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I. Vorwort
ОглавлениеDie hier zusammengeführten Texte sind in den Jahren 2014 und 2015 entstanden. Sie wurden auf meiner Webseite www.hanschuemann.de veröffentlicht und später überarbeitet. Es sind Versuche, die gängigen Vorstellungen vom Fortschritt, der Verbesserung und der Humanisierung aus einer skeptischen Sicht zu beurteilen, die heutigen politischen Verhältnisse eingeschlossen. Die Texte thematisieren langfristige Entwicklungen und haben ihre Aktualität bewahrt.
Es ist offensichtlich, dass wir seit Jahrmillionen eine evolutionäre Entwicklung durchlaufen. Wir schreiten als Einzelne und Familien, Kulturen und Staatengebilde in raumzeitlichen Verhältnissen fort, beginnend in archaischen Gruppen und Stämmen hin zu den hochkomplexen Strukturen heutiger Nationen und Weltorganisationen. Jedoch ist dieses Fortschreiten nicht mit der gängigen Vorstellung vom „Fortschritt“ zu verwechseln, die im 19. und 20. Jahrhundert zur Ideologie wurde und weiterhin dominiert. Marktwirtschaftlich-liberale, sozialdemokratische, grüne und christlich orientierte Parteien bedienen sich des Fortschrittskonzeptes ebenso wie marxistische. Mörderische sozialistische Diktaturen deklarierten sich als ein großes Fortschrittsprojekt.
Ein gutes, gelingendes Leben orientiert sich daher an der Befreiung von Illusionen. Eine Skepsis gegenüber den Fortschrittsverheißungen der Parteien, der politischen Elite und einiger Religionen ist die Folge. Die Texte dieses Buches betonen das in der antiken Philosophie zentrale Motiv der „Sorge um sich“, der Weisheit und Selbsterkenntnis, die ein Annehmen der unbewussten und bewussten Anteile der Persönlichkeit ist. Ein maßvolles Verhalten des Einzelnen und dessen Eigenverantwortlichkeit gehören dazu ebenso, wie die Distanz gegenüber politischen Massenbewegungen. Dem widerspricht nicht, dass Leben ein langer Lernprozess ist und wir in der Jugend und im mittleren Alter zahlreichen Illusionen erlegen sein können. Aus durchlebten Illusionen entsteht Reifung.
Der erste Text, „Die maßlose Moderne – Über Fortschritt und Modernisierung“, ist im Herbst 2015 entstanden. Er sucht die Wirren heutiger Politik, Ökonomie und Kultur aus den ihnen zugrunde liegenden Vorstellungen und historischen Entwicklungen zu betrachten. Überlegungen zum Bewusstsein und zu unseren evolutionären Prägungen fließen ein.
Der unter III. veröffentlichte Text „Narrenlärm – Eine Kulturkritik inspiriert von Sebastian Brants ‚Narrenschiff‘, mit Anmerkungen zum Flüchtlingszustrom im Jahr 2015“ entstand im Spätsommer jenes Jahres. Ausgehend von den europäischen Extremen, die im 20. Jahrhundert zwischen radikalem Nationalismus und marxistischem Internationalismus pendelten, ist es ein Kommentar zur politischen Wirrnis der deutschen Regierung im Jahr 2015. Die Hybris der radikalen Grenzöffnung und der hunderttausendfachen Rechtsbeugung durch die unterlassenen Identitätskontrollen führten zu einem monatelangen Staatsversagen, einer weiterhin andauernden Vertrauenskrise und einer Verschärfung der gesellschaftlichen Spaltung.
Der dritte Text, „Ein skeptisch heiterer Zukunftsentwurf“, entstand im Sommer 2014, ausgelöst durch die sich verschärfende Konfrontation des Westens mit Russland, dem so wiederbelebten Kalten Krieg und der Gefahr eines Nuklearkrieges. Er hat an Aktualität gewonnen durch die sich zuspitzenden politischen Ereignisse. Ein weiterer völkerrechtswidriger Angriff der USA, Englands und Frankreichs auf das mit Russland verbündete syrische Regime erfolgte ohne Absprachen im UN-Sicherheitsrat. Wie vor dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1914 leben wir in einer aufgeladenen Stimmung der Konfrontation und der Anschuldigungen. Geschürt wird sie von der seit Jahrzehnten auf Vorherrschaft und Dollar- Imperialismus gerichteten Politik der USA.
Der unter V. angeführte Text „Griechenland. Hybris oder Schmierenkomödie? Der moderne Extremismus“, ist im Sommer 2015 entstanden. Anlass war die Wahl der links-rechtsradikalen Regierung in Griechenland unter der Führung des linksextremen Demagogen Alexis Tsipras und die sich damit verschärfende Krise der Europäischen Union. Die hier gemachten Bemerkungen haben weiterhin Bedeutung, denn radikale Bewegungen erhalten in Europa wachsenden Zulauf. Zuletzt wurde bei dem G 20- Gipfel in Hamburg das Hassgeschrei zehntausender Linksextremisten wieder deutlich – unter ihnen die fanatischen Gewalttäter der „Antifaschisten“ und des „Schwarzen Blocks“, die ein weiteres Mal ihren Zerstörungswahn mit Brandstiftung und Plünderung auslebten.