Flüchtling geworden oder gemacht worden. Richtig?«

Ovaron stand langsam auf, ging einige Schritte und blieb dann stehen, seine kräftigen Hände auf der schalenförmigen Lehne des Sessels.

»Das ist richtig, ich brauche es hier nicht mehr zu betonen. Meine Gegner sind Levtron und der neue Chef der Geheimpolizei Golamo, Tarakan. Sie verfolgen mich, weil mir offiziell vorgeworfen wird, ich hätte Ihr Zeitgerät bewusst entkommen lassen. Das mag bis zu einem gewissen Grad richtig sein, aber so einfach kann man es nicht ausdrücken.«

Ovaron wusste noch immer nicht, welche Kräfte in ihm tobten.

Er hatte deutliche und sehr bewusste Erinnerungen an die Vergangenheit. Die Jugend, die harte, schwierige und lange Ausbildung, einige Qualifikationen und flüchtige Abenteuer, das lag alles klar vor seinem inneren Bewusstsein. Trotz der Fähigkeit, die er besaß, nämlich gleichzeitig zweigleisig zu denken, eine Art intellektueller Schizophrenie, hatte er ständig das deutliche Gefühl, dass er eine Aufgabe hatte, die er nicht kannte. Als habe man ein Wissen tief in ihm verankert, das er nicht aktivieren konnte.

Zum ersten Mal schaltete sich der Pferdemutant in die Unterhaltung ein.

»Aber dadurch, dass du geflohen bist, Ovaron, ist Merceile in größte Schwierigkeiten geraten.«

Ovaron nickte.

»Ich weiß. Ich sinne schon die ganze Zeit darüber nach, wie wir diesen sehr unangenehmen Zustand ändern können.«

»Levtron scheint sie für sich zu wollen, jedenfalls habe ich nichts anderes gemerkt. Er ist halb verrückt nach ihr!«, erklärte Takvorian.

»Aus diesem Grund hat er sie auch vom neuen Chef der Geheimpolizei, Tarakan, verhaften und einsperren lassen!«, erwiderte Ovaron wütend. Trotzdem blieb sein Gesichtsausdruck beherrscht und überlegen.

Rhodan fragte kurz: »Woher wissen Sie das?«

»Schließlich bin ich als ziemlich guter Wissenschaftler auf der Ebene der Hyperphysik bekannt und habe eine Menge von Querverbindungen. Außerdem wirkte bis vor kurzem noch mein Status als Chef der Energieversorgung und der Abwehr.«

Ovarons wissenschaftliches Fachgebiet war das der Sextadim-Navigation, das hatten sie vorübergehend vergessen.

»Ich verstehe«, sagte Rhodan. »Was können wir unternehmen, oder ich sollte besser fragen: Was kann unternommen werden, um dieses arme Geschöpf aus den Krallen Levtrons zu reißen?«

Gucky kreischte: »Soll ich sie holen?«

Alaska winkte ab.

»Wir werden etwas Ähnliches unternehmen müssen, wenn wir sie retten wollen«, sagte Takvorian. »Aber Sie wollten uns noch einige Dokumente zeigen, Rhodan, aus denen hervorgeht, wie skrupellos die Rasse der Cappins ist. Begreiflicherweise bin ich daran etwas interessiert.«

»Begreiflicherweise!«, murmelte Ovaron. »Ich warte auch darauf, diese Beweise zu sehen. Ich habe da so ein Gefühl ...«

Er ließ den Satz offen.

Ras Tschubai und Alaska Saedelaere schleppten zwei kleine, aber offensichtlich ziemlich schwere Koffer herbei, öffneten sie und stapelten Teile des Inhalts methodisch auf den Tisch.

»Wie gut, dass wir die Dokumentation in Mikroformat mitgenommen haben«, sagte Fellmer Lloyd.

»So ist es«, sagte Rhodan. »Wo nur Atlan bleibt?«

Gucky sagte: »Er sollte vor genau elf Stunden eingetroffen sein. Bisher ist nichts geschehen – ich weiß auch nichts. Aber sicher hat Freund Atlan, der weißhaarige Beuteterraner, seine guten Gründe.«

Den beiden Fremdlingen wurde erklärt, wie die Projektoren zu bedienen wären, und was sie schildern würden.

Während die anderen Expeditionsteilnehmer sich in der Station verteilten und ihren Beschäftigungen nachgingen, sich schlafen legten oder etwas aßen, erläuterten Rhodan und Ras Tschubai Ovaron, was die Projektoren zeigten.

Es war Beweismaterial aus den Archiven der Administration.

Die Abenteuer Rhodans und seines Teams wurden wieder lebendig, daneben die Folgerungen und Berechnungen dieser Erlebnisse und die scharfsinnigen Analysen von Rechenmaschinen und historischer Forschung.

Noch einmal tobten die Kämpfe der Lemurer gegen die Präbios.

Noch einmal geschahen die bedrohlichen Vorgänge zwischen Sonne und dem dritten Planeten, noch einmal drohte die Sonne, das System zu verschlingen, wurden die letzten überlebenden Cappins getötet.

Ein zweites Mal wurde das Land der Türme geschildert, in denen sich die riesigen Herden von drei verschiedenen biologischen Zuchtergebnissen vermehrten.

Filme liefen ab, Bilder wurden gezeigt, Berichte wurden gesprochen, Kurven und Zahlen erschienen. Langsam begriff Ovaron mehr und mehr Dinge – durch dieses Beweismaterial aus der Ausgangszeit, aufgenommen bei den verschiedenen Gelegenheiten, bei den Vorstößen in die nähere Vergangenheit, erfuhr er alles über die verbrecherischen biologischen Experimente der Cappins und deren unglaublichen Erfolg.

Einmal sagte er erschüttert und leise: »Vermutlich wollte niemand aus meiner Rasse das, was wir hier sahen. Diese Entwicklung geschah ungewollt.«

Rhodan nickte nur schweigend.

»Die Lemurer!«, sagte Rhodan und wechselte eine der eckigen Bildspulen aus.

Die Geschichte ging weiter.

Der Untergang der Lemurer wurde geschildert und dann die Anfänge einer neuen Menschheit, derjenigen, aus der Rhodan und seine terranischen Mitarbeiter stammten.

Schließlich endete die schlüssige Beweisführung.

»Verdammt!«, sagte Rhodan, nachdem er auf die Uhr geschaut hatte.

Alaska nickte und murmelte: »Drei Stunden, Sir. Kürzer sind Einsichten solcher Tragweite kaum zu vermitteln.«

Sie begannen die Ausrüstung wieder einzupacken und verschlossen die Koffer.

»Ich ...«, begann Ovaron, dann schüttelte er den Kopf und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück.

Der Pedotransferer, Träger der Tryzom-Körperchen, überlegte.

Er überlegte gleichzeitig zwei verschiedene Aspekte dieser vermittelten Erkenntnisse. Die beiden polaren emotionellen Empfindungssysteme arbeiteten in seinem Körper, und er wusste plötzlich, ohne sagen zu können woher, dass diese Beeinträchtigung seines Unterbewusstseins aufgehört hatte.

Das konnte nur eines bedeuten:

Etwas in seinen verborgenen Empfindungen oder seinem versteckten Bewusstsein hatte mit dieser Schilderung hier und den erfolgten Überlegungen seine Aufgabe gefunden. Anscheinend war er irgendwie auf diesen Moment programmiert oder hypnotisiert worden. Die Zweifel, die ihn jahrelang gequält hatten, waren wie weggeblasen. Verschwunden. Weg.

»Ich glaube, Ihnen zwei Dinge von großer Wichtigkeit sagen zu können, Rhodan«, meinte Ovaron.

Rhodan senkte den Kopf und sagte leise: »Ich höre zu.«

Ihm war ein gewisser feierlicher Ton in der Aussprache nicht entgangen.

»Ich wurde bisher von einem inneren Zwang beherrscht«, sagte der Cappin entschlossen. »Dieser Zwang schob mich in Richtung gewisser Ziele oder Aufgaben, die nicht meiner Art entsprachen.«

»Ja!«

»Ich sehe jetzt, hier und heute alle diese Aufgaben als beendet an. Nicht gelöst, aber gegenstandslos geworden. Ich habe eine neue Aufgabe, Rhodan!«

Rhodan starrte in die großen, blauen Augen.

»Welche?«

Ovaron streckte ihm die Hand entgegen.

Rhodan zögerte noch und wartete auf die Antwort.

»Ich schließe mich rückhaltlos Ihnen an. Nicht unbedingt Ihnen persönlich, sondern der Aufgabe, die Ihnen gestellt worden ist. Ich werde sie mit allen Mitteln und allen meinen Möglichkeiten vertreten und unterstützen. Mit anderen Worten: Ich biete Ihnen und somit allen Terranern meine Freundschaft an. Bedingungslos. Und ich spreche auch für meinen Freund Takvorian. Tak?«

»Selbstverständlich«, sagte der Pferdemutant.

Rhodan schüttelte Ovarons Hand, dann die Hand Takvorians, und sagte schließlich sehr ernst: »Ich habe in meinem Leben viele Fehler gemacht, aber niemals den Fehler, Freundschaftsangebote auszuschlagen. Aber welche Garantie habe ich?«

»Ich meine es ... wir meinen es ehrlich, Rhodan!«, sagte Ovaron entschlossen und ohne zu zögern.

»Ich soll Ihnen sozusagen blind vertrauen?«, fragte der Großadministrator.

»Ich bitte darum. Ich werde versuchen, Ihnen zu beweisen, was ich meine.«

»Ich werde darauf zurückkommen.«

Wieder sprang der Cappin auf und ging aufgeregt hinter seinem Sessel hin und her. Er blieb stehen und beugte sich vor, streckte beide Arme aus und rief leise: »Ich weiß nicht genau, woher ich komme und wer ich eigentlich bin. Aber ich weiß auch sehr genau, dass ich mit all diesen Scheußlichkeiten nichts zu tun haben möchte. Ich weiß auch keineswegs, wer mir das Fachwissen verliehen hat, die Begabungen und viele andere Dinge ... ich glaube fast, ein anderer ist für meine persönliche Erinnerungen verantwortlich. Bis auf Merceile, das ist etwas anderes.«

»Gut«, sagte Rhodan. »Ich habe mich entschlossen, Ihnen zu glauben. Aber nehmen Sie niemals an, dass wir lahme oder zögernde Partner sind. Wir sind eine typisch junge Rasse, die sich behaupten muss und wird. Wir sind so friedliebend wie eine Taube, aber wer uns angreift, wird merken, dass wir schnell wie die Falken sind.«

»Das ist auch meine Einstellung«, sagte Ovaron.

»Es wird uns die Zusammenarbeit erleichtern. Unerschütterliche Freundschaft – das ist etwas Schönes. Aber es ist gleichzeitig so schwer wie selten etwas im Leben eines Wesens. Es klingt kitschig, ich weiß, aber es ist nun einmal so. Aber wir haben einige dringendere Probleme als ethische Erörterungen. Ja, Alaska?«

Saedelaere klopfte mit dem Nagel des rechten Zeigefingers auf das Glas seiner Digitaluhr.

»Atlan und Cascal sind vierzehn Stunden überfällig.«

Rhodan stand auf und sah sich in der Halle um. Die Anzeigen der Geräte starrten wie glühende Augen von unbeweglichen Fabelwesen.

»Es wird Zeit, dass etwas unternommen wird«, sagte der Großadministrator entschlossen.

»Aber was?«

Rhodan wandte sich an Takvorian und Ovaron und sagte: »Damit wir ruhig schlafen und guten Gewissens handeln können, da Ihnen auch etwas an Merceile liegt ... holen wir das Mädchen hierher.«

Der Pferdemutant grinste und fuchtelte mit seinen dünnen Armen. Er sagte: »Das ist das richtige Wort in der rechten Stunde.«

Ras Tschubai schaute hoch und suchte Rhodans Gesicht.

»Soll ich ...?«, fragte er.

»Ja. Geht nach Matronis und holt das Mädchen aus dem Bereich von Levtron heraus. Ich würde vorschlagen – Gucky, Ras Tschubai, Ovaron und Takvorian. Sie können Ihre Fähigkeiten als Movator hier sehr gut einsetzen, Takvorian ... ich darf Sie doch Tak nennen?«

»Nur zu, Rhodan«, sagte Takvorian und trabte vorsichtig halb um die Sitzgruppe herum.

»Wieviel Zeit haben wir?«

Rhodan sah auf die Uhr und runzelte die Brauen.

»So viel wie nötig und so wenig wie möglich«, erwiderte er gedehnt. »Wir wissen nicht, wann Atlan kommt. Treffpunkt ist hier, weil wir hier vor Entdeckungen so gut wie sicher sind. Wenigstens vorläufig.«

»So ist es. Ich esse nur noch etwas, stelle dann meine Ausrüstung zusammen, dann können wir aufbrechen.«

Neben Ovaron verschwand auch der missglückte Zentaur zwischen den dunklen Schächten in der Halle. Rhodan sah ihnen schweigend nach.

Perry Rhodan 440: Der Ring des Verderbens

Подняться наверх